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Floßbach / Landgraben | ||
![]() Renaturiert: Floßbach nordöstlich von Dirmstein | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 239166 | |
Lage | Vorderpfalz (Rheinland-Pfalz, Deutschland) | |
Flusssystem | Rhein | |
Abfluss über | Eckbach → Rhein → Nordsee | |
Quelle | Östlich von Grünstadt als Landgraben 49° 33′ 52″ N, 8° 10′ 8″ O | |
Quellhöhe | ca. 164 m ü. NN [1] | |
Mündung | In Dirmstein in den EckbachKoordinaten: 49° 33′ 44″ N, 8° 15′ 46″ O 49° 33′ 44″ N, 8° 15′ 46″ O | |
Mündungshöhe | 100 m ü. NN [1] | |
Höhenunterschied | ca. 64 m | |
Sohlgefälle | ca. 7,9 ‰ | |
Länge | 8,1 km[2] | |
Einzugsgebiet | 18,764 km²[2] | |
Rechte Nebenflüsse | Sausenheimer Graben | |
Kleinstädte | Grünstadt | |
Gemeinden | Obersülzen, Dirmstein | |
Einwohner im Einzugsgebiet | 16.800 |



Der Floßbach, auch Landgraben genannt, ist ein gut 8 km langer Wasserlauf in der nördlichen Vorderpfalz (Rheinland-Pfalz) und ein linker Zufluss des Eckbachs.
Verlauf
Der Floßbach verläuft gänzlich auf den Gemarkungen der Stadt Grünstadt und der beiden zur Verbandsgemeinde Grünstadt-Land gehörenden Ortsgemeinden Obersülzen und Dirmstein.
Er hat mehrere Quellen. Einige von ihnen liegen westlich von Grünstadt in den Vorhügeln des Pfälzerwaldes auf etwa 170 m ü. NN. Ihr Wasser sammelt sich als Landgraben in Grünstadt, wo östlich der Wohnbebauung die geklärten Abwässer der Stadt eingeleitet werden, bevor der Bach nach Osten auf die Gemeinde Obersülzen zufließt. Dort mündet zunächst von rechts der nur periodisch Wasser führende Sausenheimer Graben ein, dann von links ein weiterer zeitweise trockenfallender Bach, der nordwestlich von Obersülzen an einem Rebenhügel der Unterhaardt in etwa 150 m Höhe entspringt.
Das nunmehr Floßbach genannte Gewässer fließt am Südhang eines langgestreckten niedrigen Höhenrückens entlang, der von Westen her in die Oberrheinische Tiefebene hineinragt und zu dem der Wörschberg (163 m) und der Schneckenberg (143 m) gehören. Der Höhenrücken ist Teil der Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten des Eckbachs im Süden und des Eisbachs im Norden. Nach 4 km erreicht der Floßbach die Gemarkung von Dirmstein. Sein Bachbett fällt auf dieser Strecke um etwa 40 m zur Oberrheinischen Tiefebene ab. Im Laufe der Zeit hat es sich teilweise mehrere Meter tief in die dortigen Lössschichten eingegraben. Am Südhang des Stahlberges (134 m) entlang, der ebenfalls zur lokalen Wasserscheide gehört, bewegt der Floßbach sich in einem weiten Rechtsbogen um den Ort herum nach Süden, wobei er die Landesstraße 453 (Grünstadt–Frankenthal) unterquert. Unterhalb der ehemaligen Niedermühle und östlich der Bebauungsgrenze mündet er von links in den Eckbach.
Geschichte
Gräberfeld
In Dirmstein befand sich rechts des Floßbachs und nördlich seiner Mündung in fränkischer Zeit (6. Jahrhundert) ein Gräberfeld[3], das in den 1980er Jahren archäologisch untersucht wurde. Die geborgenen Fundstücke wurden nach Speyer ins Historische Museum der Pfalz verbracht. Manche der mit den Funden befassten Experten vertreten sogar die Meinung, dass die Grabstätten zumindest teilweise schon zu alemannischer Zeit (5. Jahrhundert) in Gebrauch waren.
Lindesheim
Am Floßbach zwischen Obersülzen und Dirmstein lag am Südosthang des Wörschbergs das kleine Dorf Lindesheim, das bereits im Mittelalter um 1350 verlassen wurde und vollständig unterging. Hierüber erzählt der Volksmund im Zusammenhang mit der Geschichte der Dirmsteiner Glocken.[4]
Begradigung
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Floßbach begradigt. Dadurch nahm die an sich schon relativ hohe Fließgeschwindigkeit weiter zu. Zusammen mit dem durch die Begradigung bewirkten Verlust von Überschwemmungsräumen ergaben sich bei starken Regenfällen Probleme für die Umgebung des Wasserlaufs an verschiedenen Stellen.
