Dragster sind Fahrzeuge, die speziell für das Drag Racing (Beschleunigungsrennen) konstruiert oder modifiziert wurden. Dragster werden von großvolumigen, meist aufgeladenen Motoren mit bis zu einigen tausend PS Leistung angetrieben, die über sehr breite Antriebsräder auf den Strip gebracht werden. Im engeren Sinn werden nur Rennwagen als Dragster, Motorräder hingegen als Drag Bikes bezeichnet. Die klassische Renndistanz beträgt eine viertel Meile, was 402,34 Metern entspricht.

Amateurklassen
Generelle Regelungen
Die Amateurklassen bzw. Sportsman-Klassen umfassen ein breites Spektrum, vom straßenzugelassenen Serienfahrzeug bis hin zum speziell für das Drag Racing konstruierten Rennwagen. Um einer immer stärkeren Aufrüstung der Fahrzeuge entgegen zu wirken und um die Kosten zu begrenzen, wird in den meisten Klassen nach einem Zeitindex gefahren. Die Fahrer müssen versuchen, möglichst nahe an die vorgegebene Zeit heran zu kommen. Eine Unterschreitung des Indexes führt zur Disqualifikation.
Public Race, Modified Public, Street Eliminator
In der Klasse Public Race können die Teilnehmer mit Serienfahrzeugen antreten, die auf der Viertelmeile schneller als 16,50 s aber langsamer als 11,99 s sind. An der Ziellinie erreichen die Fahrer Geschwindigkeiten bis zu 180 km/h. In dieser Klasse können auch Zuschauer mit ihren Wagen antreten. Die Klasse Modified Public ist reserviert für modifizierte Serienfahrzeuge, die schneller als 12,00 s, aber langsamer als 10,90 s sind. Motor und Fahrwerk dürfen in beiden Klassen modifiziert werden, die Änderungen müssen jedoch im Fahrzeugschein dokumentiert sein. Im Rennen sind Rennreifen erlaubt, deren ungewohnte Haftung auf der griffigen Piste bei manchen eine Schwachstelle in der Kraftübertragung offenlegt. Der Klassiker im Amateurbereich ist das Duell von großvolumigen US-amerikanischen Muscle Cars gegen den leichten, mit Porsche-Teilen und Turbolader aufgerüsteten VW Käfer. Fahrzeuge mit Frontantrieb haben konstruktionsbedingt Nachteile beim Start, können dies bis zum Ziel aber oft wettmachen. Die 10 Sekunden-Klasse für Wagen mit über 1.000 PS wird bei den NitrolympX auf dem Hockenheimring seit einigen Jahren nicht mehr ausgetragen. In Deutschland haben sich Fahrer in einer selbst organisierten Street Eliminator-Serie[1] zusammengeschlossen.
Super Street, Super Gas, Super Comp
In den Klassen Super Street, Super Gas und Super Comp sind weitreichende Modifikationen an Motor und Karosserie erlaubt. Auch reine Rennwagen kommen zum Einsatz. Für diese Klassen werden Zeitindizes von 10,90 s (Super Street), 9,90 s (Super Gas) und 8,90 s (Super Comp) für die Viertelmeile vorgegeben. Die Fahrer müssen im Rennen versuchen, möglichst nahe an die vorgegebene Zeit heranzukommen. Eine Unterschreitung des Zeitindexes führt zur Disqualifikation, wodurch ein Wettrüsten verhindert wird. Jeder Automotor ist als Antrieb erlaubt, zwecks Aufladung können Turbolader und Roots-Typ-Kompressoren eingesetzt werden. Die Motoren dürfen mit Benzin, Benzin-Alkohol-Gemisch, Methanol oder Lachgas betrieben werden. Das Mindestgewicht der Rennwagen ist abhängig von der Klasse und von der Zylinderzahl. Je höher die Klasse, desto geringer das Mindestgewicht, je höher die Zylinderzahl, desto höher das Mindestgewicht. In den Klassen Super Street und Super Gas treten die Fahrer mit modifizierten Straßenfahrzeugen oder Roadstern an, in der Klasse Super Comp mit speziell konstruierten Dragstern.
