Abu Dhabi (arabisch أبو ظبي, DMG Abū Ẓaby ‚Vater der Gazelle‘) ist die Hauptstadt des gleichnamigen Emirats Abu Dhabi und der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).
Landesflagge | ||
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Basisdaten | ||
Emirat: | Abu Dhabi | |
Geographische Lage: | 24° 27′ N, 54° 23′ O | |
Einwohner: | rund 860.000 (2008) | |
Zeitzone: | UTC +4 Std. | |
Postleitzahl: | nicht in Gebrauch | |
Vorwahl: | (+971) 2 | |

Lage der Stadt
Die Stadt mit inzwischen rund 860.000 Einwohnern befindet sich auf einer 70 Quadratkilometer großen Insel im Mangrovengürtel, die durch die Mussafa- und al-Maqtaa-Brücke mit dem Festland verbunden ist. Die Hauptinsel ist von einigen künstlich erweiterten oder neu aufgespülten Inseln umgeben, die zur Zeit erst zum Teil bebaut sind.
An der dem offenen Meer zugewandten nordwestlichen Flanke der Insel befindet sich die Corniche, an der seit 2003 weiter Land gewonnen wurde. Am Nordende der Corniche befindet sich ein ca. 1 km breiter und 5 km langer Streifen, den man als Stadtzentrum betrachten kann.
Geschichte
Bis in die 1960er Jahre bestand die bis dahin kleine Inselstadt noch aus einfachen Bauten, teilweise ohne Elektrizität und Kanalisation. Der Beginn der Erdöl-Förderung änderte diese Umstände schlagartig, Abu Dhabi wurde ab den 1970er Jahren mit einem schachbrettartigen Masterplan zu einer modernen Metropole ausgebaut. Der Plan sah eine für damalige Verhältnisse hohe Einwohnerzahl von 600.000 vor, welche nach nur zwanzig Jahren erreicht wurde; das Wachstum weicht nun auf künstliche Inseln und das Küstenvorland aus.
Abu Dhabi hat seit 1981 einen neuen internationalen Flughafen. Er befindet sich 30 km außerhalb der Stadt auf dem Festland an der Hauptautobahn zwischen Abu Dhabi und Dubai; entworfen von den Architekten, die für den Pariser Charles-de-Gaulle-Flughafens verantwortlich waren. Der bis dahin gemischt betriebene Al-Batin-Flughafen, der sich auf der Abu-Dhabi-Insel befindet, wird heute ausschließlich vom Militär und von der Herrscherfamilie genutzt. Das Emirat hat noch einen weiteren internationalen Flughafen in der Oasenstadt al-Ain, der jedoch im Fernverkehr nur von einer britischen TUI-Tochter angeflogen wird.
Stadtbild von Abu-Dhabi-Stadt
Abu Dhabi zählt aufgrund des rasanten Wachstums seit 1980 zu den modernsten Städten weltweit. Daher präsentiert die Stadt überwiegend ein neues Gesicht. Architektonisch markante Hochhäuser z.T. mit arabischen Elementen und großzügig ausgebaute Straßen prägen das Stadtbild. Dazwischen sind einige wenige Spuren aus früheren Jahrhunderten, wie das Fort Qasr al-Husn, traditionelle Gebäude, Wohnpaläste und unzählige, meist neu erbaute Moscheen zu finden, deren bedeutendste die Sheikh-Zayed-Moschee darstellt. Charakteristisch für die Stadt sind die vielen kleinen Geschäfte im Erdgeschoss der Gebäude, die bisher keineswegs völlig von den großen, ultramodernen Shoppingmalls verdrängt werden.
Da die Stadt auf einer Insel liegt, ist das Meer von fast überall zu sehen. Neu und aufwändig gestaltet wurde die Corniche, die jetzt nach Verlängerung ca. 7,7 km lange Küstenstraße mit großzügigen Flanierwegen direkt an der Wasserlinie sowie Spiel- und Grünanlagen und Gastronomie nordöstlich des Zentrums. Herausragend sind außerdem die zahlreichen bewässerten Grünflächen im Stadtbild. Die breiteren Straßen sind mit bewässerten Bäumen und Stauden bepflanzt. Rund 20 kleine bis mittelgroße Parks sind in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums zu finden. Am Ostring liegt eine weitere, etwas bescheidenere rund 4,5 km lange Corniche, vor der sich ein naturbelassener bzw. teilweise naturnah wiederangelegter Mangrovensumpf ausbreitet. Für Naturliebhaber wird zur Zeit ein rund 5 km langer erhöhter Aussichtsweg direkt in den Mangroven angelegt, von dem aus die vielen Seevögel beobachtet und das Biotop Mangrovensumpf erlebt werden können.
Projektierte Stadtentwicklung bis 2030
Im Mai 2008 hat der Urban Planning Council (Stadtplanungsrat) Abu Dhabis den Rahmenplan für die Stadtentwicklung bis 2030 vorgestellt. Danach soll die angestrebte „Greater Abu Dhabi City“ auf 3,1 Millionen Einwohner wachsen.[1]Um den großen Wohnungsbedarf zu decken, der vor allem von Arbeitsmigranten nichtarabischer Herkunft ausgeht, muss die heute fast ausgereizte Innenstadt entlastet werden. Dazu bieten sich neben den künstlichen Inseln nur noch die am Festland liegenden Küstenabschnitte mit ihrem Hinterland an. Das bisher größte Projekt ist die 49 Quadratkilometer große New Khalifa City 25 km südlich gelegen, die als Bundesdistrikt der Vereinigten Arabischen Emirate eingeplant ist. Diese Entlastungsstadt wird in großzügig begrünten Anlagen alle Regierungsstellen und viele Behörden der VAE aufnehmen sowie diplomatische Vertretungen, Verbände usw. Dazu werden Sport- und Freizeitzentren, eine Universität sowie zahlreiche Wohnkomplexe mit dezentralem Einzelhandel und großem Einkaufszentrum entstehen. Die öffentliche Verbindung zwischen den beiden Stadtteilen wird eine Linie der geplanten Metro Abu Dhabi herstellen, ebenso wird es eine Metrostrecke zum Internationalen Flughafen Abu Dhabi und darüberhinaus bis zur Grenze Dubais (Übergang zur Metro Dubai) geben.
Im April 2009 wurden im Rahmen der Planungsmesse „Cityscape Abu Dhabi“ bekanntgegeben, dass Abu Dhabi von der Weltwirtschaftskrise bisher relativ wenig verspüre. Die angestrebte Entwicklung werde man planmäßig fortsetzen, dazu wurden 10 weitere Großprojekte mit einer Investitionssumme von insgesamt 208 Milliarden USD angekündigt. Das größte Einzelvorhaben ist die Entwicklung eines Capital City District, in dem auf 4.900 Hektar in überwiegend verdichteter Bauweise bis zum Jahr 2030 Arbeitsplätze und Wohnungen für 370.000 Menschen entstehen sollen.
Tourismus
Abu Dhabi hat ebenso wie das Nachbaremirat Dubai rechtzeitig den Wirtschaftsfaktor Tourismus entdeckt, noch bevor die Einnahmen aus der Erdölförderung zurückgehen. Das bekannteste Hotel von Abu Dhabi ist das im Jahr 2005 eröffnete staatliche Luxushotel Emirates Palace. Gemanagt wird dieses riesige Objekt von der deutschen Hotelkette Kempinski. Derzeit befinden sich einige große Tourismuskomplexe und Hotelprojekte im Bau. Auf der Insel Saadiyat werden eine Museumsstadt und knapp 30 Hotels gebaut. Im Stadtteil Al-Gurm, verteilt über mehrere kleine Inseln, entsteht ein Tourismusresort mit insgesamt 161 Suiten, die sich über eine Mangrovenbucht erstrecken. Weitere große Tourismusprojekte sind der küstennahe Standort Al Raha und die Inselprojekte auf Al Lulu, Yas und Al Reem. Bei allen Projekten werden neben den touristischen Infrastrukturen auch Wohnungen und Eigenheime integriert sein. Abu Dhabis Planer achten darauf, die neuen Quartiere nicht zu einseitig rein touristisch oder einwohnerbezogen zu entwickeln, da es die in Dubai zu beobachtende Separierung und damit verbundene verminderte urbane Qualität, bzw. den Zwang zur isolierten "Gated Community" vermeiden möchte.
Seit Oktober/November 2009 wird in Abu Dhabi auf der Yas-Insel ein Grand Prix zur Formel-1-Weltmeisterschaft auf einem neuen 5,54 km langen Kurs ausgetragen.
Die Kulturinsel Saadiyat
Das Emirat Abu Dhabi hat sich zur Aufgabe gemacht, neben der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung die kulturelle Komponenente stärker zu betonen. Abu Dhabi versucht sich vom Lifestyle-Tourismus Dubais etwas abzuheben und sich mehr zu einer kulturellen Drehscheibe zu entwickeln. Die künstlich erweiterte Insel Saadiyat (27 km²) östlich der Hauptinsel gelegen, wird eine Reihe von Großprojekten tragen. Stätten für Bildende Kunst, Musikdarbietung, Theater und kulturelle Bildung auf hohem Niveau sollen errichtet werden. Es wird mehrere Museen für historische und zeitgenössische Kunst geben, eine architektonisch spektakuläre Philharmonie für Gastorchester, sowie eine Mehrzweckhalle für Opern- und Theateraufführungen und sonstige kulturelle Events. Dazu sollen Ausbildungsstätten für Bildende und Darstellende Kunst auf Hochschulniveau kommen.
So wollen z.B. die französische Regierung und das Emirat Ende 2012 einen „Mini-Louvre“ auf Sa'adiyyat eröffnen. Ein Kooperationsvertrag wurde am 7. März 2007 unterzeichnet. Bis etwa 2019 sollen 6000 m² Dauerausstellungsfläche unter einem pilzartigen Rundbau zusammenkommen; die Architektur wurde von Jean Nouvel entworfen. Das Emirat, das einen jährlichen Ankaufsetat von 40 Millionen Euro plant, soll der Agence Internationale des musées de France einmalig 165 Millionen zahlen und jährlich für 15 Jahre jeweils 13 Millionen Euro für Wechselausstellungen in einer 2000-m²-Galerie. Als Gegenleistung werden französische Museen Wechselausstellungen veranstalten und auch weitere Dauerexponate leihen. Außerdem darf sich das neue Museum 30 Jahre lang „Louvre“ nennen. Insgesamt bekommt der Louvre in Paris 400 Millionen Euro. Die von diesem Geld neu zu errichtenden Einrichtungen in Paris erhalten den Namen des verstorbenen Emirs von Abu Dhabi, Zayid bin Sultan Al Nahyan.
In Anwesenheit des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy wurde Ende Mai 2009 die offizielle Grundsteinlegung des Louvre-Ablegers vollzogen, seine Eröffnung ist für 2012/13 geplant. Ein zweites Projekt des sogenannten „Museumsbusiness“ ist eine weitere Zweigstelle des Solomon R. Guggenheim Museums nach dem Muster des erfolgreichen Guggenheim-Museum Bilbao. Wirtschaftlich betrachtet handelt es sich dabei um Franchising-Unternehmen.
Die Insel Saadiyyat wird seit 2006 infrastrukturell erschlossen. Eine 1500 m lange zehnspurige Straßenbrücke vom Hafen Port Zayid aus auf das Westufer führend wurde Mitte Oktober 2009 eröffnet, die neue 27 Kilometer lange Schnellstraße verbindet das Hafengebiet der Hauptinsel über Saadiyat und Yas Island mit dem festländischen Shahama Distrikt. Auch als neue Verbindung zum Flughafen genutzt verringert sich die Fahrzeit um 20-30 Minuten.
Die staatliche Baubehörde hat Arbeiten für Hauptstraßen, weitere Brücken, Parks und Hafenanlagen für Saadiyat vergeben. Der rein kulturell genutzte Teil der Insel ist mit 2,7 km² relativ klein im Vergleich zu den Wassersporteinrichtungen (4,4 km²), den Parkanlagen und Sportflächen (6,0 km²), den beiden Wohn-, Hotel- und Strandregionen (7,0 km²) und den Wetlands-Biotopen, d.h. naturbelassenen Mangrovenflächen (5,23 km²).
Verkehr
Fernverkehr
Der Internationale Flughafen Abu Dhabi ist der wichtigste Flughafen des Emirates Abu Dhabi und zugleich Drehkreuz und Heimatbasis von Etihad Airways. Abu Dhabi wird von rund 20 Fluggesellschaften angeflogen. Der Flughafen wird stufenweise bis 2010 für 20 Millionen Passagiere ausgebaut, seit 2006 befinden sich ein neues Terminal und eine weitere Startbahn im Bau.
Nahverkehr
Jedem Besucher fällt auf, dass die Stadt ganz auf die Bedürfnisse des Individualverkehrs mit Pkw ausgerichtet zu sein scheint. Überall findet man (noch!) kostenlose Parkplätze an den breiten Straßen und viele der noch vorhandenen Freiflächen sind zum Parken freigegeben. Inzwischen hat das Verkehrsdezernat jedoch umgedacht: wenn der ÖPNV eine Alternative sein soll, muss der Parkraum bewirtschaftet werden. Im Sommer 2009 wurden die ersten drei Parkscheinzonen eröffnet, eine Stunde kostet 2-3 Dirham (0,42-0,63 Euro). Vorgesehen sind demnächst rund 75.000 solcher Stellplätze, die in 43 Sektoren der Innenstadt und sonstigen Brennpunkten eingerichtet werden. Obwohl die Einwohnerzahl der Stadt auf die Millionengrenze zustrebt, wurde bis vor kurzem auf das Angebot eines leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehrssystems verzichtet. Bisher waren und sind private Taxis mit Taxameter das Rückgrat des ÖPNV, sie sind relativ billig und überall im Stadtgebiet leicht zu finden. Allerdings klagen vor allem Einwohner mit geringerem Einkommen über eine zunehmende Belastung durch ständig steigende Taxitarife. Seit Juni 2008 gibt es nun die ersten vier Linien eines städtischen Omnibusangebots: 60 klimatisierte Busse verkehren zwischen den wichtigsten Punkten auf der Insel. Angekündigt wurde ein kontinuierlicher Ausbau des Netzes, zumal der Fahrgastzuspruch groß ist.
ÖPNV
Das planerisch zuständige Department of Transport (DoT) hat im Februar 2009 ein Gutachten für den Ausbau des schienengebundenen öffentlichen Nahverkehrs bis 2030 auf der Basis des Schienen-Masterplans vorgestellt. Es wurde angekündigt, dass die Stadt eine Metro bauen wird, die im Siedlungskern durch einige kürzere Tramlinien ergänzt werden soll. Danach soll die Abu Dhabi Metro 2016 in Betrieb gehen und die erste Tram bereits 2014.[2] Das Streckennetz der Metro Abu Dhabi soll im Endausbau etwa 131 km haben und alle wichtigen Vororte wie Saadiyat, Yas Island, Masdar City, Al Raha Beach und den Flughafen mit der City verbinden. Es ist auch der Bau einer Light Rail Transit (LRT) angedacht, diese Bahnen entsprechen etwa den europäischen S-Bahnen und fahren mit weniger Halts entferntere Stadtteile an, die geplant und voraussichtlich bis 2030 errichtet worden sind. Eine der LRT-Linien könnte auch bis zur Grenze des Emirates Dubai führen und dort mit der roten Linie der Metro Dubai verbunden werden.
Literatur
- Ayne-Marie Leitch u.a.: Abu Dhabi Explorer. The Complete Resident’s Guide. Explorer Group, 2006.
Weblinks
- Webseite der Regierung von Abu Dhabi
- „A Vision in the Desert“, New York Times, 1. Februar 2007, mit Dia-Schau, internationale Star-Architekten konzipieren eine Kulturstadt auf der Insel Sa'adiyyat („Insel des Glücks“) mit vier Museen, einem Theater und 19 Kunst-Pavillons