Skythen

indogermanische Ethnie, Reiternomaden
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Die Skythen (Eigenbezeichnung nach Herodot Skoloten) waren ein iranisches Nomadenvolk, das ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. in Südrussland und der Ukraine bis zum Dnjepr ansässig war. Diese Reiterkrieger waren berühmte Bogenschützen (Reflexbögen) und wurden häufig als Söldner angeworben.

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Skythischer Krieger (Umzeichnung eines Frieses auf einem Goldbecher aus Kul'-Olba-Kurgan bei Kertsch, Halbinsel Krim, Ukraine)

Verwendung des Namens „Skythen“

Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. teilen die Griechen die Völker im Norden in "Kelten" westlich des Rheins und "Skythen" östlich des Rheins auf. Tatsächlich finden sich aber umfangreiche Belege, dass auch die Gebiete südlich der deutschen Mittelgebirge und der Alpen zunächst durch Kelten besiedelt waren. Erst um das 1. Jahrhundert v. Chr., durch die kriegerischen Wanderungen der Kimbern, Teutonen und Ambronen in die deutschen Mittelgebirge kam es in der Folge zu einer gewissen Destabilisierung des keltisch beherrschten süddeutschen Raumes. In der Folge sollten weitere Stämmen aus den Norden einwandern und auch die Römer sahen sich bald in der Lage, mit ihren Truppen bis zum Rhein und zur Donau vor zu rücken. Der Begriff 'Skythen' dient hier also nur noch als grober Oberbegriff für eine große Menge verschiedener barbarischer Völker.

Die Verwendung des Begriffs "Germanen" für die östlich des Rheins liegenden Stämme ist erstmals vom griechischen Geschichtsschreiber Poseidonios um das Jahr 80 v. Chr. überliefert. Als "Kelten" wurden die westlich des Rheins lebenden Stämme bezeichnet. Endgültig eingeführt wurde dieses Schema von Gaius Iulius Caesar. Als Tacitus seine Germania schreibt, war dies eine als neu bekannte, aber bereits übliche Bezeichnung. Damit war nun eine Dreiteilung der Völker des Nordens und Ostens in Kelten, Germanen und Skythen üblich.

Zur Zeit der Völkerwanderung wurden alle Völker am Nordrand des Schwarzen Meeres als Skythen bezeichnet, etwa die Hunnen und die Goten. Beispiele für letzteres sind unter anderem Ammianus Marcellinus (20,8,1) oder die Berichte des späteren Geschichtsschreibers Jordanes. Wie später 'Hunnen' war das Wort zu einer Bezeichnung steppennomadischer Völker allgemein geworden. Für Jordanes grenzt Skythien an Germanien, es erstreckt sich von der Ister Donau bis an den Tyras (Dnjester), Danaster und Vagosola und bis zum Kaukasus und zum Araxes. Im Osten grenzte es an das Land der Seren am kaspischen Meer, im Norden an der Weichsel an die Germanen. Im Skythenland lägen die Riphäischen Berge, die Asien und Europa trennen und die Städte Boristhenis, Olbia, Kallipodia, Chesona, Theodosia, Kareon, Myrmikon und Trapezunt, "welche die wilden Skythenvölker von den Griechen gründen ließen, damit sie Handel mit ihnen treiben konnten (Gotengeschichte, 5).

In den byzantinischen Chroniken werden Sarmaten, Goten, Alanen und Petschenegen als Skythen bezeichnet.

Herodot berichtet, daß die Skythen von den Persern Saken genannt wurden. Dabei handelt es sich aber um einen mehrdeutigen Oberbegriff, denn damit bezeichneten die Perser später auch die zentralasiatischen Völker, die vermutlich eine Ural-Altaische Sprache sprachen ("Proto-Turkvölker"). Heute gibt es immer noch Turkvölker, die sich so nennen, etwa die Sakha (Yakut) in Sibirien. Wie im spätantiken und mittelalterlichen Europa war bei den Persern "Skythe"/"Sake" oft einfach eine allgemeine Bezeichnung für jeden (barbarischen) Steppenbewohner (dazu siehe auch Ethnogenese). Altpersische Inschriften aus dem 6. Jh. nennen drei Gruppen der Saka: Paradraya, Tigraxauda und Haumawarga.

