Aalst

Stadt in Belgien
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Aalst (französisch Alost) ist eine belgische Stadt mit 78.271 Einwohnern (1. Januar 2008) an der Dender in der Provinz Ostflandern. Sie liegt 14 m über dem Meer und ist Sitz der Verwaltung des Arrondissements Aalst.

Aalst
Aalst (Provinz Ostflandern)
Aalst (Provinz Ostflandern)
Aalst
Staat: Belgien Belgien
Region: Flandern
Provinz: Ostflandern
Bezirk: Aalst
Koordinaten: 50° 56′ N, 4° 2′ OKoordinaten: 50° 56′ N, 4° 2′ O
Fläche: 78,12 km²
Einwohner: 90.995 (1. Jan. 2024)
Bevölkerungsdichte: 1165 Einwohner je km²
Höhe: 14 m
Postleitzahl: 9300 (Aalst)
9308 (Gijzegem, Hofstade)
9310 (Baardegem, Herdersem, Meldert, Moorsel)
9320 (Erembodegem, Nieuwerkerken)
Vorwahl: 053
Bürgermeister: Ilse Uyttersprot (CD&V)
Adresse der
Kommunal-
verwaltung:
Stadhuis
Grote Markt 3
9300 Aalst
Website: www.aalst.be
Rathaus und Belfried von Aalst

Stadtgliederung

Die Stadt umfasst die Teilgemeinden Baardegem, Erembodegem, Gijzegem, Herdersem, Hofstade, Meldert, Moorsel und Nieuwerkerken.

Geschichte

Aus antiken Funden kann geschlossen werden, dass das Gebiet um Aalst schon zur Zeit des Römischen Reichs besiedelt war. 870 ist Aalst als eine Burg bezeugt. Aufgrund der strategisch bedeutsamen Lage am Schnittpunkt des Flusses Dender mit der Straße von Brügge nach Köln wurde Aalst sodann zu einer Stadt mit Hafen ausgebaut. 1046 kam sie an Graf Balduin V. von Flandern und wurde der Mittelpunkt der Grafschaft Aalst innerhalb Reichsflanderns, das ein Lehen des Heiligen Römischen Reichs darstellte. Die (seit 964 nachweisbare) Adelsfamilie, der Balduin V. die Regierung der Grafschaft Aalst anvertraute, hatte zuvor die Vogtei über Güter der Abtei Sint Pieter zu Gent besessen. Ihre Mitglieder führten zunächst keinen Grafentitel, sondern regierten als Herren von Aalst. Um 1076 kam das Waasland zur Grafschaft Aalst. Auf Boudewijn I. folgte 1081 dessen Sohn Boudewijn II. als Herr von Aalst, der 1097 während der Belagerung von Nicäa starb. Boudewijn III. wurde Nachfolger seines Vaters Boudewijn II. und regierte bis 1127. Iwein, ein Bruder Boudewijns III., unterstützte Dietrich von Elsass gegen Wilhelm Clito, der 1128 bei der Belagerung von Aalst den Tod fand. Mit der Erlaubnis Dietrichs wurde Iwein nun Nachfolger seines Bruders und führte als erster seiner Familie den Titel comes. 1145 folgte Iweins Sohn Dirk, der 1166 kinderlos starb, woraufhin die Grafschaft Aalst mit Flandern vereinigt wurde.

Während der Blütezeit von Aalst im 15. Jahrhundert war die Gilde der Weber sehr einflussreich. Der um 1446 in Aalst geborene Dirk Martens gründete hier 1473 die erste Buchdruckerei der Niederlande. Ihm wurde 1856 eine Statue von Geefs errichtet. 1578 wurden die Befestigungsanlagen Aalsts unter Johannes Corputius' Leitung ausgebaut. 1667, während des Devolutionskriegs, eroberte der französische Marschall Turenne Aalst nach viertägiger Belagerung und ließ die Festungswerke schleifen. Die Stadt entfaltete eine blühende Textilindustrie und stand bis 1706 unter französischer Herrschaft, als sie nach der Schlacht bei Ramillies wieder an Flandern zurückfiel. Am 14. Dezember 1813 warfen preußische Truppen die Franzosen bei Aalst zurück. Im 19. Jahrhundert kam es durch die Industrielle Revolution zu sozialen Unruhen. Während beider Weltkriege wurde die Stadt von deutschen Truppen erobert, die sie von September 1914 bis November 1918 bzw. von Mai 1940 bis September 1944 besetzt hielten. Während der Kampfhandlungen erlitt Aalst schwere Zerstörungen.

Wirtschaft und Verkehr

Wichtigster Wirtschaftsfaktor der Stadt ist die Textilindustrie. Daneben ist sie Zentrum der belgischen Schnittblumenzucht und ein Hopfenmarkt mit Brauereien.

1962 errichtete Honda Belgium SA ein Produktionswerk in Aalst, das seinerzeit die erste Produktionseinheit von Honda außerhalb Japans war.

Am Bahnhof Aalst verkehren täglich ungefähr 240 Züge. Es existieren Intercity-Verbindungen nach Brüssel und Gent, sowie Regionalverkehr nach Geraardsbergen und Zottegem.

Bildung

In Aalst gibt es eine technische Schule und ein Jesuitenseminar.

Sehenswürdigkeiten

Bedeutende Bauwerke liegen in der Altstadt von Aalst:

  • Die unvollendete spätgotische Kirche St. Martin (1480-1566) besitzt ein um 1625-1630 im Auftrag der städtischen Brauereigilde von Peter Paul Rubens geschaffenes Gemälde („Der heilige Rochus, Schutzheiliger der Pestkranken“), das er angeblich in nur acht Tagen malte. Die Kirche hat auch ein bedeutendes Tabernakel (1605) mit Skulpturen von Hieronymus Duquesnoy dem Älteren.
  • Das ehemalige Rathaus (Schepenhuis), mit dessen Erbauung bereits Anfang des 13. Jahrhunderts begonnen wurde, ist das älteste Belgiens. Dort werden bis ins 12. Jahrhundert zurückdatierende Manuskripte aufbewahrt. Nach der Zerstörung durch einen Brand (1360) wurde das Rathaus bald renoviert, ebenso nach einem weiteren Brand im Jahr 1879. Es besitzt einen schönen Belfried (1466), der ein Carillon mit 52 Glocken enthält. Er gehört zusammen mit dem Rathaus seit 1999 zum UNESCO-Welterbe „Belfriede in Belgien und Frankreich”.
  • Auf dem Grote Markt steht die 1630 erbaute sog. Amsterdamer Börse.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen

  • Pedro Brugada, Kardiologe, arbeitet als Professor für Kardiologie am Onze-Lieve-Vrouwziekenhuis in Aalst.
  • Rudy Dhaenens, Radrennfahrer, verunglückte bei der Übertragung eines Radrennens tödlich.
  • Rinus Michels, niederländischer Fußballspieler und -trainer, starb 2005 in Aalst.
  • Johan Vandewalle, Orientalist, leitet in Aalst einen Verein für Orientalistik, Beratungen über fremde Kulturen und Sprachunterricht.
Wiktionary: Aalst – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  Wikisource: Aalst – Artikel der 4. Auflage von Meyers Konversations-Lexikon
Commons: Aalst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien