Sardische Sprache

romanische Sprache auf Sardinien
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Die sardische Sprache, das Sardische, ist eine romanische Sprache, die auf der Mittelmeerinsel Sardinien von ca. 1-1,3 Mio. Menschen gesprochen wird.

Im Vergleich zum Italienischen und den anderen romanischen Sprachen hat das Sardische verhältnismäßig viele phonetische und grammatische Elemente des Lateinischen bewahrt.

Der Language Code ist srd (nach ISO 639).

Soziolinguistischer Status

Das Sardische wird ausschließlich auf der zu Italien gehörenden Mittelmeerinsel Sardinien von ca. 1-1,3 Mio. Menschen gesprochen (das sind etwa 80% der Inselbevölkerung). Diese sind fast alle zweisprachig (italienisch/sardisch).

Durch das Regionalgesetz von 1997 und ein Gesetz der italienischen Republik von 1999 wurde das Sardische offiziell dem Italienischen gleichgestellt (z.B. als Amts- und Schulsprache zugelassen). In der Praxis dominiert im öffentlichen Leben Sardiniens aber weiterhin das Italienische.

Auf Sardinien gibt es weitere sprachliche Minderheiten: Auf den beiden Inseln im Südwesten Sardiniens (v.a. Carloforte) wird ein ligurischer Dialekt und in Alghero im Nordwesten (katalanisch L'Alguer, sardisch S'Alighera) wird die katalanische Sprache gesprochen.

Dialekte

Die Hauptdialekte des Sardischen sind

Es existiert keine einheitliche Schriftsprache. Seit einigen Jahren wird aber zunehmend über die Schaffung einer Norm diskutiert.

Grammatik

Besonders auffällig ist im Sardischen der bestimmte Artikel: Im Unterschied zu anderen romanischen Sprachen geht dieser nicht auf das lateinische Demonstrativpronomen ILLE , ILLA , ILLUD (z.B. italienisch il/lo, la, französisch le, la, spanisch el, la) und die jeweiligen Pluralformen zurück, sondern leitet sich von lat. IPSE , IPSV(M), IPSA(M) etc. her: Im Singular lauten die sardischen bestimmten Artikel su (mask. sing.), sa (fem. sing), im Plural sos (mask. pl.) und sas (fem. pl.) im Logudoresischen, im Campidanesischen is für beide Genera.

Das Sardische bildet den Plural auf -s (wie in den westromanischen Sprachen): sa domo > sas domos, su cane > sos canes.

Charakteristisch ist zudem der weitestgehende Erhalt des vulgärlateinischen Vokalsystems, v.a. im Logudoresischen und Nuoresischen (im Campidanesischen nur in betonter Stellung, in unbetonter Position ist eine Reduktion auf -a, -i, -u zu beobachten, ähnlich wie im Sizilianischen.

In den Logudoresischen und Nuoresischen Dialekten bleiben die lateinischen intervokalischen Okklusive (p, t, k) weitestgehend intakt, vor allem der Erhalt der lateinischen velaren Aussprache von -C- (/k/) fällt auf: z.B. lat. centu(m) (sprich: /kentu/) '100' > logudoresisch kentu (vgl. italienisch cento, französisch cent).

Besonderheiten des Sardischen sind außerdem die Metaphonie (Umlaut), die Epithese ("Nachklappvokal": Falls ein Wort bzw. Satz auf Konsonant endet, wird der vorherige Vokal wiederholt: z.B. sas domos - sprich: /sas domoso/) sowie die Existenz des Kakuminallauts, der graphisch meist mit -dd- oder -ddh- wiedergegeben wird.

Literatur

  • Maria Teresa Atzori: Sardegna. (= Profilo dei dialetti italiani, 20). Pisa 1982.
  • Eduardo Blasco Ferrer, Michel Contini: "Sardisch: Interne Sprachgeschichte I. Grammatik (Evoluzione della grammatica)", in: Günter Holtus, Michael Metzelin, Christian Schmitt (Hrsg.): Lexikon der Romanistischen Linguistik (LRL). Band IV. Italienisch, Korsisch, Sardisch. Tübingen 1988, S. 836-853.
  • Eduardo Blasco Ferrer: "Sardisch: Externe Sprachgeschichte (Storia del sardo)", in: Günter Holtus, Michael Metzelin, Christian Schmitt (Hrsg.): Lexikon der Romanistischen Linguistik (LRL). Band IV. Italienisch, Korsisch, Sardisch. Tübingen 1988, S. 884-897.
  • Ines Loi Corvetto: "Sardisch: Interne Sprachgeschichte II. Lexik (Evoluzione del lessico)", in: Günter Holtus, Michael Metzelin, Christian Schmitt (Hrsg.): Lexikon der Romanistischen Linguistik (LRL). Band IV. Italienisch, Korsisch, Sardisch. Tübingen 1988, S. 854-867.
  • Guido Mensching: Einführung in die sardische Sprache. Bonn 1992
  • Maurizio Virdis: "Sardisch: Areallinguistik (Aree linguistiche)", in: Holtus, Günter / Metzelin, Michael / Schmitt, Christian (Hrsg.): Lexikon der Romanistischen Linguistik (LRL). Band IV. Italienisch, Korsisch, Sardisch. Tübingen 1988, S. 897-913.
  • Max Leopold Wagner: Geschichte der sardischen Sprache. Hrsg. Giovanni Masala. A. Francke Verlag, Tübingen und Basel 2002