Auw an der Kyll

Gemeinde in Deutschland
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Auw an der Kyll ist ein Ort in der Verbandsgemeinde Speicher (Eifel) im Landkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz, Deutschland. Der Ort hat 175 Einwohner auf einer Fläche von 0,98 km².

Auw hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Trier-Köln.

In dem Ort befindet sich eine aus dem 18. Jahrhundert stammende Wallfahrtskirche.

Daten

  • Postleitzahl: 54664
  • Kfz-Kennzeichen: BIT
  • Höhe über NN: 166 m

Wallfahrtskirche

Die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Auw an der Kyll ist eine der ältesten und schönsten Kirchen in der Südeifelregion. Seit jeher prägte sie das Bild des kleinen Ortes in der Eifel mit ihrer zentralen, hochgelegenen Position in Mitten des Dorfes im Kylltal.

Ihre Wurzeln reichen zurück bis ins 14. Jahrhundert: Damals war die Abtei St. Maximin in Trier Grundherrin in Auw. Ihr Güterverzeichnis aus dem 12. Jahrhundert erwähnt erstmals den kleinen Ort als ouve. Die Taxa Generalis, ein Verzeichnis kirchlichen Besitzes (Klöster, Kirchen, etc.) des Erzstiftes Trier, verzeichnet bereits 1330 eine Kirche in Auw. Die Collatur, d.h. das Recht, den Pfarrer zu benennen, stand dem Abt von St. Maximin zu. Eine Urkunde im Bistumsarchivs Tier besagt außerdem, dass „auf dem uralten Kirchlein war das französische Wappen, drei Lilien und eine Rose“. Dies deutet darauf hin, dass dieses Kirchlein in der Zeit der fränkischen Könige (ca. 9. Jhd.) gebaut worden ist.

Da die alte Kirche wohl zu klein und marode war entschied man sich im Jahre 1738 dafür eine neue größere Kirche an gleichem Platz zu errichten. Im gleichen Jahr noch wurde das alte Kirchlein abgestreift und man begann mit dem Bau der heutigen Kirche. Wie üblich zu dieser Zeit (Feudalzeit), hatte die Abtei St. Maximin die Pflicht das Schiff der Kirche zu erbauen, die Gemeinde den Turm und der Pfarrer den Chor. Der Architekt war der aus Tirol stammende Friedrich Sieberger. Während der Bauarbeiten entdeckte man bei Grabungen am Fundament der neuen Kirche viele Menschengebeine, welche in steinernen Särgen lagen. Einer dieser Särge soll aufbewahrt worden sein, die anderen sind zerschlagen, und die Steine bei dem Bau der Kirche verwendet worden. Die Gebeine hat man in der neuen Kirche unter der Kanzel und vor dem Anna-Altar begraben.

