Cornelius Castoriadis

griechisch-französischer Psychoanalytiker, Jurist und Widerstandskämpfer
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Cornelius Castoriadis (* 11. März 1922 in Istanbul, † 26. Dezember 1997) ist ein griechischer Psychoanalytiker, Jurist und Widerstandkämpfer.

Er studierte Rechtswissenschaften, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften. Während des zweiten Weltkrieges beteiligte er sich innerhalb der internationalistischen Fraktion der Trotzkisten am griechischen Widerstand gegen den Faschismus. Nach 1945 ging er nach Frankreich, wo er mit Claude Lefort die Gruppe "Socialisme ou Barbarie" gründete. Diese Gruppe war geprägt durch eine trotzkistische Abweichung vom Sozialismus, sie ging aus einer Spaltung der trotzkistischen Partei Frankreichs hervor. "Socialisme ou Barbarie" löste sich bald vom Trotzkismus, wandte sich anarchistischen und rätesozialistischen Orientierungen zu, und ging schließlich zur radikalen Kritik des Marx' schen Denkens und dessen Folgen über. Demzufolge sah man in den Arbeiteraufständen in Ostberlin 1953 oder des Ungarn-Aufstandes 1956 keine konterrevolutionäre Aktionen, sondern das Aufflackern eines Sozialismus ganz im Sinne Castoriadis.

Castoriadis wandte sich zunehmend der Psychoanalyse zu und war mehrere Jahre als Analytiker tätig. Seit 1980 lehrte er als Forschungsdirektor an der "École des hautes études en sciences sociales" in Paris. Cornelius Castoriadis verstarb am 26. Dezember 1997.

Das wichtigste Werk Castoriadis' ist wohl das 1975 erschienene "Gesellschaft als imaginäre Institution. Entwurf einer politischen Philosophie" (deutsch 1984), dessen Inhalt auch mit Castoriadis' Tätigkeit in "Socialisme ou Barbarie" in Zusammenhang steht.

Zentral ist die Interpretation der "revolutionären Praxis" im Werk Castoriadis, die fast als prototypisch für das Therorie-Praxis-Verhältnis sozialistischer Theorien zu Lebzeiten Castoriadis gelten kann. Zum adäquaten Verstehen seiner Konzeption einer revolutionären Praxis müssen andere Aspekte beachtet werden, z.B. seine Kritik an Marx, am Kommunismus und Sozialismus, an der Geschichtsphilosophie und Philosophie allgemein, sowie an der Bürokratie, darüber hinaus seine spezielle Betonung des Alltäglichen, der Autonomie, sein Verständnis von Dialektik und des Verhältnisses von Theorie und Praxis.