Diskussion:Tempelprostitution

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Welche Religion, welches Land, welche Völker, welche Götter, welche Tempel? Bistum im Altertum? Geschichte der T.?
Der Artikel hat nicht gerade viel Informationsgehalt... --Kat 16:26, 2. Jul 2003 (CEST)


Uups, jetzt hatte ich doch vergessen, mich anzumelden ! Also, Caliban hat den Artikel neu geschrieben, falls Interesse besteht, kann ich ihn beliebig weiter ausbauen ! "Caliban 21:01, 11. Mär 2004 (CET)", Kommentare auch als Mail willkommen.



"Daher ist sie mit der späteren profanen Prostitution nicht vergleichbar und kann auch nicht als ihr Vorläufer angesehen werden." Wieso nicht ? Glaubt "Mann" denn wirklich, dass es Frauen unter dem Deckmantel des Kultes mehr Vergnügen bereitet als bei "profaner Bezahlung" ? Thomas Ihle 23:48, 11. Mär 2004 (CET)

Denkst Du, die heutige Prostitution und Menschenhandel habe irgend etwas mit einem heiligen Akt oder Gottesdienst gemeinsam?
Es ist gut möglich, dass damalige Tempelprostituierte für ihren Gottesdienst respektiert und angesehen waren. Es ist ebenfalls gut möglich, dass sie die jungen Männer gerne ins Liebesspiel initiierten. Wieso nicht? Von der heutigen sozialen Ausgrenzung, sozialen Stellung und allgemeinen Situation in der Prostitution auf damalige Verhältnisse zu schliessen, ist hochgradig unwissenschaftlich. --Katharina 10:03, 12. Mär 2004 (CET)

Katharina: Mich stört nur der oben eingegrenzte Satz. Wenn wir davon ausgehen können, dass die Tempelprostitution zum damaligen Zeitraum, im angegebenen Gebiet üblich war, dann in den griechischen Kulturkreis überschwappte und schließlich Solon es als Geldeinnahmequelle erfasste, muss man dabei wohl oder übel von einem Vorläufer, wie auch immer geartet reden können. Die heutige Stellung der Frau damit zu vergleichen war von mir nicht beabsichtigt. Gruss Thomas Ihle 18:49, 12. Mär 2004 (CET)

Dass zwischen beiden Phänomenen überhaupt ein Zusammenhang besteht, wage ich stark zu bezweifeln. Im besten Fall ist dieser Zusammenhang spekulativ - aber für eine lineare Entwicklung gibt es keinerlei archäologische oder wissenschaftliche Belege. Der Name (Prostitution) führe ich (Spekulation meinerseits!) auf eine androzentrische Projektion bei den guten, alten Archäologen und Geschichtsforschern zurück: Nur weil da Männer mit Frauen geschlafen haben (oder war's nicht eher umgekehrt?) und für diese Gunst dem Tempel Opfergaben überreichten, heisst das noch lange nicht, dass sich die Frauen verkauften oder verkauft wurden. --Katharina 22:41, 12. Mär 2004 (CET)

Entfernter Teil:

