St. Franziskus (Zwillbrock)

Kirchengebäude in Vreden
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Die Barockkirche St. Franziskus war bis 1811 die Kirche des angrenzenden ehemaligen Franziskanerklosters in Zwillbrock bei Vreden. Besonders für Katholiken aus Twente und aus dem Achterhoek, direkt hinter der Grenze der Republik der Vereinigten Niederlande, war diese Kirche von großer Bedeutung. Die Geschichte der Kirche reicht zurück bis in die Zeit der Reformation.

Barockkirche St. Franziskus in Zwillbrock
Die Orgel der Barockkirche St. Franziskus in Zwillbrock
Ein Kreuz zur Erinnerung an das ehemalige Kloster bei Zwillbrock

Zum Ende des 16. Jahrhunderts und im 17. Jahrhundert hatte sich der Calvinismus in den Niederlanden zur allgemeinen Staatsreligion entwickelt und den Katholiken wurde die Ausübung ihres Glaubens verboten. Nach dem Friede von Münster wurde die Grenze zwischen Gelderland und dem katholischen Bistum Münster nicht nur eine Staatsgrenze, sondern auch eine Grenze zwischen zwei Religionen. Die Katholiken im östlichen Achterhoek wurden seelsorgerisch dem Bischof in Münster zugeordnet und nicht dem Apostolischen Vikar, dem der größte Teil der Niederlande anvertaut wurde. Die an Zwillbrock angrenzende Herrschaft Borculo (Berkelland) wurde in 1615 durch Gelderland vom Bistum Münster abgetrennt und wurde staatlich unabhängig vom Bistum. Bischof Christoph Bernhard von Galen versuchte mehrere Male vergeblich, das Gebiet mit Gewalt zurückzuerobern. Um die katholischen Gläubigen jenseits der Grenze pastoral zu betreuen, wurde von Bocholt bis Gronau eine Kette von kleinen Kapellen und Kirchen errichtet, sogenannte Missionshäuser.

Im Jahr 1651 wurden die Franziskanermönche aus Bocholt vom Bischof in Münster beauftragt, für die in den Niederlanden verfolgten Katholiken zu Weihnachten eine Christmette im Freien zu halten. Der Minoritenpater Georg Phillipi (später Pastor von Groenlo) und Bruder Coelestin Tilbeck zogen daraufhin nach Norden, um im Silva Brok eine Messe zu feiern. In erhaltenen Schriften ist zu lesen, dass diese denkwürdige Messe eine große Anzahl Gläubiger angezog. Aus dem Umkreis von fünf Wegstunden kamen um die Tausend Katholiken nach Zwillbrock, um an der Christmette teilzunehmen. In den darauffolgenden Wochen wuchs der Zustrom aus dem Achterhoek und aus Twente, woraufhin beschlossen wurde einen regulären Gottesdienst einzurichten. Kurz vor Ostern 1652 wurde eine aus Torf gebaute Kapelle errichtet, um die Kirchgänger vor Wind und Wetter zu schützen. Noch im selben Jahr war die Kapelle hoffnungslos überfüllt und musste vergrößert werden.

Die Äbtissin des Vredener Damenstifts, Maria Sophia von Salm-Reifferscheid, stiftete daraufhin ein Grundstück und mit ihrer Hilfe und der des Bischofs von Galen wurde eine steinerne Kapelle errichtet. Auch diese musste bereits im Jahr 1656 vergrößert werden. Für Pater aus Bocholt wurden Unterkünfte bei der Kapelle gebaut. Im Jahr 1657 wurde die Außenstelle zu einer selbständigen Pfarrei. In diesem Jahr wurde aufgrund des großen Zustroms Gläubiger auch im nahegelegenen Oldenkott eine Kapelle gestiftet. Um 1660 waren ungefähr zwölf Pater in Zwillbrock tätig. Um Ostern 1665 zählte die Glaubensgemeinschaft beinahe 2.400 Seelen. Da der Zustrom von Katholiken unvermindert anhielt, mussten die Unterkünfte der Franziskaner nochmals erweitert werden. Im Jahr 1670 wurde die Pfarrei zu einem selbstständigen Kloster unter der Leitung eines Priors erhoben und bekam den Namen Closter Betlehem an 't Schwillbrock (auch bekannt als Betlehem im Walde), in Erinnerung an die erste Christmette im Jahr 1651.

Der Kloppendiek, ein Weg mit Jahrhunderte alten Eichen. Vermutlich der alte Prozessionsweg der Katholiken, die aus Groenlo und Eibergen nach St. Franziskus pilgerten, da der Weg bis an die niederländische Grenze reicht.

Ab Ende des 17. Jahrhunderts wurde der katholische Glaube in den Niederlanden langsam immer mehr geduldet. Im Grenzgebiet wurden viele Pfarreien gestiftet, die dem Bistum Münster zugeordnet waren. Dennoch ließen viele Katholiken aus dem Grenzgebiet ihre Kinder in Zwillbrock taufen und legten dort ihre Beichte ab. Durch die Spenden der niederländischen Katholiken und des Fürstbischofs Franz Arnold von Wolff-Metternich zur Gracht konnten die Franziskaner im Jahr 1713 ein neues Klostergebäude errichten. Am 6. Oktober 1717 wurde der Grundstein der heutigen St. Franziskus Kirche gelegt, die im Jahr 1719 oder 1720 fertiggestellt war. Sie wurde aber erst am 24. April 1748 geweiht. Die Kirche wird dem heiligen Franz von Assisi geweiht, der im Jahr 1225, so wie die Bocholter Franziskaner im Jahr 1651, eine Christmette im Freien feierte.

In den Jahren 1765 und 1782 wurde die Kirche erneuert und erweitert. Das Kloster hingegen wird im Jahr 1811 aufgrund der Gesetzgebung zur Zeit der französischen Herrschaft geschlossen, und die umliegenden kirchlichen Ländereien werden verkauft. In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts wird auch das Kloster abgerissen. In der Kirche St. Franziskus wurden danach weiterhin regelmäßige Gottesdienste gefeiert. Den Gläubigen in Zwillbrock gelingt es schließlich am 12. April 1858, wieder eine eigenständige Pfarrei zu gründen. Die Pfarrei hatte zu Beginn des 21. Jahrhunderts ungefähr 200 Mitglieder. Im September 2007 wurde die Pfarrei St. Franziskus mit den übrigen katholischen Pfarrgemeinden in Vreden zur neuen Pfarre St. Georg zusammengelegt.

Im Gegensatz zu vielen Kirchen in der direkten Umgebung von Zwillbrock wurde die Kirche St. Franziskus in der Zeit des Zweiten Weltkriegs verschont. Als Folge davon ist die gesamte barocke Inneneinrichtung im originalen Zustand erhalten, einzigartig im gesamten Münsterland. Altäre und Bilder sind sämtlich aus Eichenholz gearbeitet. Die Namen der Baumeister, Bildhauer und Maler sind jedoch größtenteils unbekannt.

Commons: Barockkirche St. Franziskus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Vreden – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 3′ N, 6° 42′ O