Die Deutschen Werkstätten Hellerau sind ein mittelständisches Unternehmen in Dresden (Hellerau). Als eines der ersten Unternehmen mit industrieller Möbelherstellung Deutschlands wurde es durch seine modernen Reformmöbel in schlichter handwerklicher Fertigung bekannt.

Unternehmensgeschichte
Ausgehend von der Tischlerwerkstatt (Bau-Möbelfabrik und Fabrik kunstgewerblicher Gegenstände), die Karl Schmidt im Jahr 1898 in Dresden-Laubegast gründete, entstanden 1907 in Zusammenschluss mit den Münchner Werkstätten für Wohnungseinrichtung die Deutschen Werkstätten für Handwerkskunst.
1898/1899 stellten Karl Schmidt-Hellerau und Johann Vincenz Cissarz einen Schrank mit großflächigen Schichtholzplatten her. Aus dieser Technik entstand durch Weiterentwicklungen die Sperrholzplatte. Die Deutschen Werkstätten erhielten dafür 1941 das Patent „Vergütetes Holz“.
1907 gründete Karl Schmidt-Hellerau eine gewerbliche Fachschule und Lehrwerkstätten, deren erster Leiter Joseph August Lux wurde.
Im Jahr 1909 verlegte Schmidt seinen Betrieb an den Rand des Hellers ins heutige Dresden-Hellerau, wo er am 9. Juni 1909 mit dem Bau der Deutschen Werkstätten begann.
Trotz der schwer zu überwindenden Weltwirtschaftskrise 1929 und der sozialistischen Planwirtschaft in der DDR blieb das Unternehmen bestehen. Ab 1967 produzierten die Werkstätten das Möbelprogramm Deutsche Werkstätten (MDW) in großen Stückzahlen. Das von Rudolf Horn entwickelte System verblieb 24 Jahre in Produktion.
Anfang der 1990er Jahre geriet der Betrieb in wirtschaftliche Schwierigkeiten und schränkte die Möbelproduktion ein. Seit 1996 konzentriert sich das Unternehmen auf die Anfertigung hochwertiger Inneneinrichtungen für öffentliche Gebäude und private Auftraggeber.
Grundgedanke der Herstellung
Karl Schmidt verschrieb sich gezielt den Reformmöbeln, die er von bekannten Künstlern gestalten ließ. Er versuchte, mit seiner Werkstatt einen Kompromiss zwischen preisgünstiger maschineller Herstellung und geschmackvollem Design zu finden.
Produktion
Vor dem Zweiten Weltkrieg
- Empfangssaal und Kirchenraum der kath. Gemeinde Dresden-Klotzsche in der Villa Harzer, Goethestraße 17 (1938)
- Innenausbau des Neuen Jägerhauses für den Sächsischen Jägerhof am Jagdschloss Grillenburg nach Plänen von Prof. Oswin Hempel (1939), u.a. mit Großintarsien nach Vorlagen von Max Wendl (1904-84)
Zu Zeiten der DDR
- Industrielle Großfertigung zur Inneneinrichtung für
- Hotels
- Hochschulen
- Theater
- Individuelle Ausstattung mit hochwertiger Inneneinrichtung für
- die Meyer-Villa in Radebeul, ein „seltenes Beispiel einer DDR-Unternehmervilla“ [1]
- Die Möbel zur Wohnungseinrichtung, auch „Hellerauer Möbel“ genannt, waren sehr begehrt.
Nach der deutschen Wiedervereinigung
- Anfertigungen für
- das Dresdner Rathaus
- das Dresdner Landtagsgebäude
- die Dresdner Synagoge
- die Elbe-Raddampfer
- Luxusartikel
- Humidore
- klimatisierte Zigarren-Schatullen aus Zedernholz
Soziales Engagement
Während seiner Wanderjahre in England lernte Karl Schmidt die Idee der Gartenstadt kennen. Diese wollte er auch in Dresden, als sozialen Fortschritt und Lösungsweg der ungesunden Enge der städtischen Arbeiterwohnungen, umsetzen.
Bereits 1908 gründete Karl Schmidt eine Gartenstadt-Gesellschaft, die als Wohnsiedlung für seine Arbeiter vorgesehen war. Im Jahr 1909 kaufte er insgesamt 140 Hektar Land von 42 Klotzscher und 31 Rähnitzer Bauern [2] für etwa 1,50 Mark pro Quadratmeter [3]. Am 9. Juni 1909, zeitgleich mit dem Bau der Deutschen Werkstätten, begann er mit dem Anlegen der Siedlungsstraße „Am Grünen Zipfel“ nach Bauplänen des Münchner Architekten Richard Riemerschmid.
Auszeichnungen
- Grand Prix der Weltausstellung von 1900 in Paris
- Auszeichnungen der Weltausstellungen von 1904 in St. Louis und 1937 in Paris
Quellen
- ↑ Volker Helas (Bearb.): Stadt Radebeul. [Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen]. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3, S. 68–69.
- ↑ Anzahl der Verkäufer
- ↑ Grundstückspreis
Weiterführende Literatur
- Ruth Krieg: Deutsche Werkstätten : Betriebsgeschichte des VEB Deutsche Werkstätten Hellerau. 1989
- Reinhard Delau, Lothar Sprenger: Schmidts Erben : die Deutschen Werkstätten Hellerau. Verlag der Kunst, Dresden, Amsterdam 1996, ISBN 90-5705-105-2
- Dresdner Geschichtsverein e.V.: "Gartenstadt Hellerau, Der Alltag einer Utopie". Michel Sandstein Grafischer Betrieb und Verlagsgesellschaft mbH Dresden, 1997, ISBN 3-910055-42-7, ISSN 0863-2138
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz
- Umfassende Informationen zum Unternehmen
- GebäudeEnsemble Deutsche Werkstätten Hellerau
- Bericht über die Werkstätten 2007
- Kurzüberblick
- Die Entwicklung von Hellerau
- Ausstellung Mythos Hellerau
Koordinaten: 51° 6′ 27,8″ N, 13° 45′ 33,8″ O