Wirtschaftswachstum

Steigerung der Produktion und des Verbrauchs in einer Wirtschaft
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Unter Wirtschaftswachstum wird die Änderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), also der Summe der Preise der in einer Volkswirtschaft produzierten ökonomischen Güter (Waren und Dienstleistungen), von einer Periode zur nächsten verstanden.

Begriffe

Im nominalen Wirtschaftswachstum wird das Wachstum als nominale Änderung des Bruttoinlandsprodukts beziehungsweise des Bruttonationaleinkommens definiert.

 
reales Wachstum der Welt und der OECD-Staaten nach Weltbank-Daten und OECD-Daten.

Dagegen wird beim realen Wirtschaftswachstum die Preissteigerung herausgerechnet. Gemessen wird nach diesem Konzept die eigentliche reale Leistungssteigerung der Gesamtwirtschaft.

Bei extensivem Wachstum geht es um die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts, ohne zu betrachten, ob sich auch die Güterversorgung pro Kopf der Bevölkerung vergrößert hat.

Intensives Wirtschaftswachstum liegt nur vor, wenn das Pro-Kopf-Einkommen steigt. Das bedeutet, dass das Wachstum durch eine höhere Arbeitsproduktivität erlangt wird. Die Wachstumsrate des BIP übersteigt also die Wachstumsrate der Bevölkerung.[1]

Bei der Abgrenzung zwischen absolutem und relativem Wirtschaftswachstum wird das Wirtschaftswachstum in der Regel als prozentuale, also relative Veränderung zum Vorjahr angegeben. Damit wird das Wirtschaftswachstum als Exponentielles Wachstum verstanden. Mitte der Fünfziger Jahre betrug in Deutschland das bereinigte Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ca. 5000 Euro, bei (relativen) Wachstumsraten um die 10 %. Dies entspricht einem absoluten Wachstum von durchschnittlich ca. 500 Euro pro Person. Anfang der Neunziger Jahre lag das BIP pro Kopf bei ca. 25.000 Euro, bei einem relativen Wachstum von 2%, was einem absoluten Wachstum von wiederum 500 Euro pro Kopf entspricht - demselben absoluten Wert wie in den Fünfzigern.

Unter qualitativem Wachstum versteht man die Erhöhung des Sozialprodukts, die gleichzeitig mit der Mehrung des gesamtgesellschaftlichen Wohlstandes entsteht. Man nennt dieses Wirtschaftswachstum auch umweltfreundlich, weil es versucht das Wachstum nicht durch Belastung der Umwelt zu erreichen. [2] Mit der verstärkten Nutzung erneuerbaren Ressourcen soll eine Wohlstandsverteilung mit geringerer Belastung der Umwelt und geringerem Verbrauch begrenzter Rohstoffe ermöglicht werden. Solch ein qualitatives Wirtschaftswachstum folgt damit dem Prinzip der Nachhaltigkeit.[3]

Quantitatives Wachstum ist die Erhöhung des Sozialprodukts ohne Rücksichtnahme auf die soziale und natürliche Umwelt.[2] Es erfolgt nur auf Grund einer erhöhten Nachfrage und nur aus diesem Grund regt es auch die Beschäftigung an.[2]

Determinanten des Wachstums

Das Bruttoinlandsprodukt wird mit Hilfe der drei Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Technologie erzeugt. Zur Erklärung von Wirtschaftswachstum werden, wie im Solow-Modell, die Beiträge der Faktoren zum Gesamtwachstum untersucht [4].

Arbeit

Beschäftigungsvermehrung bedeutet mehr Arbeiter, die bereit sind, die wirtschaftlichen Güter und Dienstleistungen zu produzieren. Beschäftigungsvermehrung läuft jedoch in sehr engen Grenzen bzw. zunehmend langsamer ab. In vielen ärmeren Ländern in Afrika wächst die Bevölkerung jedes Jahr um drei Prozent. Eine so schnelle Bevölkerungsvermehrung bewirkt, dass es enorm schwer ist, dafür zu sorgen, dass alle Beschäftigten über die entsprechenden Fähigkeiten verfügen um eine hohe, erforderliche Produktivität zu erreichen. Viele Länder in der Welt versuchen die Bevölkerungsvermehrung mit Gesetzen zu begrenzen und auf diese Weise ihre Lebensqualität zu sichern. In China beispielsweise darf ein Paar nur ein Kind haben und Familien, die gegen dieses Gesetz verstoßen, zahlen hohe Bußgelder.[5]

