Die Sächsische Volkspartei war eine sozialliberale Partei, die am 19. August 1866 unter entscheidender Mitwirkung von Wilhelm Liebknecht und August Bebel in Chemnitz gegründet wurde. Die Partei stellte eine politische Allianz zwischen antipreußischen bürgerlich-liberalen Kräften und Angehörigen der sozialistischen Arbeiterbildungsvereine in Sachsen dar. Sie gilt als eine, wenn auch relativ kleine und kurzlebige Vorläuferpartei der späteren SPD.
- In der Präambel des Programms der sächsischen Volkspartei verpflichtete sie sich, "...die Feinde der deutschen Freiheit und Einheit unter allen Umständen und auf allen Gebieten zu bekämpfen...". Sie forderte "... das unbeschränkte Selbstbestimmungsrecht des deutschen Volkes...", Förderung des "... allgemeinen Wohlstands ..." und "... die Befreiung der Arbeit und der Arbeiter von jeglichem Druck und jeglicher Fessel...".
Unmittelbar nach Preußens Sieg gegen Österreich im deutschen Krieg und der Gründung des norddeutschen Bundes am 18. August 1866 stellte diese kleine Partei sozusagen ein Zweckbündnis zwischen Radikaldemokraten, Marxisten und Bürgerlichen dar, die das gemeinsame Ziel der Eindämmung der preußischen Vorherrschaft im neuen Staatenbund miteinander verband.
Im Gegensatz zu Preußen, und der dortigen sozialdemokratischen Konkurrenzpartei, dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) favorisierte die Sächsische Volkspartei eine stärker am Föderalismus orientierte „großdeutsche Lösung“, d.h., eine deutsche Reichseinigung unter Einbeziehung Österreichs, während in Preußen mehrheitlich eine „kleindeutsche Lösung“ (ohne Österreich) bevorzugt wurde.
Der Sieg Preußens über Österreich und die Gründung des norddeutschen Bundes, der den seit dem Wiener Kongress 1815 bestehenden deutschen Bund ablöste und der die deutschen Fürstentümer nördlich der Mainlinie enger an Preußen band, war ein erster Schritt des konservativen preußischen Ministerpräsidenten und norddeutschen "Bundeskanzlers" Otto von Bismarck, die kleindeutsche Lösung durchzusetzen, und damit das monarchische Prinzip unter Hoheit der preußischen Hohenzollern zu sichern.
Für die sächsische Volkspartei stand die Bismarck´sche Politik für antidemokratische Reaktion, Militarismus und Polizeistaat. Bei den Wahlen zum Norddeutschen Reichstag gewann die Sächsische Volkspartei 1867 drei Mandate. Neben dem eher Liberalen Reinhold Schraps zogen auch Wilhelm Liebknecht und August Bebel, die für den sozialistisch-marxistischen Flügel der Partei standen, als Abgeordnete in den neuen Reichstag in Berlin ein, wo sie in der gemeinsamen Fraktion mit der größeren, aber rein bürgerlich-liberalen Deutschen Volkspartei gegen die preußische Regierungspolitik opponierten. Aber die Partei war von Anfang an zu schwach, ihre Flügel zu uneinheitlich und die politische Faktenlage zu eindeutig, um ihre Ziele bezüglich der nationalen Frage noch durchsetzen zu können. Dagegen gewann die soziale Frage und die politische Interessenvertretung der Arbeiterklasse um so mehr an Gewicht in der Partei. Der bürgerliche Flügel bröckelte ab.
Nach 3-jährigem Bestehen wurde die Sächsische Volkspartei schließlich aufgelöst und durch eine neue Partei ersetzt, in der deren linker marxistischer Flügel aufging: Die sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) wurde am 7./8. August 1869 unter Federführung Bebels und Liebknechts in Eisenach, nun als überregionale Partei gegründet. Beide behielten, nun für diese neue sozialistische Partei, ihre Reichstagsmandate.
Nach Gründung des deutschen Reiches als Kaiserreich in Folge des preußisch-norddeutschen Sieges über Frankreich im deutsch-französischen Krieges im Jahr 1871 hatte sich auch die Rivalität zwischen SDAP und ADAV erübrigt. Beide Parteien vereinigten sich 1875 in Gotha zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP). Aus ihr ging schließlich nach einer Umbenennung 1890 die unter diesem Namen auch heute noch firmierende Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) hervor.