Lichtenstein (Württemberg)

Gemeinde im Landkreis Reutlingen in Baden-Württemberg
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. November 2009 um 19:50 Uhr durch Ulitz (Diskussion | Beiträge) (Wirtschaft und Infrastruktur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Lichtenstein ist eine Gemeinde im südwestdeutschen Bundesland Baden-Württemberg mit annähernd 9.200 Einwohnern. Sie befindet sich am Albtrauf, dem relativ steil abfallenden Nordrand der mittleren Schwäbischen Alb, etwa zehn Kilometer südlich der Kreisstadt Reutlingen. Sitz der Gemeindeverwaltung ist das Dorf Unterhausen. Lichtenstein ist mit einem kleinen Teil (7,3 %) seiner Gemarkung Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb.

Wappen Deutschlandkarte
Lichtenstein (Württemberg)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Lichtenstein hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 26′ N, 9° 15′ O keine Zahl: 470 bis 836Koordinaten: 48° 26′ N, 9° 15′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Reutlingen
Höhe: 470 bis 836 m ü. NHN
Fläche: 34,24 km2
Einwohner: 9191 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 268 Einwohner je km2
Postleitzahl: 72805
Vorwahl: 07129
Kfz-Kennzeichen: RT
Gemeindeschlüssel: 08 4 15 092
Gemeindegliederung: 3 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausplatz 17
72805 Lichtenstein
Website: www.gemeinde-lichtenstein.de
Bürgermeister: Helmut Knorr (CDU)
Blick vom Gießstein auf der Alb Richtung Norden auf Unterhausen (2003)

Der Name der Gemeinde ist abgeleitet von ihrem bekanntesten Wahrzeichen, dem auf einem Felsvorsprung am Albrand gelegenen Schloss Lichtenstein über der westlichen Flanke des oberen Echaztals.

Geographie

Geographische Lage

Die Ortsteile Honau und Unterhausen liegen im Tal der Echaz, einem direkt unterhalb des Albtraufs in Honau entspringenden 23 km langen Nebenfluss des Neckars. Dagegen befindet sich der östliche Ortsteil Holzelfingen mit den etwas abgelegeneren Weilern Göllesberg und dem zu Honau gehörenden Traifelberg schon auf der etwa 200 bis 300 m höher gelegenen Hochfläche der Schwäbischen Alb. An den größten Ortsteil Unterhausen sind Holzelfingen und Traifelberg durch die Albaufstiege Holzelfinger Steige und Honauer Steige (Passage der Bundesstraße 312) angebunden. Auch die Honau und Unterhausen zugeordneten touristisch bedeutendsten Ausflugsziele der Gemeinde, das Schloss Lichtenstein und die Nebelhöhle, gelegen im westlichen Teil der Gemarkung Lichtensteins, liegen in von Mischwald geprägten, hügeligen Gebieten der so genannten Kuppenalb auf der Albhochfläche.

Nachbargemeinden

An Lichtenstein grenzen eine Stadt und drei Gemeinden, die alle ebenfalls zum Landkreis Reutlingen gehören, an. Im Norden Lichtensteins, größtenteils zum Albvorland gehörend, liegt die Stadt Pfullingen; die weiteren Nachbargemeinden befinden sich auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb: Im Osten St. Johann, im Süden Engstingen, und im Westen Sonnenbühl.

Gemeindegliederung

 
Blick vom Albrand nach Norden über das obere Echaztal mit Honau und Unterhausen im Hintergrund, links das Schloss Lichtenstein (August 2008)

Die drei früheren Gemeinden Holzelfingen, Honau und Unterhausen bilden die Ortsteile der Gemeinde Lichtenstein. Die beiden Ortsteile Honau und Holzelfingen bilden zugleich Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit jeweils eigenem Ortschaftsrat und Ortsvorsteher als dessen Vorsitzender.

Zum Ortsteil Holzelfingen gehört das Dorf Holzelfingen. Zum Ortsteil Honau gehören das Dorf Honau, Schloss Lichtenstein (Württemberg) und die Wohnsiedlung Traifelberg am Albtrauf gelegen. Zum Ortsteil Unterhausen gehören das Dorf Unterhausen und die Wohnsiedlung Göllesberg, die Gemeinde Oberhausen ist in Unterhausen aufgegangen und wurde 1975 aufgehoben.