Kapital

Die gesellschaftliche Lebensqualität hängt von der Fähigkeit ab, die hierfür erforderlichen Güter und Dienstleistungen herzustellen. Die Länder, die in den Jahren 1960-1965 ein durchschnittlich höheres Niveau bei der Produktivität erreicht haben, hatten im Jahr 1990 auch das größte Pro-Kopf-Einkommen.[6] Anders formuliert waren die reichen Länder produktiver als die ärmeren, weil sie mehr Kapital je Beschäftigten hatten und diese zudem besser ausgebildet waren. Diesen Zusammenhang hat Robert Solow in seinem Wachstumsmodell erklärt.

Technologie

Der Wachstumsbeitrag, der nicht auf einer Zunahme des Einsatzes der Faktoren Arbeit und Kapital beruht sondern auf technologische Innovationen, wird als Technischer Fortschritt bezeichnet. Hierbei kann es sich zum Beispiel um neue Produkte, verbesserte Produktionsverfahren, Erschließung neuer Rohstoff-Ressourcen oder neue Organisationsstrukturen handeln.
Die fünf reichsten Länder (USA, Frankreich,Deutschland, Japan und UK) geben für die Forschung und Entwicklung zwischen 2 % und 3 % ihres BIP aus. Auf die Weise erhöhen sie ihre Chance neue, bessere Produkte zu entwickeln und dadurch ihren Gewinn zu steigern. Die Verwendung der neuen, hoch technologisch entwickelten Produkte erhöht wiederum die Produktivität der einzelnen Beschäftigten.[7]

Wirtschaftswachstum in Zahlen

Europa

EU-27 Prognose 2009/10
In Prozent zum Vorjahr
Land
Euro-16
2009
2010
Zypern Republik  Zypern Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,3 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,7
Griechenland  Griechenland Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −0,9 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,1
Malta  Malta Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −0,9 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,2
Polen  Polen   Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −1,4 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,8
Bulgarien  Bulgarien   Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −1,6 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −0,1
Slowakei  Slowakei Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −2,6 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,7
Tschechoslowakei  Tschechoslowakei   Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −2,7 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,3
Frankreich  Frankreich Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –3,0 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −0,2
Luxemburg  Luxemburg Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –3,0 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −0,1
Spanien  Spanien Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –3,2 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −1,0
Danemark  Dänemark   Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −3,3 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,3
Slowenien  Slowenien Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –3,4 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,7
Belgien  Belgien Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –3,5 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −0,2
Niederlande  Niederlande Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –3,5 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −0,4
Portugal  Portugal Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –3,7 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −0,8
Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich   Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −3,8 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,1
Osterreich  Österreich Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –4,0 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −0,1
Europa (EU-27)   Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –4,0 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −0,1
  Eurozone (Euro-16) Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –4,0 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −0,1
Rumänien  Rumänien   Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –4,0 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. ±0 0
Schweden  Schweden   Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –4,0 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,8
Italien  Italien Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –4,4 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,1
Finnland  Finnland Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –4,7 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,2
Deutschland  Deutschland Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –5,4 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,3
Ungarn  Ungarn   Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −6,3 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −0,3
Irland  Irland Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. –9,0 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −2,6
Estland  Estland   Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.−10,3 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −0,8
Litauen  Litauen   Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.−11,0 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −4,7
Lettland  Lettland   Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.−13,1 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. −3,2
Quelle: SN/APA/EC, April 2009[8]
Ende August 2009 gab die OECD das Minus des Wirtschaftswachstums für die G-7 mit 3,7 % (statt 4,1 % im Juli), für die Eurozone mit 3,9 % (statt 4,8 % – die EZB gab gleichzeitig 4,1 % statt zuletzt 4,6 %[9]), für die USA unverändert 2,8 %.[10]

Deutschland

Das Wirtschaftswachstum im Deutschen Kaiserreich betrug etwa 3–4 % pro Jahr. Durch den ersten Weltkrieg ging es in eine Stagnation über. In den 1920er Jahren schoss es auf 6–8 % hoch, weswegen dieses Jahrzehnt auch oft als Die Goldenen Zwanziger bezeichnet wird. Nach der großen Depression 1930 wuchs die Wirtschaft wieder mit etwa 6–8 %, welches aber nicht auf eine stabile wirtschaftliche Erholung, sondern vor allem auf das Wachstum der Rüstungsindustrie und Lohnerhöhungen auf Pump in der Nazizeit zurückzuführen ist. Im Zweiten Weltkrieg schwächte sich das Wachstum bis 1944 ab, worauf dann 1945 die Wirtschaft durch die Niederlage Deutschlands im Krieg einbrach und um zwei Drittel schrumpfte. Im Zuge des Wiederaufbaus der späten 1940er Jahre schoss das Wachstum auf 20 % hoch. Nachdem der Wiederaufbau Mitte der 1950er Jahre abgeschlossen war, pendelte sich das Wachstum in den 1960ern und frühen 1970er Jahren auf 5 % p. a. ein. Dieses starke Wachstum ist allerdings kaum noch auf den Wiederaufbau zurückzuführen, sondern auf eine wirtschaftliche Hochperiode, die weltweit zu beobachten war. Durch die Unsicherheiten der 1970er Jahre vor allem durch die nicht mehr gesicherte Energieversorgung und das Explodieren der Ölpreise sank das Wachstum auf 2–3 % in den 1980ern und 1990ern ab. Ab Mitte der 1990er hat es weiter nachgelassen, dies wird heute mehrheitlich als eine Ursache für die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland angeführt. Seit 2006 befindet sich Deutschland in einer Phase erhöhter wirtschaftlicher Aktivität – das Wirtschaftswachstum lag mit 2,7 % im Jahr 2006 in etwa auf dem Niveau des Jahres 2000, damit möglicherweise über dem methodisch umstrittenen sogenannten Potenzialwachstum.

Weltweit

Da es nationale Unterschiede in der Berechnung des Wirtschaftswachstums gibt, sind die Werte international nicht problemlos miteinander vergleichbar. Aus diesem Grund fertigen Institutionen wie die OECD, die Weltbank oder der Internationale Währungsfonds internationale Vergleichsstudien an.

Im Vergleich zur gesamten Menschheitsgeschichte hat die gegenwärtige Periode hohen Wirtschaftswachstums bisher nur eine sehr kurze Geschichte. Vom Jahr 1000 bis zum Anfang der Industriellen Revolution 1820 lag das weltweite Wachstum des Pro-Kopf-Bruttosozialprodukts bei gerade einmal 0,05 %. In den Jahren 1820-1870 wird ein Wachstum von 0,53% angenommen und von 1870 bis vor den Anfang des ersten Weltkriegs 1913 dann 1,3 %. Zwischen den Weltkriegen bis 1950 sank es auf 0,91 %, bis es dann in der Zeit des Wirtschaftswunders 1950-1973 (nach Maddison auch golden age) auf 2,93 % hochschoss. In den nächsten 25 Jahren belief es sich wieder nur auf 1,33 %. Von 1900 bis 2000 betrug das Durchschnittswachstum aller westlichen Industrieländer 1,5 %.

 
Ländervergleich 2000/1970 I
 
Ländervergleich 2000/1970 II

Innerhalb der OECD gibt es mit der Bundesrepublik Deutschland nur eine Volkswirtschaft, die in allen Dekaden von 1970 bis 2000 ein sinkendes Arbeitsvolumen aufzuweisen hatte, weil die Steigerung der Arbeitsproduktivität die Steigerung des Inlandsproduktes übertraf. Innerhalb der OECD gibt es mit den Vereinigten Staaten von Amerika nur eine Volkswirtschaft, die in allen Dekaden von 1970 bis 2000 ein steigendes Arbeitsvolumen in dem genannten Zusammenahang aufzuweisen hatte. In allen anderen Volkswirtschaften der OECD wechseln sich steigende und sinkende Werte des Arbeitsvolumens von 1970 bis 2000 ab, obwohl in allen Ländern eine wachsende Bevölkerungs- und Erwerbstätigenzahl zu beobachten war.

