Die Feuerwehr der niedersächsischen Hauptstadt Hannover ist eine Behörde für Brandschutz, Hilfeleistung, Rettungsdienst sowie Zivil- und Katastrophenschutz. Die Berufsfeuerwehr ist in 5 Feuer- und Rettungswachen stationiert[1] , die Freiwillige Feuerwehr besteht aus 17 Ortsfeuerwehren[2].
Feuerwehr Hannover | |
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Berufsfeuerwehr | |
Gründungsjahr: | 1880 |
Standorte: | 5 |
Mitarbeiter: | 600 |
Freiwillige Feuerwehr | |
Abteilungen: | 17 |
Aktive Mitglieder: | ca. 650 |
www.feuerwehr-hannover.de |
Geschichte
vor 1880
Auch wenn der Brandschutz sicher schon in frühen Zeiten Hannovers eine Rolle gespielt haben muss, so sind die die ersten erhaltenen Regelungen der Stadt die "Revidirte Feuer-Ordnung E. E. Raths der Stadt Hannover" von 1681 und 1708. In Letzterer werden erstmals zwei "Schlangenspritzen" erwähnt. Bei diesen Spritzen handelte es sich um Handruckspritzen, bei denen das Löschwasser nicht über ein fest aufgesetztes Rohr abgegeben werden musste, sonder über Druckschläuche (so genannte Schlangen) zur Brandstelle geleitet werden konnte. Im Jahr 1789 erwähnen die städtischen Quellen erstmals zwei "Feuerlöscher-Corps", die sich gegenseitig Hilfe leisteten. Die Corps waren in der Alt- und in der Neustadt, die seinerzeit noch unabhängig voneinander waren, aufgestellt und hatten eine Stärke von 150 bzw. 100 Mann. Ebenfalls zu dieser Zeit erwähnen Quellen erstmals einen "Rettungsverein" der Kaufleute Hannovers zur Rettung ihres Eigentums bei Feuersgefahr. Am 15. Mai 1850 gab der Magistrat der Stadt Hannover eine 58 Paragraphen umfassende "Dienstordnung für die Feuerwehrmänner der Königlichen Residenzstadt Hannover" heraus, die zu einer völligen Umgestaltung des Feuerlöschwesens und der Einführung einer Pflichtfeuerwehr, dem "Corps der Feuerwehrmänner", führte. Das Corps umfasste 96 Feuerwehrmänner und war eingeteilt in fünf Wachmeisterschaften. Je drei Mann des Corps hatten nachts Wache zu halten und die Spritzen zum Ausrücken vorzubereiten. Bereits 1849 hatte sich im Männerturnverein Hannover eine Rettungsschar gebildet, die von der Stadt Hannover anerkannt wurde und ebenfalls dem "Feuerkommando" unterstellt wurde. Über die Jahre schritten die Anforderungen an die hannoverschen Brandschützer immer weiter voran und so wurde mit den Dienstordnungen von 1853 und 1858 ein 24-stündiger Bereitschaftsdienst gegen Vergütung für einen Wachtmeister und zehn Feuerwehrmänner des Corps eingeführt. [3]
1880 bis 1933
Die im Jahr 1880 gegründete Berufsfeuerwehr Hannovers beschränkte sich in ihren frühen Jahren hauptsächlich auf die Brandbekämpfung. Erst 1902 wurde sie erstmals mit dem Transport von Zivilpersonen mit ansteckenden Krankheiten beauftragt. Bereits drei Jahre später befand sich das gesamte Krankentransportwesen der Stadt in der Zuständigkeit der Berufsfeuerwehr, weshalb ab diesem Zeitpunkt jeder Feuerwehrmann eine Ausbildung als Sanitäter absolvieren musste.
Während im Jahr 1911 noch ungefähr 500 Unfall- und Krankentransporte monatlich durchgeführt wurden, stieg diese Zahl während einer Typhusepidemie im Jahr 1926 auf über 200 Transporte täglich. Die Feuerwehr musste ihre Transportkapazitäten steigern, weshalb pferdebespannte Wagen durch Einsatzfahrzeuge mit Benzinmotor ersetzt wurden. Nachdem ein Jahr später alle Pferdewagen abgeschafft wurden, erhielten die neuen Feuerwehrfahrzeuge und Krankenwagen im Jahr 1928 erstmals Fanfaren.
Im Jahr 1933 wurde die Feuerwehr Hannover aufgrund des Feuerlöschgesetzes von 1933 zur Feuerschutzpolizei umbenannt.