Schriftliche Zeugnisse

Griechische und römische Quellen

Die Skythen hinterließen keine schriftlichen Aufzeichnungen, wurden aber von dem griechischen Historiker Herodot detailliert beschrieben. Danach gab es vier Hauptabteilungen der Sykthen, die Aucheten, Nachkommen von Leipoxais, dem ältesten Sohn des Gründerheros Targitaus, die Katairen und Traspier, Nachkommen des mittleren Sohnes Arpoxais, und die Paralaten oder königlichen Skythen, Nachkommen des jüngsten Sohnes Kolaxais (Herodot 4,6). Dieser Name taucht auch bei Alkman von Lesbos und Valerius Balba (70-96 v. Chr.) auf. Alle diese Abkömmlinge zusammen würden sich Skoloten nennen, die Griechen nannten sie Skythen. Wenige Seiten weiter bescheibt Herodot eine weitere Aufteilung der Skythen nach der Wirtschaftsweise. Ackerbautreibende Skythen wohnten danach im Lande Hyläa zwischen Borysthenes (Dnjepr) und Hypanis (Bug), bis zum Fluß Pantikapes und elf Tagereisen nach Norden. Sie nannten sich selber Olbiopoliten. Östlich der Olbiopoliten beginnt die Steppe, hier lebten nomadische Skythen bis zum Gerrhus, vielleicht einem Nebenfluß des Dnjepr. Wiederum östlich davon lebten die königlichen Skythen, "die alle anderen Skythen für ihre Sklaven halten" (Herodot 4, 20) und am zahlreichsten waren. Ihr Siedlungsgebiet reichte bis auf die Krim und den Tanais (Don). Östlich von ihnen siedeln die Sauromaten, nördlich davon die Melanchlänen, so bennannt nach ihren schwarzen Mänteln, beides nach Herodot keine skythischen Stämme, obwohl die Melanchlänen skythische Sitten angenommen hatten (4,107).

Herodot gibt zahlreiche Berichte über die Entstehung der Skythen wieder. In einem davon (4,11), der vermutlich auf Hekataios von Milet und Aristeas von Prokonnesos zurückgeht, heißt es, die Skythen seien von den Massageten bedrängt worden und darauf über den Araxes (Aras) in das Land der Kimmerer eingefallen, die vor ihnen nach Asien flohen. Als Beleg führt Herodot zahlreiche Ortsnamen im jetzigen Skythenland an, die auf die Kimmerer hinweisen.

Ob die "trefflichen Hippomolgen, dürftig, von Milch genährt" (Ilias, 13. Gesang, 5-6) Kimmerer, Skythen oder einen anderen Stamm der nördlichen Schwarzmeerküste bezeichnen sollen, ist umstritten. Diese Stelle gilt manchen Forschern als die erste Schriftquelle zu den Skythen.

Nach Diodor wurde Skythes, der eponyme Heros der Skythen, ein Sohn des Zeus und einer schlangenfüßigen Göttin am Tanais geboren. Das Werk des Hellanikos von Mytilene (Lesbos) über die Skythen ist leider nur in wenigen Fragmenten überliefert. Auch Hippokrates, Aischylos (gefesselter Prometheus), Sophokles, Euripides (Iphigenie auf Tauris, Rhesos), Pindar, Thukidydes, Theopompos und Aristophanes überliefern einige Details über die Lebensweise und die Wohnsitze der Skythen und Sauromaten. In den griechischen Quellen der klassischen Zeit werden die Skythen als typische Barbaren beschrieben, die gebrochenes attisch sprachen und seltsame Beinkleider trugen. Den Wein unvermischt zu trinken wurde geradezu als Trinken auf "skythische Art" bezeichnet. Der Spartanerkönig Kleomenes übernahm diese Unsitte von den Skythen und starb daraufhin im Delirium.