Im Ortsteil Holzelfingen liegen die abgegangene Burg Heideck und das abgegangene Gehöft Traifelberg. Im Ortsteil Honau liegt die Wüstung Feilenschmiede und im Ortsteil Unterhausen liegen die abgegangenen Burgen Burgstein, Greifenstein, Stahleck und nicht gesichert Hochbidegg.[2]

Die Höhenangaben und Einwohnerzahlen der Ortsteile im Einzelnen (Höhenangaben: durchschnittliche Höhe; Einwohnerzahlen[3], Stand 30. Juni 2006):

  • Holzelfingen (700 m ü. NN) mit 1284 Einwohnern
  • Honau (565 m ü. NN) mit 975 Einwohnern
  • Unterhausen (507 m ü. NN) mit 7003 Einwohnern

Geschichte

 
Blick Richtung Südosten auf das historische Honau und den Traifelberg mit seiner markanten Felsenkette (Postkarte von 1905). Diagonal durch das Bild verläuft die 1969 stillgelegte Zahnradbahn Honau–Lichtenstein

Sowohl in Honau als auch in Holzelfingen wurden archäologisch Nachweise für alemannische Siedlungen erbracht. Des Weiteren weisen Funde von römischen Utensilien auf Honauer Gemarkung darauf hin, dass das Gebiet des heutigen Lichtenstein in der Antike an einer Römerstraße gelegen haben könnte.

Der Name Holzelfingen geht vermutlich auf den alten Vornamen Holzulf zurück. Die erste urkundliche Erwähnung als Holtelvingen war im Jahr 1220. Damals war die Burg Greifenstein (heute Ruine) von den Herren von Greifenstein bewohnt, die im Lauf der Zeit in den Ruf von Raubrittern kamen, von der bäuerlichen Bevölkerung zunehmend gefürchtet und gehasst. Nachdem 1311 das benachbarte Adelsgeschlecht, die Herren von Lichtenstein während des Reichskriegs durch die Truppen Graf Eberhards von Württemberg besiegt worden waren, verkaufte Ritter Schwigger, der letzte bekannte Angehörige der Herren von Greifenstein, 1355 sein Gut mitsamt Holzelfingen an Württemberg.

Während der Frankenherrschaft im frühen Mittelalter gehörten die Orte auf dem heutigen Gemeindegebiet zum Pfullichgau. Später dann zum Klosteroberamt Pfullingen, das 1810 ins Oberamt Reutlingen eingegliedert wurde.

Früher als die Nachbargemeinden fiel Honau an das Haus Württemberg, zuerst unter der Herrschaft der Grafen von Achalm, immer bedrängt durch die Adelshäuser der Umgebung, den Lichtensteinern und den Greifensteinern.

Während des Dreißigjährigen Krieges zwischen 1618 und 1648 wurden alle drei Ortschaften mehrmals von der Soldateska der durchziehenden Landsknechts-Truppen heimgesucht und geplündert.

 
Postkarte von 1919: Blick nach Norden über das Echaztal mit Schloss Lichtenstein im linken Bildzentrum

Die heutige Gemeinde Lichtenstein wurde nach dem das obere Echaztal überragenden Schloss Lichtenstein benannt, das in den frühen 1840er Jahren gemäß den damaligen Vorstellungen einer mittelalterlichen Burg im Auftrag des Grafen Wilhelm von Württemberg (späterer Herzog von Urach) erbaut worden war. Die Anregung für diesen Romantik-Bau lieferte der historische Roman Lichtenstein von Wilhelm Hauff, der seinerseits die ehemalige Burg Lichtenstein zum Vorbild hatte, die zwischen 1150 und 1200 durch das im Spätmittelalter ausgestorbene Adelsgeschlecht der Lichtensteiner erbaut worden war; - eine Burg, die bereits Ende des 14. Jahrhunderts während des schwäbischen Städtekriegs durch die Truppen der freien Reichsstadt Reutlingen zerstört wurde und danach zerfiel. Reste der Ruine befinden sich heute nur wenige hundert Meter südöstlich vom Standort des gegenwärtigen Schlosses entfernt.

Eingemeindungen

1930 wurde Oberhausen nach Unterhausen eingemeindet. Am 1. Januar 1975 wurden die Gemeinden Holzelfingen und Honau nach Unterhausen eingemeindet, die Gemeinde wurde in Lichtenstein umbenannt.

Politik

Gemeinderat

Bei der Gemeinderatswahl am 7. Juni 2009 ergab sich folgende Sitzverteilung:

  • CDU 38,8% (-5,1): 9 Sitze (-1)
  • FWV 29,2% (+0,7): 6 Sitze (=)
  • SPD 17,8% (+2,3): 4 Sitze (+1)
  • Offene Grüne Liste 14,2% (+2,0): 3 Sitze (+1)

Die Ortschaftsräte der Ortschaften Holzelfingen und Honau bestehen aus jeweils neun Mitgliedern.

Bürgermeister

Der Bürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Die derzeitige Amtszeit von Helmut Knorr endet am 2. Januar 2011.

