Der Landesklootschießerverband Ostfriesland (LKV) ist die Dachorganisation der Boßel- und Klootschießervereine in Ostfriesland. Er vertritt rund 25 800 Mitglieder. Der LKV ist Mitglied im Landessportbund Niedersachsen.
Geschichte
Der Landesklootschießerverband wurde im August 1947 in Esens gegründet. Ziel war es, "nach dem schrecklichen 2. Weltkrieg unser altes Heimatspiel, das Klootschießen und Boßeln, wieder zum Leben zu erwecken"[1] und eine gemeinsame Organisation für die sechs ostfriesischen Kreisverbände zu bilden. Zum Vorsitzenden wurde Manfred Wieting aus Esens gewählt.
Ausdrücklich versteht sich der LKV nicht nur als Sportverband. Er hat sich auch per Satzung dazu verpflichtet, "für die Erhaltung der friesischen Eigenart auf allen kulturellen Gebieten. . . einzutreten und insbesondere die Plattdeutsche Sprache zu wahren und zu fördern"[2].
In den ersten Jahren seines Bestehens organisierte der LKV Länderwettkämpfe im Klootschießen gegen Oldenburg undSchleswig-Holstein, die anderen traditionellen Hochburgen dieser Sportart. Der sogenannte Feldkampf gegen die Werfer aus dem Klootschießerlandesverband Oldenburg ist noch heute der sportliche Höhepunkt jeder Klootschießer-Saison – so er denn zustande kommt. Voraussetzung für den Wettkampf ist nämlich festgefrorener Boden (Kahlfrost).
1965 wurde der Liga-Spielbetrieb im Straßenboßeln der Männer aufgenommen; seit 1974/75 gibt es als höchste Spielklasse die eingleisige Landesliga. Der Punktspielbetrieb bei den Frauen begann 1976/77.
Struktur
Der Landesklootschießerverband ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Esens. Im gehören die sechs ostfriesischen Kreisverbände Aurich, Esens, Friedeburg, Leer, Norden und Wittmund an.
Kreisverband | Vereine[3] | Mitglieder[4] |
---|---|---|
Aurich | 32 | 6458 |
Esens | 26 | 5778 |
Friedeburg | 18 | 2824 |
Leer | 15 | 1311 |
Norden | 44 | 6935 |
Wittmund | 11 | 2515 |
Zusammen mit dem Klootschießerlandesverband Oldenburg bildet der LKV den Friesischen Klootschießer-Verband (FKV) und stellt den Kader für nationale und internationale Meisterschaften.
Spielbetrieb
Boßeln
→ Hauptartikel: Boßeln
Punktspiele
Die Kreisverbände organisieren den Punktspielbetrieb in Kreisklassen und Kreisligen in bis zu elf Alterklassen - Jugend F (jünger als acht Jahre) bis Männer V (70 Jahre und älter). Soweit in den jeweiligen Alterklassen vorhanden, steigen die Kreismeister nach Austragung von Aufstiegsrunden in die ostfrieslandweiten Spielklassen auf. Die Mannschaften bestehen aus zwei Gruppen zu je vier Werfern (Männer I: vier Gruppen), wobei die eine Gruppe mit der Gummikugel, die andere mit der Kunststoffkugel (genannt "Holz") wirft.
Auf LKV-Ebene wird die Punktspielzeit in fünf Altersgruppen in bis zu drei Spielklassen mit je zehn Mannschaften ausgetragen.
Männer I | Männer II | Männer III | Frauen I | Frauen II |
---|---|---|---|---|
Landesliga | Landesliga | Landesliga | Landesliga | Landesliga |
Bezirksliga | Bezirksliga | |||
Bezirksklasse | Bezirksliga |
Die Sieger der Landesligen Männer I und Frauen I tragen den Titel Ostfrieslandmeister. Rekordhalter ist nach Ende der Saison 2008/2009 bei den Männern mit 20 von 35 möglichen Titeln der Boßelverein Gute Hoffnung Pfalzdorf, gefolgt von Frei Weg Blomberg (sieben Titel). Bei den Frauen liegt Ihlowerfehn (8) vor Blomberg (7).
Die drei Erstplatzierten der Landesligen Männer I und Frauen I sind für die Finalrunde des Friesischen Klootschießerverbands gegen die Vertreter des Klootschießerlandesverbands Oldenburg qualifiziert.
Landesmeisterschaften
In den Altersklassen, in denen es keinen Landesliga-Spielbetrieb gibt (Jugend A bis F, Männer IV und V, Frauen III und IV), werden die Ostfriesland-Meister bei den jährlichen Landesmeisterschaften ermittelt. Dafür sind die jeweiligen Kreismeister sowie aus den großen Kreisverbänden Aurich, Esens und Norden die Vizemeister qualifziert. Zudem organsiert der LKV seit 1977 Landeseinzelmeisterschaften, ebenfalls unter Beteiligung der besten Boßler aus den Kreisverbänden.
Ostfrieslandpokal
1984 wurde vom LKV ein Pokalwettbewerb für Vereine eingeführt. Jeder Verein tritt dabei mit Männer I und II, Frauen sowie Jugend A und C an. Durch diese Mischung aus Jung und Alt haben auch Vereine, die keine Landesliga-Mannschaft stellen, gut Erfolgsaussichten. Der Ostfrieslandpokal wird in drei Vorrunden nach dem K.O.-System ausgetragen sowie in einer Finalrunde der letzten Acht als Turnier mit Punktewertung. Zuletzt nahmen rund 60 Vereine am Pokalwettbewerb teil. Amtierender Pokalsieger (Saison 2008/2009) ist Gute Hoffnung Pfalzdorf[5].
Klootschießen
→ Hauptartikel: Klootschießen
Das Klootschießen ist traditionell eine Turniersportart. Der LKV und seine Kreisverbände organisieren verschiedene Turniere für Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften auf Kreis- und Verbandsebene. In geringem Umfang gibt es auch einen Punktspielbetrieb in fünf Spielklassen - Landesliga, Bezirksliga West/Ost, Kreisliga Nord/Süd - mit je drei bis fünf Mannschaften.
Einzelnachweise
- ↑ Jubiläumsschrift 50 Jahre Landesklootschießerverband Ostfriesland e.V. (1947 bis 1997)
- ↑ Satzung des Landesklootschießerverbands Ostfriesland, $ 2 Abs. 3e vom 2. November 1990, http://www.lkv-ostfriesland.de
- ↑ Stand: 31.12.2004, http://www.lkv-ostfriesland.de
- ↑ Stand: 31.12.2004, http://www.lkv-ostfriesland.de
- ↑ Pfalzdorf feiert erneuten Pokal-Erfolg. Ostfriesen-Zeitung, 31.03.2009
Literatur
- Ihno Alberts, Harm Wiemann, Ursula Basse-Soltau: Das alte Friesenspiel ist jung, Klootschießen und Boßeln einst und jetzt. Norden 1988
- Helge Kujas: Klootschießen, Boßeln, Schleuderball. Oldenburg 1994
- Bernhard Uphoff/Martin Stromann/Helmut Behrends: Freesensport. Klootschießen, Boßeln und Schleuderballwerfen in Ostfriesland und Oldenburg. Norden 2004