Arrian (Anabasis, 4,1) unterscheidet asiatische (Abier) und europäische Skythen, letztere nennt er das zahlreichste aller europäischen Völker. Die Abier kommen bereits in der Illias vor (13,6), wo sie als gerechteste aller Erdenbewohner gerühmt werden. Quintus Curtius Rufus (7,7,1) nennt den Tanais (Jaxartes) als Grenzfluß zwischen den europäischen Skythen und Baktrien wie auch zwischen Europa und Asien. Er bezeichnet die Skythen als Teil der Sarmaten. Ihre Siedlungsgebiete liegen "unweit von Thrakien" von der Waldgegend jenseits der Ister (Donau) bis nach Baktrien. Rufus lobt die Skythen als nicht so roh und ungebildet wie die übrigen Barbaren, einige von ihnen seien "sogar für die Lehren der Weisheit empfänglich, soweit diese für ein immer unter den Waffen befindliches Volk faßbar sind." (7,8,10).

Strabo unterscheidet Skythen und Sauromaten nicht, ist aber ansonsten eine wichtige Quelle. Unter den römischen Autoren finden sich auch bei Plinius d. Ä., Orosius, Lukian, Horaz und Chrysostomos Angaben über die Skythen.

In Athen dienten skythische Sklaven zwischen der Mitte des 5. Jh. und dem 4. Jh. als Polizei (Toxotai/Speusinoi), wie aus einer Rede von Andokides "Über den Frieden mit den Lakedaimonern" (391 v. Chr.) bekannt ist. Die Truppe bestand aus 300, später 1.000 Bogenschützen und war erst auf der Agora, später auf dem Areopag stationiert. Sie tauchen auch in den Komödien des Aristophanes auf (Acharner) (425), Die Ritter (424), Thesmophoriazusen (411) und schließlich Lysistrata (411) aus dem gleichen Jahr. Wie Frolov (2000) ausführt, gab es in Athen, neben den Staatssklaven der Polizeitruppe auch skythische Sklaven in Privatbesitz.

Assyrische Quellen

Die Skythen tauchen in den assyrischen Quellen erstmals unter Sargon II. auf. Zur Zeit Assurhaddons (680-669) verbündeten sie sich unter Ischpakai mit dem Mannäer-Reich am Urmia-See und griffen die Assyrer an. Unter einem gewissen B/Partatua, vielleicht dem Nachfolger Ischpakais, treten die Skythen als Verbündete der Assyrer auf, vielleicht wegen einer Heirat mit einer Tochter Assurhaddons. Kimmerer und Skythen werden in den assyrischen Quellen oft als 'umnan-manda' zusammengefaßt.

Bibel

Das Königreich Aschkenas, das von Jeremias (51, 27) zusammen mit Ararat (Urartu), Minni (Manäer) zu einem Angriff auf Babylon aufgefordert wird, wird meist als skythisch identifiziert. Der entsprechende Text dürfte nach 594 formuliert worden sein. In der Völkertafel in 1. Moses 10, 3 taucht Aschkenaz als Kind Gomers, des Sohn Japhets auf. Gomer wird meist mit den Kimmerern gleichgesetzt.

Archäologische Funde

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Goldenes Hirschbild aus dem Kostromskoy-Kurgan, 7. Jh. v. Chr.

Funde von der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts und dem späten 4. Jahrhundert vor Chr. aus dem nördlichen Schwarzmeergebiet werden wegen der Angaben Herodots in der Archäologie als 'skythisch' bezeichnet. Diese spezielle materielle Kultur, Verzierungen im Tierstil, eiserne Kurzschwerter, Lamellenpanzer, Bronzekessel mit hohem Standfuß, spezielle Formen der Trensenknebel, Katakombengräber unter Grabhügeln und anthropomorphe Großplastiken, ist jedoch über ein wesentlich weiteres Gebiet verbreitet.

Während die meisten russischen und ukrainischen Archäologen den Begriff 'Skythen' auf Funde zwischen dem Bug und dem Kuban und an der Küste des Asowschen Meeres beschränken, also dem Gebiet, in dem nach Herodot Stämme lebten, die sich selber als Skythen bezeichneten, wird der Begriff im Westen meist auf die gesamte nordpontische und westsibirische reiternomadische Kultur der frühen Eisenzeit übertragen und umfaßt damit mit Sicherheit auch Stämme, die sich selber nicht als Skythen bezeichneten.

