Andreas Gursky

deutscher Fotograf
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Andreas Gursky (* 15. Januar 1955 in Leipzig) ist ein deutscher Fotograf. Die digitale Bildbearbeitung und das extreme Großformat sind neben der dezidierten Farbfotografie charakteristische Ausdrucksmittel. Andreas Gursky gilt als einer der weltweit wichtigsten zeitgenössischen Fotografen. [1][2]

Leben

Andreas Gursky wurde am 15. Januar 1955 in Leipzig geboren. Sein Vater Willy Gursky sowie auch der Großvater waren Werbefotograf von Beruf. Willy Gursky betrieb Ateliers in Leipzig und – nach der Flucht der Familie aus der DDR – in Essen und Düsseldorf. Aus Gurskys erster Ehe mit Baroness Carol Anne Franziska Antonia Pilars de Pilar gingen zwei Kinder hervor, Cynthia Pilars de Pilar und Victor Pilars de Pilar.

Andreas Gursky studierte von 1978 bis 1981 an der Universität-Gesamthochschule Essen Visuelle Kommunikation bei Otto Steinert und Michael Schmidt. Daran schloss sich ein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Bernd Becher an, dessen Meisterschüler er von 1985 an war. Das Studium schloss er 1987 ab. Andreas Gursky gehört wie auch die profilierten deutschen Fotografen Axel Hütte, Jörg Sasse, Thomas Struth, Candida Höfer und Thomas Ruff zur Gruppe der Becher-Schüler.

Werk

Andreas Gursky begann seine künstlerische Arbeit mit kleinformatigen Fotografien, fand aber schon 1988 zu großen Formaten und der elektronischen Bildverarbeitung. Unverkennbar ist der Einfluss von Bernd und Hilla Bechers dokumentarischer Praxis. Gursky geht wie seine Lehrer konzeptuell vor, wendet sich allerdings anders als diese einer Vielzahl von Gegenständen mit seiner Großbildkamera zu. Er fotografiert u. a. Landschaften, Architektur und Innenräume. Gursky fotografiert farbig, indem er die Farbe eher verhalten einsetzt, mit den technischen Möglichkeiten des Großformats eine hohe Präzision der Abbildung erreicht und mit dem Werkzeug computergestützter Bildbearbeitung jedoch in die Abbildung eingreift. So erzeugt er in zahlreichen Aufnahmen künstliche Wirkungen, die auf Montagen beruhen.

In der Aufnahme eines Rockkonzerts vergrößert er beispielsweise digital das Publikum und erreicht damit Irritationen über die Wirklichkeitstreue des Bildes. Stehen hier medienkritsche Verfahren im Vordergrund, wendet er sich mit anderen Sujets kritisch der Konsum- und Produktionswelt zu (z. B. mit der Fotografie eines Prada-Schuhgeschäfts, in dem die Inszenierung der Ware selbst ikonografischen Charakter erhält). All seinen Arbeiten sind Fragen an die Moderne gemeinsam, ob Konsum, Architektur, Landschaftsgestaltung oder Popkultur. Sein distanzierter Blick, verstärkt durch die Präzision des Großformats der Kamera, bezieht sich gleichsam auf die Anonymität moderner Existenz und die Austauschbarkeit von Plätzen und Orten in den modernen Industriegesellschaften.

Suggestivkraft erhalten seine Fotografien vielfach durch die Größe der Abzüge mit mehreren Metern Kantenlänge. Typisch für Gurskys Vorgehen ist ferner, dass den Aufnahmen ein zentraler Gegenstand fehlt. Alle Details scheinen gleich bedeutend zu sein. Auffallend ist gleichermaßen die ausgesprochen ästhetische Inszenierung der Objekte, ihre ausgewogene Farbigkeit ebenso wie der harmonische Bildaufbau, den digitale Eingriffe oft verstärken.

Gurskys Fotografien erreichen auf dem internationalen Kunstmarkt Spitzenpreise. Die Fotografie 99 cent (2001) erzielte am 10. Mai 2006 bei Sotheby’s 2,26 Millionen Dollar, ein Rekordwert für zeitgenössische Fotografie. Am 16. November desselben Jahres zahlte ein anonymer Bieter für das 99 Cent II Diptychon bei einer Auktion von Phillips de Pury & Company in New York 2,48 Millionen Dollar.[3] Im Februar 2007 schließlich kletterte der Preis für einen Abzug dieses Motivs auf 3,3 Mio. US-Dollar, womit es zur teuersten Fotografie aller Zeiten wurde.

Gurskys Werke befinden sich im Besitz internationaler Museen und privater Sammlungen.

Ausstellungen (Auswahl)

Arbeiten (Auswahl)

  • Paris, Montparnasse, 1993, 186 × 357 cm
  • Cibachrome, 1997, 186 × 239 cm
  • Brasilia und Plenarsaal I, C-Print, 1994, 120,5 × 163,8 cm
  • Untitled IV (Prada I), 1996, 135 × 226 cm
  • Bahrain I, 2005, 306 × 221,5 cm (C-Print)
  • Mayday V, 2006, 324 x 217 cm (Dye-Transfer)
  • Kuwait Stock Exchange, 2007, 295 × 222 cm
  • Pyongyang I, 2007, 307 × 215,5 cm (C-Print)
  • James Bond Islands III, 2007, 307 × 223,3 cm (C-Print)
  • Dubai World I, Dubai World II
  • F1 Boxenstopp IV, 2007, 222,4 × 608 cm (C-Print)

Preise

Literatur

  • Kunstmuseum Basel (Hrsg.): Andreas Gursky. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2007, ISBN 978-3-7757-2019-9
  • Peter Galassi: Andreas Gursky – Ausstellung Andreas Gursky im Museum of Modern Art, New York, 4. März bis 15. Mai 2001. Übersetzung: Hinrich von Haaren. Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz, 2001, 195 S., ISBN 3-7757-1052-3
  • Marie Luise Syring (Hrsg.): Andreas Gursky. Fotografien 1984 bis heute. Ausst.-Kat. Kunsthalle Düsseldorf. München 1998.
  • Fiona Bradley (Hrsg.): Andreas Gursky: Bilder. Ausst.-Kat. Tate Gallery Liverpool. Stuttgart 1995.
  • Zdenek Felix (Hrsg.): Andreas Gursky. Fotografien 1984–1993. Ausst.-Kat. Deichtorhallen Hamburg. München 1994.
  • Christiane Hoffmans: Kunst im deutschen Vereinsheim. Andreas Gursky und Claus Föttinger richten in der Düsseldorfer Galerie Sies + Höke eine WM-Bar ein. In: WELT am SONNTAG Nr. 24 vom 11. Juni 2006, Seite 72 – auch online
  • Thomas Weski (Hrsg.): Andreas Gursky – Ausstellung Andreas Gursky im Haus der Kunst, München, 17. Februar bis 13. Mai 2007. Snoeck Verlagsgesellschaft, 2007, 160 S., ISBN 3-936859-50-7

Einzelnachweise

  1. Gursky-Ausstellung in Darmstadt zum Thema Architektur
  2. Artikel über Gursky bei hr-online
  3. Daryl Lang: "Gursky's "99 Cent" Prints Fetch Millions At Auction"