Kloster Welver

Kloster in Deutschland
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Das Kloster Welver war ein Zisterzienserinnenkloster in Welver bei Soest. Gegründet wurde es um 1240. Es bestand bis zur Säkularisation im Jahr 1809.

Kloster Welver
Lage Deutschland Deutschland
Region Nordrhein-Westfalen
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Gründungsjahr 1240
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1809
Mutterkloster Kloster Marienborn (Coesfeld)

Gründungszeit

 
Turm der ehemaligen romanischen Klosterkirche und späteren evangelischen Pfarrkiche von Welver, im Hintergrund die neuere barocke Klosterkirche (Zustand 1905)

Walter Vogt von Soest, Inhaber der Stadtvogtei von Soest und Stiftsvogt von St. Patrokli, und seine Frau Sophia verkauften mit Zustimmung ihrer Erben dem Kloster Marienborn einen Teil ihres Grundbesitzes in Welver, Klotingen und Schleidingen. Außerdem verzichtete das Paar auf ihr Patronatsrecht an der Kirche in Welver. Sie schufen damit die materielle Grundlage für ein neues Kloster waren aber nicht Stifter im eigentlichen Sinn. Dies kam im Nekrolog des Klosters zum Ausdruck, in dem Walter nicht als fundator sondern nur als Wohltäter bezeichnet wurde. Möglicherweise sollte der Konvent von Marienborn selbst nach Welver umziehen, er entschied sich aber zum Wechsel nach Coesfeld. In Welver entstand stattdessen ein Tochterkloster, deren erste Bewohnerinnen aus Marienborn stammten.

Anfangs wurden beide Klöster von der Äbtissin Mechtildis von Marienborn in Personalunion geleitet, ehe beide Häuser eigenständig wurden. Nach Einwirken des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden wurde das neue Kloster 1244 vom Generalkapitel in den Orden der Zisterzienser aufgenommen. Unterstellt wurde es dem Kloster Kamp. Nähere Beziehungen zu diesem Vaterkloster haben aber wohl nicht bestanden. Aber der dortige Abt hatte die letzte Entscheidung über alle weltlichen und geistlichen Angelegenheiten, etwa bei den Wahlen der Äbtissin und Priorin.

Zwischen 1251 und 1257 fand eine rege Bautätigkeit statt. Die Gelder dazu stammten unter anderem aus verschiedenen Ablässen. Steinerne Klostergebäude wurden um 1261 unter der dritten Äbtissin Adelheid errichtet.

Wirtschaftliche Basis

Die wirtschaftliche Basis des Klosters war bedeutend. Durch Schenkungen insbesondere durch die Familien der in das Kloster eintretenden Nonnen nahm der Besitz insbesondere in den ersten beiden Jahrhunderten nach der Gründung stark zu. Bedeutenden Besitz hatte der Konvent in dem Gebiet südlich der Ahse zwischen Werl und Soest insbesondere in den Kirchspielen Schwefe, Dinker und Welver. Im 17. Jahrhundert umfasste der Besitz immerhin 51 Höfe der Umgebung. Von Bedeutung für den Wohlstand war auch, dass das Kloster zwischen 1240 und 1320 sechs Mühlen in den umgebenden Dörfern errichten ließ.[1]

Konvent

Der Wohlstand ermöglichte um 1300 einen Konvent von 50 Nonnen. Die meisten von ihnen stammten wahrscheinlich aus den Töchtern von Ministerialen und von Bürgen aus Soest und Dortmund. Mitglieder aus dem höheren Adel gab es nicht. An der Spitze stand die Äbtissin. Hinzu kam eine Priorin und weitere Klosterämter. Der Klosterbesitz war vermutlich seit etwa 1280 in einzelne Präbenden aufgeteilt. Darüber hinaus besaßen die Nonnen zusätzliche persönliche Einkünfte, die erst nach ihrem Tod an das Kloster fielen.

Weltliche Beziehungen

Ein Grund für den raschen Aufschwung mag darin gelegen zu haben, dass die Zisterze sowohl von den Erzbischöfen von Köln, wie auch von den Grafen von Arnsberg und der Mark gefördert wurde, ohne sich in deren Machtkämpfe verwickeln zu lassen. Anfangs hatten die Edelherren von Rüdenberg, die in der Gegend Lehen besaßen, die Vogteirechte über das Kloster inne. Nachdem die Familie unter anderem durch Erbteilungen ihre starke Stellung eingebüßt hatte, verkaufte sie 1295 dem Kloster die Vogtei. Der Erzbischof von Köln Wigbold von Holte bedrohte um 1300 alle diejenigen, die sich am Klosterbesitz vergingen, mit der Exkommunikation.

Krise im Spätmittelalter

Während der Soester Fehde zwischen 1444 und 1449 wurde das Kloster durch Kontributionen und andere Abgaben schwer belastet. Im Spätmittelalter ließen die klösterliche Zucht und der Wohlstand nach. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert kam es zu zwei Reformanläufen, die zu einer inneren Erneuerung führten. Dabei wurde die Reform von 1493 gegen den Willen den Konvents durchgeführt. Daraufhin hat ein Großteil der Nonnen das Kloster verlassen. Aus dem Kloster Benninghausen wurde eine neue Äbtissin eingesetzt und die Mitglieder des neuen Konvents stammten aus Benninghausen und Himmelpforten.