Die materielle Kultur, die traditionell den Kimmerern zugeschrieben wird (Cernogorovka und Novocerkassk) endet im 7. Jh. abrupt und wird durch skytische Funde abgelöst. Dies stützt die Angaben Herodots über den Einfall der Skythen, die vielleicht aus dem Altai-Gebiet kamen. Seit dem 7. Jh finden sich auch in der Koban-Kultur des nrödlichen Kaukasus deutliche sykthische Einflüsse.

Die archäologischen Funde stammen vor allem aus Ausgrabungen von Grabhügeln (Kurgane), die unter anderem Gold, Seide, Waffen, Pferde und Menschenopfer enthielten. Den teilweise guten Erhaltungszustand der Überreste, wie in den Kurganen von Pazyryk verdanken wir Mumifizierungstechniken und dem Permafrost.

Archäologische Belege für eine skythische Präsenz in Anatolien, die sowohl durch griechische als auch durch assyrische Quellen belegt ist, sind, außer dreiflügligen Pfeilspitzen (s.u.) spärlich. Aus Irminler, Provinz Amasya am Südrand des Pontus liegt ein Grab vor, das neben 21 zweiflügligen Bronzepfeilspitzen ein eisernes Langschwert mit herzförmigem Heft, ein Streitpickel, wie er für das Altai-Gebiet typisch ist, einen goldenen Armreifen und eine Trensenstange (Pferdegeschirr) enthielt. Die Grabkammer war mit einer Trockenmauer eingefaßt und 2,8 m lang. Die Bestattung war modern gestört, enthielt aber die Knochen von Menschen und Pferden. Ein weiterer Fund aus dem Schwarzmeergebiet (Provinz Amasya) geht auf Raubgrabungen zurück und ist leider ohne genauen Fundort. Hier lagen 250 zweiflüglige Pfeilspitzen in einem Grab. Die Gräber werden in das 7./frühe 6.Jh. datiert. Auch hier ist aber nicht sicher zu sagen, ob es sich um skythische oder sarmatische Krieger handelt, das Langschwert spricht vielleicht eher für letztere. Der Goldschatz von Ziwiye (Iran) aus einem Grab aus der zweiten Hälfte des 7. Jh. enthält sowohl skythische als auch rein vorderasiatische Gegenstände, die vermutlich Plündergut darstellen. Auch die Nekropole von Sé Girdan im Uschnu-Tal scheint skythische Elemente zu enthalten.

Manche Archäologen (Potraz) nehmen einen skythischen Einfluß auf die assyrische Bewaffnung an, so im Falle der mondsichelförmigen Trensenknebel und der Bogenfutterale.

Ab dem 6. Jh finden sich griechische Importe im Gebiet der Skythen, besonders rhodische Weinkrüge (Oinochen).

Schwarz- und besonders rotfigurige Vasen aus Athen zeigen Bilder skythischer Bogenschützen, die an ihrer enganliegenden Kleidung mit Hosen und den spitzen skythischen Mützen zu erkennen sind. Oft benutzen sie einen Reflexbogen, der jedoch auch zur Bewaffnung der Griechen gehörte (z. B. Äginetenfries). Diese Darstellungen wurden als Beleg dafür gesehen, daß die Sykthen den athenischen Vasenmalern aus eigener Anschauung vertraut waren. Man nahm an, daß diese als Leibwache des Tyrannen Peisistratos und seiner Söhnen in Athen weilten. Die Schriftquellen kennen jedoch nur thrakische Söldner und sogenannte 'wolfsbeinige' Sklaven.

Inschriften aus Olbia und dem Bosporanischen Reich überliefern Details zu Feldzügen gegen die Skythen.

König Kanita (3. Jh.) prägte in Istros, Skiluros (2. Jh.) in Olbia Münzen.

Seit dem 2. Jh wird es immer schwieriger, die skythische und sarmatische materielle Kultur zu trennen. Vermutlich kam es zu einer allmählichen Assimilation.

