Transaktionskostentheorie

Theorie zur Effizienz von Unternehmen
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Die Transaktionskostentheorie (oder Transaktionskostenansatz TKA) bezeichnet eine Theorie der volkswirtschaftlichen neuen Institutionenökonomik, die davon ausgeht, dass jegliches Handeln in einer Marktwirtschaft mit verschiedenen Kosten verbunden ist. Diese Theorie steht im Widerspruch mit der Vorstellung eines vollkommenen Marktes.

Der TKA hebt die Vernachlässigung von Institutionen im Verständnis der neoklassischen Theorie auf.

Annahmen

Die Transaktionskostenansatz (TKA) hat die Mikro-Perspektive (Unternehmensfokus).

Als eine ökonomische Theorie sieht er die Effizienz der Transaktionen als einen wichtigen Treiber.

Die Transaktionskostentheorie geht von begrenzter Rationalität, insbesondere von Informationsmängeln, der beteiligten Wirtschaftssubjekte (Personen) aus. Die Beteiligten wollen ihren individuellen Nutzen maximieren und verhalten sich dafür auch opportunistisch.

Das Handeln des Einzelnen hat Auswirkungen auf die Transaktionspartner. Man geht vom Vorhandensein von Institutionen und unvollständigen relationalen Verträgen aus.

Nicht zuletzt wird vom Vorhandensein von Transaktionskosten ausgegangen.

Dimensionen

Williamson unterscheidet zwischen Verhaltens- und Umweltdimension:

Verhaltensannahmen/Personale Bedingungen

  • Begrenzte Rationalität
  • Opportunismus

Umweltannahmen/Situative Bedingungen

  • Unsicherheit/Komplexität
  • Spezifität bzw. Grad der Spezifität eines Faktors ("asset")

Komplexität stellt nur in der Kombination mit beschränkter Rationalität ein Gestaltungsproblem dar. Spezifizät ist problematisch ausschließlich in Verbindung mit Opportunismus (Opportunismus allein kann über Vertrag geregelt werden). Eine hohe Spezifizät (hochgradig spezifisch sind Investitionen, wenn die "assets", in die investiert wird, nur für den (einen) Verwendungszweck (optimal) genutzt werden können.) führt zu Quasi-Renten. Durch transaktionsspezifische Investitionen passiert fundamentale Transformation (ex post) – eine unspezifische Beziehung wird dadurch zu einer monopolistischen. Die Organisationsform ist determiniert durch den Grad der Faktor-Spezifizät bei der Transaktion. Unterschiedliche Organisationsform verursachen unterschiedliche Transaktionskosten.

In seinem Markt-Hierarchie-Paradigma wirft Williamson folgende Frage auf: Wann sind Teile der ökonomischen Leistungsbeziehungen eher über den Markt, wann eher über die Hierarchie optimal koordiniert? Netzwerk-Organisationsform kam erst Anfang 90er hinzu.

Ziel: Wahl der Organisationsform, bei der die Transaktionskosten der Koordination(Information und Kommunikation) minimal sind und die größt mögliche Effizienz des Austausches und die Absicherung der Investitionen gewährleistet ist.

Nach Williamson sind Transaktionen mit hoher Spezifizät besser in Hierarchie, mit niedriger – in Markt abzuwickeln. Über die Einordnung der Unternehmensnetzwerke (eigenständige Organisationsform zwischen Markt und Hierarchie oder eine intermedäre Form) brennt ein Dauerstreit. Powell kritisiert sowohl die dichotomische Sicht auf Markt, Hierarchie und Netzwerk, als die Idee des Kontinuums. Sydow begreift Unternehmensnetzwerke als hybride, intermediäre Organisationsform zwischen Markt und Hierarchie auf der Basis neoklassischer Verträge. Bei NW lassen sich immer Merkmale der beiden Formen finden, ähnliche Instrumente werden im unterschiedliche Ausmaß eingesetzt. Teubner ...(kommt noch, vielleicht soll der Teil zur Institutionenökonomik)

Der Erfolg der Transaktion hängt im Wesentlichen von der Neigung der Akteure zum Opportunismus ab. Je kleiner die Anzahl der Akteure, desto größer ist die Neigung zum Opportunismus wegen der Machtausübung (small numbers problem).

