Als Wüste bezeichnet man die vegetationslosen oder vegetationsarmen Gebiete der Erde. In Wüsten bedeckt die Vegetation weniger als 5 % der Oberfläche. Ursache für Wüsten ist entweder fehlende Wärme (Kältewüste, Eiswüste) der subpolaren und subnivalen Regionen, Überweidung, oder Wassermangel (Trockenwüste, Hitzewüste). Wüsten zählen zur Anökumene.

Wüstenarten
Trockenwüsten
Trockenwüsten verhindern durch ihren Wassermangel das pflanzliche Wachstum. Die Böden der Trockenwüsten zählen zu den Aridosolen.
Einteilung der Wüsten nach Material also geomorphologisch
- Sandwüste (Erg)
Eine Sandwüste ist eine Wüste mit einer Oberfläche, die überwiegend aus Quarzsand besteht, der durch die Bodenerosion einer Kieswüste entstand, oder aus anderen Regionen eingeweht wurde. Ein wesentliches Merkmal sind die Dünen, vielfach auch Wanderdünen. Die Lebensbedingungen in den Sandwüsten sind härter als in anderen. Die weltweit größte solcher Wüsten ist die Rub al-Chali in Arabien.
- Stein- oder Felswüste (Hammada)
Die Oberfläche dieses Wüstentyps ist übersät mit dicht blockigem, kantigem Schutt- oder Felsmaterial - angesammelt als Ergebnis der physikalischen Verwitterung und der Auswehung des Feinmaterials.
Kieswüsten entstehen nach Erosion von Stein- oder Felswüsten (Akkumulation von gröberen Korngrößen durch Ausblasung der feineren Korngrößen) oder durch die Ablagerung von Kies im Vorfeld von Gletschern.
- Salzwüste (Sebka)
Salzwüsten entstehen meist in ariden, abflusslosen Sedimentbecken durch starke Verdunstung. Sehr viele Wüsten des Typs liegen im Iran und Zentralasien.
- Eiswüste oder Kältewüste
Kältewüsten sind in polaren Gebieten und im Hochgebirge zu finden, deren extrem niedrige Temperaturen die Ausbreitung von Vegetation verhindern. Obwohl der Boden von Eis bedeckt ist, bleibt die Luft temperaturbedingt sehr trocken und es fehlt oft an Niederschlägen. Viele Gebiete in der Antarktis sind fast völlig niederschlagslos. Das Wright Valley als Teil der Ross-Wüste in der Antarktis gilt als trockenstes Gebiet der Erde.
Klimatische Entstehungsweise
- Relief-, Binnen- oder Regenschattenwüste
im Inneren der Kontinente, hinter hohen Gebirgsketten oder in Beckenlagen. In solchen Regionen fällt nur geringer Niederschlag, weil sie sich zu meeresfern oder im Regenschatten von Randgebirgen befinden. Die feuchten Luftmassen sind vor den Gebirgen zum Aufsteigen gezwungen. Oben auf der Gebirgskette ist die Luft kühler, und kann daher weniger Wasser speichern: die feuchten, kalten Luftmassen sind dazu gezwungen sich abzuregnen. Auf der anderen Seite der Gebirgskette erwärmt sich die Luft insgesamt, aufgrund der feuchtadiabatischen Abkühlung und der trockenadiabatischen Erwärmung und die warmen, trockenen Luftmassen sinken. Binnenwüsten befinden sich südlich der südlichen oder nördlich der nördlichen Wendekreise. Wo sie sanken, bilden sich aufgrund der Wärme und Trockenheit die Relief- oder Binnenwüsten. Am berühmtesten sind die Wüste Gobi, die Takla Makan und der Great Bassin und als Regeschattenwüste an windabgewandten Abhängen (d. h. im Lee, dem Regenschatten) von Gebirgen, die Wüste Juda.
- Subtropische Trockenwüste, auch Passatwüste oder Wendekreiswüste
sie liegt bei einer geographischen Breite bis zu etwa 30° beidseits des Erdäquators. Sowohl auf der nördlichen als auch auf der südlichen Halbkugel werden die Luftmassen vom Urpassat kommend gezwungen abzusteigen. Das erwärmt sie zunehmend, wodurch die relative Luftfeuchtigkeit abnimmt und trockene, wolkenlose Klimaverhältnisse aufkommen. Beispiele sind die größten Teile der Sahara und die Kalahari.
ist eine besondere Form der Passatwüste. Passate und spezielle Meeresströmungen verstärken sie. Das kalte aufsteigende Wasser des Meeres kondensiert in der Luft eventuell noch enthaltene Feuchtigkeit an der Meeresoberfläche. Dadurch sinkt die relative Luftfeuchtigkeit weiter, was Wolkenbildung und folglich auch Niederschlag verhindert. „So nah am Wasser und doch so arm an Wasser“, hatte der berühmte Forscher Alexander von Humboldt einmal die Küstenwüste der Atacama beschrieben. Die bekanntesten küstennahen Wüsten sind die Atacama, die Namib und die Nullarbor-Wüste. Auch meeresnahe Teile der Sahara stehen unter dem Einfluss kühler Meeresströme.
- ist auch eine Küstenwüste / in Küstennähe mit regelmäßig einer starken Nebelbildung in den Morgenstunden – trotz niedriger Niederschlagsmengen. Nebelwüsten finden sich in den Subtropen vor allem an kontinentalen Westküsten.
Zusätzliche Wüstentypen durch die Definition vegetationsarm
Halbwüsten
Die Halbwüste stellt eine Ökozone dar, die geringfügig feuchter als die echte Wüste, aber immer noch trockener als die Dornsavanne ist. Sie befindet sich meist am Rand (in der Übergangszone) einer solchen „Vollwüste“ – siehe auch Sahelzone.
Edaphische Wüsten
In edaphischen (bodenbedingten) Wüsten werden zugeführte Niederschläge im stark wasserdurchlässigen Boden sehr schnell abgeführt. Wasser kann sich nicht oder nur sehr schlecht im Boden speichern, es fehlt für pflanzliches Wachstum. So bilden die riesigen Schotterflure im Isländischen Hochland trotz erheblicher Niederschlags- und Schmelzwassermengen eine Wüstenlandschaft.
Windwüsten
Windwüsten findet man auf subantarktischen Inseln im Südatlantik, südlich des 50. Breitengrades südlicher Breite. In diesem Gebiet ständiger Weststürme, die das ganze Jahr über Nieselregen und Nebel begleiten, können mangels Windschutz keine Bäume gedeihen. Man trifft lediglich Moose, Farne und Flechten an
Der Mars als Wüste
Auch auf dem Planeten Mars herrscht eine Art Trockenwüstenklima. Die äußerst dünne CO2-Atmosphäre enthält kaum Wasserdampf, freies Wasser würde sofort verdunsten. Weil der Mars ähnliche Jahreszeiten wie die Erde und auch merkliche Temperaturgradienten (räumlicher Temperaturunterschied) aufweist, fegen oft langandauernde Winde über weite Gebiete oder rufen oft globale Sandstürme hervor. Die Winde und extreme Temperaturunterschiede erodieren den braunen und grauen Marsboden.
Ökologie
Das Überleben in Wüstengebieten, mit ihren von Wassermangel geprägten besonderen Umweltbedingungen, zwingt Pflanzen und Tiere, aber auch den Menschen zu jeweils ganz spezifischen Anpassungen. Regenschauer sind selten, doch wenn es einmal regnet, dann meist sehr heftig. Danach blüht die Wüste auf: Es wachsen farbenprächtige Wüstenpflanzen, die aber wegen des fehlenden Wassers einen kurzen Lebenszyklus haben. Dennoch gewährleisten u. a. auch diese kurzen Vegetationsperioden ein häufig erstaunlich reiches Tierleben.
Flora und Vegetation
Wüsten sind durch Vegetationsarmut oder gar Vegetationslosigkeit gekennzeichnet, nur etwa ein Viertel aller Wüstenflächen sind überhaupt bewachsen. Die vorhandene Vegetation (Xerophyten, Halophyten) wird durch an Trockenheit oder verstärkte Salz Verträglichkeit angepasste Sträucher, Gräser und bestimmten tiefwurzelnden Bäume (z. B. Akazien in der Kalahari) bestimmt. Sie unterscheiden sich in wassersparenden, wasserspeichernden, unterirdisch überdauernden Pflanzen und in Pflanzen mit kurzer Vegetationszeit. So ist zum Beispiel in der Nebelzone der Namib-Wüste der Strauch Arthraerua leubnitziae als häufigster Vertreter der ständigen Vegetation heimisch, er kann die hohe Luftfeuchtigkeit der Nebelschwaden nutzen. Pflanzen wie dieser gelingt es auch während der extremen und lange anhaltenden Dürreperioden (am Beispiel der Arthraerua leubnitziae mehrere Tausend Jahre) ihren Wasserhaushalt aufrecht zu erhalten.
Fauna
In vielen Wüsten der Welt sind trotz der vermeintlich lebensfeindlichen Bedingungen zahlreiche Tierarten anzutreffen. So sind zum Beispiel in der Gobi neben anderen Großtieren die Kropfgazelle und der Steppeniltis heimisch, zuweilen findet man auch Schneeleoparden und Wölfe. Noch wesentlich zahlreicher als Säugetiere sind in den ariden Gebieten Kriechtiere und vor allem die außerordentlich anpassungsfähigen Gliederfüßer (z. B. Insekten und Skorpione) anzutreffen.
Gerade die in heißen Sandwüsten lebenden Tiere weisen häufig sehr augenfällige Anpassungen an die hohen Oberflächentemperaturen des Sandes auf: so haben Insekten, die tagsüber auf dem Sand laufen, meist außergewöhnlich lange Stelzbeine, da die Temperatur schon wenige Zentimeter über dem Sand deutlich abnimmt. Hierdurch und durch eine schnelle Fortbewegung, sind die Tiere in der Lage, sich vor tödlicher Überhitzung zu schützen. Auch die langen Beine der Kamele könnten sich als Schutz vor der Abstrahlungshitze entwickelt haben.
Mikrobielles Leben
Unabhängig von Klima, Temperatur und Breitengrad gibt es in trockenen Wüsten einen enormen Reichtum an unterschiedlichen Bakterienarten. Entscheidend für das Gedeihen dieser Mikroorganismen ist der pH-Wert (Säuregrad) des Bodens: so bieten Böden mit neutralem pH-Wert, wie sie in trockenen Wüsten und Wäldern vorkommen, den Bakterien optimale Lebensbedingungen. Dagegen findet man erstaunlicherweise in sauren Böden, wie z. B. denen der südamerikanischen Regenwälder, nur sehr wenige Bakterien.[1]
Kulturgeschichte
In kulturhistorischer Hinsicht spielte die Wüste seit der Antike eine wichtige Rolle in der europäischen Historiographie und Literatur. Einerseits symbolisierte die Wüste seit Herodot das Fremde und Andersartige, das sich dem europäischen Zugriff entzog. Andererseits bot die Wüste aber auch Rückzugsmöglichkeiten. Insbesondere durch die Bibel (Auszug aus Ägypten der Israeliten, Versuchungen Christi) und die spätere hagiographische Literatur (Eremiten) wurde ein Bild der Wüste nach Europa transportiert, das im Kern bis heute fortwirkt. Durch die Domestizierung des Dromedars gelang es dem Menschen, tiefer in die großen Wüsten vorzudringen oder sie zu durchqueren. Dadurch konnte die Wüste zum Lebensraum des Menschen werden.
Verwüstung
Das Entstehen neuer und die Ausbreitung bestehender Wüsten ist meist vom Menschen verursacht (Desertifikation). Dazu zählten Überweidung, unangepasster Ackerbau und Entwaldung. Natürliche Ursachen für Verwüstung sind Dürreperioden, Ausbreiten von Sanddünen oder Ausfransen von Wüstenrändern. Verwüstung wird durch Ausblasung (Wind), Abschwemmung (Wasser), Versalzung und Skelettierung gefördert.
Die UN-Organisation UNCCD kämpft gegen die weitere Ausbreitung der Wüsten. Das Jahr 2006 wurde zum Internationalen Jahr der Wüsten und Wüstenbildung erklärt.
Die größten Wüsten
Nr. | Fläche (km²) | Name | Kontinent |
---|---|---|---|
1. | 13.200.000 | Antarktis | Antarktika |
2. | 8.700.000 | Sahara | Afrika |
3. | 1.560.000 | Australische Wüsten | Australien |
4. | 1.300.000 | Arabische Wüsten | Asien |
5. | 1.040.000 | Gobi | Asien |
6. | 900.000 | Kalahari | Afrika |
7. | 330.000 | Takla Makan | Asien |
8. | 320.000 | Sonora | Nordamerika |
9. | 273.000 | Karakum | Asien |
10. | 273.000 | Tharr und Cholistan | Asien |
Alle Wüsten der Erde zusammengenommen bedecken etwa ein Fünftel der gesamten Landfläche der Erde, das sind fast 30 Millionen Quadratkilometer. Werden auch die Halbwüsten mit hinzugerechnet, so ergibt sich etwa ein Drittel der Landfläche, also etwas weniger als 50 Millionen Quadratkilometer. Insgesamt bedecken sie ca. 25 % der gesamten Erdoberfläche.
Tägliche Temperaturschwankung in Wüsten
Trockenwüsten unterliegen starken Temperaturschwankungen. Tagsüber erhitzt sich der Boden aufgrund der schlechten Wärmeleitung des quarzhaltigen und luftdurchsetzten Wüstenbodens nur oberflächlich. Zudem kann dieser im Vergleich zu feuchten Böden nur wenig Wärmeenergie speichern (Wasser kann etwa sechs Mal soviel Energie speichern wie Sand). Durch die geringe Wolkenbildung dringt tagsüber Wärmestrahlung zwar ungedämpft zu Boden und erhitzt diesen sehr stark (bis zu etwa 70°), strahlt allerdings nachts die wenige gespeicherte Wärme ungehindert ins Weltall ab (Wolken wirken als Isolierungsschicht sowohl vom Weltall zur Erde als auch umgekehrt). Dieses ruft Temperaturunterschiede von 50 K und mehr hervor.
Dieser Effekt ermöglicht auch in den trockensten Wüsten ein bescheidenes Leben. Wegen der starken Abkühlung wird ein bodennaher Taupunkt erreicht. Pflanzen und andere Lebewesen können dann von den gebildeten Tautropfen leben.
Aufgrund der starken Temperaturschwankungen wird die physikalische Verwitterung in der Wüste enorm gefördert. Die chemische Verwitterung erfolgt hingegen wegen des Wassermangels nur sehr langsam (vgl. Wüstenlack).
Andere Bedeutungen
Wüste heißt auch ein Stadtteil in Osnabrück und ein Landstrich bei Hildesheim. Diese und andere entsprechende Ortsbezeichnungen gehen oft auch auf – z. B. während der Pestepidemien des Mittelalters – entvölkerte Ortschaften zurück.
Mit dem Wort „Wüste“ ist auch „Wüstung“ verwandt.
Im übertragenen Sinn steht der Begriff für Durststrecken im Dasein – beispielsweise lange, allzu bewölkte, traurige Phasen, Lasten wie Einsamkeit.
Literatur
- Uwe Lindemann: Die Wüste. Terra incognita - Erlebnis - Symbol. Eine Genealogie der abendländischen Wüstenvorstellungen in der Literatur von der Antike bis zur Gegenwart. Heidelberg 2000, ISBN 3-8253-1006-X.
- Michael Martin (Fotograf): Die Wüsten der Erde. Frederking & Thaler, München 2004, ISBN 3-89405-435-2 (Dieses Buch bietet einen Überblick über sämtliche Wüsten der Erde).
- Dieter Jäkel: Dünenwüsten und Löss in China. In: Naturwissenschaftliche Rundschau. Band 59, Nr. 11, 2006, ISSN 0028-1050, S. 594–601.
- Bursche, Detlef: Landschaftsformen der Erde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005.
- Hornetz, Berthold: Savannen-, Steppen- und Wüstenzonen. Westermann, Braunschweig 2003.
- Mensching, Horst: Physische Geographie der Trockengebiete. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1982.
- Thomas, David: Arid zone geomorphology. Wiley, Chichester 1997.
Filme
- planet erde. Wüstenwelten. Großbritannien, Dokumentation, 45 Min. Ein Film von Alastair Fothergill, Produktion: BBC[2]
Einzelnachweise
- ↑ Anna-Lena Gehrmann: Forscher entdecken reiches Bakterienleben im als karg geltenden Wüstenboden. In: ddp/wissenschaft.de. 10. Januar 2006, abgerufen am 18. April 2007.
- ↑ planet erde: Inhaltsangabe der ARD