Gastarbeiter
Der Begriff Gastarbeiter wurde in den 1960er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland geprägt. In der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs und der sog. Vollbeschäftigung mangelte es an Arbeitnehmern für gering qualifizierte Tätigkeiten, vor allem in der Montan- und Automobilindustrie, Stadt- und Gebäudereinigung und weiteren Tätigkeiten, die noch nicht automatisiert oder mechanisiert worden sind und somit einen großen personellen Aufwand erforderlich machten. Für diese Tätigkeiten wurden im europäischen Ausland Männer angeworben.
Der Begriff Gastarbeiter suggeriert einen vorübergehenden Aufenthalt im Gastland aus einem bestimmten Grund (Arbeit) und blendet damit soziale und kulturelle Aspekt aus. Die ersten Menschen, die als Gastarbeiter in dieser Zeit angeworben wurde, kamen aus Italien, Portugal, Jugoslawien. Später auch aus Griechenland und der Türkei. Im Gegensatz zur Anwerbung von Arbeitern für Zechen während der Industrialisierung im Ruhrgebiet bestand weder die Absicht, den Menschen eine neue Heimat zu geben, noch hatten die Gastarbeiter in der Regel die Absicht eine neue Heimat zu suchen.
Folgen
Bereits Anfang der 1970er Jahre zeigte sich, das die ursprügliche Annahme des Aufenthaltes für eine begrenzte Zeit nicht mehr zutraf. Durch Gesetze wurde der Nachzug von Familienangehörigen geregelt und auch von vielen ehemaligen Gastarbeitern genutzt. Dadurch wurde die Bunderepublik Deutschland de facto zu einem Einwanderungsland, wenngleich dies bis Ende der 1990er Jahre von allen bundesdeutschen Regierungen wenn nicht bestritten, so doch zumindest ignoriert wurde.
Mit dem Abflachen des wirtschaftlichen Aufschwungs traten die anfänglich ignorierten soziokulturellen Aspekte immer mehr in den Vordergrund. Zudem qualifizierten sich nicht wenige Gastarbeiter in betrieblichen und überbetrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen für besser bezahlte Jobs. In Zeiten des Niedergangs der Montanindustrie wurden sie so von deutschen Arbeitnehmern zunehmend als Konkurrenten um den eigenen Arbeitsplatz angesehen und die kulturellen Unterschiede wurden zur Diskriminierung herausgestellt.