  • seit 1987: Helmut Knorr

Städtepartnerschaften

  Voreppe, Frankreich (seit 1992)

Wappen

Wappen der früheren Gemeinden

 
Holzelfingen
 
Honau
 
Unterhausen

Wappen der ehemaligen Gemeinde Oberhausen (1930 nach Unterhausen eingemeindet):

 
Oberhausen

Kultur und touristische Eigenheiten

 
Schloss Lichtenstein, Südost-Ansicht; Fotografie Herbst 2001
 
Wilhelm Hauff-Denkmal beim Schloss Lichtenstein; Aussicht Richtung Osten auf die Traifelbergfelsen und - links im Hintergrund - einen Teil Holzelfingens oberhalb der gegenüberliegenden Flanke des Echaztals
 
Nebelhöhle, Fotografie von 2006

Historische Bauwerke

Museen

  • Wilhelm-Hauff-Museum in Honau
  • Mimus Mineralienmuseum in Unterhausen

Naturdenkmäler

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Neujahr: Handball-Neujahrsturnier
  • 1. Mai: Bockbierfest in Honau
  • Christi Himmelfahrt: Göllesbergfest und Olgahöhlenfest
  • Pfingsten: Nebelhöhlenfest
  • drittes Juliwochenende: Löschplatzhockete der Feuerwehr Unterhausen
  • Wochenende 2. Advent: Lichtensteiner Weihnachtsmarkt rund um den Bahnhof Honau.

Vereine

Musik

  • Posaunenchor Holzelfingen
  • Lichtensteiner Blasmusik, Musikverein Unterhausen e. V. (gegründet am 28. Februar 1909)
  • Männergesangverein Honau
  • Posaunenchor Unterhausen
  • Singkreis Unterhausen
  • Posaunenchor Honau
  • Sängerbund Lichtenstein e. V. seit 1855
  • Kirchenchor Unterhausen

Sport

  • TSV Holzelfingen 1905 e. V.
  • TuS Honau, gegründet 1905
  • TSV Oberhausen 1898 e. V.
  • TV Unterhausen 1885 e. V.
  • Schützenverein Unterhausen 1904 e. V.
  • Tennisclub Honau e. V.
  • DLRG Lichtenstein
  • SG Ober-/Unterhausen

weitere Vereine

  • Motorradfreunde Holzelfingen 1992 e.V.
  • CVJM Unterhausen e.V.
  • Förderverein Bahnhof Honau e.V.
  • Narrenzunft Krautscheißer 1988 e.V.
  • Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein. e.V.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaftlich ist die Gemeinde geprägt von mittelständischen Klein- und Handwerksbetrieben. Insbesondere auf der Albhochfläche ist auch noch eine relevante land- und forstwirtschaftliche Nutzung eines Teils des Gemeindegebiets von wirtschaftlich-struktureller Bedeutung. Auf dem an der nördlichen Ortsgrenze Lichtensteins gelegenen Gelände der 1993 stillgelegten Baumwollspinnerei Unterhausen (BSU), dem über 140 Jahre mit bis zu 380 Beschäftigten größten Industriebetrieb der Gemeinde, befindet sich heute ein Gewerbepark mit Niederlassungen unterschiedlicher Kleinfirmen. Der mit etwa 200 Mitarbeitern gegenwärtig größte Industriebetrieb Lichtensteins ist die Baumann GmbH [4] am südlichen Ende Unterhausens als deutsche Niederlassung der Schweizer Firma Baumann Federn AG. Ansonsten gehört Lichtenstein infrastrukturell vor allem zum Einzugsbereich des Großraums Stuttgart, insbesondere Reutlingens.

Im Ortsteil Honau, der wegen der Nähe des Schlosses Lichtenstein einen überregionalen touristischen Attraktionswert hat, befindet sich nur wenige hundert Meter von der Echazquelle entfernt eine regional relativ bekannte Bachforellenzucht, die mehrere Restaurants vor Ort bedient, wo die Forelle in verschiedenen Zubereitungsarten als kulinarische Spezialität gilt.

Verkehr

Durch die Gemeinde führt die B 312 entlang des Echaztales durch die Ortsteile Unterhausen und Honau auf die Albhochfläche (Honauer Steige). Die Landesstraße L 387 zweigt in Unterhausen von dieser ab und erschließt den Ortsteil Holzelfingen (Holzelfinger Steige). Die L230 verbindet die Gemeinden Lichtenstein und Sonnenbühl.

Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 223.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2024 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 35–38
  3. Gemeinde Lichtenstein - Portrait
  4. Vorstellung der Baumann GmbH mit Luftbild des Firmengeländes (Unterseite der Webpräsenz der Baumann-AG)
Commons: Lichtenstein (Württemberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien