Gore Vidal

US-amerikanischer Schriftsteller
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Gore Vidal (* 3. Oktober 1925 in Westpoint/New York) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Sein Geburtsname lautet Eugene Luther Vidal, er schrieb auch unter dem Pseudonym Edgar Box. Er lebt in Los Angeles/USA, Rom und Ravello/Italien. Er publizierte 1995 die Autobiographie Palimpsest.

Gore Vidal, 1948
Gore Vidal, 1948

Gore Vidal stammt aus einer Politikerfamilie, sein Großvater Thomas Pryor Gore war Senator von Oklahoma. Er ist mit dem demokratischen Politiker Al Gore verwandt. Er selbst bezeichnet sich gerne als das "schwarze Schaf" in der Gore-Dynastie.

Nach seiner Schulzeit in Washington und New Mexico studierte Gore Vidal 1940-43 an der Philips Exeter Academy. 1943 trat er in die US-Army ein, wo er vor allem Verwaltungstätigkeiten ausübte. Ab 1945 diente er als Erster Maat auf einem Transportschiff. Auf diesen Erfahrungenn beruht sein Debutroman Williwaw (1946), der so erfolgreich war, dass Gore 1947/48 nach Guatemala und Europa reisen konnte. 1950 wechselte Gore nach New York, verfasste Drehbücher, darunter Ben Hur und schrieb Broadway-Stücke. Visit to a Small Planet wurde fast 400 Mal aufgeführt.

1960 bewarb sich Gore Vidal für einen Kongress-Sitz, wobei er u.a. die Anerkennung der Volksrepublik China forderte. 1970 gründete er die linksliberale People's Party mit, 1982 trat er bei den Demokraten in Kalifornien zu Vorwahlen für den Senat an und kam auf Platz 2. Sein politisches Engagement bewies Gore Vidal als profilierter Kritiker des politischen Systems der USA, die für ihn längst ein Polizeistaat sind, in dem Republikaner und Demokraten als Einheitspartei für die Interessen von Großkonzernen eintreten und die Medien Propagandainstrumente sind. So trat Gore Vidal 2003/04 bei Kundgebungen gegen den Irak-Krieg auf.

Gore Vidal gehörte zu den fünf Personen, welche der Attentätter von Oklahoma, Timothy McVeigh zu Augenzeugen seiner Hinrichtung am 16. Mai 2001 bestimmte, nachdem McVeigh und Gore Vidal mehrere Jahre brieflich verkehrten. McVeigh versteht das Oklahoma-Massaker von 1995 als Rache für Waco, wo bei einer Aktion der Bundespolizei 1993 rund 80 Sektenmitglieder ums Leben gekommen waren. Auch Gore Vidal kritisiert die Waco-Vorgänge. Er schreibt für das Magazin Vanity Fair über die McVeigh-Hinrichtung.

Werke

Seit den 1960er Jahren zählt Gore Vidal zu den vielseitigsten Autoren der USA, deren Geschichte er umfassend in gut 20 historischen und satirischen Romanen, 12 Bänden mit Essais, Drehbüchern und Reden aufzuarbeiten trachtet. Seine Polemik gegen die McCarthy-Ära und die moralisierende Scheinheiligkeit vieler Zeitgenossen führten zu Skandalen, wie um den Homosexuellen-Roman The City and the Pillar (1948, dt. Geschlossener Kreis). Erst 1964 schrieb sich Gore Vidal mit Julian, einer Romanbiographie des letzten heidnischen römischen Kaisers, in die Bestsellerlisten. In Myra Breckinridge greift er 1968 die Problematik der Geschlechterumwandlung auf. Seiner Zeit voraus ist Gore Vidal oft. So thematisiert Kalki die Gentechnologie und den Terroreinsatz von Biowaffen, der Essay Ewiger Krieg für ewigen Frieden warnt vor permanentem Krieg durch die USA.

Viele Romane behandeln historische Persönlichkeiten der USA oder der Weltgeschichte: George Washington in Burr (1973), Präsident Grant in 1876 (1976), Abraham Lincoln in Lincoln (1984), Theodore Roosevelt in Empire (1987), Jesus in Live from Golgotha (1992)

Belletristik: Williwaw (1946); In a Yellow Wood (1947); The City and the Pillar (1948, dt. Geschlossener Kreis 1986); The Season of Comfort (1949); Myra Breckinridge (1968); Myron (1974, dt. Die Sirene von Babylon: Myron Breckinridge); 1876 (1976); Kalki (1978); Creation (1980, dt. Ich Cyrus, Enkel von Zarathustra); Duluth (1986); Lincoln (1984); The Smithsonian Institution (1998); The Golden Age (2000, dt. Das goldene Zeitalter)

Theaterstücke u.a.: Visit to a Small Planet (1957); Romulus (1962); An Evening with Richard Nixon and ... (1972; Gore Vidal's Lincoln (1988)

Filmscripts: Wedding Breakfast; Ben Hur; Suddenly Last Summer; The Best Man; Caligola; Dress Gray (1986); Billy the Kid (1989)

Sachbücher: American Plastics: Über Literatur und Politik (dt. 1986); At Home. Essais (1988); Hollywood (1990); Screening History (1992); Ewiger Krieg für ewigen Frieden. Wie Amerika den Hass erntet, den es gesät hat (2002); Bocksgesang. Antworten auf Fragen vor und nach dem 11. September (2003); Dreaming War. Blood for Oil and the Cheney-Bush Junta (2003)

Auszeichnungen und Kritik

Edgar-Allan-Poe-Preis (1955); American Book Critics Circle Award für The Second American Revolution (1982); National Book Awardd für United States: Essays (1993)

Günter Ohnemus in Die Zeit: Dieser Liberale schreibt die besten Sätze seiner Generation. (6.12.1996)

Filmarbeit

Gore Vidal übernahm kleinere Rollen in Filmen wie The Player von Robert Altman, Bob Roberts von Tim Robbins oder Gattaca von Andrew Niccols. Er war auch als Drehbuchautor tätig. So schrieb am Drehbuch für Ben Hur von William Wyler mit und schrieb für Tinto Brass das Drehbuch zu Caligula (Film).