Miracle on Ice
Miracle on Ice ist die allgemeine Benennung für ein Eishockeyspiel bei den Olmypischen Winterspielen 1980, in welchem ein Team von Amateur- und Collegespielern aus den USA die Sowjetische Nationalmannschaft gegen alle Vorhersehungen, am 22. Februar 1980 in Lake Placid bezwangen.
Die US-amerikanische Eishockeynationalmannschaft gewann die Goldmedaille, die Sowjetunion die Silbermedaille und Schweden die Bronzemedaille.
Qualifikation und Vorrunde
Die Vereinigten Staaten erreichten das Turnier ohne großartige Ergebnisse, sie waren lediglich 7te in der Finalrunde unter 12 Teams, die sich für die Olympischen Winterspiele qualifizierten. Das Team bestand überwiegend aus Collegespielern und Amateuren, nur wenige von ihnen hatten einen Vertrag mit der NHL in der Tasche und keiner hatte bisher in dieser Liga gespielt.
Die Sowjetunion, auf der anderen Seite, waren der Favorit in diesem Turnier. Obwohl sie als Amateure klassifiziert wurden, spielten sie alle sehr professionell in einer gut entwickelten Liga mit hervorragenden Trainingsmöglichkeiten. Sie wurden von legendären Spielern angeführt, so zum Beispiel Boris Mikhailow, ein ausgezeichneter Center-Spieler und gleichzeitig Mannschaftskapitän oder Wladislaw Tretjak, von dem noch heute gesagt wird er sei der weltbeste Torwart aller Zeiten gewesen. Aber es gab auch junge aufstrebende Talente in der Mannschaft, wie Wjatscheslaw Fetissow, ein ausgezeichneter Verteidiger.
In Anbetracht des damals herrschenden Kalten Krieges, waren diese beiden Teams natürliche Rivalen. Präsident Jimmy Carter überdachte sogar einen amerikanischen Boykott der Olympischen Sommerspiele 1980, die in Moskau stattfinden sollten, als Protest gegen die Sowjetische Invasion in Afghanistan, welche ein Jahr vorher stattfand. Carter entschied sich dann auch zu einem Boykott.
Am 9. Februar 1980 trafen die beiden Teams in einer Art Vorbereitungsspiel vor dem Wettbewerb, aufeinander. Die Sowjetunion gewann mit 10:3.
Bei den Gruppenspielen überraschten die USA viele Beobachter durch ihr physisch starkes Spiel und ihre gute Kondition. So gewannen sie gegen die -ebenfalls hoch favorisierten- Tschechen mit 7:3. Die Vorrunde beendeten sie mit vier Siegen und einem Unentschieden. In der sowjetischen Gruppe setzten sich diese unmißverständlich an die Tabellenspitze, in dem sie z.B. gegen Japan 16:0, gegen die Niederlande 17:4 und gegen Polen mit 8:1 gewannen. Schweden und Finnland qualifizierten sich ebenfalls für die Medaillenrunde.
Die beiden Teams bereiteten sich auf die Medaillenrunde in unterschiedlichsten Weise vor. Trainer Viktor Tichonow ließ seine besten Spieler rasten und unterrichtete sie mit Videostudium mehr theoretisch als praktisch. Herb Brooks jedoch hielt an seinen bisherigen Trainigsmethoden fest und ließ seine Spieler weiterhin hart auf dem Eis trainieren und riet ihnen immer wieder sich der sowjetischen Spielweise in der Schnelligkeit und Offensive anzupassen.
Ein Tag vor dem Match schrieb der Kolummist Dave Anderson in der New York Times : "Unless the ice melts, or unless the United States team or another team performs a miracle, as did the American squad in Winter Olympics 1960, the Russians are expected to win the Olympic gold medal for the sixth time in the last seven tournaments." (etwa: "Wenn das Eis nicht schmilzt oder das US-Amerikanische oder ein anderes Team ein Wunder vollbringt, wie es die amerikanische Riege bei den Olympischen Spielen 1960 tat, wird erwartet, dass die Russen die olympische Goldmedaille zum sechsten Mal aus den letzten sieben Turnieren gewinnen.")
