Verschwörung der Gleichen

1796 versuchte Babeuf zusammen mit seinen Genossen, den Gleichberechtigten, das Direktorium zu stürzen (Frankreich)
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Die Verschwörung der Gleichen (frz.: Conjuration des égaux) − in der Literatur verschiedentlich auch bezeichnet als Gesellschaft und Gemeinschaft der Gleichen (société des égaux) oder zeitweilig Panthéon-Club (Club du Panthéon) – war ein vom französischen Revolutionär François Noël Babeuf (genannt auch Gracchus Babeuf) zu Beginn der dritten Phase der Französischen Revolution im Jahr 1795 in der Haft aufgebauter frühsozialistischer Geheimbund, der sich zum Ziel gesetzt hatte, das nach dem Ende der jakobinischen Herrschaft und der Hinrichtung Robespierres seit 1795 in Frankreich herrschende großbürgerliche Direktorium zu stürzen, und durch sozialrevolutionäre Maßnahmen zugunsten der landlosen Bauern und des städtischen Proletariats und Prekariats eine Art kommunistischer Gesellschaft in Frankreich durchzusetzen. Die Gruppierung um Babeuf wurde nach seiner Amnestierung formell als Club du Panthéon gegründet, aber auf Weisung des Direktoriums am 27. Februar 1796 durch den jungen General Napoléon Bonaparte wieder geschlossen. Die weiteren Maßnahmen der Verschwörung wurden bis 1797 verraten, Babeuf und die meisten seiner Anhänger erneut verhaftet. Im folgenden Prozess wurden die Anführer Babeuf und Augustin Alexandre Darthé zum Tode verurteilt und Ende Mai 1797 unter der Guillotine hingerichtet. Die anderen Verschwörer wurden entweder freigesprochen oder zur Verbannung verurteilt, unter ihnen auch der italienische Revolutionär Filippo Buonarroti. Dieser hatte letztlich erfolglos versucht, die Ideen der Gleichen in der Vorphase des italienischen Risorgimento in einzelnen Regionen des von Frankreich besetzten Norditalien umzusetzen.

François Noël Babeuf
Filippo Buonarroti

Buonarroti veröffentlichte im Alter − 1828 – sein Hauptwerk „Conspiration pour `l'égalité" (Verschwörung für die Gleichheit), in dem er die Geistesgeschichte der Verschwörung der Gleichen und die Ideen Babeufs aufbereitete und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machte. Von diesen Ideen beeinflusst wurden auch weitere linksrevolutionäre Bewegungen des 19. Jahrhunderts. Sowohl spätere Theoretiker wie Praktiker des Anarchismus (Pierre Joseph Proudhon) als auch des Kommunismus − von Wilhelm Weitling (Bund der Gerechten) bis Karl Marx (Bund der Kommunisten, Kommunistisches Manifest) − berufen sich in verschiedenen Aspekten auf die Vorstellungen der Verschwörung der Gleichen und die Thesen Babeufs, sowie den Versuch der Gleichen, als Erste die klassenlose Gesellschaft in praktische Politik umzusetzen.

Literatur

  • Filippo Buonarroti: Babeuf und die Verschwörung für die Gleichheit mit den durch sie veranlassten Prozess und den Belegstücken; Dietz-Verlag Bonn, Bad Godesberg, Nachdruck von Buonarrotis 1828 veröffentlichtem Hauptwerk (deutsche Übersetzung), 2. Auflage 1975, ISBN 3-8012-1049-9
  • John Anthony Scott (Hrsg.): Francois-Noel Gracchus Babeuf, Die Verschwörung für die Gleichheit. Rede über die Legitimität des Widerstandes (mit Essays von Herbert Marcuse und Albert Soboul), Sammlung Junius, Hamburg 1988, ISBN 3-88506-402-2
  • François Noël Babeuf (herausgegeben von Peter Fischer): Der Krieg zwischen reich und arm – Artikel, Reden, Briefe; Wagenbach-Verlag, Berlin 1975, ISBN 3-8031-2009-8
  • Bernard Picard: Rousseau et la conjuration des Égaux in The French Review, Vol. 64, No. 1 (Oct., 1990), pp. 32-41.
  • K. D. Tönnesson: The Babouvists: From Utopian to Practical Socialism in Past & Present, No. 22 (Jul., 1962), pp. 60-76.

literarische Verarbeitung:

  • Ilja Ehrenburg: Die Verschwörung der Gleichen. (Заговор равных) (historischer Roman) Petropolis, Berlin 1928