1746 war es dann endlich soweit, nach 8 Jahren Bauzeit konnten die Auwer Pfarrangehörigen zum ersten Mal die hl. Messe in der neuen Kirche feiern. Im Schlussstein der Decke im Chorbereich befindet sich wahrscheinlich das Wappen des Abtes und Zehntherrn von St. Maximin, Willibrord Schefter. Die Kirche mit dreiseitigem Chorabschluss ist 8,85 m breit und 17 m lang und hat ein Portal an der Westseite mit Gesims und Giebelabschluss, darin eine Nische für die Holzfigur des hl. Johann von Nepomuk (wegen Witterung heute im Pfarrhaus). Die Kirche hat je drei rundbogig geschlossene Fenster auf Nord- und Südseite. Der schlichte Bruchsteinbau ist außen einfach verputzt in einem blassen Gelbton. Auf dem Dach thront ein sog. Dachreiter. Im Inneren Befinden sich zwei Glocken, beide gegossen von der Gießerei Mabilon in Saarburg. Sie sind auf den hl. Nikolaus und die hl. Maria geweiht. Da früher um die Kirche herum der Friedhof zu finden war (Kirchhof), befinden sich noch viele alte Grabsteine an der Kirchenmauer. Direkt neben dem Eingang stehen drei ganz Besondere: Erstens, der Grabstein des weithin bekannten "Auwer Her", Anton Clemens. Auf dem schweren Schaft liegt eine Sandsteinplatte, die an den Seiten mit Blattwerk verziert ist und auf der die heute nicht mehr gut lesbare lateinische Inschrift steht: "O pie viator, ne abhorreas ossa mea. Etiam Tu fui in vi-ta, etiam Ego eris post morten". (Frommer Wanderer, erschrick nicht vor meinem Gebein. Im Leben war ich wie du; was ich jetzt bin, wirst du nach dem Tode auch sein.) Darauf der spitzauslaufende neugotische Grabstein, verziert mit Blumen- und Blattornamenten, die ausgehauen sind. Er schließt ab mit einer mit Zacken versehenen dachartigen Leiste. Der Grabstein ist mit einer noch gut lesbaren Inschrift bedeckt: Hier ruhet ANTON CLEMENS geb. den 16. März 1782 gest. den 28. November 1855 im 36. Jahre seiner Berufung. Dass die meisten Geistlichen bei Hexereien helfen können, wenn sie wollten, wurde früher allgemein geglaubt. Einer der bekanntesten Geistlichen, die nach der Volkssage helfen konnten, war Pfarrer Anton Clemens in Auw. Er beschäftigte sich viel mit Natur- und Heilkunde. Noch vor einiger Zeit waren in der Eifel Heilmittel bekannt, die auf den "Auwer Her" zurückgingen. Allein schon die Beschäftigung dieses Geistlichen mit Heilkunde hätte genügt, um ihn in den Ruf eines großen Hexen- und Zauberbanners zu bringen. Dazu kam aber noch ein zweites: Anfang des 18. Jahrhunderts waren in Auw Teufel ausgetrieben worden und seither galt Auw als Wallfahrtsort. Der Grabstein aus zeigt außerdem noch ein Messbuch mit draufstehendem Kelch. Dieser Kelch wird heute noch bei der hl. Messe benutzt, obwohl Clemens schon seit 150 Jahren tot ist. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass der Kelch noch viel älter ist als Clemens. Zweitens, ein kleines Sandsteinkreuz, mit einer noch gut lesbaren Inschrift, wer dort begraben ist aus dem Jahre 1844. Das wohl wertvollste Kreuz ist zugleich aber auch der Kleinste. Es misst nur 50 cm, ist aber reich verziert mit Herzen, Händen und anderen Symbolen, und ist eines der ältesten Grabkreuze der Umgebung. Auf ihm ist die Jahreszahl 1723 zu erkennen.