Geschichte

Im 8. Jahrhundert v. Chr. fielen die Skythen in die Gebiete nördlich und östlich des Schwarzen Meeres ein und verdrängten die Kimmerer. Zwischen 630 und 625 v. Chr. unternahmen die Skythen einen Vorstoß nach Vorderasien, und Raubzüge bis nach Palästina. Sie wurden jedoch durch Psammetich (670-626) zurückgeschlagen. 609 berichten babylonische Quellen, daß die Skythen in das Gebiet von Urartu eingedrungen seien, 608 wird von skythischen Ansiedlungen am Oberlauf des Tigris berichtet. Der Fall von Urartu im letzten Drittel des 7. Jahrhunderts v. Chr. wird jedenfalls vor allem auf die Skythen zurückgeführt. In den Brandschichten von Bastam, das allerdings schon Mitte des 7. Jh. zerstört wurde, und von Tuschpa (Van, Toprakkale), Teischebani (Kamir Blur) bei Erewan und Argischtihinili fanden sich dreiflügelige Bronzepfeilspitzen und skythisches Pferdegeschirr. Manche Forscher nehmen allerdings auch an, daß die Pfeilspitzen in Teischebani, die immerhin nicht in den Mauern, sondern in Vorratsräumen gefunden wurden, auf die Anwesenheit skythischer Söldner hinweisen. Vermutlich waren an der Eroberung von Urartu auch Meder und transkaukasische Stämme beteiligt. Dieser Feldzüge wurden vermutlich aus dem Kuban-Gebiet und dem nördlichen Kaukasus unternommen. Im Gebiet um Krasnodar und Stavropol' wurden zahlreiche reich ausgestattete skythische Kurgane gefunden (z.B. Ul'skij Aul mit über 400 Pferdebestattungen). Hier lokalisieren manche russische Forscher, wie z. B. V. Murzin, das aus assyrischen Quellen belegte Reich Ischkuza.

612 v. Chr. eroberten die Meder zusammen mit den Babyloniern und den Skythen Niniveh. Nach der Babylonischen Chronik eroberten die Skythen 609 Ägypten. Mit dem Beginn der Mederherrschaft (612 bzw. 605 v. Chr.) ging der skythische Einfluß im vorderen Orient allerdings zurück. Herodot berichtet allerdings, die Skythen hätten 28 Jahr lang ganz Asien regiert, von dem Sieg des Madyes über den Medier Praortes bis zur Niederlage gegen die Medier unter Kyaxares II. (624-585) im Jahr 594 v. Chr., der bei einem Gastmahl ihre Abgesandten umbringen kann. Grakow überlegt allerdings, diesen Vorfall in die Regierungszeit von Astyages zu verlegen. Zu dieser Zeit war Madyas, Sohn des Protothyas Führer der Skythen. Danach zogen sich die Skythen nach Norden zurück. Manche Forscher setzen die verstärkte Besiedlung des nördlichen Schwarzmeerraumes erst in diese Zeit. 515/514 v. Chr. unternahm der Perserkönig Darius I. der Große mit einer mehrere hunderttausend Mann starken Armee einen erfolglosen Feldzug gegen die Skythen, deren Ostgrenze zu dieser Zeit am Don lag. Im ausgehenden 6. und 5. Jh. steigt die Zahl der reichen Bestattungen im Dnjeprgebiet stark an.

Einer der bekanntesten Könige der Skythen war Ateas, der im Westen bis an die Donau vordrang und 339 v. Chr. hochbetagt gegen Philipp II. von Makedonien zu Felde zog und fiel. 331 führten die Makedonen unter Zopyrion einen weiteren Krieg gegen die Skythen. Sie stießen bis Olbia vor, konnten die Stadt aber nicht einnehmen und wurden auf dem Rückzug vernichtend geschlagen. In der Folge siedelten sich die Skythen auf der Dobrudscha an. Alexander begann 330 Freundschaftsverhandlungen mit den Skythen, plante aber Arrian (Anabasis, 4,1) zufolge einen Feldzug zur Eroberung des nördlichen Schwarzmeergebietes und die Gründung einer Stadt am Tanais. Die Skythen boten ihm eine Heirat mit einer skythischen Prinzessin an, was er jedoch ablehnte. 329 kam es zu einem Zusammenstoß mit den Massageten in Baktrien, bei dem die makedonischen Truppen unter Krateros jedoch siegreich blieben. 323 wird eine weitere skythische Delegation in Babylon erwähnt.

Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. wurden die Skythen zunehmend von den Sarmaten verdrängt. Auch Klimaveränderungen werden jedoch für den Niedergang der Skythen verantwortlich gemacht. Auf der Krim, um die von König Skiluros gegründete neue Hauptstadt Neapolis bei Simferopol konnten sie sich noch bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. halten. Skiluros und sein Sohn Palakos konnten ihrem Reich Teile des chersonesischen Reiches angliedern. In dem daraus entstehenden Konflikt mit Mithridates VI. (122-63 v. Chr.) verbündeten sich die Skythen mit dem roxolanischen König Tasius. Diophantes unterwarf die Krim jedoch zwischen 110 und 107 dem pontischen Reich. Es kam zu einem Aufstand unter Saumakos, den Diophantes jedoch niederwerfen konnte. Zwischen 89 und 84 kam es zu einem erneuten Aufstand, der zunächst erfolgreich war. 80 schlug Neoptolemos jedoch die skythische Flotte und besetzte Olbia und Tyras. Augustus erwähnt in seiner Autobiographie eine Gesandtschaft der Skythen. Sie kämpften zu dieser Zeit gegen Chersones und das bosporanische Reich. Die letzten, stark sarmatisierten Skythen wurden schließlich von den Goten in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts nach Christus vernichtet.

Sozialstruktur

Nach Herodot waren die Skythen von Königen beherrscht und hielten Sklaven, die sie blendeten. Die Diener der Könige stammten aus den geringer angesehenen Stämmen und wurden mit ihnen bestattet. Nach Lukian wurde die soziale Stellung durch den Viehbestand bestimmt. Sogenannte Achtfüßige, die nur zwei Ochsen besaßen, standen an unterster Stelle. Pindar erwähnt sogar Skythen, die weder Vieh noch Wagen besaßen und denen deshalb Bürgerrechte abgingen. Er kennt auch eine Aristokratie, die pilophorioi, also die Träger von Filzmützen.

Sprache

Herodot überliefert uns einige Worte der skythischen Sprache: pata = töten, spou = Auge, arima = eins, oior = Mensch. Die assyrischen Quellen überliefern einige Personennamen. Die meisten Forscher gehen davon aus, daß die Skythen eine indogermanische Sprache der iranischen Gruppe sprachen. Jedoch sind politische Gruppen wie Völker und Stämme nicht notwendigerweise sprachlich einheitlich.

Einfluss auf Mitteleuropa

Ob bzw. inwieweit die Skythen nach Mitteleuropa vordrangen, ist in der Forschung äußerst umstritten. Archäologisch lassen sich diese Einfälle nicht sicher belegen. So wurden in den hallstattzeitlichen Siedlungen von Smolenice, Molpir und Witzen Wiscina (Slowakei und in Ungarn) Brandhorizonte nachgewiesen, die dreiflügelige Pfeilspitzen enthielten. Diese dreiflügelige Pfeilspitzen werden gerne als Beleg für die Anwesenheit der Sykthen herangezogen. Solche Pfeilspitzen wurden jedoch auch von anderen Reiternomanden verwendet, auch solchen, die in römischen Diensten standen. Der Goldschatz von Vettersfelde im typisch skythischen Stil könnte von der Anwesenheit eines skythischen Fürsten zeugen, aber auch Beutegut darstellen.

Auch wenn die Archäologie dafür keine Beweise liefern kann, vermuten einige Autoren, dass der Einfluss der Kimmerier und Skythen auf die Kelten sehr groß war. Laut dieser Theorie gehen die heute als typisch keltisch geltenden verschlungenen Tiermotive, die Verehrung des Pferdes, die Verwendung von Streitwagen, das Aufstellen typischer Grabstatuetten, sowie die Sitte, die abgeschlagenen Köpfe der Feinde als Trophäe am Gürtel zu tragen, auf den frühen Kontakt der Kelten mit nordiranischen Reitervölkern zurück. Die schriftlich überlieferten Aktivitäten der Skythen fallen allerdings ins 7./6., Jh., also in die Hallstattzeit (frühe Eisenzeit).