Renaturierung
Oberlauf
In den Jahren 2006 bis 2008 wurden zunächst auf Grünstadter und Obersülzer Gemarkung Maßnahmen zur Renaturierung durchgeführt; sie erfolgten auf einer Strecke von 3,1 km. Dabei blieb das alte Bachprofil nur auf 650 m erhalten, während 1100 m einseitig aufgeweitet und verändert wurden und auf 1350 m ein gänzlich neues Gewässerbett geschaffen wurde. Dadurch wurde die Fließgeschwindigkeit verringert, es bildeten sich Altarme, Mäander und Inseln. Zu beiden Seiten des Gewässers entstanden bis zu 30 m breite flache Randstreifen. Offiziell abgeschlossen wurde die Renaturierung dieses Abschnitts am 14. August 2008 durch die Umweltministerin von Rheinland-Pfalz, Margit Conrad.
Unterlauf
Noch intensiver hatte das in einer Senke gelegene Dirmsteiner Baugebiet Nördlich der Heuchelheimer Straße unter zeitweisen großflächigen Überflutungen zu leiden. Erstmals 1994 standen Keller bis zur Oberkante unter Wasser. Nach langjährigen Diskussionen wurden im Jahre 2006 verschiedene Varianten für die Renaturierung des Baches sowie die Schaffung von Überschwemmungsflächen vorgestellt. 2008 beschloss der Rat der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land die Renaturierung des Gewässers auf einer Strecke von gut 1 km. Die Maßnahme wurde vom Land Rheinland-Pfalz im Rahmen der Aktion Blau als ökologisch wertvoll mit 90 % der Kosten bezuschusst, 10 % hatte die Verbandsgemeinde zu tragen[5].
Im Oktober 2008 begann die Umgestaltung. Zuerst wurde ehemaliges Ackerland entlang des Baches, das bei der Flurbereinigung ins Eigentum der Gemeinde übergegangen war, abgetragen, was zu einer Abflachung der bisher steilen Ufer führte. Dann wurden als Stauräume drei neue Teiche geschaffen, in die das Gewässer sich bei Starkniederschlägen seitlich ausbreiten kann. Die beiden oberen können 3500 bzw. 5500 m³ Wasser aufnehmen. Sie wirken, weil ihre Abflüsse unterschiedliche Querschnitte (oben 80, unten 90 cm) besitzen, als echte Rückhaltebecken. Das Wasser im ersten Teich könnte sich bei einem sogenannten „Jahrtausendregen“ noch auf die angrenzenden Ackerflächen ergießen, wobei ein eigens höhergelegter Wirtschaftsweg als Staudamm dienen würde. Der dritte Teich kurz vor der Unterquerung der Landesstraße 453 erreicht seine volle Funktionsfähigkeit erst, wenn der Abfluss unter der Straße modifiziert ist.
Um die Fließgeschwindigkeit des Floßbachs zu reduzieren, wurden auch Mäander und Ansammlungen aus großen Steinen eingebaut, insbesondere aber zwei nahezu rechtwinkelige Abknickungen beseitigt. Mit der Anpflanzung standorttypischer Bäume und Sträucher wurde die Renaturierung im Frühjahr 2009 abgeschlossen. Am 26. Mai des gleichen Jahres wurde der neu gestaltete Bachabschnitt durch die Landrätin des Kreises Bad Dürkheim, Sabine Röhl, eingeweiht, nachdem die Änderung sich bereits bei einem Starkregen in der Woche zuvor bewährt hatte[6]. Als erste größere Vögel, welche die Umbaumaßnahmen angenommen haben, wurden Stockenten, Graureiher und ein Paar Rohrweihen registriert. Im Laufe des Sommers 2009 konnten auch vermehrt gewässertypische Insekten wie die Große Königslibelle, die Blauflügel-Prachtlibelle, der Gelbrandkäfer und der Große Kolbenwasserkäfer sowie verschiedene Arten von Frosch- und Schwanzlurchen beobachtet werden.[7]
Einzelnachweise
- ↑ a b Topografische Karte 1:25.000
- ↑ a b Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland
- ↑ Joachim Kauppert, Melanie Lebschy: Das merowingerzeitliche Gräberfeld von Dirmstein aus anthropologischer Sicht. In: Dirmstein - Adel, Bauern und Bürger, Chronik der Gemeinde Dirmstein, S. 25–35
- ↑ Oskar Bischoff u. a.: Wie die Susann auf den Dirmsteiner Kirchturm kam. In: Pfälzischer Verkehrsverband e. V. (Hrsg.): Das große Pfalzbuch, S. 243. Pfälzische Verlagsanstalt, Neustadt an der Weinstraße 1959
- ↑ Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Frankenthal: Lösung für Hochwasser in Lokalbahnstraße gefunden, 26. April 2008
- ↑ Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Frankenthal: „Spielplatz“ für den Hochwasserschutz, 26. Mai 2009
- ↑ Telefonische Information durch einen Anwohner