Seltsamerweise wird in den Primärquellen wie auch in der Sekundärliteratur kaum etwas zu den Auswirkungen der sakralen Prostitution auf den Alltag der damaligen Zeit gesagt. Also soll hier völlig unabhängig von der vorhandenen Literatur kurz auf einige interessante Aspekte eingegangen werden: Die sakrale Prostitution fand ja vor der Hochzeit statt. Also bekam die unverheiratete Frau die Möglichkeit, ihre Sexualität völlig unabhängig von Heim und Herd auszuleben. Da z.B. bei Ausgrabungen auf Zypern zahllose in Ton geformte Uteri gefunden wurden, darf man wohl davon ausgehen, daß im Tempel ein umfangreiches Wissen über all diese Dinge existierte. Die unverheiratete Frau wird also im Tempel in alle mit der Sexualität zusammenhängenden Themen eingeführt worden sein. Bemerkenswert ist vor allem, daß hier vorehelicher Geschlechtsverkehr ermöglicht wurde. Wobei ja die Frage offen bleibt, ob nicht doch eine Art von Ehe-Vermittlung praktiziert wurde. Und was für ein Schicksal drohte den unattraktiven Frauen ? Nun, vielleicht mußten sie ihr Leben lang im Tempel bleiben, denn das Warten auf den Mann galt als Prüfung, die nicht abgekürzt werden durfte. Da in damaliger Zeit die Ehe unbedingt zur Zeugung von Nachwuchs führen mußte, ist die sakrale Prostitution auch unter diesem Aspekt zu sehen: So hatte die Frau die Chance, schwanger zu werden, auch wenn der künftige Ehemann aus irgendwelchen Gründen keine Kinder zeugen konnte ! Und vom zukünftigen Ehemann wurde von vornherein der Verzicht auf Eifersucht und das Denken in der "mein-Kind"-Kategorie gefordert, da ja zumindest das 1. Kind - und speziell der erstgeborene Sohn ! - von einem fremden Mann stammen konnte und wohl meistens auch stammte ! So entmachtete der Tempel die beteiligten Familien und erlaubte das, was sonst wohl nie erlaubt worden wäre. Aber der Tempel ebnete wohl auch die sozialen Unterschiede etwas ein. Denn mit großer Wahrscheinlichkeit gab der Tempel von dem Geld und Gold, was er erhielt, einen Teil an die Frau zurück, woraus dann die Aussteuer gebildet werden konnte. Und der Tempel wurde durch diese Frauen sicher auch berühmt und viel besucht, es zogen also alle Beteiligten Vorteil aus dieser Institution. Gesetzt den Fall, unattraktive Frauen mußten tatsächlich ihr Leben lang im Tempel bleiben, so ist das immerhin eine bemerkenswerte Lösung des Problems der Unverheiratbarkeit ! Welches Schicksal hätte diese Frauen denn sonst erwartet ? Sie wären vielleicht ihr Leben lang von der Gesellschaft verspottet worden und hätten in ihrer Familie ein Leben als Dienerin führen müssen. So nahm der Tempel in vielerlei Hinsicht eine soziale Funktion wahr, vor allem aber stellte er die Frau unter seinen Schutz, er nahm der Sexualität das Alltägliche und gab der Sexualität eine neue, ganz eigene Bedeutung.

Caliban, Deine Bemerkungen mögen ja interessant sein, aber a) sind sie rein spekulativer Natur und b) androzentriert bis zum geht-nicht-mehr. Du kannst nicht einfach Deine heutige Sichtweise auf die damalige Kultur projizieren und Dinge hineininterpretieren, für die es weder historische Belege noch sonst irgend welche Anhaltspunkte gibt! --Katharina 22:41, 12. Mär 2004 (CET)


Katharina:

Literatur:

  • Licht, Hans: Sittengeschichte Griechenlands. Rowohlt, 1968.
  • Rosenbaum, Julius: Geschichte der Lustseuche. Leipzig, 7. Auflage 1904. (Reprint)
  • Dufour: Geschichte der Prostitution. Langenscheidt, 5. Auflage 1905 (Reprint)


Rosenbaum schreibt ab Seite 53: „Das ursprüngliche mag die Weihe der Jungfrau an die Göttin überhaupt gewesen sein. Sie sollte ferner dadurch der Göttin der Lust ihren Tribut bringen, um sich dann nur behufs des Kinderzeugens mit dem Manne zu vereinigen. Die Sitte verlor ihren reinern Charakter nach und nach, ward dann auch nicht mehr allgemeine Volkssitte, sondern nur für die ärmere Klasse verbindlich, die zugleich darin eine Gelegenheit fand, sich eine Morgengabe zu erwerben, während die Reichen dafür Sklavinnen dem Tempel der Göttin zustellten und dadurch zur Entstehung der beständigen Hierodulen, aus denen späterhin die eigentlichen Freudenmädchen hervorgingen, Veranlassung gaben, somit zur Entstehung der Bordelle den Grund legten. Aus der Idee der Weihe entwickelte sich später die der Initiative für den Ehestand, welche wir in den Probenächten des Mittelalters wiederfinden, auf der einen Seite, auf der andern die der Hörigkeit, woraus das „jus primae noctis“ hervorging. Als zweites Moment ist dann die Ansicht von der Schädlichkeit des Scheidenblutes bei der Defloration zu betrachten ...... da die Defloration für die Jungfrau noch schmerzlicher ist, und sie nur einmal mit dem Fremden zu tun hatte, so konnte sie leicht zu der Idee gelangen, dass nur der Fremde daran Schuld, mithin jedes Hingeben an Fremde mit denselben Schmerzen verbunden sei, wodurch sie dann umso mehr abgeschreckt wurde, als die Umarmung des Ehemannes ihr ja nur angenehme Gefühle erregte, sie also keine Veranlassung hatte, die eheliche Treue zu brechen.“

