Fallschirmspringen
Fallschirmspringen (eng. Skydiving) ist eine Luftsportart, die entweder mit einem eckigen bis ovalen Flächenfallschirm oder seltener mit einem Rundkappenfallschirm ausgeübt wird.
Allgemein
Gesprungen wird meistens aus einem Flugzeug oder einem Helikopter, grundsätzlich sind Absprünge aber aus jeder Art von Luftfahrzeug möglich (z. B. auch aus Heißluftballons, Motorseglern, Segelflugzeugen etc.). Je nach zugelassenem Sprungplatz (eng. drop zone) und verwendetem Luftfahrzeug erfolgt ein Fallschirmsprung im Allgemeinen aus ca. 1.000 bis 4.500 Metern über Grund.
Im freien Fall kann die Geschwindigkeit zwischen 150 km/h und weit über 300 km/h betragen (bei der "klassischen" Freifallhaltung in Bauchlage liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit bei etwa 180 km/h). Sie wird im wesentlichen durch den Luftwiderstand und die Körperhaltung des Springers bestimmt.
Der Fallschirm wird i. d. R. zwischen 1.200 und 700 Metern über dem Erdboden geöffnet. Gesteuert wird der Flächenfallschirm durch eine rechte und eine linke Steuerleine, die die Kappe jeweils einseitig abbremsen. Durch gleichzeitiges Ziehen an beiden Steuerleinen vermindert sich die Geschwindigkeit, und man wird im Idealfall so stark abgebremst, dass eine stehende Landung möglich ist.
Im Notfall, also bei Öffnungsstörungen etc., kann die Hauptkappe durch ein sog. Trennkissen (bzw. bei Rundkappen durch Kappentrennschlösser) abgetrennt werden und durch Betätigen einer zweiten Öffnungsvorrichtung ein Reserveschirm geöffnet werden.
Disziplinen
Das Fallschirmspringen untergliedert sich in verschiedene Disziplinen:
- Zielspringen - Der Springer versucht, bei der Landung einen vorgegebenen Zielpunkt möglichst präzise zu treffen.
- Stilspringen - Der Springer absolviert im freien Fall eine möglichst große Anzahl vorher festgelegter exakter Figuren in möglichst sauberer Ausführung. Diese Disziplin wird inzwischen kaum noch praktiziert und ist durch das breiter gefächerte Freestyle-Springen weitgehend verdrängt worden.
- Freifallformation / RW (Relative Work) - Der Springer fällt bäuchlings und bildet mit anderen Springern im freien Fall Figuren, die zwei bis mehrere Hundert Springer groß sein können [1]. Die gängigsten Varianten bei Wettbewerben sind 4er- und 8er-Formationen, die in einer vorgegebenen Zeit möglichst viele vorher festgelegte Figuren absolvieren müssen.
- Fallschirmformation / CF (Canopy Formation) / CRW (Canopy Relative Work) - Nach dem Absprung wird sofort der Fallschirm geöffnet, und die Springer bilden Formationen am geöffneten Schirm [2].
- Freeflying - Der Springer fällt im Sitzen oder auf dem Kopf (Headdown).
- Skysurfing - Fallschirmsprünge mit einem an den Füßen befestigten "Surfbrett", mit dem in begrenztem Umfang sogar Gleitflüge möglich sind. Einer der maßgeblichen Entwickler dieser Disziplin war der französische Extremspringer Patrick de Gayardon (1960-1998) [3].
- BASE-Jumping - BASE steht für "Building, Antenna, Span and Earth" und ist eine Bezeichnung für Sprünge von festem Untergrund, z. B. von Brücken, Hochhäusern, Antennenmasten, Felsen usw.. Aufgrund des extremen Risikos wegen der niedrigen Höhe sind BASE-Sprünge nur an wenigen Orten auf der Welt offiziell erlaubt.
- Speed-Skydiving
Abgesehen von den Disziplinen "Zielspringen" und "Fallschirmformation" liegt der Schwerpunkt beim Skydiving beim freien Fall, nicht bei der Fahrt am geöffneten Schirm.
Geschichte
Bereits Anfang des 14. Jahrhunderts benutzten chinesische Zirkusartisten Sonnenschirme, um von hohen Türmen zu springen.
Als erster Mensch der Neuzeit sprang der Franzose André-Jaques Garnerin (1769-1823) am 22. Oktober 1797 aus einem ca. 400 m hoch fliegenden, mit Wasserstoff gefüllten Ballon über Paris ab. [4]
Als erste Fallschirmspringerin gilt die deutsche Luftakrobatin Käthe Paulus (1868-1935). Sie war zugleich auch die erste deutsche Berufsluftschifferin und die Erfinderin des zusammenlegbaren Fallschirms.