1945 bis heute
Nachdem die Feuerschutzpolizei wieder zur Feuerwehr Hannover umbenannt wurde begann die Feuerwehr Hannover zunächst mit britischen Einsatzfahrzeugen die Wiederaufnahme des Rettungsdienstes. Am 1. April 1946 wurde der Krankentransportdienst bei der Berufsfeuerwehr Hannover durch eine Anweisung der Militärregierung wieder eingeführt. Aufgrund großer Produktionseinschränkungen musste der Dienst zunächst mit alten Fahrzeugen durchgeführt werden.
Im Jahr 1974, zwei Jahre nach Einführung des ersten Notarzteinsatzwagens wurde eine gemeinsame Leitstelle der Berufsfeuerwehr und der Rettungsdienste Hannovers, die Rettungsleitstelle Hannover, gebildet. 1977 wurde die Rettungssanitäterschule der Berufsfeuerwehr Hannover gegründet, um jeden Feuerwehrmann im Rettungsdienst zum Rettungssanitäter auszubilden. Durch einen Erlass des niedersächsischen Sozialministeriums im Folgejahr konnte dieser Plan schließlich umgesetzt werden.
1989 entstand das neue Berufsbild des Rettungsassistenten, die Ausbildung wird durch das Rettungsassistentengesetz und die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung bundeseinheitlich geregelt. Am 1. September 1989 erhielt die Berufsfeuerwehr Hannover als eine der ersten Ausbildungsstätten im Bundesgebiet die staatliche Anerkennung als Rettungsassistentenschule. Seit dem Jahr 1989 werden alle Feuerwehrbeamten im Rettungsdienst zu Rettungsassistenten aus- und fortgebildet.
Heute ist aus der Behörde für Brandbekämpfung ein Dienstleistungsunternehmen für Brandschutz, Hilfeleistung, Rettungsdienst sowie Zivil- und Katastrophenschutz geworden. Zusätzlich befasst sich die Feuerwehr Hannover mit verschiedenen Sonderaufgaben wie der Einweisung psychisch Kranker oder die Organisation von Bombenräumungen.
Einsätze
Einsatzstatistik BF & FF[4] | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 |
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Brand | 1.011 | 963 | 1.079 | 915 |
Falschalarm Brand | 1.214 | 1.332 | 1.410 | 1.180 |
Techn. Hilfeleistung | 3.352 | 3.338 | 4.109 | 4.201 |
Falschalarm TH | 688 | 693 | 799 | 895 |
Rettungsdienst | 40304 | 41.486 | 41.757 | 41.725 |
Gesamt | 46.569 | 47.812 | 49.154 | 48.916 |
Ausrüstung
Die Berufsfeuerwehr verfügte im Jahr 2007 über einen Fahrzeugbestand von insgesamt 138 Fahrzeugen.[5] Dazu zählen 18 Löschfahrzeuge, 8 Drehleitern, 14 Rettungswagen und 19 Abrollbehälter.
Der Fahrzeugbestand der freiwilligen Feuerwehr Hannovers belief sich 2007 auf 61 Fahrzeuge, unter anderem 25 Löschfahrzeuge, ein Drehleiterfahrzeug und ein Abrollbehälter, den 'AB Dekon-Z'.[5] Da der Rettungsdienst nicht in das Aufgabenfeld der freiwilligen Feuerwehr fällt, besitzt diese auch keine Rettungsfahrzeuge.
Besonderes
AB-Dekon-Z
Der Abrollbehälter-Dekontamination-Zivilpersonen (AB-Dekon-Z) dient dazu viele Personen ohne Schutzkleidung zu dekontaminieren. Dies geschieht, wenn die Personen mit gesundheitsgefährdenden atomaren, chemischen oder biologischen Stoffen in Berührung gekommen sind. Der Abrollbehälter ist auf einem Wechselladerfahrzeug aufgesattelt, mit dem er zum Einsatzort transportiert wird. Dort wird der Abrollbehälter von den Einsatzkräften der Fachgruppe Dekontamination einsatzbereit gemacht. Eine Besonderheit stellt das Schienensystem dar, mit dem Verletzte Personen auf Schaufeltragen liegend dekontaminiert werden können.
Der AB-Dekon-Z der Feuerwehr Hannover wurde 2006 zur Fußballweltmeisterschaft beschafft und stand während der Spiele im Stadion von Hannover auf dem in der Nähe befindlichen Schützenplatz in Bereitstellung.
