Glockenbecherkultur

archäologische Kultur der späten Jungsteinzeit
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Als Glockenbecherkultur bezeichnet man eine eine spät-neolithische Kultur West- und Mitteleuropas, die am Ende des 3. und zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. verbreitet war. Ihre Existenz fällt somit in den Zeitraum des Übergangs von der Kupferzeit zur Bronzezeit. Ihre geographische Ausdehnung umfasste Mittel-, West-, Südwest- und Südeuropa. In der Westgruppe der Glockenbecherkultur wurden die Toten zumeist als Nachbestattung in Fels-, Grotten- oder Megalithgräbern beigesetzt. Im mittleren und östlichen Bereich überwogen Einzelgrabbestattungen, entweder in schlichten Erdgräbern oder Steinplattengräbern (siehe hierzu auch: Einzelgrabkultur).

Datei:Glockenbecher.JPG
Glockenbecher-Kultur, Funde 1800 v. Chr.

Typische Grabbeigaben waren die namengebenden Glockenbecher, Feuersteinspitzen, Dolche, Messer und Nadeln aus Kupfer. Seltener wurde Schmuck aus Kupfer, Gold oder Bernstein den Gräbern beigefügt. Weitere typische Ausstattungsgegenstände sind v-förmig durchbohrte Knöpfe, Armschutzplatten aus Schiefer, Pfeilspitzen und Flachdolche aus Kupfer. Die Toten werden als Hocker in geschlechtsspezifischer Orientierung beigesetzt. Früher verband man diese spezielle materielle Kultur mit einem bestimmten Schädelform, dem plan-occiptalen Steilschädel. Nicht alle Glockenbecherbestattungen zeigen jedoch diese Schädelform. Über die Siedlungsweise ist aufgrund der Fundlage (bis jetzt) nichts bekannt.

Den Ursprung der Glockenbecherkultur suchen einige Forscher, wie Eduard Sangmeister, in Spanien und Portugal (Zambujal), andere in der Kontaktzone zur Schnurkeramik am Niederrhein. Glockenbecherfunde finden sich von der Tschechischen Republik bis nach Großbritannien, Frankreich und der iberischen Halbinsel, vereinzelt auch in Marokko.

1900 verwendete der damals in Mainz arbeitende Prähistoriker Paul Reinecke den Ausdruck Glockenbecher, den zuvor schon italienische und tschechoslowakische Prähistoriker benutzt hatten.

Siehe auch: Portal Geschichte