Benediktiner

römisch-katholische Ordensgemeinschaft
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Juni 2005 um 09:07 Uhr durch Silberchen (Diskussion | Beiträge) (Ordensgründung und anschließende Ausbreitung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Benediktiner bilden einen Orden innerhalb der römisch-katholischen Kirche, den „Ordo Sancti Benedicti“ (OSB).

Ordensgründung und anschließende Ausbreitung

Der Orden geht auf Benedikt von Nursia (* um 480; † 547) zurück, der 529 im Kloster bei Montecassino die nach ihm benannte Regel (Regula Benedicti, Benediktsregel) aufstellte. Diese Regel basiert auf der Regula magistri eines unbekannten Autoren. Wesentliche Haltungen, die die Regel von den Mönchen verlangt, sind Gehorsam, Schweigsamkeit, Beständigkeit und Demut. Der größte Teil des Tages ist dem gemeinsamen und persönlichen Gebet gewidmet oder wird in Stille, mit Meditation und geistiger Lektüre verbracht, daneben steht handwerkliche Arbeit im Dienste der Gemeinschaft, Essen und Schlafen. Der Tagesablauf der Mönche wird gegliedert durch das Opus Dei, den gemeinsamen Gottesdienst, der acht Offizien (Vigil, Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet) umfasst.

Der Orden verbreitete sich im Frühmittelalter in ganz Westeuropa. Sein Einfluss erstreckte sich nicht nur auf die Christianisierung Europas, z.B. durch Bonifatius (* 673; † 754), sondern auch auf die Kultur (Obstbau, Weinbau, Schulen, Bücher). Es ist weitgehend den Benediktinern zu verdanken, dass das kulturelle Erbe der Antike in Westeuropa erhalten blieb. Sogar viele Universitäten waren ursprünglich Klosterschulen.

Aus dem Benediktinerorden haben sich zahlreiche weitere Orden entwickelt, z.B. die Zisterzienser. Der Orden hatte zur Zeit der cluniazensischen Reformen (Cluny) die größte Wirkung als geistliche Reformbewegung.

Bis ins Hochmittelalter waren die Benediktiner der bedeutendste Orden, verloren diese Stellung aber teilweise an die im 13. Jahrhundert neu entstehenden Bettelorden.

Durch die staatlich erzwungene Säkularisierung wurden in Deutschland fast alle Benediktiner- und Benediktinerinnenklöster zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgelöst. In der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gab es zahlreiche Neugründungen.

Benediktinerabteien sind jeweils eigenständige Gemeinschaften; eine übergreifende Ordensorganisation im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Die Klöster sind in Kongregationen zusammengeschlossen (z.B. Beuroner Kongregation, Benediktinerkongregation von St. Ottilien), die Kongregationen wiederum zur Benediktinischen Konföderation, der der Abtprimas vorsteht; dieser hat allerdings keine Leitungsfunktion.

Tätigkeiten der Benediktiner

Schulen

Die Lehrtätigkeit der Benediktinerklöster hat eine lange Tradition. Bereits zu Lebzeiten des Heiligen Benedikt wurden Kinder ins Kloster aufgenommen, um ihnen Bildung zu vermitteln. Die beiden ersten Schüler des heiligen Benedikt sind der Überlieferung nach der hl. Placidus und der hl. Maurus. Dies geht aus der Lebensbeschreibung („Vita“) von Papst Gregor dem Großen hervor.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Benediktinerklöster zu Zentren der Kultur und Bildung und haben nicht selten die Kinder aus Adelshäuser ebenso erzogen wie das einfache Volk. Aus dieser Tradition heraus sind Schulen mit modernen Lehrplänen entstanden. Auch heute noch unterhalten viele Benediktinerklöster Schulen und Internate. Eine der bekanntesten Benediktinerschulen in Deutschland unterhält die Abtei Ettal mit einer Schul- und Internatstradition, die bis in die Barockzeit zurückgeht.

Obstbau, Heilpflanzen, Kräutergärten

Ein Obstgarten sowie ein Kräutergarten waren wichtige Bestandteile benediktischer Klöster.

Davon zeugt schon ein Gedicht über das Landleben des Wandalberts von Prüm aus dem 9. Jahrhundert, in dem der Mönch der Abtei Prüm die Pflege von Obstbäumen schildert.

Ein anderer Benediktinerabt, der auf der Reichenau ansässige Walahfried Strabo (809-849), verfasste ein Gartenbuch, „Hortulus“ genannt, in dem er 23 Heilpflanzen in Versform beschrieb.

812 erstellte der Abt Ansegis von St. Wandrille im Auftrag Kaiser Karls des Großen eine Liste von 73 Nutzpflanzen sowie 16 Obstbäumen, die in jedem Landgut kultiviert werden sollten. Diese Liste steht im 70. Kapitel der Capitulare de villis vel curtis imperialibus.

Im 12. Jahrhundert verfasste die Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098–1179) Bücher über Heilpflanzen. Bei ihr kommt es zu einer Verschmelzung von antikem Wissen, christlichem Glauben und germanischem Weltbild. Obwohl ihre Bücher in lateinischer Sprache geschrieben sind, verwendet sie für die Heilpflanzen die volkstümlichen Bezeichnungen ihrer Heimat. Somit werden ihre Bücher u.a. zu einem Zeugnis der Volksmedizin ihrer Zeit.

Darüberhinaus betreibt der Benediktinerorden vor allem in Afrika und Asien zahlreiche Missionsstationen, wie zum Beispiel Peramiho in Tansania.


Siehe auch: bekannter Benediktinermönch des 21. Jahrhunderts: Anselm Grün

Literatur

  • Heinz Erich Stiene: Carmina Brauweilerensia, Lateinische Dichtung in der Benediktinerabtei Brauweiler vom 11. bis 18. Jahrhundert. Edition, Übersetzung, Kommentar (= Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde, 18. Sonderveröffentlichung), Pulheim: Verein für Geschichte und Heimatkunde e.V. 1997, 223 S., zahlr. Abb.

Wer sich für Romane zu dem Thema interessiert, siehe z.B. die Cadfael Romane von Ellis Peters.