Erbarmungslos

Spätwestern von Clint Eastwood (1992)
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Film
Titel Erbarmungslos
Originaltitel Unforgiven
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1992
Länge 125 Minuten
Stab
Regie Clint Eastwood
Drehbuch David Webb Peoples
Produktion Clint Eastwood
Musik Lennie Niehaus,
Clint Eastwood
Kamera Jack N. Green
Schnitt Joel Cox
Besetzung

Erbarmungslos (Originaltitel: Unforgiven) ist der Titel eines US-amerikanischen Spät-Westerns aus dem Jahr 1992, bei dem Clint Eastwood Regie führte und die Hauptrolle übernahm. In weiteren Rollen sind Gene Hackman und Morgan Freeman zu sehen. Der Film wurde mit vier Oscars unter anderem für den besten Film und die beste Regie ausgezeichnet.

Handlung

Nachdem in der verschlafenen Kleinstadt „Big Whiskey“ eine Prostituierte von ihrem Freier, einem Cowboy, brutal zusammengeschlagen und durch Messerschnitte im Gesicht entstellt worden ist, setzen ihre Kolleginnen ein Kopfgeld auf den Täter und seinen Begleiter aus. In die einsetzende Jagd auf die beiden Viehtreiber wird auch der alternde und desillusionierte Revolverheld William Munny hineingezogen. Dieser hat seinem früheren Leben abgeschworen, doch plagen ihn Geldsorgen. Zusammen mit seinem ehemaligen Partner Ned Logan und einem jungen, kurzsichtigen Möchtegern-Revolverhelden, der sich „Schofield Kid“ nennt, geht er auf die Suche nach den beiden Viehtreibern, um das Kopfgeld zu kassieren.

Kaum in Big Whiskey angekommen, wird der inzwischen an Fieber erkrankte Munny von Sheriff „Little Bill“ Daggett, der die Rachemorde verhindern will, verprügelt und aus der Stadt gejagt. Nachdem er sich erholt hat, spüren Munny und seine beiden Begleiter die gesuchten Cowboys auf. Munny erschießt einen von ihnen aus dem Hinterhalt. Logan erkennt dabei, dass das Leben eines Revolverhelden für ihn vorbei ist – er verlässt die Gruppe und reitet heimwärts. Auf seinem Weg wird er jedoch von Sheriff Daggetts Leuten geschnappt und nach Big Whiskey gebracht, wo ihn der Sheriff foltert, um herauszufinden, wer und wo seine Partner sind. Logan erliegt seinen Verletzungen; seine Leiche wird auf offener Straße als abschreckendes Beispiel zur Schau gestellt.

Kid hat inzwischen mit der Hilfe von Munny auch den zweiten Cowboy erschossen. Beide warten vor der Stadt, um die Belohnung entgegenzunehmen. Als Munny von Logans Tod erfährt, reitet er in die Stadt, um Rache für den Tod seines Freundes zu nehmen. Kid hingegen entscheidet sich, nach Hause zu reiten. Im Saloon trifft Munny auf den Sheriff und seine Gehilfen. Es kommt zum Showdown. Munny richtet ein Massaker an und verlässt die Stadt.

Kritiken

  • Heyne Filmjahrbuch 1993: Clint Eastwood gestaltet eine differenzierte Analyse der Entstehung und Ausbreitung von Gewalt, wobei er gekonnt Westernklischees mit bitterer Ironie aufbricht. Nicht nur die gelungene Darstellung eines Themas, sondern auch die entmythologisierende Reflexion eines Filmgenres.

Rezension

In den 1960er Jahren war Clint Eastwood der Protagonist in Sergio Leones sogenannter Dollar-Trilogie, die einen tiefen Bruch im bisherigen Western-Genre darstellte. Die idealisierende Darstellung der Besiedlung des amerikanischen Westens und das abgenutzte Image des makellosen, tugendhaften Cowboy-Helden wich der zynischen Darstellung von Revolver- und Anti-Helden, die jenseits der klassischen Gut-Böse-Kategorisierung ihre Kleinkriege untereinander austrugen und sich durch den noch so jungen und doch schon im Niedergang begriffenen Wilden Westen schlängelten.