Zeit der Reformation

Die Lage für das Kloster Welver wurden durch die Einführung der Reformation in den Städten Soest und Welver im Jahr 1533 problematisch. Die Äbtissinnen Gertrud von Hoyte und Margaretha von Fürstenberg und der Konvent widersetzen sich den Reformationsbestrebungen. Es folgte ein hundert Jahre andauernder Streit zwischen Konvent und Magistrat von Soest. Dabei hat sich die Lage je nach politischer Situation mehrfach zu Gunsten oder Ungunsten der katholischen Nonnen verschoben.

Die Nonnen hielten trotz des Soester Drucks am Alten Glauben fest. Allerdings mussten sie neben dem katholischen Pfarrer einen Vizekurator anstellen, der dort evangelische Gottesdienste abhielt. Die Nonnen selbst konnten nur auf der Nonnenempore katholische Gottesdienste abhalten. Das Vermögen der Kirche fiel 1649 dann der evangelischen Kirche zu.

Durch dem Truchsessischen Krieg, den spanisch-niederländischen Krieges seit 1568 und den dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster wirtschaftlich stark geschwächt. Der Konvent sah sich mehrfach gezwungen sich Geld zu leihen und einen Teil des Besitzes zu verpfänden.

Wiederaufschwung im 17./18. Jahrhundert

 
Barocke Klosterkirche (Zustand 1905)

Nach dem Ende des Krieges erholte sich die Gemeinschaft wieder. Unter der Äbtissin Maria Elisabeth von Aldebrunck wurden in der Zeit um 1685 Teile der Klostergebäude neu erbaut. Es entstand eine repräsentative barocke Klosteranlage mit immerhin einer Länge von 150 m. Allerdings wurde mit Ausnahme der Klosterpforte auf dekorativen Schmuck fast gänzlich verzichtet. Auch erhielt sie 1697 die Erlaubnis zum Bau einer neuen Kirche. Diese wurde im barocken Stil neben der nunmehr evangelischen früheren Klosterkirche erbaut. Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte das Kloster noch einmal eine Blütezeit. Unter Gertrude von Bischopinck wurde ein Brauhaus neu erbaut, in dem heute das Heimathaus untergebracht ist. Aus ihrer Zeit stammt auch eine erhaltene wertvolle Monstranz.

Im Jahr 1724 lebten 15 Nonnen im Konvent. Es kam zwischen Kloster und Magistrat zu langen Prozessen um die Besetzung der Klosterhöfe mit evangelischen und katholischen Bauern. Während des siebenjährigen Krieges litt das Kloster erneut an den Kriegsfolgen.

Säkularisation

Das Kloster wurde nach dem Reichsdeputationshauptschluss nicht unmittelbar säkularisiert. Allerdings hat ein preußischer Beamte bereits 1804 den Klosterbesitz inventarisiert. Nach der preußischen Niederlage 1806 folgte 1808 von Seiten der Behörden des Großherzogtum Berg ein weiterer Anlauf zur Säkularisierung. Das Kloster wurde am 19. November 1809 aufgelöst. Pfarrkirche und Gebäude gingen in Besitz der 1807 gegründeten katholischen Pfarrei über. Teile der Gebäude wurde in der Folge abgebrochen. Andere dienten als Krankenhaus, Schule, Lehrerwohnung und das Haus der Äbtissin ist heute Pfarrhaus.

Das Klosterarchiv befindet sich heute nach verschiedenen Zwischenstationen im Staatsarchiv in Münster.

Einzelnachweise

  1. Wilfried Reinighaus: Salinen, Berg- und Hüttenwerke. Gewerbe und Handel im Herzogtum Westfalen. In: Harm Klueting (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen. Bd.1: Das kölnische Herzogtum Westfalen von den Anfängen der kölner Herrschaft im südlichen Westfalen bis zur Säkularisation 1803. Münster, 2009 ISBN 978-402-12827-5S.739

Literatur

  • Edeltraud Klueting: Die Klosterlandschaft des Herzogtums Westfalen im Hochmittelalter. In: Harm Klueting (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen. Bd.1: Das kölnische Herzogtum Westfalen von den Anfängen der kölner Herrschaft im südlichen Westfalen bis zur Säkularisation 1803. Münster, 2009 ISBN 978-402-12827-5 S.92f.
  • Gabriele Maria Hock: Die westfälischen Zisterzienserinnenklöster im 13. Jahrhundert. Gründungsumstände und frühe Entwicklung. Diss. Münster, 1994 Digitalisat Abschnitt Welver
  • Rudolf Fidler/Meinolf Schultebraucks: Das Zisterzienserinnenkloster St. Mariae zu Welver und seine Pfarr- und Klosterkirche St. Bernhard.Digitalisat Auszug Festschrift Welver