Ernst Fraenkel (Politikwissenschaftler)

deutsch-amerikanischer Politikwissenschaftler (1898-1975)
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Dieser Artikel befasst sich mit dem Politikwissenschaftler Ernst Fraenkel. Der Linguist Ernst Fraenkel (* 1881, † 1957) wird unter Ernst Fraenkel (Linguist) behandelt.


Ernst Fraenkel (* 26. Dezember 1898 in Köln; † 28. März 1975 in Berlin) war ein deutscher Politikwissenschaftler. Er war einer der Gründerväter der deutschen Politikwissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg und baute das Otto-Suhr-Institut an der Freien Universität Berlin mit auf.

Fraenkel vertrat in der Weimarer Republik als Jurist sozialistische Auffassungen. Laut einigen Historikern war er in den 1930ern als potenzieller Reichsjustizminister einer möglichen SPD-Regierung vorgesehen. Er emigrierte 1939 in die USA, wo sich eine Hochachtung vor dem pluralistischen auf Gewaltenteilung beruhenden Politischem System der Vereinigten Staaten ausbildete.

Leben

Fraenkel war von 1914 bis 1918 Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg. Er promovierte in Rechtswissenschaften bei Hugo Sinzheimer zum Thema Der nichtige Arbeitsvertrag. In der Zeit der Weimarer Republik arbeitete Fraenkel als Anwalt für Arbeitsrecht, veröffentlichte aber weiter wissenschaftlich und vertrat sozialistische Anschauungen. Das so genannte Frontkämpferprivileg ermöglichte es ihm auch nach 1933 noch eingeschränkt arbeiten zu können. Er hielt Verbindungen zu mehrerern Widerstandsgruppen wie dem Internationalem Sozialistischen Kampfbund (ISK) aufrecht. 1938 schließlich wanderte er nach Großbritannien aus und wenig später in die USA. Dort hielt er an der New School for Social Research Vorlesungen.

1941 veröffentlichte er im Exil sein Werk "The Dual State", deutsch "Der Doppelstaat", in dem er das politische System des NS-Staates analysierte. Dieser war danach gleichzeitig "Normenstaat", der das Weiterfunktionieren des kapitalistischen Wirtschaftssystems für den nicht verfolgten Teil der Bevölkerung sicherstellte, und "Maßnahmenstaat", der mit Rechtsvorschriften, aber auch mit blanker Willkür gegen die als Feinde des Regimes definierten Bevölkerungsgruppen vorging.

Ab 1945 diente er als Berater der US-Regierung in Südkorea war aber schnell unzufrieden mit der seiner Meinung nach schlechten Besatzungspolitik, die die Ausbildung eigener südkoreanischer Strukturen unmöglich machte.

Fraenkel kehrte 1951 nach Deutschland zurück. Er wurde Dozent an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin, später Professor an der FU-Berlin. Sein eigenes Werk verstand er normativ. Sein Pluralismuskonzept diente unter anderem der Kritik an den herrschenden Verhältnissen. Seine Studenten der 68er-Bewegung allerdings sahen dies nicht so, und kritisierten ihn als Apologet des Monopolkapitals.

Werke