Dennoch lag den Protagonisten in diesen Filmen eine andere, jedoch nicht weniger ausgeprägte Idealisierung zugrunde. Sie machten ihre eigenen Gesetze und sorgten auf ihre Weise für Gerechtigkeit. Korrupte Regierungsbeamte, pseudo-moralische Glaubens- und Gesellschaftshüter, indianermordende Militaristen und dekadente Führungsschichten wurden in diesem neugeschaffenen Genre (Italo-Western) durch die zwar grausamen, aber in ihrem Handeln authentischen und glaubwürdigen Outlaws bloßgestellt. Vor allem eines waren die Protagonisten in diesen Filmen: im mehrdeutigen Sinne selbstgerecht.

Im wahrsten Sinne des deutschen Filmtitels rechnet Clint Eastwood als Regisseur und Schauspieler erbarmungslos mit dieser Idealisierung und damit auch mit seinen eigenen früheren Western-Rollen ab. Protagonist William Munny ist alles andere als ein tugendhafter Mann, dabei jedoch nicht selbstgerecht. Vielmehr empfindet er seine Gewalttätigkeit als Niederlage. Das selbstzerstörerische Leben, das er verachtet und dem er versuchte abzuschwören, holt ihn ein. Munny schießt und tötet nicht, weil es ihm gefällt oder weil er sich berufen fühlt, sondern aus Geldnot und Rache, was er beides als Schwäche empfindet. So empfindet er die Rache, die er am Ende ausübt, auch nicht als Genugtuung. Seine Skrupel betäubt er mit Alkohol. Damit wird der Eigendynamik der Gewalt und der Wahllosigkeit des Todes jeder tiefere Sinn und jede Romantik genommen.

Dem Zuschauer wird es bewusst erschwert, sich mit einer Rolle zu identifizieren, weil deren Handlungen und Antriebe zweifelhaft sind oder Schuld erzeugen. Es entsteht der Eindruck, dass die Grundlage der gesamten Geschichte die Hilflosigkeit aller ist, sich dem Strudel der Ereignisse zu entziehen. Einziger Lichtblick ist der junge Revolverheld, der sich nach der ersten desillusionierenden Erfahrung des Tötens dazu bekennt, nie wieder töten zu wollen. Nachvollziehbar wird dies gerade dadurch, dass er die Skrupellosigkeit Munnys, die er eingangs bewundert, im Schlaglicht der Ereignisse als widerwärtig enttarnt.

Auszeichnungen

Der Film wurde mit vier Oscars für den besten Film, die beste Regie (Clint Eastwood), die beste Nebenrolle (Gene Hackman) und den besten Schnitt (Joel Cox) ausgezeichnet. Nominiert war er außerdem in den Kategorien beste Hauptrolle, beste Kamera, beste Ausstattung, bestes Original-Drehbuch und für den besten Ton.

Auf der Verleihung des Golden Globe Awards triumphierte Clint Eastwood als Bester Regisseur und Gene Hackman als Bester Nebendarsteller. Weiterhin war der Film als Bestes Drama und für das Beste Drehbuch nominiert.

Bei den BAFTA Awards war der Film 6 Mal nominiert z.B. als Bester Film, für die Beste Regie oder das Beste Drehbuch. Nur Gene Hackman gewann den Preis als Bester Nebendarsteller.

Den begehrten NYFCC Award erhielt Gene Hackman als Bester Nebendarsteller.

Bei den NSFC Awards gewann der Film 4 Auszeichnungen, in den Kategorien Film, Drehbuch, Regisseur und Nebendarsteller. Die LAFCA Awards vergaben die selben Preise an den Film und zusätzlich noch den Preis als Besten Film.

Erbarmungslos erhielt zahlreiche weitere Preise und Nominierungen, so z.B. bei den Kinema Junpo Awards, London Critics Circle Film Awards, Sant Jordi Awards oder Kansas City Film Critics Circle Awards.

Das American Film Institute sieht Erbarmungslos als einen der 100 besten amerikanischen Filme (Platz 68). 2004 wurde er aufgenommen in die „National Film Registry“ der Library of Congress. Weiterhin erreichte der Film Platz 4 bei der Wahl des American Film Institute zu den 10 besten Western aller Zeiten.

Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden verlieh das Prädikat wertvoll. [1]

Sonstiges

Im Abspann sieht man eine Widmung an „Sergio und Don“ - Sergio Leone und Don Siegel, Eastwoods verstorbene Mentoren am Beginn seiner Karriere als Regisseur.

Einzelnachweise

  1. Lexikon des internationalen Films.

Literatur