Ethylen-Pipeline Süd

seit Sommer 2012 fertiggestellte Pipeline
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Die Ethylen-Pipeline Münchsmünster-Gendorf ist eine in den Jahren 1971 und 1972 errichtete Produktenleitung für Ethylen. Sie verbindet die petrochemische Anlage Münchsmünster bei Ingolstadt mit Gendorf im Bayerischen Chemiedreieck.

Hersteller und Verbraucher

Ethylen (IUPAC-Name: Ethen) ist ein wichtiges chemisches Zwischenprodukt und wird für eine Vielzahl von Kunststoffen wie Polyethylen, Polystyrol und PVC benötigt. Das Gas lässt sich wirtschaftlich nur in der Rohrleitung transportieren. Die Cracker von Basell in Münchsmünster und der OMV-Raffinerie in Burghausen produzieren zusammen etwa 650.000 Tonnen Ethylen jährlich, wobei die Kapazität beider Anlagen etwa gleich groß ist. Die Hauptabnehmer sind die Ethylenoxid-Betriebe der Clariant bei Gendorf, der EDC-Betrieb der Vinnolit, Borealis und Wacker-Chemie – alle im Bayrischen Chemiedreieck gelegen.

Technik

Die Pipeline ist 110 km lang und hat einen Durchmesser von 25 cm. An zwölf Stellen kann die Rohrleitung mittels Fernsteuerung abgesperrt und damit außer Betrieb genommen werden. Eine Überwachung rund um die Uhr findet in der Leitwarte im Alztal statt. Die Pipeline wird regelmäßig mit dem Helikopter beflogen und auch begangen. Betreiber ist die InfraServ Gendorf.

Ethylen Pipeline Süd

Im Jahr 2005 sind die Planungen zum Anschluss der Pipeline an den nordwesteuropäischen Ethylenverbund weit vorangeschritten. Geplant ist eine 360 km lange Leitung (25 cm Durchmesser) von Münchsmünster zur BASF in Ludwigshafen (Rheinquerung bei Karlsruhe). Die Baukosten, die inzwischen auf 200 Millionen Euro geschätzt werden, subventioniert der Freistaat Bayern mit 45 Millionen Euro. Möglich wurde dies erst nach längeren Verhandlungen mit der EU im Jahr 2005. Die Fertigstellung der Leitung, die entlang bestehender Leitungstrassen verlegt wird, war ursprünglich für das Jahr 2008 geplant. Wegen juristischer Streitigkeiten mit Grundstücksbesitzern in Baden-Württemberg ist der Bau der EPS jedoch nach wie vor nicht abgeschlossen. Der Anschluss an die Chemiezentren um Ludwigshafen, Köln, Gelsenkirchen und schließlich bis Antwerpen und Rotterdam soll den bayerischen Ethylen-Produzenten und Verbrauchern eine höhere Betriebssicherheit und mehr Flexibilität bringen, argumentieren die Investoren. Sie entwerfen ein Szenario, wonach wegen der bisherigen Insellage der südostbayerischen Chemiestandorte beim Ausfall eines Werkes ein Stillstand im gesamten Verbund drohe.

Bayerisches Rohrleitungs-Enteignungsgesetz

Der Freistaat Bayern finanziert 45 Millionen Euro der inzwischen auf 200 Millionen Euro geschätzten Gesamtkosten der EPS. Der bayerische Landtag hat, um den schnellen Bau zu unterstützen, ein so genanntes Wegerechtsgesetz erlassen, das mittels angekündigter Enteignung die Grundstücksbesitzer zur Zustimmung bewegen soll. Es trat am 1. Juli 2008 in Kraft. Sein vollständiger Titel lautet „Bayerisches Rohrleitungs-Enteignungsgesetz Gesetz über die Enteignung für die Errichtung und den Betrieb einer Rohrleitungsanlage zwischen Münchsmünster und der Landesgrenze zu Baden-Württemberg bei Nördlingen“. Das Sondergesetz wird vom Pipeline-Konsortium zur Enteignung von 15 Ingolstädter Grundstücksbesitzer angewandt. [1] Letztlich ist es jedoch nur in vier Fällen zum Einsatz gekommen. Ein Gesetz mit fast gleichem Wortlaut wird gegenwärtig vom Baden-Württembergischen Landtag vorbereitet.

Einzelnachweise

  1. Artikel „Bauernaufstand gegen Industrie und Staat“ vom 27. Juli 2008 in Süddeutsche Zeitung

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