Weiße Kreuze

Gedenkort am Spreeufer neben dem Reichstagsgebäude in Berlin, erinnert an die Todesopfer an der Berliner Mauer
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. November 2009 um 02:02 Uhr durch Blunt. (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Gedenkort Weiße Kreuze am Ufer der Spree am Friedrich-Ebert-Platz neben dem Reichstag in Berlin erinnert an die Todesopfer an der Berliner Mauer. Der Standort der Gedenkstätte hat sich mehrmals geändert.

Die Gedenkstätte 1990 an einem Zaun vor der Mauer

Geschichte

 
Die Weißen Kreuze an der Ebert- Ecke Scheidemannstraße

Der private Berliner Bürger-Verein stiftete die Gedenkstätte am 10. Jahrestag des Mauerbaus am 13. August 1971. Von 1961 bis 1990 verlief die Mauer direkt am Ufer, die Wasserfläche befand sich auf Ost-Berliner Gebiet. Die Kreuze wurden an einem Zaun vor der Mauer an der Ostseite des Reichstags auf West-Berliner Gebiet montiert.[1] Ursprünglich stellte der Bürger-Verein ein weißes Kreuz an jedem Ort entlang der Mauer auf, an dem ein Mensch bei einem Fluchtversuch ums Leben kam. Die Pflege der über das Stadtgebiet verteilten Kreuze überstieg die Möglichkeiten des Vereins, sodass dieser beschloss, sich auf den Standort am Reichstag und einen in der Bernauer Straße zu konzentrieren.[2]

Wegen des Baus des Versorgungstunnels des Deutschen Bundestages und des Ebertplatzes im Rahmen des Neubaus der Bundestagsgebäude – dem Band des Bundes – zog die Gedenkstätte an den Tiergarten. An der Ebert- Ecke Scheidemannstraße gegenüber der Südseite des Reichstags sind 15 Kreuze aufgestellt. Nach einer Feierstunde zum 50. Jahrestag des 17. Juni 1953 im Deutschen Bundestag übergab der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse zusammen mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit den Platz an der nördlichen Seite des Reichstags und den Gedenkort der Öffentlichkeit.[1] Die neue Installation nach einem Entwurf des Landschaftsarchitekten Jan Wehberg hat acht Plätze für Kreuze, von denen sieben belegt sind. Die Kreuze sind beidseitig mit Namen und dem zugehörigen Todesdatum versehen.[2] Wolfgang Thierse sagte bei der Übergabe:[3]

„An alle, die bei solchen Fluchtversuchen ums Leben gekommen sind, erinnern seit 1971 die ‚Mauerkreuze‘, die inzwischen selbst schon ein Stück Berliner und deutscher Geschichte geworden sind.“

Mit dem Freiheitsmahnmal stand eine ähnliche Gedenkstätte am Checkpoint Charlie. Die Arbeitsgemeinschaft 13. August errichtete 2004 das Feld mit 1067 Kreuzen für alle Todesopfer der innerdeutschen Grenze, die von der AG als solche eingestuft wurden. Das Mahnmal wurde 2005 geräumt.

Opfernamen

 
Die Weißen Kreuze am Spreeufer, im Hintergrund das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
 
Die Uferseite der Gedenkstätte, im Hintergrund der Reichstag

Auf den Kreuzen stehen die Namen von 13 Todesopfern der Mauer. Ein Kreuz ist „Den unbekannten Opfern an der Mauer“ gewidmet, eine frühere Formulierung lautete „Dem ‚Unbekannten‘ Opfer an der Mauer“. Unter den ausgewählten Namen sind das erste Opfer durch Schusswaffengebrauch Günter LitfinIda Siekmann starb vor ihm bei einem Sturz aus einem Fenster in der Bernauer Straße – und der letzte durch Schusswaffen getötete Flüchtling Chris Gueffroy – nach ihm starb noch der nicht gelistete Winfried Freudenberg bei einem Unfall. 11 der 13 Opfer starben zwischen 1961 und 1965. Von den flussseitig gelisteten Opfern starben fünf im Wasser, bei den platzseitigen Opfern vier.[1]

Uferseite

  • Günter Litfin, 24. August 1961, im Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal erschossen
  • Udo Düllick, 5. Oktober 1961, in der Spree im Berliner Osthafen erschossen
  • Hans Räwel, 1. Januar 1963, in der Spree in der Nähe der Oberbaumbrücke erschossen
  • Klaus Schröter, 4. November 1963, in der Spree zwischen der Marschallbrücke und dem Reichstag erschossen
  • Heinz Sokolowski, 25. November 1965, an der Mauer in der Dorotheenstraße tödlich angeschossen
  • Marinetta Jirkowsky, 22. November 1980, an der Grenze in Berlin-Frohnau erschossen

Wasserseite

  • Werner Probst, 14. Oktober 1961, in der Spree in der Nähe der Schillingbrücke erschossen
  • Ingo Krüger, 10. Dezember 1961, in der Spree in der Nähe des Bahnhof Berlin Friedrichstraße ertrunken
  • Philipp Held, 11. April 1962 (genaues Todesdatum ungeklärt), am 22. April 1962 tot aus der Spree geborgen
  • Axel Hannemann, 5. Juni 1962, in der Spree in der Nähe des Reichstags erschossen
  • Lutz Haberlandt, 27. Juni 1962 (Inschrift ohne „t“ im Nachnamen), im Grenzstreifen bei der Charité erschossen
  • Wolf-Olaf Muszinski, März 1963 (vermutlich im Februar 1963 verstorben),[4] am 1. April 1963 tot aus der Spree geborgen
  • Chris Gueffroy, 5. Februar 1989, am Britzer Verbindungskanal erschossen
Commons: Weiße Kreuze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Stadtentwicklung Berlin: Feierliche Übergabe des Erinnerungsortes „Mauerkreuze“, am 17. Juni 2003
  2. a b berlin.de: Gedenkort „Weiße Kreuze“ / Deutscher Bundestag
  3. Webarchiv des deutschen Bundestages: Ansprache von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse zur Fertigstellung des westlichen Spreeplatzes und zur Wiederaufstellung der Mauerkreuze am 17. Juni, vom 17. Juni 2003
  4. Todesopfer der Mauer: Muszynski, Wolf-Olaf

Koordinaten: 52° 31′ 10,7″ N, 13° 22′ 36,6″ O