Organizational Failure Framework

Marktversagen


Hierarchieversagen

Soziale Kontrollmechanismen

Vertrauen

  • Effizienzsteigerndes Mittel
  • Senkung der Kontrollkosten
  • Verkürzung der Verhandlungsdauer
  • Vertrauen als Risikoverständnis

In den Spielräumen entstehen sowohl Chancen als auch Gefahren der Kooperation, faire Ausfüllung von Spielräumen stellt eine wesentliche Bedingung der Kooperation.

Kultur Gemeinsamkeiten in Präferenzen, Werten, Zielen und Kompetenzen minimieren Koordinationskosten. Dies erleichtert gegenseitige Abstimmung und Lernen. Die Effizienzaspekte dominieren, sie werden jedoch von der homogenen Kultur untergraben: längerfristige Beziehungen rufen oft bei homogenen Kulturen transaktions-spezifische Investitionen hervor, die Abhängigkeiten erhöhen und es erlauben, die schwächeren auszunutzen und sich opportunstisch zu verhalten. Dadurch entstehen Koordinationskosten, die die Effizienzvorteile untegraben.

Reputation Reputation lässt sich als spezifisches Kapital deuten, das es zu verteidigen gilt, je mehr Möglichkeiten zum Opportunismus bestehen. Gute Reputation senkt den Anreiz zum opportunistischen Verhalten und aus diesem Grund verringern sich Informations- und Verhandlunskosten.

Geschichte

Ausgangspunkt der Transaktionskostenökonomik ist die 1937 erschienene Arbeit The Nature of the Firm von Ronald Coase, der 1991 dafür den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt. In diesem Aufsatz leitet Coase aus der Existenz von Transaktionskosten eine Begründung dafür her, dass es Unternehmen gibt und nicht alle zur Erstellung von Gütern notwendigen Transaktionen über den Markt abgewickelt werden. Weitere wichtige theoretische Arbeiten stammen aus dem Jahre 1969 von Kenneth Arrow, der sich mit den Transaktionen bzw. Transaktionskosten beschäftigte. Anfang der 1970er wird die Institutionenökonomik als Transaktionskosten-Ansatz interpretiert. Schließlich legte Oliver Williamson 1985 mit The Economic Institutions of Capitalism: Firms, Markets, Relational Contracting eine Abhandlung vor, die eine zusammenfassende und detaillierte Beschreibung der Transaktionskostentheorie bildete.

Der Transaktionskosten-Ansatz wurde auch auf die Politikwissenschaft, genauer der politischen Ökonomie angewandt, wobei die ausgetauschten Güter nicht so klar definierbar sind. Beim Austausch von Wählerstimme gegen Wahlversprechen durch Politiker entstehen etwa Transaktionskosten, in dem Fall Informationskosten.

Grenzen / Probleme

  • Wenig Analyse der institutionalen Umwelt
  • Vernachlässigung von Produktion (nur Koordinations-Fokus)
  • Vernachlässigung der Ertragsseite
  • Betrachtet nur dyadische ökonomische Beziehungen, Schwierigkeiten beim Systemverbund
  • aus Sicht eines einzelnen Unternehmens
  • Hyperrationalität der Entscheidung bei begrenzter Rationalität
  • Operationalisierungsprobleme
  • Opportunismusannahme ist fraglich (TA sind eingebettet in soziale Beziehungen, Beziehungsdimensionen wird in der Theorie vernachlässigt)
  • Spezifizätskontingenz (Spezifizät kann auch strategsiche Wahl sein)

Fazit

Die Transaktionskostentheorie ermöglicht die Erklärung des Zusammenwirkens von Unternehmen, Markt und Kooperationen von Unternehmen.

Sie gibt Entscheidungshinweise bei der Wahl der Organisationsform und Kooperationsform von Unternehmen.

Allerdings sind Transaktionskosten häufig schwer zu operationalisieren.

Literatur

  • Voigt, Stefan (2002): Institutionenökonomik, München.