Wenn man durch die massive Eichenholztür in das innere der Kirche geht, fällt einem wohl zuerst der Hauptaltar ins Auge, der die gesamte Höhe des Chores einnimmt. Der aus der Zeit um 1770 stammende Altar zeigt am Fuß ein Gemälde des Lamm Gottes, das eine Fahne des Bistums Trier in den Armen hält. Darüber die Zelebrationsfläche und leicht zurückgesetzt, das goldene, zweigeteilte Tabernakel (im unteren Teil befinden sich Hostien, im Oberen die gotische, reich verzierte Monstranz aus dem Jahre 1900), beiderseits von reicher Säulenarchitektur begleitet. Vor den übereck gestellten Säulen die figürliche Darstellung kniender, anbettender Engel. Über dem Tabernakel, der wie der ganze Altaraufbau leicht zurückgetreten ist hinter dem eigentlichem Altar (Zelebrationsaltar), eine metallisch wirkende Holzfigur in der ein Pelikan dargestellt ist, der mit seinem eigenen Blut seine Kinder ernährt. Darüber, in einer Mittelnische die Skulptur der himmelfahrenden Gottesmutter. Ein wenig erhoben sitzen über dem Säulenabschluss 4 Engel, vor einem Abbild der hl. Familie, von welchem mehrere „Sonnenstrahlen“ abgehen. Auf den seitlichen Türen des Altars, die zu den Glockenseilen und zu den technischen Anlagen führen, stehen die nahezu lebensgroßen Figuren links der hl. Josef, rechts der hl. Nikolaus. Rechts neben dem Hochaltar der Mutter- Anna Altar aus der Zeit um 1750, mit einem einfachen Nischenaufbau und seitlichen Säulen. Auf den linken Säulenabschluss steht der hl. Blasius, rechts der hl. Boromäus. In der Mittelnische die hl. Mutter Anna. Beim diesem Altar ist außerdem ein kleines Tabernakel vorhanden, was darauf schließen lässt das dieser Altar einmal Hauptaltar gewesen war oder von einer anderen Kirche übernommen worden ist. Mittelpunkt des Kircheninneren bildet der linke Seitenaltar als Marienaltar. Er stammt aus der Zeit um 1700, damit ist er älter als der Kirchenbau, und man nimmt an, dass er in der Vorgängerkirche der Hauptaltar war. In der Mittelnische befindet sich die Figur der Himmelskönigin mit Zepter und Kind, begleitet von gedrehten Doppelsäulen, die mit Trauben und Weinlaub umrankt sind. Auf den vorderen Säulen über dem Kapitell sind Engelsköpfe zu sehen. In der Aufbaunische über dem Gnadenbild befindet sich die Figur des hl. Matthias, rechts davon der hl. Georg, links die hl. Margareta. Dieser Altar bildet seit Jahrhunderten das Zentrum der Wallfahrt zur Muttergottes in Auw. Zwischen diesem Altar und dem Hochaltar befindet sich die Tür zur Sakristei. An sich nichts besonderes, aber dem Betrachter wird sicherlich die merkwürdige Figur oberhalb der Tür auffallen. Dort steht auf einem Podest ein Esel mit 3 Frauen auf ihm, eine hat die Augen verbunden. Dieses Bildnis aus dem 16. Jahrhunderts geht auf eine alte Auwer Sage zurück, die man sich hier schon seit Jahrgedenken erzählt. Demnach sind die drei Jungfrauen Irmina, Adela und Klothildis, auf der Flucht vor ihrem Vater von einer Klippe über die Kyll gesprungen und an der Stelle des heutigen Auw sicher gelandet. Da sie bei ihrem Sprung auf die Fürsprache der Muttergottes hofften und heil im Tal ankamen, errichteten sie dort ein Kirchlein zu Ehren der Muttergottes. Im Jahre 1952 wurde vom bekannten Eifeldichter Bernhard Lemling ein auf dieser Sage aufbauendes Freilichtspiel in Auw inszeniert unter dem Titel „Die drei Jungfrauen von Auw“. Mit dem Erlös des erfolgreichen Theaterstücks wurden Kriegsschäden an der Kirche repariert.

Links vom Muttergottesaltar, an der Wand befestigt, befindet sich die aus dem 18. Jahrhundert stammende, schön gestaltete Kanzel. Sie ist aus fünf Feldern gestaltet, die die vier Evangelisten mit Jesus in der Mitte zeigen, zwischen jedem einzelnen getrennt durch Säulen. Auf dem Baldachin befindet sich die Figur des hl. Michael wie er mit einem Drachen kämpft. Links und rechts neben dem Eingang führt je eine Treppe hoch auf die Empore, die 1747 eingebaut wurde. Auf ihr befindet sich eine kleine Orgel von 1926 mit 5 Registern, sowie zwei Gipsfiguren vom hl. Sebastian und vom hl. Donatus. Des Weiteren befindet sich im Innenraum der Kirche eine Figur des hl. Wendelinus und des hl. Donatus. In einer Mittelnische im Schiff befindet sich außerdem eine sehr alte, aber auch sehr schöne Pieta, also eine Figur in der Maria den toten Jesus in den Armen hält. Erwähnenswert ist auch der wuchtige, aus Sandstein gehauene Taufstein mit mehrgliedrigen Unterbau und dem sich darüber verbreiterte Becken, außerhalb der Taufen mit einer vergoldeten Kuppel abgeschlossen.