  • Trinkhörner sind schon seit dem Neolithikum belegt, häufig aber in der Urnenfelderkultur, z. B. aus Königsbronn (Baden-Württemberg)
  • Wagen sind ebenfalls seit der [[Urnenfelderkultur bekannt (z.B. Hart an der Alz, Poing in Bayern, sehr häufig dann in Bestattungen von Ha C und D, z.B. Byci Skala).
  • eine laténe-zeitliche Verehrung des Pferdes ist archäologisch nicht belegt
  • Statuen auf Grabhügeln sind bereits in der Hallstattzeit bekannt (z.B. Hirschlanden)
  • Die Sitte, Köpfe am Gürtel zu tragen, ist erst aus Inselkeltischen Quellen des frühen Mittelalters bekannt, abgeschlagene Köpfe selber sind in der späten Eisenzeit natürlich belegt, z. B. aus Manching, Rocquepertuse.
  • Der Frühlaténestil (Waldalgesheim) wird gewöhnlich auf etruskischen Einfluß zurückgeführt, entsprechende Importe sind zahlreich.

Siehe auch

Literatur

Griechische Quellen

Archäologie

  • C. Burney/D. M. Lang, Die Bergvölker Vorderasiens (Essen 1975).
  • E. V. Cernenko und M. V. Gorelik: The Scythians 700-300 BC. ISBN 0850454786
  • *D. Chélov, Les Skythes. In: V. Yanine et al., Fouilles et recherches archéologiques en URSS (Moskau, Progres 1985) 123-152.
  • A. Godard, Le trésor de Ziwiyè (Haarlem 1950).
  • B. N. Grakow, Die Skythen (Berlin 1978). (Original Скифы, Moskau 1971)
  • Askold I. Ivantchik, Kimmerier und Skythen. Kulturhistorische und chronologische Probleme der Archäologie der osteuropäischen Steppen und Kaukasiens in vor- und frühskythischer Zeit. Steppenvölker Eurasiens, 2. (Moskau: Paleograph Press, 200). ISBN 5-89526-009-8.
  • Hermann Parzinger: Die Skythen. Beck, München 2004. ISBN 3406508421 (Anm.: neuer, hervorragender Gesamtüberblick)
  • Renate Rolle: Die Welt der Skythen. Stutenmelker und Pferdebogner, ein antikes Reitervolk in neuer Sicht. C. J. Bucher, München 1991. ISBN 3765803278
  • Renate Rolle et al. (Hrsg.), Gold der Steppe, Archäologie der Ukraine. Schleswig 1991.
  • Veronique Schiltz: Universum der Kunst, Die Skythen und andere Steppenvölker (Bd.39). ISBN 340637137X (Anm.: Umfassende, ausführliche Darstellung der skythischen Kunst)
  • M. F. Vos, Scythian archers in archaic Attic vase-painting (Groningen 1963)
  • Vuslat Ünal, Zwei Gräber eurasischer Reiternomaden im nördlichen Zentralanatolien. Beiträge zur allgemeinen und vergleichenden Archäologie 3, 1982 (München, Beck), 65-81.
  • Gold der Skythen. Schätze aus der Staatlichen Eremitage St. Petersburg (München, Staatliche Antikensammlung und Glyptothek 1984), ISBN 3529018457
  • Skythai, in: Der kleine Pauly, Bd. 5, Sp. 241f.

angebliche Verbindungen zu den Kelten

  • Else Greulich: Kelten und Skythen. Im Urlicht der Vergangenheit. ISBN 3892286027
  • Adolf Schütz: Skythen und Kelten.

Märchen

  • Andre Sikojev: Die Narten. Söhne der Sonne. Mythen und Heldensagen der Skythen, Sarmaten und Osseten. ISBN 3424008494