Wachstumsmodelle

Die Wachstumstheorie hat zahlreiche Modelle zum Wirtschaftswachstum hervorgebracht, in denen die langfriste Zunahme des Pro-Kopf-Einkommens analysiert und modelliert wird.

Die bekanntesten sind:

Bedeutung von Wirtschaftswachstum

Wirtschaftliches Wachstum gilt als eines der Hauptziele staatlicher Wirtschaftspolitik, da angenommen wird, dass es den Lebensstandard der Bevölkerung erhöhe. In Deutschland ist ein stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum neben einem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht, niedriger Arbeitslosigkeit und niedriger Inflation als Eckpunkt des „magischen Vierecks“ im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 als Ziel der Wirtschaftspolitik verankert. „Stetiges“ Wirtschaftswachstum bedeutet, dass die kurzfristigen Konjunkturschwankungen um den langfristigen Wachstumspfad so weit wie möglich vermieden werden sollen. Rezessionen sollen durch staatliche Intervention abgeschwächt und Boomphasen durch Haushaltskonsolidierung eingeschränkt werden. Diese Wirtschaftspolitik wirkt antizyklisch und wurde entscheidend durch den Keynesianismus geprägt. Welche Wachstumsrate „angemessen“ ist, lässt sich nicht pauschal festsetzen. Ein Wirtschaftswachstum von knapp drei Prozent wird jedoch von den meisten Wirtschaftswissenschaftlern als notwendig angesehen, um langfristig die Arbeitslosigkeit abzubauen. Diese Annahmen beruhen auf dem Okunschen Gesetz. Arthur Melvin Okun untersuchte empirisch den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit. Über die Phillips-Kurve können diese Werte mit der Inflation verbunden werden; jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Dass sich das Wirtschaftswachstum und seine Messung im Bruttoinlandsprodukt tatsächlich eignet, den Lebensstandard oder gar die Lebensqualität der Bevölkerung eines Landes abzubilden, wird jedoch vielfach bezweifelt. So sagte Edelgard Bulmahn, die Vorsitzende des Wirtschaftsauschusses im Deutschen Bundestag: "Wachstumszahlen alleine sind kein Erfolgs- oder [...] Misserfolgsindikator."[11] Eine Studie im Auftrag der Bundesregierung zeigte, dass das Wirtschaftswachstum bzw. das BIP sich nicht als Wohlfahrtsindikator eignet, da es weder die Einkommensverteilung in einem Land (wenn Wenige Reiche reicher würden und viele Armen arm blieben, könnte dennoch die Wirtschaft ein Wachstum verzeichnen) noch die Gewichtung des privaten Verbrauchs, die Hausarbeit, ehrenamtliche Tätigkeiten, noch die Zugangsmöglichkeiten und Qualität des Gesundheits- und des Bildungswesens, die Kriminalitätsrate, Suchterkrankungen, Umweltbelastungen und deren mögliche Folgekosten misst.[12]

Lebensqualität

Umfragen zeigen, dass ab einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von etwa 20.000 US-Dollar weiteres Wirtschaftswachstum seinen positiven Effekt auf das Glücksempfinden von Nationen verliert. Unter diesem Wert lässt sich noch eine relativ starke Korrelation zwischen der Zufriedenheit der Bevölkerung verschiedener Länder und ihrem durchschnittlichen Einkommen feststellen.[13]. Tibor Scitovsky verband im Jahr 1976 die Entwicklung eines steigenden Konsums ohne eine entsprechend zunehmende Zufriedenheit der Menschen in Wohlstandsgesellschaften mit dem Begriff joyless economy (freudlose Wirtschaft).

So zeigten auch die Ergebnisse der Studie Happy Planet Index von 2009, welche unter anderem die subjektive Lebenszufriedenheit in 143 Ländern abfragte, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Wirtschaftswachstum eines Landes und der von der Bevölkerung empfundenen Lebensqualität zu geben scheint.[14]

