Patanjali

indischer Gelehrter
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Patanjali (Sanskrit, पतञ्जलि, Patañjali, [pʌtʌɲʤʌlɪ]) war ein indischer Gelehrter, der die heute noch vollständig überlieferten Yogasutras verfasst haben soll. In der indischen Mytholgie gilt er als Inkarnation des Schlangenkönigs Shesha.

Patañjali wird häufig als Mischwesen aus Schlange und Mensch dargestellt

Über das Leben von Patañjali ist jedoch nichts bekannt, auch nicht wann er gelebt hat. Es ist nicht einmal sicher, ob er eine historische Persönlichkeit war. Indische Tradition setzt ihn mit dem Grammatiker gleichen Namens, der im 2. Jahrhundert vor Christus lebte, gleich. Da der Wortschatz des Grammatikers und des Schreibers jedoch stark von einander abweichen, gehen Indologen davon aus, dass es sich nicht um die gleiche Person handelt. Vielmehr sind sie aufgrund bestimmter Formulierungen, die sich auch im Spätbuddhismus finden, der Ansicht, das Werk sei im 4. oder 5. Jahrhundert nach Christus entstanden.

Wörtlich übersetzt bedeutet Sutra "Faden". Das Yoga-Sutra ist also gewissermaßen ein Leitfaden für Yoga, der anders als die Bhagavadgita keine Rahmenhandlung besitzt und auch nicht gesungen wurde. Das Yoga-Sutra von Patañjali besteht aus 195 Sanskrit-Versen, in denen in hochkonzentrierter Form die Essenz des Yoga-Weges gebündelt ist. Es ist eine der ältesten Überlieferungen der Yoga-Tradition. Diese Form des Yoga wird als Raja Yoga oder Ashtanga Yoga (achtgliedriger Yoga) bezeichnet.

Patañjali stellt Yoga als einen achtgliedrigen Weg dar. Die acht Aspekte sind:

  • Yama (Moral, Ethik – das Verhalten anderen gegenüber, gesellschaftliche Disziplin; allen voran Ahimsa = Gewaltlosigkeit / Satya = Wahrhaftigkeit (auch sich selbst gegenüber)
  • Niyama (Selbstdisziplin – das Verhalten sich selber gegenüber; wie Sauca = Reinheit /Samtosa = Zufriedenheit)
  • Asana (Übungen der Yogastellungen, körperliche Disziplin)
  • Pranayama (Beherrschung des Atems, mentale Disziplin)
  • Pratyahara (Sich-nach-Innen-Ausrichten, Disziplin der Sinne)
  • Dharana (Konzentration)
  • Dhyana (Meditation)
  • Samadhi (Ekstase, Versenkung, All-Einheit, Verwirklichung des höheren Selbst)

Alle acht Glieder des Yoga bilden eine untrennbare Einheit. Oft wurden sie als Stufen einer Entwicklung interpretiert, eigentlich beziehen sie sich jedoch auf verschiedene Aspekte des menschlichen Lebens, so dass sie nicht nacheinander zu praktizieren sind, sondern vielmehr einen ganzheitlichen Übungsweg repräsentieren, bei dem die verschiedenen Disziplinen zusammen wirksam werden. Das letztendliche Ziel des Yogaweges ist Samadhi, die völlige Ruhe des Geistes:

„yogaś citta-vrtti-nirodhah - Yoga ist jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen.“

Patañjali Yoga Sutra, I.2, übersetzt von Bettina Bäumer [1]

Einzelnachweise

  1. Die Yoga-Sûtras des Patañjali, abgerufen am 17. Juli 2009

Literatur

  • Patanjali: Yogasutra. Einführung, Übersetzung und Erläuterung von R. SriramISBN 3-89620-292-8, Theseus Verlag, 2006
  • T.K.V. Desikachar: Über Freiheit und Meditation – Das Yoga Sutra des Patanjali, Verlag Via Nova, Petersberg 1997
  • Swami Prabhavananda und Christopher Isherwood: Gotterkenntnis – Die Yoga-Sutras des Patanjali, Ullstein Verlag, Berlin 1998
  • Sukadev Volker Bretz: Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute, Verlag Via Nova, Petersberg 2001
  • Mircea Eliade: Der Yoga des Patanjali, Herder Spektrum Verlag, Freiburg 1999
  • Patanjali/P. Y. Deshpande/B. Bäumer: Die Wurzeln des Yoga, Otto Wilhelm Barth Verlag, 1976 Rezension
  • Swami Durgananda: Yoga-Sutren des PatanjaliISBN 3-922477-79-8, Mangalam Books, Lautersheim 2003
  • Karl-Otto Schmidt: Selbsterkenntnis durch Yoga-Praxis, Patanjali und die Yoga-Sutren . Drei Eichen Verlag, Hammelburg, 2009.
  • Alice A. Bailey: Der Yoga Pfad, Patanjalis Lehrsprüche erläutert von Alice A. Bailey. Übersetzt von Käthe Oppermann, Duisburg. Association Lucis Trust, Genf, 1990.