Medaillenrunde USA - USSR
Ein Heimspiel, getragen durch die großartigen Leistungen des Teams in der Vorrunde, angestochert durch die allgemeine Stimmung des Kalten Krieges der hier zu einer Art "Show down" kam, war das Publikum heiß auf dieses Spiel und brachte diese sehr amerikanische Stimmung mit Flaggen und dem Gesang der Nationalhymne in der Halle zum Ausdruck. Das restliche Amerika vor den Bildschirmen mußte sich gedulden, das der Fernsehsender ABC das Spiel nicht live sondern mit 5 Stunden Verspätung zeigte, damit es zur sogenannten "Prime Time" laufen konnte Die Amerikaner gerieten, wie in fast allen ihrer Spiele, sehr schnell in Rückstand. Wladimir Krutow übernahm einen Pass von Aleksei Kassatonow und überwand den amerikanischen Torhüter Jim Craig zur 1:0 Führung und nachdem Buzz Schneider für die Amerikaner wieder ausgleichen konnte, gingen die Sowjets erneut mit einem Tor von Sergej Makarow in Fürhung.
Mit 2:1 im Rückstand verbesserte Craig sein Spiel zusehends und wehrte viele Torschüsse der Sowjets ab bevor die Amerikaner ein weiteres Mal auf das sowjetische Tor schossen. Es war noch eine Sekunde des ersten Drittels auf der Uhr als Dave Christian den sowjetischen Torhüter Tretjak prüfte. Dieser konnte zwar abwehren, jedoch für ihn untypisch, nicht halten, so das ein Nachschuss von Mark Johnson den amerikanischen Ausgleich brachte.
Im zweiten Drittel entschied sich Trainer Tichonow gegen Tretjak und wechselte ihn mit Vladimir Myschkin aus, ein taktische Maßnahme die vieler Spieler beider Teams überraschte und von der Fetissow später sagte, das dies der Wendepunkt des Spieles gewesen sei. Zuerst aber schien die Auswechslung gut gewesen zu sein, denn Myshkin hielt hervorragend und Aleksandr Maltsew konnte in einer Power-Play-Situation das 3:2 erzielen. Jim Craig ging nach einem Bodycheck von Waleri Charlamow zu Boden und obwohl er offensichtlich Schmerzen litt, spielte er weiter.
Im dritten Drittel konnte Johnson mit einem weiteren Tor den Ausgleich erzielen. Später, es waren nur noch 10 Minuten zu spielen, schlug Mark Pavelich einen Pass zu Mike Eruzione, welcher links relativ frei vor dem Tor stand und direkt abzog. Myshkin konnte den Schuss nicht sehen, da ihm von einem eigenen Verteidiger die Sicht genommen wurde und auch nicht abwehren. Es stand 4:3 für die amerikanische Nationalmannschaft.
Craig musste noch viele Torschüsse der Sowjets abwehren und die amerikanischen Verteidiger waren immer wieder bemüht die eigene Zone freizuspielen. Die letzten Sekunden wurden vom Publikum heruntergezählt und der Reporter Al Michaels, welcher das Spiel für ABC television zusammen mit dem ehemaligen Torwart der Montreal Canadiens Ken Dryden kommentierte übernahm den Countdown und sagte die Sätze unter denen das Spiel später benannt werden würde.
Eleven seconds, you got ten seconds, the countdown going on right now...Morrow up to Silk...five seconds left in the game! Four left in the game! Do you believe in miracles? YES!!! Unbelievable!
(deutsch: "Elf Sekunden, noch zehn Sekunden, der Countdown geht jetzt richtig los ... jetzt zu Silk ... fünf Sekunden noch in diesem Spiel! Noch vier! Glauben Sie an Wunder? JA!!! Unglaublich!")
Medaillenrunde USA. - Finnland
Das Spiel gegen die UdSSR war so emotional und so wichtig gewesen, das viele Amerikaner nicht realisierten das es garnicht das Spiel um die Goldmedaille gewesen war. Die Amerikanische Mannschaft musste noch gegen die Finnen antreten.
Wie immer gerieten die USA nach zwei Dritteln mit 2:1 in Rückstand, auch weil der finnische Torwart ganz hervorragend spielte. In der Drittelpause ging Brooks zu seinen Spielern in die Umkleide und sagte : "If you lose this game, you'll take it to your fucking grave." ("Wenn ihr dieses Spiel verliert, werdet ihr das bis in euer verdammtes Grab tragen"), drehte sich um, machte eine Pause um erneut mit den Worten "your fucking grave," zurückzukehren und dann hinaus zu gehen.
