Der Nordafrika-Feldzug fand während des Zweiten Weltkriegs statt. Er ist Oberbegriff für die militärischen Operationen der Achsenmächte gegen die Alliierten in Libyen, Ägypten und Tunesien vom 13. September 1940 bis zum 13. Mai 1943. Ziel des Feldzugs war die Erlangung der Vorherrschaft in Nordafrika.
Ursachen der deutschen Beteiligung am Nordafrika-Feldzug
Der Afrikafeldzug begann mit einem Angriff der zahlenmäßig weit überlegenen Italiener, von Libyen aus, auf die britische Armee in Ägypten. Die Briten konnten den Angriff nicht nur abwehren, sondern konnten in einem Gegenangriff nach Libyen eindringen.
Auf Grund der Gefahr durch die einbrechenden italienischen Linien in Libyen, und dem damit drohenden Verlust des gesamten Landes und seines Kolonialgebietes an Großbritannien, ersuchte der italienische Führer Benito Mussolini in Berlin um militärische Unterstützung durch den Achsenpartner Deutschland.
Adolf Hitler sah sich gezwungen, deutsche Truppen in diesen Konflikt einzubinden, um die Schwächung der Achse Berlin-Rom, durch eine Niederlage Italiens gegen Großbritannien, zu verhindern. Die damit verbundene Stärkung britischer Truppen und ihrer militärischen Stellung im Mittelmeerraum hätte unter Umständen eine britische Invasion in Italien und die Eröffnung einer neuen Front in Südeuropa möglich gemacht.
Unter der Bedingung der Unterordnung der italienischen Truppen unter die militärische Leitung der Wehrmacht wurde das deutsche Afrikakorps aufgestellt. Sein erster Oberbefehlshaber wurde Erwin Rommel, der später den Spitznamen "Wüstenfuchs" bekam.
Kriegsjahr 1941
Am 11. Februar 1941 landeten die ersten deutschen Truppen in Tripolis. Die italienischen Truppen waren aufgrund ihrer Niederlagen bereits moralisch angeschlagen, und ihre Verteidigungsstellungen waren nur lückenhaft ausgebaut.
Im Gegensatz zur geplanten, defensiven Haltung des Afrikakorps, hielt Rommel einn offensives Vorgehen gegen die britischen Truppen für unbedingt notwendig. Diese Meinung stand im krassen Gegensatz zur Meinung des italienischen Generals Gariboldi, welcher den Erfolg im defensiven Vorgehen sah. Am 31. März begann auf Rommels eigenmächtigen Befehl der Vormarsch. Sein Hauptvorstoß richtete sich auf Marsa el Bregha , um einenBrückenkopf zur Einnahme von Cyrenaika errichten zu können.
Durch Rommels erfolgreiche Taktik des mobilen Wüstenkriegs wurden die überlegenen britischen Truppen unter General Archibald Wavell über Benghasi und Derna 800 Kilometer zurückgeworfen. Kurz darauf konnte Bengasi besetzt werden. Diese schnellen Erfolge führten in der italienischen Generalität zu Erstaunen und auf britischer Seite zu einem tiefen Schock.
Der deutsche Vormarsch stoppte Mitte April bei der ägyptischen Grenzstadt und Festung Sollum/ Tobruk. Diese war kurz zuvor von den italienischen Truppen ausgebaut und danach beinahe kampflos geräumt worden. Bis zum 13. April unternahm die deutsche Wehrmacht drei Angriffe auf die Stadt,welche fehlschlugen. Auf Rommels Befehl musste vorerst die Eroberung Tobruks zurück gestellt werden. Weitere Vorstösse konnten nicht durchgeführt werden, da das Afrikakorps bereits hier mit bedrohlichen Versorgungsengpässen zu kämpfen hatte, die schlußendlich zu einem Stellungskrieg bei und um Sollum /Tobruk führten.
Im November begannen britische Truppen mit Gegenangriffen im Rahmen der "Operation Crusader", deren Ziel die Entlastung der Festung Tobruk, durch die Ablenkung deutscher Truppen, war. Nachdem diese misslungen waren, setzten britische Truppen am 18. November 1941 zu einem zweiten Stoß an, der die Pattsituation beendete. Der britische Großangriff ermöglichte einen Ausbruch der Besatzung von Tobruk aus dem die Stadt umgebenen Belagerungsring und warf das deutsche Afrikakorps bis Ende des Jahres 1941 auf seine Ausgangsstellung am Westrand der Cyrenaica zurück.
Kriegsjahr 1942
Durch Angriffe der Luftflotte 2 unter Albert Kesselring auf wichtige Knotenpunkte wie Malta, von wo aus britische U-Boote die deutschen und italienischen Nachschublieferungen angriffen, gelang es Rommel im Januar 1942 die Initiative zurückgewinnen. Er nutzte den durch die Luftunterstüzung entstandenen strategischen Vorteil zu einem Gegenangriff, der die "Panzerarmee Afrika" bis Ende Juni bis nach El Alamein 100 Kilometer vor Alexandria führte. Durch die wechselnden Offensiven beider Seiten hatte sich der Afrikafeldzug zu einem sehr schnellen Bewegungskrieg gewandelt. Die Wüstenebenen eigneten sich hervorragend für weiträumige Panzeroperationen über Hunderte von Kilometern.
Am 26. Mai startete das Afrikakorps das Unternehmen Theseus mit dem Ziel, Tobruk zu erobern. Nach schweren Panzergefechten gelang es den Achsenmächten am am 10.Juni Bir Hacheim einzunehmen, um den Vormarsch auf Tobruk einzuleiten.