Licht schreibt ab Seite 204: "Um die Vorübergehenden anzulocken, standen oder saßen die Dirnen wohl auch vor den Lupanarien, weshalb sie auch Prostubila oder Prosedae hießen; das erste Wort ist von prostare abzuleiten, woher ja auch der Ausdruck Prostitution kommt"

Dufour spricht ab Seite 5 sogar von "Gastlicher Prostitution" der Babylonier.

Gruss

thomas 23:10, 12. Mär 2004 (CET)


Thomas, diese Bücher stammen von 1904 und 1905. Seither hat sich in der Kulturanthropologie verdammt viel getan! Gerade der zweite Teil (über die Schändlichkeit des Scheidenblutes) ist aus heutigem Wissensstand völliger Unsinn - das ist reine Spekulation des Autoren (und vermutlich Wunschdenken!). --Katharina 23:23, 12. Mär 2004 (CET)


Stimmt, nur bei Pauly werden diese heute noch als Literaturangaben verwendet. Natürlich ist es aus heutiger Sicht barer Unsinn, doch erwähnenswert im Hinblick auf das Denken bzw. Entstehen der kultischen Prostitution. Gruss thomas 23:28, 12. Mär 2004 (CET)

Interessant finde ich solche Texte nur in Hinblick auf das Denken der Männer um die Jahrhunderwende, ehrlich gesagt. --Katharina 23:32, 12. Mär 2004 (CET)



Wieso ? Hat sich das Denken der Männer verändert ?

(ein Scherz) Liebe Grüsse thomas 23:44, 12. Mär 2004 (CET)

Ich hoffe doch. Hier ein interessanter Text zum Thema: http://www.geschichte-der-sexualitaet.de/Kap02.htm (von einem Mann geschrieben :-) --Katharina 23:52, 12. Mär 2004 (CET)

Ich protestiere hiermit auf schärfste dagegen, daß mein Beitrag sofort gelöscht wurde ! Wiki muß auch meine Beiträge "ertragen", da ich mich im Rahmen meines Studiums umfassend mit dem Thema beschäftigt habe und ohne Frage darin belesen und kundig bin. In den Geisteswissenschaft ist es doch gerade das Interessante, das Vorhandene zu interpretieren und neue Schlüsse daraus zu ziehen. Und diese Interpretation gehört immer dazu, es wäre schlimm, wenn in Wiki nur das absolut sichere (also die Fakten) gesagt werden dürfte. Das ist dann keine spannende Lektüre mehr, auf die es doch letztlich ankommt, damit der Leser sagen kann: ich habe verstanden ! "Caliban 10:12, 13. Mär 2004 (CET)".

Doch, genau darauf kommt es in einer Enzyklopädie an: Dass nur Fakten präsentiert werden. Interpretationen, die auf spekulativen Hypothesen beruhen, haben in einer Enzyklopädie überhaupt nichts zu suchen - vor allem dann nicht, wenn sie die spekulativen Hypothesen als Fakt hinstellen. --Katharina 14:06, 13. Mär 2004 (CET)


So spektakulär es auch klingt, aber stimmt das wirklich, daß jede babylonische Frau dazu verpflichtet war? Oder wird hier ein ev. Irrtum Herodots weitergegeben? - siehe auch meine Anmerkung bei Diskussion:Ishtar

Da wird es mit Sicherheit auch Unterschiede hinsichtlich des gesellschaftlichen Status gegeben haben. Gruss thomas 23:41, 27. Jun 2004 (CEST)

"Dieser Kult fand später auch in Griechenland Eingang, speziell in Kappadokien und Korinth,"

Kappadokien ist nicht in Griechenland. Zweitens: Wieso ausgerechnet im "wilden" Kappadokien? Kommt mir eher unwahrscheinlich vor. Kann das vielleicht jemand näher erläutern? --Klingsor 12:16, 30. Nov 2004 (CET)