Competition Eliminator
Die höchste Amateurklasse ist die der Competition Cars, in der ohne Zeitindex gefahren wird. Die Sektion Competition Eliminator ist in mehrere Klassen unterteilt. Die Dragster, die mit ihrem langen Radstand den Dragstern der Profi-Teams ähneln und die sogenannten Altereds mit einer speziell angefertigten oder stark modifizierten Karosserie. Weitere Klassenkriterien sind die Motorisierung, die Aufladung und der verwendete Kraftstoff. Das Mindestgewicht der Dragster beträgt für V8-Motoren 612 kg, für 6-Zylinder-Motoren 454 kg und für 4-Zylinder-Motoren 386 kg. Die Mindestgewichte der Altereds sind um einige hundert Kilogramm höher. Eine typische Motorisierung ist etwa ein aufgeladener V8-Motor mit 4,6 l Hubraum. Die stärksten Competition Cars leisten bis zu 1.500 PS. Aufgrund des vergleichsweise geringen Gewichtes sind in dieser Klasse Viertelmeilenzeiten unter sieben Sekunden möglich, wobei über 300 km/h erreicht werden.
Pro Stock
Die Klasse Pro Stock (PRO) ist reserviert für zweitürige Coupes, deren Karrosserieform höchstens 15 Jahre alten Fahrzeugen aus der Serienproduktion nachempfunden ist. Es handelt sich um reine Rennfahrzeuge auf Gitterohrrahmen, die Türen müssen aber wie bei dem entsprechenden Serienfahrzeug funktionstüchtig sein. In der Pro Stock-Klasse müssen Karosserieform und Benzin-Motor aus demselben Herstellerkonzern stammen, es sind konventionelle Achtzylinder-OHV-Saugmotoren mit untenliegender Nockenwelle und zwei Ventilen pro Zylinder erlaubt. Somit sind besondere Treibstoffe oder Aufladungen nicht erlaubt. Der maximale Hubraum beträgt 500 cui (8.193 cm³), das Mindestgewicht 1.066 kg inklusive Fahrer. Nach den Regeln der IHRA in den USA sind bis zu 800 cui bzw. über 13 Liter Hubraum erlaubt. Bei Drehzahlen von etwa 8.000/min leisten die Motoren über 1.400 PS und ermöglichen Zeiten unter 7 Sekunden bei Endgeschwindigkiten von über 320 km/h.
Pro Modified
Die Klasse Pro Mod (PM) stellt die schnellste und spekakulärste Klasse von Fahrzeugen mit funktionstüchtigen Türen (Doorslammer) dar. Der Name für die Klasse wurde erst Anfang der 1990er Jahre geprägt, die Karrosserieformen basieren jedoch zum Teil auf Fahrzeugen aus den 1930ern oder auch auf Pick-Up-Trucks. Zudem werden auch ältere Pro Stock-Rennwagen aufgerüstet, wenn etwa deren Zulassung ausläuft oder ein noch leistungsstärkeres Fahrzeug aufgebaut werden soll. An der Karosserie sind weitestgehende Modifikationen wie Absenkung des Daches, Verlängerung oder Verbreiterung sowie Spoiler erlaubt. Das zugrundeliegende Original muss jedoch erkennbar bleiben. In Verbindung mit fantasievollen Lackierungen entstehen so spekakuläre Rennwagen[2], die zudem über eine enorme Leistung verfügen. Bei der Verwendung von Saugmotoren sind ein maximaler Hubraum von 14.748 cm³ (900 cui) sowie Lachgaseinspritzung zugelassen. Das Mindestgewicht beträgt 1.065,9 kg (minus 11,3 kg für Fahrzeugmodelle älter als Jahrgang 1959, plus 11,3 kg für Fahrzeugmodelle jünger als Jahrgang 2000). Werden durch Kompressoren aufgeladene Methanol-Motoren verwendet, zu erkennen an dem aus der Motorhaube ragenden Lufteinlass, ist der Hubraum auf 8.636 cm³ (527 cui) begrenzt. Bei der Verwendung von Turboaufladung beträgt der maximale Hubraum 10.651,5 cm³ (650 cui). Das Mindestgewicht für aufgeladene Fahrzeuge beträgt 1.224,4 kg. In jedem Fall müssen die Motoren traditioneller US-amerikanischer Bauweise entsprechen, V8 mit unten liegender Nockenwelle und zwei Ventilen pro Zylinder. Die in der Pro Mod-Klasse zum Einsatz kommenenden Motoren leisten über 2.500 PS. Auf der Viertelmeile werden nach gut 6 Sekunden Endgeschwindigkeiten von fast 400 km/h erreicht.
