Leonhard Frank

deutscher Schriftsteller
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Leonhard Frank (* 4. September 1882 in Würzburg; † 18. August 1961 in München) war ein deutscher Schriftsteller.

Frank ist einer der bedeutendsten sozialkritischen und pazifistischen Erzähler des Beginns des 20. Jahrhunderts. Er schrieb in einem sparsamen und sachlichem Stil, um eindringlich die gesellschaftlichen und psychischen Abhängigkeiten seiner Figuren darzustellen. Seine Werke sind geprägt von seiner politischen Überzeugung und können stilistisch zwischen Expressionismus und Sachlichkeit eingeordnet werden. Von einer reinen Tendenzliteratur hebt sich sein Oeuvre durch die psychologische Vertiefung der behandelten Themen ab.

Frank wurde 1882 als viertes Kind des Schreinergesellen Johann Frank und seiner Ehefrau Marie geb. Bach, in Würzburg geboren und wuchs dort in ziemlich ärmlichen Verhältnissen auf.

Nach Volksschulbesuch, Mechanikerlehre und einer kurzen Tätigkeit als Labordiener am Würzburger Juliusspital, studierte er ab 1908 in München an der Akademie der Künste mit einem Stipendium Malerei und hielt sich dabei mit verschiedenen Hilfsjob am Leben. Er hielt sich in der Schwabinger Bohéme-Szene im Umfeld des Psychiaters Otto Gross auf (Café Stefanie).

1910 siedelte er nach Berlin über, wo er seine künftige erste Frau, die Wienerin Lisa Erdelyi kennenlernte.

1914 hatte er mit seinem ersten Roman Die Räuberbande einen großen Erfolg in Deutschland. Für dieses Werk erhielt er den Fontane-Preis. Als Sozialist und entschiedener Pazifist beging er Fahnenflucht und emigrierte 1915 in die Schweiz. Hier schrieb er die Novelle "Die Ursache" und weitere Novellen, die 1917 als Sammlung unter dem Titel "Der Mensch ist gut" in Buchform erschienen

Nach Ende des Ersten Weltkrieges 1918 Rückkehr nach Berlin und Verleihung des Kleist-Preises für die Novellensammlung "Der Mensch ist gut". In Berlin arbeitete Frank als freier Schriftsteller bis 1933. Der Tod seiner ersten Frau 1923 führte zu einer schweren Schaffenskrise. 1928 wurde Frank in die Akademie der Künste gewählt. 1929 heiratete er erneut (Elena Maqenne Penswehr). Im selben Jahr wurde der Sohn Andreas geboren.

Mit Beginn des Dritten Reiches emigrierte Frank zum zweitenmal über Zürich und London nach Paris. Seine Bücher fielen in Deutschland der Bücherverbrennung im Mai 1933 zum Opfer. 1934 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Nach Internierung in einem Lager in der Bretagne durch die französische Polizei 1939, konnte er schließlich über Marseille, Spanien und Portugal in die USA flüchten (1940). Hier arbeitete er als Drehbuchautor bei Warner Brothers in Hollywood ohne jedoch Erfolg und Anerkennung zu finden. Nach einem Umzug 1945 nach New York, kehrte er 1950 wieder nach Deutschland zurück und ließ sich in München nieder, wo er bis zu seinem Tode ansässig blieb. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Schönen Künste.

1952 heiratete er nach Scheidung von seiner Frau Elena die ehemalige Schauspielerin Charlott London, geb. Jäger, als seine dritte Frau. In diesem Jahr erschien auch sein letztes großes Werk, der autobiographische Roman "Links wo das Herz ist".

Neben der Silbernen Medaille der Stadt Würzburg 1952, dem Kulturpreis der Stadt Nürnberg 1953, dem großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und der Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität Berlin 1957, verlieht ihm die DDR für sein Gesamtwerk den Nationalpreis I. Klasse im Jahre 1955. Die UdSSR ehrte ihn 1960 mit der Tolstoi-Medaille.

Am 18. August 1961 ist Leonhard Frank in München verstorben.

Er wurde auf dem Nordfriedhof in München, Ungererstr. 130, beigesetzt.


Werke

Romane

  • Die Räuberbande 1914
  • Der Bürger 1924
  • Das Ochsenfurter Männerquartett 1927
  • Bruder und Schwester 1929
  • Von drei Millionen drei 1932
  • Traumgefährten 1936
  • Mathilde 1948
  • Die Jünger Jesu 1949
  • Links wo das Herz ist (autobiographischer Roman) 1952

Novellen

  • Die Ursache 1915
  • Der Mensch ist gut (Novellensammlung) 1917
  • Der Vater 1918
  • Die Mutter 1919
  • An der Landstraße 1925
  • Die Schicksalsbrücke 1925
  • Im letzten Wagen 1925
  • Der Beamte 1925
  • Karl und Anna 1927
  • Der Streber u. a. Erzählungen 1928
  • Die Entgleisten 1929
  • Absturz 1929
  • Deutsche Novelle 1954
  • Portrait 1954
  • Berliner Liebesgeschichte 1955
  • Michaels Rückkehr 1957
  • Kurzgeschichten 1961

Dramen

Literatur

  • Martin Glaubrecht: Studien zum Frühwerk Leonhard Franks. Bonn 1965
  • Schriftenreihe der Leonhard Frank-Gesellschaft e.V. Würzburg
  • Elisabeth Lutz-Kopp: mitten entzwei-gebrochen. Gerolzhofen 1995
  • Charlott Frank: Sagen was noch zu sagen ist. Frankfurt/Berlin 1992
  • Illing, Dr. Kurt (Hrsg.): Auf den Spuren der Dichter in Würzburg, 1992