Sigrid Hunke

deutsche Religionswissenschaftlerin und Germanistin
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Juni 2005 um 20:06 Uhr durch Herr Andrax (Diskussion | Beiträge) (Kritik und Bewertung: Referenz Zitate zur Person). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Sigrid Hunke (* 26. April 1913 in Kiel, † 15. Juni 1999 in Hamburg) war eine deutsche Religionswissenschaftlerin, Rassenforscherin, Germanistin und Vertreterin eines unitarischen Neuheidentums.

Leben

Sigrid Hunke studierte systematische und vergleichende Religionswissenschaften, Philosophie, Psychologie und Germanistik, unter anderem bei Martin Heidegger. Sie gilt als Vertreterin einer heidnischen Weltanschauung und Kritikerin des Christentums, bei gleichzeitiger Bewunderung für den Islam und das Arabertum. An der Humboldt-Universität zu Berlin wurde sie bei dem Psychologen Ludwig Ferdinand Clauß an der Berliner Universität mit einer Dissertation über "Herkunft und Wirkung fremder Vorbilder auf den deutschen Menschen" 1941 promoviert. 1940-41 arbeitet sie für die SS-Zeitschrift Germanien.

Das Christentum wird von ihr als artfremd und orientalistisch abgelehnt, sie sucht nach eigenen europäischen Weltdeutungsmustern und germanischer Mystik. Nach der Eheschließung lebte sie zwei Jahre in Tanger (Marokko). Zuletzt lebte sie als freie Schriftstellerin in Bonn. Bekannt wurde sie insbesondere durch ihr Werk "Allahs Sonne über dem Abendland", das 1960 erschien und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Für dieses Buch ehrte sie der Oberste Rate für islamische Angelegenheiten in Kairo und wird deren Mitglied.

In den 1950er Jahren tritt sie der Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft (DUR) bei, deren Vizepräsidentin sie zwischen 1971 bis 1983 war. Später wurde sie zur Ehrenvorsitzenden der Deutschen Unitarier. 1986 ist sie ständige Mitarbeiterin des rechtsextremen Thule-Seminars. Bis zu ihrem Tod war sie zudem Kuratoriumsvorsitzende der Sigrid-Hunke-Gesellschaft e.V.

Preise

Wirkung

In Ihrem Buch "Allahs Sonne über dem Abendland" versucht Sigrid Hunke nachzuweisen, daß die Araber einen deutlich größeren Einfluß auf die Deutschen hatten, als das Juden- oder Christentum. Sie schließt dabei an ihre eigenen und an die Forschungen ihres Doktorvaters, des SS-Rassenpsychologen Clauß, an und rehabilitiert die Thesen des Ethnopluralismus dieser Zeit.

In ihren Büchern entwickelt sie u.a. auch eine Kritik des westlichen Liberalismus, die auch die Neue Rechte in Europa prägen wird. Diese Kritik hat ihr einige Zustimmung auf der politischen Rechten eingebracht, soweit diese nicht christlich geprägt ist. So hatte sie großen Einfluß auf den Vordenker der gegen den jüdisch-christlichen Dualismus orintierten französischen Nouvelle Droite Alain de Benoist. Pierre Krebs, ein Vordenker der Novelle Droite In Deutschland und Gründer des Thule-Seminar hebt die identitäspolitischen Arbeiten Hunkes hervor und nennt sie „Zauberin des Lebens, als heilige Bewahrerin der Identität, der Herkunft und des Erbes“ (elemente, Juni/Sept. 1987, Nr. 3, S. 2).

Kritik und Bewertung

Dichotomes und antisemitisches Weltbild
Obwohl sie selbst eine "unitarische" Weltsicht favorisiert, dominiert vor allem in ihrem Buch über "Europas eigene Religion" paradoxerweise ein ausgeprägter Dualismus, in dem alles Gute im europäischen Denken letztlich auf das indogermanische "unitarische" Erbe, alles Negative jedoch auf eine angeblich aus dem Nahen Osten (Juden-Christentum) kommende und dort ethnisch verwurzelte dualistische Weltsicht zurückgeführt wird.

rechtsextremer Feminismus
Hunke ist ein Beispiel dafür, dass rechtsextreme Anschauungen nicht unbedingt ein herrkömmliches Rollenverständnis von Frauen beinhalten muss. Eine patriarchatskritisch und rassistische/nationalistische Orientierung: Zugespitzt findet sich diese Kombination zum Beispiel bei der neurechten Theoretikerin Sigrid Hunke, die sich vehement gegen die Geschlechterhierarchie, gegen die Auffassung von den Geschlechtern als polaren oder komplementär gegensätzlichen sowie gegen die geschlechtliche Arbeitsteilung ausspricht. Als wegweisend am Anbruch des neuen Zeitalters dient ihr die (nicht haltbare) These von der Gleichgestelltheit von Mann und Frau bei den GermanInnen. Und so bezieht sie ihre Forderung auch nur auf die nordischen Menschen. Kulturrelativistisch verbrämt reserviert sie das Gleichheitsmodell für diese als eingeborene Wesensart und grenzt andere Kulturen, andere Rassen aus ihrer Zukunftsvision bewußt aus (vgl. Hunke 1987). Damit steht sie dem Konzept von Christiane Wittrock so genannten oppositionellen Faschistinnen wie Pia Sophie Rogge-Börner nahe. Daß solche Konzepte nicht tot sind und zumindest in weiten Teilen an die neurechte Rhetorik vom Ethnopluralismus sowie an New-Age-Vorstellungen angeglichen werden können, hat Hunke bewiesen, deren Werke (z.B. über arabische Kultur) mancherorts selbst in feministischen Buchläden zu finden sind. (Zitate: Renate Bitzan und Beate Hans)

Referenz Zitate zur Person

germanischen Frauentum „Sollten diese Frauen für ihr Ideal einen pseudo-philosophischen Unterbau suchen, können sie ihn in den Schriften von Sigrid Hunke finden. Die 1999 gestorbene Orientalistin wurde als Bestsellerautorin über die arabische Welt bekannt, weitgehend verborgen blieb ihr Wirken als rechte Ideologin. In ihren Schriften verknüpfte sie emanzipatorische Forderungen mit altgermanischen Mythen und formulierte eine Art völkischen Feminismus. In vorchristlicher Zeit, meint Hunke, seien die Frauen hochgeschätzt, gar als "göttliche Mütter" verehrt worden. Dann aber sei den Germanen das "artfremde" Christentum aufgezungen worden samt der "seit Jahrtausenden im Orient bestehenden Unterordnung der Frau". Damit habe der weibliche Leidensweg begonnen. Wer heute für Gleichberechtigung eintrete, betreibe also nichts anderes als die "Wiederergreifung unseres unvergänglichen Erbes germanischen Frauentums". So kommt Hunke zu einem Postulat, das wie geschaffen scheint für rechtsfeministische Flugblätter: "Der germanische Mann will die Frau selbständig n e b e n sich, und er will sie ebenbürtig." Dass es für derartige Thesen keinerlei verlässliche Quellen gibt, tut der Beliebtheit von Hunkes Gedankengut in der Neonaziszene keinerlei Abbruch.“ (Die Zeit. Toralf Staud. Mädel, deutsch und rein [1])

Zur Bedeutung für Alain de Benoist “Alain de Benoist: Heide sein. Zu einem neuen Anfang. Die europäische Glaubensalternative. Tübingen: Grabert (= Veröffentlichungen des Thule-Seminars e.V., Arbeitskreis für die Erforschung und das Studium der europäischen Kultur. Reihe Thule Konkret Bd. 1) 1982 (frz. Erstausgabe: Comment peut-on être païen? Paris: Albin Michel 1981). Eine wichtige Bezugsautorin bei der Erfindung jenes europäischen Heidentums ist Sigrid Hunke, der Rekurs auf ihre Ideen ist, so die treffende Einschätzung eines konkurrierenden christlichen konzeptiven Ideologen der deutschen Rechten, „von entscheidender Bedeutung“ (Weißmann: Druiden, Goden, Weise Frauen [Anm. 11], S. 167).“ (Alfred Schobert, Netze, Viren, Ströme – Wurzeln und das Reich oder Wie Alain de Benoist mit Carl Schmitt der „Dampfwalze der Globalisierung“ trotzen will" ([2])