Beladung
Die Angaben zur Beladung beziehen sich auf den Abrollbehälter der Feuerwehr Hannover. Da der Abrollbehälter nicht genormt ist, kann die Beladung bei anderen Abrollbehältern mit der gleichen Aufgabe abweichen.
- 2 Duschkabinen mit jeweils 4 Duschen
- 4 Schnelleinsatzzelte in Zeltcontainern
- 2 Zeltheizungen (für zwei Zelte eine Heizung)
- Verletzten Transport System zur Dekontamination von liegenden Personen auf Schaufeltragen
- 5 Schaufeltragen
- 2 Wasserdurchlauferhitzer
- 2 Powermoons
- 100 x Bekleidung für dekontaminierte Personen
- Schutzkleidung für die Einsatzkräfte
- Wasserführende Armaturen und Schläuche
- Absperrmaterial und Hinweisschilder
Geschlechtertrennung während der Dekontamination
Bei der Dekontamination ist eine Geschlechtertrennung berücksichtigt. Es können also grundsätzlich Männer und Frauen getrennt dekontaminiert werden. Die Dekontamination erfolgt von links nach rechts. Die Personen entkleiden sich in den Zelten auf der linken Seite, die für ihr Geschlecht vorgesehen sind. Vom Zelt kommen sie in eine der beiden Duschkabinen des Containers, in der jeweils vier Personen gleichzeitig dekontaminiert werden können. Von der Duschkabine gehen die Personen dann weiter in die rechten Zelte, in denen sie sich mit bereitgestellter Kleidung wieder ankleiden können.
Dekontamination von liegenden Personen
Der Betrieb des Abrollbehälters für die Dekontamination von Zivilpersonen ist auf zwei Arten vorgesehen.
In der ersten Variante, in der nur gehfähige Personen dekontaminiert werden, werden Frauen in der vorderen Dekonstrecke und Männer in der hinteren Dekonstrecke dekontaminiert.
In der zweiten Variante, in der auch liegende Personen dekontaminiert werden können, werden in den vorderen Zelten und in der vorderen Duschkabine Trennwände herunter gelassen, so dass in der vorderen Dekonstrecke Männer und Frauen weiterhin nach Geschlecht getrennt dekontaminiert werden können. In der hinteren Duschkabine wird dann ein Verletzten-Transport-System (VTS) aufgebaut, auf dem die liegenden Personen zur Dekontamination auf Schaufeltragen vom Auskleidezelt durch die Duschkabine in das Ankleidezelt geschoben werden können. In der hinteren Duschkabine für die Dekontamination von liegenden Personen eine Handbrause vorhanden.
Fernbedienbare Duschen
Die Duschkabinen können fernbedient werden. Über je eine Fernbedienung kann jede Duschkabine für sich in Betrieb genommen werden. Hierbei kann zwischen normalem Wasser und Wasser mit Dekonmittel gewählt werden. Wenn die entkleideten Personen die Duschkabine betreten, wird Wasser mit Dekonmittel aus den Duschen abgegeben. Wenn sich die Personen sich damit vollständig eingerieben haben, wird über die Fernbedienung Wasser ohne Zusatz gewählt. Nachdem das Dekonmittel und somit auch die Kontamination abgewaschen sind, können die Personen die Duschkabine in Richtung Ankleidezelt verlassen und die nächsten können die Duschkabine betreten. Die Fernbedienung wird von dem Betriebspersonal des AB-Dekon-Z verwendet. Jeweils ein Feuerwehrangehöriger steht in Schutzkleidung mit Fernbedienung vor einer Duschkabine und gibt die entsprechenden Anweisungen an die betroffenen Personen.
Blasorchester
Das sinfonische Blasorchester der Feuerwehr Hannover Opus 112 unter der Leitung von Hugo Loosveld ist ein Zusammenschluss von ambitionierten Hobbymusikern und ehemaligen Profimusikern, die gemeinsam musizieren und Konzerte geben. Auf besonderen Anlässen repräsentiert das Orchester die Feuerwehr Hannover.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Feuer- und Rettungswachen der Berufsfeuerwehr
- ↑ Feuerwehrhäuser der Freiwilligen Feuerwehren
- ↑ Chronik: 100 Jahre Berufsfeuerwehr Hannover 1880-1980
- ↑ Jahresberichte der Feuerwehr Hannover
- ↑ a b Jahresbericht_2007.pdf
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