Top Methanol
Die Fahrgestelle der Top Methanol-Klasse, der zweithöchsten Klasse sind Spezialanfertigungen aus Gitterrohr. Fahrzeuge mit Normallänge und aufgesetzter Kohlefaserkarosserie, deren Design meist an das amerikanischer Sportwagen angelehnt ist, werden als Top Methanol Funny Car (TMFC) bezeichnet. Maximal zulässiger Hubraum sowie Mindestgewicht hängen von dem verwendeten Kompressortyp ab und betragen 9.258,7 cm³ (565 cui) bzw. 998 kg für Fahrzeuge mit Roots-Typ-Kompressor und 8.652,3 cm³ (528 cui) bzw. 1.043,3 kg für Fahrzeuge mit Schraubenkompressor.
Fahrzeuge mit langem Radstand werden als Top Methanol Dragster (TMD) bezeichnet. Der Hubraum von Dragstern ohne Kompressor ist auf 7.472,5 cm³ (456 cui) begrenzt, das Mindestgewicht auf 963,6 kg. Allerdings können diese Rennwagen mit Nitromethan betrieben werden. Für Fahrzeuge mit Roots-Typ-Kompressor ist der Hubraum auf 8.652,3 cm³ (528 cui), das Mindestgewicht auf 895,6 kg begrenzt. Für Fahrzeuge mit Schraubenkompressor lauten die Werte 7.636,3 cm³ (466 cui) respektive 929,6 kg. Aufgeladene Motoren müssen mit Methanol betrieben werden. Als Antrieb kommen ausschließlich konventionelle Achtzylinder-OHV-Viertaktmotoren mit untenliegender Nockenwelle und zwei Ventilen pro Zylinder zum Einsatz, deren Design meist auf dem des Chrysler Hemi basiert. Mit den erlaubten Modifikationen leisten die V8-Motoren 2.500 bis 3.000 PS. Top Methanol Funny Cars und Dragster legen die Viertelmeile in weniger als sechs Sekunden zurück und erreichen bei der Zieldurchfahrt Geschwindigkeiten von 350 bis 400 km/h.
Top Fuel
Chassis und Karosserie
Unbestrittene Königsklasse sind die Top Fuel Dragster. Die Top Fuel-Klasse wird unterteilt in die Top Fuel Dragster (TF) mit langem Fahrgestell und die Funny Cars (FC). Die Fahrgestelle der Top Fuel-Klasse sind Spezialanfertigungen aus Gitterrohr. Funny Cars haben eine aufgesetzte Kohlefaserkarosserie, deren Design meist an das US-amerikanischer Sportwagen angelehnt ist. Die Mindestgewichte betragen 1.043,3 kg für Dragster und 1.159 kg für Funny Cars. Die Abmessungen der profillosen Antriebsräder sind auf eine Breite von 47 cm sowie auf einen Umfang von 300 cm bzw. einen Durchmesser von 95 cm begrenzt. Funny Cars haben aufgrund des kurzen Radstandes ein besonders kritisches Fahrverhalten. Nachdem sich mehrfach Dragster bei hohen Geschwindigkeiten nach hinten überschlagen hatten, wurde auch hier die bei den anderen Klassen bereits übliche Wheeliebar am Fahrzeugheck vorgeschrieben. Die Nitro-Burners sind noch wesentlich stärker auf Abtrieb ausgelegt als die Dragster der Top Methanol-Klasse, was an den entsprechend groß dimensionierten Spoilern zu erkennen ist.
