Hedgefonds

geringer regulierte Investmentfonds
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Hedge-Fonds gehören zur Gruppe der alternativen Investments. Sie sind damit keine Investmentfonds. Die kürzeste Definition von Hedgefonds besagt, dass sie die Instrumente des Leerverkaufes (short selling) und des Einsatzes von Fremdkapital (leveraging) nutzen.

Alternative Investments unterscheiden sich von traditionellen Investment-Produkten wie Aktien- oder Anleihen-Fonds primär dadurch, dass sie alle Arten von Finanzinstrumenten verwenden können - darunter auch Derivate wie Optionen oder Futures. Der Hedge-Fonds-Begriff geht auf die Technik des Hedging (engl.: to hedge = einhegen, umzäunen) zurück, mit der man ein anderes, zweites Anlage-Investment gegen unwägbare Risiken absichert (z.B. Wechselkurs- oder Zinsänderungsrisiken). Der erste Hedge-Fond wurde von Alfred Winslow Jones im Jahr 1949 gegründet.

Die moderne Hedge-Fonds-Landschaft hat mit klassischem Hedging nur noch am Rande zu tun. Hedge-Fonds sind heute eigenständige Anlageinstrumente mit sehr unterschiedlichen Strategien und Risikoprofilen. Allen gemeinsam ist der Anspruch, sowohl in steigenden als auch fallenden Märkten Gewinne zu erzielen. Hedge-Fonds-Manager setzen dabei auf eine Reihe von Anlageformen und Techniken, darunter Finanz-Derivate, Leerverkauf von Wertpapieren oder Arbitrage-Techniken.

Hedge-Fonds-Markt

Der Sektor der Hedge-Fonds gehört zu den am stärksten wachsenden Anlageprodukten. Die Zahl der weltweit aktiven Hedge-Fonds kann, ebenso wie das in ihnen veranlagte Vermögen, allerdings nur geschätzt werden. Per Ende 2003 schwanken die Angaben professioneller Marktbeobachter zwischen 7.000 und 11.000 Fonds. Das Anlagevolumen weltweit wird (ebenfalls per Ende 2003) zwischen 750 Milliarden USD (TASS-Reserach) und 1.117 Milliarden USD (CorrectNet Inc.) geschätzt.

Die Mehrheit der Hedge-Fonds sind ihrer Rechtsform nach entweder Kommanditgesellschaften nach US-amerikanischem Recht oder Offshore-Aktiengesellschaften. Einige wichtige Zentren der Hedge-Fonds-Industrie sind Offshore-Destinationen wie Kaimaninseln, die Bahamas, die britischen Kanalinseln oder Gibraltar, aber auch in Bezug auf die Kapitalmarkt-Gesetzgebung liberale Staaten wie Luxemburg, Irland oder Monaco. Die Gründe, warum sich viele Hedge-Fonds offshore angesiedelt haben, sind einerseits steuerlicher Natur, liegen andererseits aber auch in den geringeren Einschränkungen der jeweiligen Kapitalmarkt-Gesetzgebungen, was die in Investment-Fonds erlaubten Finanzinstrumente betrifft.

In Deutschland etwa waren bis 2004 Hedge-Fonds generell nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen, eine Lockerung erfolgte erst mit dem Investment-Modernisierungsgesetz, das am 1. Januar 2004 in Kraft trat und den Vertrieb von Hedge-Dachfonds unter bestimmten Auflagen zulässt.

Hedge-Fonds Strategien

Vier Haupt-Strategien kategorisieren das breite Feld der Hedge-Fonds:

  • Relative Value
    Vertreter von Relative Value- bzw. Arbitrage-Strategien generieren ihre Profite, indem sie Preisunterschiede zwischen verbundenen Wertpapieren ausnutzen. Ein Manager kauft beispielsweise an einer Börse kurzfristig unterbewertete Aktien, um sie gleichzeitig an einem anderen Handelsplatz zu einem höheren Kurs zu veräußern.

Je nach Anlageschwerpunkt unterscheidet man zwischen drei Subkategorien:

    • Convertible (Bond) Arbitrage-Strategien nutzen Preisanomalien bei Wandelanleihen. Der Manager kauft beispielsweise eine unterbewertete Wandelanleihe und verkauft dagegen die höher bewertete Aktie, in die sie umgetauscht werden kann.
    • Fixed Income Arbitrage-Fonds konzentrieren sich auf Preisdifferenzen zwischen unterschiedlichen festverzinslichen Wertpapieren.
    • Mit der Equity Market Neutral-Strategie versucht der Manager, das Marktrisiko zu hedgen. Er kauft etwa unterbewertete Aktien einer Branche und verkauft für dieselbe Summe vermeintlich überbewertete Aktien des gleichen Sektors leer.
  • Event-Driven
    Der Event-Driven-Manager konzentriert sich auf Unternehmen, die vor einer außergewöhnlichen Situation stehen. Erfahrungsgemäß wirken sich dramatische Ereignisse in einem Unternehmen deutlicher auf den Aktienkurs aus, als es das allgemeine wirtschaftliche Umfeld rechtfertigt. Je nach strategischem Schwerpunkt unterscheidet man zwischen Risk Arbitrage (Merger Arbitrage), Distressed Securities und Special Situations. Erstere konzentrieren sich auf Unternehmensfusionen und –übernahmen, zweitere reagieren auf schwierige Firmensituationen, wie drohende Insolvenz oder Bonitätsverlust. Bei Special Situations werden Ereignisse wie Joint-Ventures, Buy Outs oder Spin-Offs ins Visier genommen.
  • Opportunistic
    Bei opportunistischen Strategien versuchen die Manager, Marktentwicklungen vorwegzunehmen. Ihr Erfolg hängt von der korrekten Deutung und Auswertung ökonomischer Faktoren ab – wie der Zinsentwicklung oder Währungsschwankungen. Der bis heute am meisten praktizierte Ansatz ist Long/Short. Der Verwalter kauft als unterbewertet angesehene Aktien und verkauft überbewertet eingestufte Papiere leer.
    Vertreter der Global-Macro-Strategie (bekanntester Vertreter war der Quantum-Fonds von George Soros), gehen noch einen Schritt weiter. Sie setzen zahlreiche Finanzinstrumente wie Futures und Optionen in den Bereichen Währungen, Rohstoffe, Zinsen und Aktienindizes, festverzinsliche Produkte und weitere Derivate ein.

Short-Selling-Fonds eröffnen dagegen fast ausschließlich Short-Positionen auf überbewertete Aktien oder Bonds.

  • Multi Manager/Multi-Strategy
    Der Multi Manager-Ansatz kombiniert verschiedene dieser Hedge-Fonds-Strategien in einem eigenen Produkt, üblicherweise einem Dachfonds (Fund of Hedge-Funds, FoHF). Entweder praktiziert ein Manager mehrere Handelsstile auf einmal, oder das Kapital wird in die Hände verschiedener interner oder externer Markt- und Strategieexperten gelegt, die einzelne Teile des Fondsvermögens betreuen.

In der neueren Literatur (vergl.: Weber, Thomas: Das Einmaleins der Hedge Funds, Campus Verlag 1999) werden auch Managed Futures zur Klasse der Hedge-Fonds gezählt.