Rommel umging die britischen Stellungen südlich der Festung und griff mit einer Überraschungsoffensive an. Begleitet wurde der Vorstoß von Ju 87 Sturzkampfbombern, welche die feindlichen Linien sturmreif schossen und die britischen Kommunikationswege unterbrachen. In der nachfolgenden Verwirrung konnten Rommels Panzerkräfte in die Stadt eindringen und sie am 20. Juni besetzen. Im Zuge dieses Handstreichs wurde Rommel zum Feldmarschall befördert.
Der weitere Vormarsch sollte nun durch Ägypten erfolgen. Ziel war es die Stadt Alexandria zu Fall zu bringen und den Sueskanal zu besetzen. Kurz vor El Alamein war durch die Briten ein 65 Kilometer langer Verteidigungsgürtel aufgebaut worden. Auf Grund der südlich gelegenen Katara-Senke war es nicht möglich diesen Gürtel zu umgehen. Zusätzlich erschwerten weitere Versorgungsengpässe ein langfristig geplantes Vorgehen, so das die Offensive stecken blieb.
Die Situation für die Achsenmächte verschlechterte sich weiter, als der neue britische Befehlshaber Bernard Montgomery am 23. Oktober zum Gegenangriff ansetzte. Das Afrika-Korps war zahlenmäßig unterlegen und musste den Rückzug nach Lybien antreten. Am 8. November landeten über 100.000 frische amerikanische und britische Soldaten in Casablanca und Algier. Der nun eröffnete Zweifrontenkrieg überforderte das geschwächte Afrikakorps, so das Tobruk am 13. November wieder in britische Hände fiel.
Aufgrund der kritischen Situation an der Ostfront konnte das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) nur unzureichende Verstärkung über Südfrankreich entsenden. Im südlichen Tunesien vereinigten sich die frischen Einheiten mit der zurückweichenden "Panzerarmee Afrika"
Kriegsjahr 1943
Ende Januar 1943 mußte Lybien aufgegeben werden. Inzwischen standen die Truppen der Achsenmächte der doppelten Übermacht von einer halben Million alliierten Soldaten gegenüber.Auch verfügten die Alliierten über die vierfache Anzahl von Panzern und über die uneingeschränkte Lufthoheit.
Am 23. Januar besetzten die Briten Tripolis. Im März und April wurden die Soldaten der Achsenmächte schließlich eingeschlossen. Lediglich an der Mareth-Linie wurde noch erbitterter Widerstand geleistet. Am 7. März flog Rommel nach Deutschland, um mit Hitler über ein Ende der Kampfhandlungen zu sprechen. Hitler jedoch blieb starrköpfig und verweigerte dem Afrika-Korps den Rückzug auf das europäische Festland. Am 13. Mai mussten die Achsenmächte,unter Rommels Nachfolger Generaloberst Hans-Jürgen von Arnim, bei Tunis kapitulieren.
Probleme des Afrikafeldzuges
Die Versorgung der Truppen mit Nahrungsmitteln, Treibstoff, Munition und Ausrüstung war auf grund der gewaltigen Distanzen in Nordafrika nur sehr schwer sicherzustellen. Strategische Erfolge auf dem Schlachtfeld waren für beide Seiten stets mit wachsenden Distanzen zu ihren jeweiligen Versorgungsbasen in Libyen und Ägypten verbunden. Ausserdem fielen im Sommer 1942 66 % der deutsch-italienischen Nachschublieferungen den von Malta aus operierenden U-Booten und Flugzeugen der Briten zum Opfer. Somit war der Erfolg einer jeden militärischen Operation stärker als auf jedem anderen Schlachtfeld von einer funktionierenden Versorgung geprägt.
Die große Hitze am Tag (bis zu 50 Grad Celsius), die beißende Kälte der Nacht und der Sand stellten unglaubliche Anforderungen an Mensch und Material. Es waren vier bis fünf Liter Wasser am Tag nötig, um den Wasserverlust des Körpers in der Hitze auszugleichen.
Der feine Sand der Wüste setzte den Fahrzeugen und Waffen zu und erforderte eine genaue und ständige Wartung.
Verluste und Folgen
Tote und Vermißte
Deutschland 18.600 / 3.400
Italien 13.700
Großbritannien 35.500
Amerika 16.500
130.000 Angehörige des Deutschen Afrikakorps gingen in Kriegsgefangenschaft, da Hitler keine Rückverschiffung nach Europa erlaubte.
Erst zwei Tage vor der Kapitulation erfuhr die deutsche Bevölkerung von der Anfang März 1943 erfolgten Ablösung des äußerst beliebten Rommel. Als Grund gilt sein Mißerfolg in Afrika. Seit seinen spektakulären Erfolgen steht er im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Das Afrikakorps war durch die unmenschliche Umgebung, die Erfolge und Medien geradezu zum Sinnbild deutschen Kampfeswillens geformt worden. Die Deutschen reagierten daher entsetzt über die Niederlage und die hohen Verluste in Nordafrika. Das Schlagwort vom "Zweiten Stalingrad" fand im Deutschen Reich rasche Verbreitung.
Den alliierten Streitkräfte ermöglichte die Niederlage der Achsenmächte die Ausweitung ihrer Kontrolle über den Mittelmeerraum, und eine wesentlich gefahrlosere Landung auf Sizilien. Mit dieser wurde am 10. Juli 1943 die von Hitler so gefürchtete neue Front im Süden Europas eröffnet, die innerhalb weniger Tage zum Sturz Mussolinis, und dem Seitenwechsel Italiens führte.
Der Afrikafeldzug in den Medien
- Computerspiel "Africacorps vs. Desert Rats"
- Spielfilm Vorlage:IMDb Titel
Literatur
- Paul Carell, Die Wüstenfüchse, ISBN 3776623403