Motor
Die Motoren werden mit Nitromethan befeuert. Der Hubraum ist auf 8.193,5 cm³ (500 cui) begrenzt. Das Design der Motoren basiert auf dem konventioneller Achtzylinder-OHV-Viertaktmotoren mit untenliegender Nockenwelle und zwei Ventilen pro Zylinder. Die meisten Teams verwenden die Aluminium-Replika des bewährten 426 Chrysler Hemi. Der Motorblock hat im Gegensatz zum Serienpendant jedoch keine Kanäle für Kühlflüssigkeit, da die Verdunstungskälte des Kraftstoffes während der kurzen Betriebsdauer zur Kühlung ausreicht. Zudem erhöht dies die Festigkeit des Motorblocks. Zylinderköpfe, Pleuel und die Kurbelwelle sind Spezialteile aus hochfesten Werkstoffen wie Titan. Zwei oder drei Zündkerzen pro Zylinder werden von einer Hochleistungszündanlage mit Spannung versorgt. Das harte Knattern im Leerlauf weicht beim Start urplötzlich einem dumpfen Donnergrollen, das von zwei Meter langen Flammen aus den offenen Auspuffrohren begleitet wird. Bereits zur Hälfte des Laufes sind die Zündkerzen komplett abgeschmolzen. Aufgrund der extrem heißen Auslassventile dieselt der Motor dann jedoch bereits, d.h. das Gemisch entzündet sich von selbst. Nach jedem Lauf wird der Motor komplett zerlegt und untersucht. Schadhafte Teile wie Lager, Pleuel oder Kolben werden ausgetauscht. Der Kompressor verdichtet pro Sekunde mehr als einen m³ Luft und presst das Kraftstoff-Luft-Gemisch mit einem Überdruck von bis zu 5 bar in die Brennräume. Allein zum Antrieb des Kompressors sind bereits etwa 400 PS nötig. Bei Vollgas verbraucht der Motor eines Top Fuelers etwa 5,7 l Kraftstoff pro Sekunde, in einem kompletten Lauf inklusive Burn Out etwa 40 bis 45 l. Bei Höchstdrehzahl erzeugen die aus den offenen Auslasskrümmern ausgestoßenen Abgase bis zu 3,6 kN Anpressdruck, was einem Gewicht von etwa 360 kg entspricht.
Performance
Durch den energiereichen Kraftstoff Nitromethan und den enormen Ladedruck sind die Motoren in der Lage, kurzzeitig mehrere tausend PS zu mobilisieren. Die Dragster der europäischen Teams leisten etwa 6.000 PS, die der US-amerikanischen Top-Teams bis zu 8.000 PS. Die stärksten Top Fuel Dragster beschleunigen in weniger als fünf Sekunden auf über 500 km/h. Die 100 mph-Marke (160 km/h) wird bereits nach etwa 0,8 Sekunden durchbrochen. Während eines Laufs wirken Beschleunigungskräfte von 4 g auf die Fahrer, beim Start 5 bis 6 g. Sofort nach dem Durchfahren der Ziellinie werden Bremsschirme geöffnet, die die Fahrzeuge mit 6 g verzögern und zudem in der Längsachse stabilisieren. Der zur Zeit gültige Rekord (Stand: 13. September 2008) wurde am 12. November 2006 von dem US-Amerikaner Tony Schumacher von der Mannschaft US Army in Pomona/Kalifornien aufgestellt. Er legte die Viertelmeile in 4,428 s zurück und erreichte eine Endgeschwindigkeit von 527 km/h.
Jet Dragster
Zu Showzwecken werden oft Jet Dragster vorgeführt, die von Strahltriebwerken aus ausrangierten Kampfjets oder Gasturbinen aus Hubschraubern angetrieben werden. Die Umrechnung der Schubkraft in PS-Zahlen von 10.000 oder 20.000 ist bei stehendem Start jedoch wenig aussagekräftig. Jet Dragster passen in keine Motorsportklasse und sind nicht von der FIA reglementiert. Auch aus Sicherheitsgründen werden mit ihnen keine Wettrennen veranstaltet.
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ http://www.street-eliminator.de/
- ↑ Golden Vette Drag Race Team Switzerland [1]