Zur Orientophilie Hunkes "„Nicht zuletzt, weil Möllemanns Deutsch-Arabische Gesellschaft (D-A-G) bei muslimischen Glaubensbrüdern aus diversen islamistischen Ländern beliebt ist. Report: Die Liste der Beiräte gleicht einem `Who is Who?` der Arabischen Liga, samt ihren sogenannten Schurkenstaaten wie dem Irak. Schwesterlich war die 1999 verstorbene orientophile Dr. Sigrid Hunke der D-A-G verbunden. Die Religionswissenschaftlerin und Psychologin promovierte 1941 bei einem SS-Rassepsychologen in Berlin über Herkunft und Wirkung fremder Völker auf den deutschen Menschen und schrieb für die SS-Zeitschrift Germanien. Sicher, das ist lange her. Aber auch Hunkes Nachkriegsschriften stellen einen nur sprachlich gereinigten Neuaufguß der Schriften des NSDAP-Chefideologen Rosenberg dar und werden heute in der europäischen Neuen Rechten (z.B. Alain de Benoist) breit rezipiert, weiß das Berliner Institut für Faschismusforschung." (Emma – [3])

Kurzvorstellung des VVN Bundesbüros „Dr. phil. Sigrid Hunke (1013 - 1999) war von 1940 bis 1941 Autorin der Zeitschrift "Germanien", die vom "SS-Ahnenerbe" herausgegeben wurde. Bis 1983 war Hunke Vizepräsidentin, bis 1988 Ehrenpräsidentin der "Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft" (DUR), bevor die DUR-Chefideologin die DUR 1989 verließ und Mitglied der noch rechteren Abspaltung "Bund Deutscher Unitarier" (BDUR) wurde. Hunke erhielt 1985 den "Schillerpreis" des neofaschistischen "Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes" (DKEG).“ (Bundesbüro VVN)

Rezension zu Horst Jungingers Forschung über die Person "Dass die völkischen und antisemitischen Grundlagen neopaganer, arteigener Religionsentwürfe bis in die Gegenwart hinein eine nicht unbeträchtliche Wirksamkeit besitzen, macht im abschließenden Beitrag des Bandes Horst Junginger deutlich: Am Beispiel der 1999 verstorbenen Autorin, "Unitarierin" und "intellektuellen Führungsgestalt der Neuen Rechten" Sigrid Hunke, deren vielsagende Biografie - als Studentin Bekanntschaft mit Hans F. K. Günther, 1937 Eintritt in die NSDAP, in der 1940er Jahren Mitarbeit beim SS-Ahnenerbe, später als vermeintliche "Orient-Expertin" im Auftrag der Bundesregierung Vorlesungen an mehreren arabischen Universitäten - und spirituelle Weltsicht er darstellt, zeigt Junginger auf, dass die Ideologie der hier projektierten "Neuen Religion" in beträchtlichem Umfange mit altbekannten (antisemitischen) Stereotypen operiert, deren Virulenz vor allem mit Blick auf die beträchtlichen publizistischen Erfolge Sigrid Hunkes - eine Auswahlbibliografie ist beigegeben - durchaus als besorgniserregend eingeschätzt werden kann." (Per Röcken Rez zu:)(*Antisemitismus, Paganismus, Völkische Religion Herausgeber:Cancik, Hubert; Puschner, Uwe – Hier die Biographie Hunkes von Horst Junginger)