Beschäftigungssicherung

Die Notwendigkeit von Wirtschaftswachstum wird vor allem im Zusammenhang mit der sogenannten Beschäftigungsschwelle diskutiert. Diese versucht anzugeben, ab welchem Wirtschaftswachstum neue Stellen entstehen. Ursache für die Beschäftigungsschwelle sind Rationalisierungen, durch die Arbeitskräfte freigesetzt werden. Um diesen Abbau auszugleichen muss (bei gleich bleibendem Arbeitsangebot) die Wirtschaft wachsen. Bei einem Produktivitätszuwachs von 0 würde auch die Beschäftigungsschwelle auf 0 sinken. Die Beschäftigungsschwelle lag in Deutschland längere Zeit bei einem Wirtschaftswachstum von etwa 2%. In den letzten Jahren sank sie auf 1% im Jahre 2005. Das liegt immer noch über dem Durchschnitt der EU mit einem Produktivitätswachstum von 0,5% im Jahr 2005. Durch die sogenannten Hartz-Reformen wird von den meisten Ökonomen ein Absinken der Beschäftigungsschwelle erwartet. Als Grund dafür wird angenommen, dass durch die Reform auch entstehende unattraktivere Stellen angenommen werden.

Wirtschaftliche Erholungsphasen führten zu einem in den 1990er Jahren als jobless recovery oder jobless growth genannten Effekt: Erholung und Wachstum ohne Schaffung neuer Arbeitsplätze. Erklärungsversuche beziehen Faktoren ein wie Automatisierung, Steigerung der Produktivität der Arbeitnehmer und Verlängerungen der tatsächlichen Arbeitszeiten. Bei der Interpretation der Verringerung von Arbeitslosenzahlen in wachsenden Wirtschaften müssen die Definitionen von Arbeitslosigkeit und Veränderungen der Methoden, Menschen in Arbeit zu bringen, berücksichtigt werden.

Wirtschaftswachstum als Wunschvorstellung

Niklas Luhmann sieht im Wirtschaftswachstum eine Wunschvorstellung, die die „unsichtbare Hand“ bereits im 18. Jahrhundert als Fortschrittsgarantie zur „Invisibilisierung“ des Knappheitsparadoxons ersetzte. Nach Luhmann wird Mengenwachstum „durch die Art der Allokation produziert“. Die Notwendigkeit des Wirtschaftswachstums als Bedingung gesellschaftlicher Stabilität betrachtet Luhmann als eine Suggestion an Politiker und die Öffentlichkeit. Die Suggestion funktioniere, da hier mit „zeitlicher Asymmetrie“ spekuliert werde. Das ist eine Anspielung Luhmans auf die Nutzung von Ressourcen in der Gegenwart, für die kommende Generationen erst in der Zukunft zahlen müssen. Wenn das nicht mehr möglich sei, dann müsse man sich mit den externen Kosten und ökologischen Folgen auseinandersetzen. Wirtschaftswachstum, das absehbar nur kurzfristig stattfinde und die Lebensressourcen der nachfolgenden Generationen übermäßig verknappe, könne die gesellschaftliche Stabilität durchaus beeinträchtigen. Dies könne bereits in der Gegenwart zu größeren Generationenkonflikten führen, in der Zukunft könne es die Gesellschaft vor existentielle Probleme stellen.[15]

Grenzen des Wachstums

Seit dem Bericht von Dennis Meadows über die Grenzen des Wachstums wird u.a. vom Club of Rome die Möglichkeit eines unbegrenzten Wirtschaftswachstums diskutiert.

Im Wesentlichen gibt es hier zwei Positionen. Die eine Position - vertreten unter anderem von Herman Daly, Träger des alternativen Nobelpreises - geht von prinzipiellen Grenzen des Wachstums aus, da die physikalischen Grenzen des Verbrauchs von nicht-erneuerbaren Ressourcen (Rohstoffe und Energiequellen) auch für die Wirtschaft gelten, was langfristig eine Verringerung des Wachstums oder sogar Wachstumsrücknahme zur Folge haben müsse.[16]

Die andere Position geht davon aus, dass es für Wachstum neue Möglichkeiten geben wird. Eine Vertreterin letzterer Position ist beispielsweise die Ökonomin Diane Coyle[17]. Als Möglichkeiten zur Überwindung der Grenzen des Wachstums werden zum Beispiel gesehen:

  • Immaterielles Wachstum durch eine Verlagerung des Wachstums vom industriellen Sektor in den Dienstleistungs- und Informationsbereich.
  • Qualitatives Wachstum, das aber nicht einheitlich definiert und schwer exakt quantifizierbar/messbar ist. Zum einen ist damit ein nachhaltiger Verbrauch von Ressourcen gemeint. Erschöpfliche Rohstoffe und Energieträger wie Erdöl müssten ersetzt werden durch unerschöpfliche wie Sonnenenergie[18]. Aber auch durch umweltorientierten technischen Fortschritt z. B. durch Recycling, Miniaturisierung oder innovative neue Produkte könne es „zu einer Entkopplung von Wachstum und der Nutzung natürlichen Kapitals bzw. der Natur als Senke kommen“ [19].
  • Kolonisation des Raumes, bei der zusätzliche Ressourcen entdeckt und nutzbar gemacht werden (zum Beispiel Bergbau auf dem Mond)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Michael Frenkel, Hans-Rimbert-Hemmer: Grundlagen der Wachstumstheorie. 1. Auflage, Vahlen-Verlag, München, 1993, ISBN 380062396X
  2. a b c Horst Seidel, Rudolf Temmen: Grundlagen der Volkswirtschaftslehre. 26. Auflage, Bildungsverlag EINS, 2008, ISBN 344100194X, S. 383
  3. Kay Bourcarde, Christian Tripp: Ausweg qualitatives Wachstum? In: Zeitschrift für Wachstumsstudien. Ausgabe 2, 2006, ISSN 1863-947X, S.25 - 27 (PDF; 0,16 MB)
  4. http://www.inwent.org/E+Z/zeitschr/ez502-10.htm
  5. Gregory Mankiw: Principles of Macroeconomics. South Western Educ Pub, 2007, ISBN 0-324-37653-7, Kapitel 12
  6. Elahanan Helpman: The Mysthery of Economic Growth. Belknap Press, 2004, ISBN 067401572X, S. 24
  7. Blanchard, Illing: Makroökonomie - Handbuch für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler. 3. Auflage, Pearson Studium; 2004, ISBN 3827370515, Kapitel 12
  8. Gerald Stoiber: Die Talsohle der Krise ist erreicht. In: Salzburger Nachrichten. Wirtschaft, S. 13 (4101760 Artikelarchiv). Vorlage:Salzburger NachrichtenJahr= Monat= Tag= wird nicht mehr unterstützt; jetzt Datum=.
  9. EZB hebt Prognose an und teilt mehr Geld zu. In: Salzburger Nachrichten. Börsen/Anzeigen, S. 13. Vorlage:Salzburger NachrichtenJahr= Monat= Tag= wird nicht mehr unterstützt; jetzt Datum=.
  10. OECD verbreitet Zuversicht. In: Salzburger Nachrichten. Börsen/Anzeigen, S. 13. Vorlage:Salzburger NachrichtenJahr= Monat= Tag= wird nicht mehr unterstützt; jetzt Datum=.
  11. Zitiert in der WDR5-Radiosendung "Neugier genügt" im Feature "Das Bruttosozialglück" vom 22. September 2009
  12. Hans Diefenbacher, Roland Zieschank: Wohlfahrtsmessung in Deutschland: Ein Vorschlag für einen neuen Wohlfahrtsindex. Heidelberg/Berlin 2008
  13. Richard Layard: Die glückliche Gesellschaft. Kurswechsel für Politik und Wirtschaft. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2005, ISBN 3-593-37663-6, S. 43 ff.
  14. Ergebnisse der Studie auf www.happyplanetindex.org
  15. Niklas Luhmann: Die Wirtschaft der Gesellschaft, 1988, ISBN 978-3-518-28752-1, Kapitel 3.IV (Wachstum, S.99ff), 5.V (Lebensressourcen, S.169) und 6 (Knappheit, S.177ff)
  16. Fred Luks: Bis zum bösen Ende?, Die Zeit 01/99
  17. Diane Coyle: The Weightless World: Thriving in the Digital Age, 1997
  18. Helge Majer: Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung. Oldenbourg 1998. ISBN 3486245570
  19. Michael von Hauff: Von der Sozialen zur Nachhaltigen Marktwirtschaft. In: Michael von Hauff (Hrsg.): Die Zukunftsfähigkeit der sozialen Marktwirtschaft. Metropolis-Verlag 2007. ISBN 3895185949 S.353