Fahrtmesser

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Als Fahrtmesser (engl: "Airspeed Indicator") werden in der Luftfahrt Instrumente zur Messung der Geschwindigkeit gegenüber der umgebenden Luft ("Fahrt", engl. "air speed") bezeichnet. Die Fahrt wird auch als Fluggeschwindigkeit bezeichnet.

Der barometrische Fahrtmesser ist die Standard-Bauform. Das Instrument besteht aus einem druckdichten Gehäuse, an das der statische Druck angeschlossen wird. Innerhalb des Gehäuses befindet sich eine Barometerdose (Membrandose), die mit dem Gesamtdruck aus statischen und dynamischen Druck beaufschlagt wird.

Die Differenz aus Gesamtdruck und statischem Druck entspricht nach der Bernoulli-Gleichung dem geschwindigkeitsabhängigen Staudruck. Diese Druckdifferenz wird auf einer Skale als Geschwindigkeit angezeigt.

Bei Segel- und Ultraleichtflugzeugen erfolgt die Anzeige der Geschwindigkeit in der Regel in km/h, bei den anderen Flugzeugen häufig in Knoten, bei einigen kleineren Schul- und Reiseflugzeugen, meist amerikanischer Hersteller, auch in Meilen pro Stunde (engl. "(Statute) Miles per Hour", "mph"; 1 mph = 1,609344 km/h). Es sind auch Fahrtmesser mit mehreren Skalen verfügbar.

Die Skala des Fahrtmessers trägt farbliche Bögen zur Kennzeichnung einzelner Geschwindigkeitsbereiche:

  • kein Bogen = außerhalb sicherer Betriebsgrenzen
  • weißer Bogen = Betriebsbereich für ausgefahrene Landeklappen
  • grüner Bogen = normaler Betriebsbereich (Landeklappen eingefahren)
  • gelber Bogen = Hochgeschwindigkeitsbereich, nur erlaubt in turbulenzfreier Luft; nur kleine weiche Ruderausschläge zulässig. (In diesem Geschwindkeitsbereich könnte durch Vollausschlag des Höhenruders das höchstzulässige Lastvielfache überschritten werden.)
  • roter Strich = höchstzulässige Geschwindigkeit

Die Bögen dienen als Erinnerungs-Hilfe, die exakten Geschwindigkeiten, Verfahren und Betriebsgrenzen sind in jedem Falle dem Flughandbuch des jeweiligen Flugzeugs zu entnehmen. Dort sind unter anderem Angaben zu den Flugleistungen in Abhängigkeit von Gewicht, Schwerpunktlage und Flughöhe zu finden.

Der statische Druck wird bei vielen Flugzeugtypen an etwa 1 mm großen Öffnungen (engl. "Static Ports") beidseits des Rumpfes abgenommen und über Schlauchleitungen zu den Instrumenten geleitet. Die beidseitige Anordnung der Druckabnehmer soll Fehlanzeigen, z.B. durch schiebende Flugzustände sowie Probleme durch einen verstopften Druckabnehmer reduzieren. An das statische Drucksystem sind neben Fahrtmesser auch Höhenmesser und Variometer angeschlossen.

Der Gesamtdruck wird bei dem hier beschriebenen Fahrtmesser am Staurohr (engl: "Pitot Tube") abgenommen und ebenfalls per Schlauchleitung zu den Instrumenten geleitet. Das Staurohr befindet sich bei den meisten Flugzeugen an der Rumpfspitze oder in der Nähe der Flügelvorderkante und ragt in eine weitgehend ungestörte Luftströmung hinein. Das Staurohr kann zum Schutze vor Vereisung mit einer Heizung (meist elektrisch) ausgestattet sein.

Häufig wird das Staurohr beim Abstellen des Flugzeugs mit einer Schutzhülle überzogen (z. B. Schutz vor Verstopfung durch Insekten). Die Druckabnehmer des statischen Drucks erhalten seltener einen Schutz als das Staurohr. Bei der Vorflugkontrolle ist unter anderem zu prüfen, dass die Schutzüberzüge entfernt wurden und sich die Druckabnahmestellen in einem einwandfreien Zustand befinden (keine Verstopfung etc.).

Viele Verkehrsflugzeugtypen haben mehrere Druckentnahmestellen (sowohl für statischen wie auch für Gesamtdruck), häufig getrennt für Kapitän und Copilot, seltener mit Umschaltmöglichkeit (z. B. im Falle von Fehlfunktionen). Während des Startlaufs ist zu prüfen, dass die angezeigte Geschwindigkeit kontinuierlich wächst. In guten Crews melden sowohl Kapitän als auch Copilot den Durchgang der 80-Knoten-Anzeige in ihrem Fahrtmesser mit dem Ausruf "eighty" (deutsch: "achtzig"). Erfolgt dieser Ausruf nicht gleichzeitig oder gibt es andere Anzeichen für eine falsche Anzeige ist sofort die Prozedur für den Startabbruch durchzuführen.

Fahrtmesser sind teilweise mit elektrischen Signalgebern ausgestattet, über die z. B. Autopilot oder Transponder mit Informationen über die Geschwindigkeit versorgt werden können, sofern diese keine eigenen Druckanschlüsse bzw. Auswertungsinstrumente haben. Für den Autopiloten ist bei einigen Flugzeugmustern ein Umschalter zur Auswahl der zu nutzenden Signalquelle vorhanden. Glascockpits (EFIS) können ebenso mit dem Geschwindigkeitssignal versorgt werden. In diesem Falle ist dennoch ein Analoginstrument als Backup vorhanden.

Für langsame Flugzeuge werden gelegentlich statt des Staurohrs Venturirohre zur Druckentnahme eingesetzt. Diese liefern einen Unterdruck statt eines Überdrucks wie beim Staurohr. Die Druckdifferenz pro Geschwindigkeitsdifferenz läßt sich durch die Formgebung des Venturirohrs in weiten Grenzen beeinflussen, gängig ist eine dreifach bessere Empfindlichkeit gegenüber Staurohren.

Siehe auch: Fluggeschwindigkeit, Staudruck, Koppelnavigation.