Zu Hunkes "Nach-kommunistisches Manifest" „Die langjährige Vize-Präsidentin der "Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft", eine Organisation die von manchen Journalisten als Nachfolgeorganisation der im Nationalsozialismus aktiven Deutschen Glaubensbewegung angesehen wird (14), war zugleich anerkannte Bestseller-Autorin mit vielbeachteten Werken über den Islam als auch Vordenkerin der Neuen Rechte. … Sigrid Hunke, eine der "Vordenkerinnen" des Thule-Seminars … Hunkes "Nach-kommunistisches Manifest" ist eine Anfang der 70er Jahre geschriebene Vorstellung unitarischen Gedankenguts und darüber hinaus eine wütende Abrechnung mit dem Denken der "Neuen Linke", wie es sich in der 68er Studentenbewegung und der APO formulierte. Marxismus, Freudianismus und ihre Verschmelzung in der Frankfurter Schule lehnt sie (durchaus reflektiert und analytisch abgefedert) ab - es geht ihr um eine Verbrüderung gesellschaftlicher Gegensätze durch die "Gemeinschaft". Der durch die 68er beeinflusste sozialdemokratische Aufbruch Willy Brandts unter dem Mott "Mehr Demokratie wagen" ist in ihren Augen nichts weiter als eine gut getarnte PR-Kampagne des Kommunismus: "Die biedermännische Formel von "Mehr Demokratie" und von "Demokratisierung" , die den Begriff Demokratie für eine Gesamtpolitisierung und Ideologisierung aller Lebensbereiche, Institutionen und Betriebe missbraucht, verbirgt, dass am Ende ihrer Bahn die Einparteiendiktatur steht und dass mit ihr der Weg zum Umsturz durch totalitäre Machtergreifung schon beschritten ist." (16) Dass der deutschen Sozialdemokratie die grundsätzliche demokratische Gesinnung abgesprochen wird und stattdessen unterstellt wird, dass Sozialdemokraten verdeckte Handlanger des verhassten Kommunismus und damit eine zentrale Gefahr für die abendländische Demokratie sind, ist ein typisches Motiv rechter Ideologen.“ rabenclan.de

Ideengeberin der Neuen Rechten "Durch ihre Konzentration auf ein Angebot alternativer religiöser Orientierungen zählt sie zu den wichtigen Ideengebern der Neuen Rechten." (ake-Bildungswerk [4])

Werke

  • Herkunft und Wirkung fremder Vorbilder auf den deutschen Menschen, Diss. Berlin 1941
  • Am Anfang waren Mann und Frau. Vorbilder und Wandlungen der Geschlechterbeziehungen, Hamm 1955
  • Allahs Sonne über dem Abendland, Unser arabisches Erbe, Stuttgart 1960
  • Das Reich ist tot - es lebe Europa. Eine europäische Ethik, Hannover 1965
  • Europas andere Religion. Die Überwindung der religiösen Krise, Düsseldorf 1969
  • Das Ende des Zwiespalts. Diagnose und Therapie einer kranken Gesellschaft, Bergisch Gladbach 1971
  • Das nach-komministische Manifest. Der dialektische Unitarismus als Alternative, Stuttgart 1974
  • Kamele auf dem Kaisermantel. Deutsch-arabische Begegnungen seit Karl dem Großen, Stuttgart 1976
  • Glauben und Wissen. Die Einheit europäischer Religion und Naturwissenschaft, Düsseldorf 1979
  • Europas eigene Religion. Der Glaube der Ketzer, Bergisch Gladbach 1983
  • Tod - was ist dein Sinn?, Pfullingen 1986
  • Vom Untergang des Abendlandes zum Aufgang Europas. Bewußtseinswandel und Zukunftsperspektiven, Rosenheim 1989
  • Allah ist ganz anders. Enthüllung von 1001 Vorurteilen über die Araber, Bad König 1990 (siehe auch: Saladin)

Aufsätze

  • Das dualistische Vorbild Europas, in Philosophisches Wörterbuch, hrsg. von G. Schischkoff, Stuttgart 1965
  • Die Zukunft unseres unvergänglichen Erbes in Mann und Frau. in: Elemente zur Metapolitik, 2. Ausgabe (Juni/Sept.), 1987, S. 27-34

Literatur

  • Bitzan, Renate 1994: Rechter Geist aus Frauenfedern. Beiträge von Frauen in rechtsextremen Zeitschriften 1985-93
  • Stefanie von Schnurbein: Weiblichkeitskonzeptionen im neugermanischen Heidentum und in der feministischen Spiritualität, in: Fanitfa Marburg (Hg.), Kameradinnen. Frauen stricken am braunen Netz, Münster 1995, S. 113-136.
  • Jens Mecklenburg (Hrsg.): "Handbuch deutscher Rechtsextremismus". Elefanten Press, Berlin, 1996
  • Horst Junginger: Sigrid Hunke. Europe's New Religion and its Old Stereotypes. In: Hubert Cancik, Uwe Puschner (Hrsg.): Antisemitismus, Paganismus, Völkische Religion. Anti-semitism, paganism, voelkish religion. München : Saur, 2004, S. 151-163. ISBN 3598114583.