Leider sind das Pfarrhaus und die Kirche mit ihren Außenanlagen heute in einem sehr maroden Zustand. Aber eine grundlegene Sanierung soll im nächsten Jahr für die Kirche stattfinden und später, falls Geld verfügbar ist, soll auch das Pfarrhaus renoviert werden.

Wallfart zum "Krautwischtag"

Im Jahre 1712 wird auf Initiative von Pfarrer Nikolaus Dicher eine Wallfahrtsbruderschaft gegründet, aber schon lange vorher ist geschichtlich nachweisbar, dass Auw seit Jahrhunderten ein viel besuchter Marienwallfahrtsort ist. Das war bereits in der Zeit um 1650 bis 1700 so, wie das alte Wallfahrts-Bruderschaftsbuch beweist. Von 1700 bis 1794 wallfahren ganze Klöster nach Auw zum Refugium peccatorum (Zuflucht der Sünder). Im Jahre 1714 kommt selbst der Kürfürst Karl Joseph von Lothringen als Wallfahrer nach Auw und trägt sich manu proprio (eigenhändig) in das noch heute erhaltene Pilgerbuch ein. Er nennt Auw „einen wirklich heilig- und ehrfurchtgebietenden Ort ( vere locum sanctum et terribilem dictum). Der Wallfahrtsort wurde besucht von Wallfahrern aus Trier, den Räumen Wittlich, Bernkastel, Luxemburg, vom Hunsrück und aus der Eifel. Vom Jahre 1727 berichtet das Wallfahrtsbuch, dass „ aus dem hochadeligen Gotteshaus Ören, Trier, 16 adelige Damen unter der Leitung von Maria Anna von Beeck, Äbtissin des adligen Gotteshaus Ören“ nach Auw gekommen sind. Im Jahre 1712 wird dann die schon erwähnt die Wallfahrtsbruderschaft „ Zuflucht der Sünder zu Auw“ gegründet. Diese wird jedoch durch Kaiser Joseph II. aufgehoben und alle Prozessionen über einer Stunde verboten. Die inneren Unruhen, die der Französischen Revolution ( 1789-1799) folgten, und die Besetzung der Eifel durch die Franzosen im Jahre 1794 brachte die Wallfahrt dann endgültig zum Erliegen. Erst als diese schwierigen Zeiten überwunden waren, lebte die alte Tradition auf. Die historischen Prozessionen seit 250 Jahren sind am ersten Sonntag nach „Krautwischtag“ ( 15. August, Maria Himmelfahrt) mit anschließender Predigt im Freien.

In der Prozession wird das Gnadenbild der Muttergottes, das sonst auf dem Marienaltar steht durch den Ort getragen. Dabei erklingen Marienlieder, aber auch das Auwer Wallfahrtslied:

                   Ein Kirchlein steht im Tale, ehrwürdig, schlicht und still / 
                   Rings hohe Berge ragen, am Fuße rauscht die Kyll /
                   Viel Pilger heute wallen, von weit her aus dem Land /
                   Von rauen Eifelbergen, vom schönen Moselstrand /
                   //:Oh Maria, sei gegrüßet, hilf auch uns in Auw ://

Der Name Krautwischtag kommt daher, dass früher wie heute, jeder an diesem Tag einen „Kräuterwesch“, ein Strauß bestehend aus Kräutern und Blumen, mit in die Kirche bringt, die dort gesegnet werden. Zu Hause wird dann der Wisch als Trockenstrauß bis zum nächsten Jahr aufbewahrt. Er soll vor Blitzschlag, Krankheit und allerlei Ungemach schützen. Früher war es Tradition, dass man einem verstorbenen Familienangehörigen den Kräuterwesch im Sarg unter den Kopf legt. Aber nicht nur der Kräuterstrauß wird an Maria Himmelfahrt gesegnet, auch das Augenwasser wird geweiht, welches vor Augenleiden schützen soll. Dies geht darauf zurück, dass angeblich ein blinder Mann durch das am Krautwischtag gesegnete Wasser sein Augenlicht zurückbekommen hat.


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