Schwedischer Film

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Um 1910 begann man in Schweden mit der regelmäßigen Produktion von Spielfilmen. Zwei Regisseure, Victor Sjöström und Mauritz Stiller, traten hervor und erreichten Anfang der 1920er Jahre Weltruhm mit der Verfilmung zweier literarischer Werke von Selma Lagerlöf: Herrn Arnes Schatz (Herr Arnes penningar) 1919 und Der Fuhrmann des Todes (Körkarlen) 1921. Die beiden Regisseure und der von Stiller entdeckte Star Greta Garbo zogen nach Hollywood. Gleichzeitig kam die Filmindustrie in finanzielle Schwierigkeiten.

Der Tonfilm Anfang der 1930er Jahre führte zu einer wirtschaftlichen Stabilisierung, aber auf Kosten der künstlerischen und internationalen Ambitionen. Provinzielle und volkstümliche Lustspiele ohne jeden künstlerischen Anspruch waren für den eigenen Markt gedacht. Erst während des Zweiten Weltkrieges, während dessen der Film eine wichtige Aufgabe in der psychologischen Verteidigung erhielt, kam es wieder zu einem künstlerischen Aufschwung, der vor allem von zwei Regisseuren getragen wurde: Alf Sjöberg und Hasse Ekman.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die finanzielle Lage unsicherer, was aber die künstlerische Qualität eher begünstigte. Vier Filmunternehmen konkurrierten miteinander und ließen im folgenden Jahrzehnt ihren Mitarbeitern eine relativ große künstlerische Freiheit. Arne Sucksdorff bekam eine Reihe internationaler Preise für seine Dokumentarfilme, unter anderem einen Oscar für Menschen in der Stadt (Människor i stad) 1948, Alf Sjöberg erreichte den ersten großen internationalen Erfolg für den schwedischen Spielfilm, als er 1951 in Venedig den Großen Preis für Fräulein Julie (Fröken Julie) erhielt. Im Jahr danach erregte Arne Mattson mit Sie tanzte nur einen Sommer (Hon dansade bara en sommar) in Berlin großes Aufsehen. Die glänzendste Karriere aber machte Ingmar Bergman, der 1956 in Cannes mit Das Lächeln einer Sommernacht (Sommernattens leende) großen Erfolg hatte, und in der Folge dreimal den Oscar für den besten ausländischen Film (Die Jungfrauenquelle/Jungfrukällan, Wie in einem Spiegel/Såsom i en spegel und Fanny und Alexander/Fanny och Alexander) entgegennehmen konnte. Fanny und Alexander, Bergmans letzter Film gewann übrigens weitere drei Oscars.

Die schwedische Filmindustrie geriet Ende der 1950er Jahre erneut in eine Krise, ausgelöst durch das Fernsehen. Die Zahl der Kinobesucher nahm ab, ebenso die Risikofreude der Produktionsunternehmen. Eine neues Genre, das der erotisch freizügigen Filme, für die Sie tanzte nur einen Sommer schon ein Vorbote war, entstand. Ebenfalls Kinderfilme, vor allem Olle Hellboms Verfilmungen von Astrid Lindgrens Büchern, waren ein Publikumsmagnet.

Eine Filmreform 1963 rettete den schwedischen Qualitätsfilm. In einem Abkommen zwischen dem schwedischen Staat und der Filmbranche wurde die 25%-ige Vergnügungssteuer auf Kinokarten aufgegeben, während die Kinobesitzer 10% ihrer Einnahmen an das Schwedische Filminstitut abführen. Das Abkommen wird zur Zeit gerade revidiert. Das Schwedische Filminstitut, das auch vom Staat Zuschüsse erhält, unterstützt die Produktion schwedischer Filme auf unterschiedliche Art.

In diesem neuen Filmklima konnten neue, junge Regisseure debütieren, wie beispielsweise Vilgot Sjöman, Bo Widerberg, Jan Troell und Lasse Hallberg, der später nach Hollywood ging. Aber auch Frauen wie Mai Zetterling, Marianne Ahrne, Suzanne Osten, Marie Luise Ekman u.a. hatte als Regisseure Erfolg.

In den letzten Jahrzehnten haben auch ausländische Regisseure in Schweden sehr "schwedische" Filme gemacht, wie Colin Nutley und Bille August, dessen Pelle, der Eroberer (Pelle Erövraren) 1988 einen Oscar für den besten ausländischen Film bekam. Gleichzeitig hat sich die zweite Generation von Einwanderern als Filmemacher etabliert. Beispiel dafür sind Flügel aus Glas (Vingar av glas) von Reza Parsa und Jalla! Jalla! von Josef Fares.

Der wichtigste Regisseur der letzten Jahre ist Lukas Moodysson, der mit seinem ersten Film Raus aus Åmål (Fucking Åmål) 1998 nicht nur einen großen Publikumserfolg in Schweden erreichte, den er mit den Filmen Zusammen (Tillsammans) und Lilja 4-ever wiederholte, sondern mit dem er auch eine Reihe von Auszeichnungen gewann.

Schwedische Oscarpreisträger:

  • Ingrid Bergman 1944 (Hauptrolle in Gaslight), 1956 (Hauptrolle in Anastasia) und 1974 (Nebenrolle in Mord im Orient Express)
  • Arne Sucksdorf 1948 (bester kurzer Dokumentarfilm: Menschen in der Stadt/Människor i stad)
  • Greta Garbo 1954 (Special Award)
  • Ingmar Bergman 1960 (bester ausländischer Film: Die Jungfrauenquelle/Jungfrukällan), 1961 (bester ausländischer Film: Wie in einem Spiegel/Såsom i en spegel), 1970 (Irving G. Thalberg Memorial Award) und 1983 (bester ausländischer Film: Fanny und Alexander/Fanny och Alexander)
  • Sven Nykvist 1973 (beste Kamera in Schreie und Flüstern/Viskningar och rop) und 1983 (beste Kamera in Fanny und Alexander/Fanny och Alexander)
  • Anna Asp 1983 (beste Ausstattung in Fanny und Alexander/Fanny och Alexander)
  • Marik Vos 1983 (beste Kostüme in Fanny und Alexander/Fanny och Alexander)
  • Bille August 1988 (bester ausländischer Filme: Pelle, der Eroberer/Pelle Erövraren)
  • Per Hallberg 1995 (beste Geräuscheffekte in Braveheart)