Im dritten Drittel konnte die Mannschaft dann drei Tore durch Phil Verchota, Rob McClanahan und Mark Johnson erzielen und den Sieg mit 4:2 erreichen. Wieder war es der Kommentator Michaels der die Worte: "This impossible dream comes true!" ("Dieser unmögliche Traum wird Wirklichkeit") prägte. Die US-Amerikanische Nationalmannschaft hatte die Goldmedaille gewonnen, die Spieler waren überglücklich, warfen Handschuhe und Stöcke aufs Eis und umarmten sich. Jim Craig fuhr, in die amerikanische Flagge eingehüllt, über das Eis und suchte im Publikum seinen Vater, mit dem er diesen Augenblick teilen wollte. Craig's Mutter war kurz zuvor verstorben und ihr Traum war es gewesen, dass er einmal bei den Olympischen Spielen dabei sein würde. Millionen Amerikaner verfolgten die bewegende Medaillenvergabe an dieses Team, dem es niemand zugetraut hätte und deren unglaubliche Freude.
Oft wird das Spiel gegen die Sowjetunion als Halbfinale bezeichnet und das gegen Finnland als Finale. Dies ist jedoch nicht ganz richtig. Bei den Olmpischen Spielen 1980 hatte jedes Team, welches sich für die Medaillenrunde qualifizierte eine Chance und die Vergabe der Medaille erfolgte nach Punkten. So hätte die Sowjetunion theoretisch auch nach der Niederlage gegen die USA noch die Möglichkeit im Spiel gegen Schweden gehabt. Sie konnten jedoch nur Silber erreichen.
Nach den Spielen
Eruzione erhielt die Goldmedaille als Mannschaftskapitän für die USA, doch es standen alle Spieler auf dem Treppchen und feierten.
Viele der Spieler wie Johnson, Pavelich, Christian und Craig waren in der NHL noch erfolgreich. Neal Broten erscheint manchen noch immer als der beste Spieler aus Minnesota, mit einen langen und erfolgreichen Karriere einschließlich eines Stanley Cup Sieges mit den New Jersey Devils. Ken Morrow gewann den Cup mit den New York Islanders und wurde der erste Spieler, der den Cup und die Medaille in selben Jahr holen konnte. Eruzione, spielte das letzte hochkarätige Eishockeyspiel bei den Olympischen Spielen 1980, weil er sich dachte mit dem Gewinn der Medaille alles erreicht zu haben. Craig Patrick wurde ein erfolgreicher Manager in der NHL und ist Mitglied der Hockey Hall of Fame.
Trotz der Niederlage ist das Sowjetische Eishockey noch immer dafür bekannt das Beste und Erfolgreichste mit den größten Talenten zu sein und viele damalige Spieler gingen, nachdem der Eiserne Vorhang fiel, in die NHL. So auch Sergej Fedorow, Igor Larionow, Ilya Kowalchuk, Sergei Gonchar und Pavel Bure.
Michaels wurde "Sportreporter des Jahres" 1980 für seine Kommentierung der Spiele und das Team wurde im Magazin Sports Illustrated als "Sportsmen of the Year" ausgezeichnt.
2002, trugen die Mitglieder die Olmpische Flamme bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Winterspiele in Salt Lake City.
Die Benennung Miracle on Ice wird auch für ein anderes überraschendes Eishockeyspiel genutzt, als die Weißrussen das hoch favorisierte Schwedische Eishockeyteam bei den Olympischen Winterspielen 2002 im Vietelfinale bezwangen.
Filme über das Spiel
Ein Film mit dem selben Namen und Karl Malden als Brooks sowie Steve Guttenberg als Craig, wurde 1981 ausgestrahlt. Ein Spielfilm über den Sieg Miracle wurde 2004 mit Kurt Russell als Brooks realisiert.
Amerikanische Spieler
Russische Spieler
- Helmut Balderis
- Zinetula Biljaletdinow
- Waleri Charlamow
- Wjatscheslaw Fetissow
- Alexander Golikow
- Wladimir Golikow
- Alexei Kassatonow
- Wladimir Krutow
- Juri Lebedew
- Sergei Makarow
- Alexander Malzew
- Boris Michailow
- Wladimir Myschkin
- Wladimir Perwuchin
- Wladimir Petrow
- Alexander Skworzow
- Sergei Starikow
- Waleri Wassilijew
- Viktor Schluktow
- Wladislaw Tretjak
Referenzen
- Do You Believe in Miracles? The Story of the 1980 U.S. Hockey Team. HBO Home Video, 2001.
- Coffey, Wayne. The Boys of Winter. New York City: Crown Publishers, 2005.
- Miracle 2004, Regie Gavin O'Connor