Primzahl

natürliche Zahl, die nur die 1 und sich selbst als Teiler hat
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Die Primzahlen sind die multiplikativen nennt man alle natürlichen Zahlen, die nur 1 und sich selbst zum Teiler haben. 1 und 0 zählen nicht zu den Primzahlen, da 1 nur durch sich selbst und 0 (Null) durch alle natürlichen Zahlen teilbar ist. Die kleinste Primzahl ist demnach 2.

Formale Definition

Eine natürliche Zahl   größer als 1 ist genau dann eine Primzahl, wenn die einzigen natürlichen Teiler von n die Zahlen 1 und n sind. Eine natürliche Zahl größer als 1 heißt zusammengesetzte Zahl, wenn sie keine Primzahl ist. Die Zahlen 0 und 1 sind weder prim noch zusammengesetzt.

äquivalente Charakterisierungen

  • Eine Primzahl ist eine natürliche Zahl mit genau zwei natürlichen Teilern.
  • Lemma von Euklid: Eine natürliche Zahl   ist genau dann eine Primzahl, wenn gilt: Wann immer ein Produkt   zweier ganzer Zahlen   und   durch   teilbar ist, ist bereits einer der Faktoren   oder   durch   teilbar.
  • Die Primzahlen sind genau die Atome des Teilerverbands der natürlichen Zahlen.

Die kleinsten Primzahlen

Die kleinsten Primzahlen sind

2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23, 29, 31, 37, 41, 43, 47, 53, 59, 61, 67, 71, 73, 79, 83, 89, 97, 101, ...
(Folge A000040 in OEIS)

Die Zahl 4 ist die kleinste zusammengesetzte Zahl: Sie hat genau drei positive Teiler (1, 2, 4). Die Zahl 6 ist die nächstgrößere zusammengesetzte Zahl; sie besitzt vier positive Teiler (1, 2, 3, 6). Die Liste der zusammengesetzten Zahlen beginnt mit

4, 6, 8, 9, 10, 12, 14, 15, 16, 18, 20, 21, 22, 24, 25, ...
(Folge A002808 in OEIS)

Praktische Anwendung

Eine wichtige Rolle spielen Primzahlen beispielsweise in der Kryptographie: Viele Verschlüsselungssysteme, beispielsweise RSA, basieren darauf, dass man zwar sehr schnell große Primzahlen multiplizieren kann, andererseits aber kein effizientes Faktorisierungsverfahren bekannt ist und allem Anschein nach auch nicht existiert. So ist es innerhalb von Sekunden problemlos möglich, zwei 500-stellige Primzahlen zu finden und miteinander zu multiplizieren. Mit den heutigen Methoden würde die Rückgewinnung der beiden Primfaktoren aus diesem 1000-stelligen Produkt dagegen Millionen von Jahren benötigen.

Verfahren zur Prüfung der Primalität einer Zahl

Wenn man wissen möchte, ob eine Zahl eine Primzahl ist, dann hat man dafür verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Die Varianten dieser Verfahren sind unter Primzahltest nachzulesen.

Primfaktorzerlegung

Es gilt der Fundamentalsatz der Arithmetik: Jede positive ganze Zahl lässt sich bis auf die Reihenfolge eindeutig als Produkt von Primzahlen darstellen (siehe Primfaktorzerlegung). Die in dieser Darstellung auftretenden Primzahlen nennt man die Primfaktoren der Zahl. Die Schwierigkeiten bei der Primfaktorzerlegung bezeichnet man als Faktorisierungsprobleme. Man versucht sie mit geeigneten Faktorisierungsverfahren zu minimieren.

Primzahlen besitzen vor allem aufgrund dieses Satzes eine besondere Stellung in der Mathematik. Alexander K. Dewdney bezeichnet ihre Stellung als ähnlich den Elementen der Chemie.

Eigenschaften von Primzahlen

Mit Ausnahme der Zahl 2 sind alle Primzahlen p ungerade, denn alle größeren geraden Zahlen lassen sich außer durch p und 1 auch noch (mindestens) durch 2 teilen.

Primzahlen der Form 4k + 1 bzw. 4k + 3

Jede Primzahl   hat die Form   oder   mit einer nichtnegativen ganzen Zahl  . Nach dem dirichletschen Primzahlsatz gibt es unendlich viele Primzahlen jeder der beiden Arten.

Jede natürliche Zahl der Form   mit einer nichtnegativen ganzen Zahl   enthält mindestens einen Primfaktor der Form  

Eine Primzahl   lässt sich genau dann in der Form   mit ganzen Zahlen   schreiben, wenn   die Form   hat. In diesem Fall ist die Darstellung im wesentlichen eindeutig, d.h. bis auf Reihenfolge und Vorzeichen von  . Diese Darstellung entspricht der Primfaktorzerlegung

 

im Ring der ganzen gaußschen Zahlen.

Primzahlen der Form 6k ± 1

Jede Primzahl   hat die Form   mit einer natürlichen Zahl  . Anders ausgedrückt: Es gilt

  oder  

(für die Notation siehe Kongruenz (Zahlentheorie)).

Euler

Für jede ungerade Primzahl p und jede natürliche Zahl a, die teilerfremd zu p ist, was auf jede Zahl a mit   zutrifft, gilt, dass entweder

 

oder

    bzw.       ist.

Es ist nicht möglich, dass beides gleichzeitig gilt.

Aus den Potenzgesetzen lässt sich   ableiten, und aus 1 · 1 = (-1) · (-1) = 1 folgt dann

dass für jede ungerade Primzahl p und jede natürliche Zahl   mit   gilt:

 
oder
 

Es gibt auch Zahlen, die keine Primzahlen sind, sich aber dennoch, zu einem Teil der Basen a, wie Primzahlen verhalten. Solche Nichtprimzahlen nennt man fermatsche Pseudoprimzahlen. Pseudoprimzahlen, die pseudoprim zu allen Basen a sind, welche nicht Teiler dieser Pseudoprimzahlen sind, nennt man Carmichael-Zahlen.

Besonders in diesem Zusammenhang zeigt sich die Problematik von Pseudoprimzahlen: sie werden von Algorithmen, die den kleinen Satz von Fermat nutzen, um festzustellen ob eine bestimmte Zahl prim ist, fälschlicherweise für Primzahlen gehalten. Wenn allerdings ein Verschlüsselungsverfahren wie RSA eine zusammengesetzte Zahl statt einer Primzahl verwendet, ist die Verschlüsselung nicht mehr sicher. Deshalb müssen bei solchen Verfahren Primzahltests verwendet werden, die mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit Primzahlen von zusammengesetzten Zahlen unterscheiden können. Diese Wahrscheinlichkeit ist bei Verwendung des kleinen Satzes von Fermat als Basis allein nicht hoch genug, es gibt aber sicherere Primzahltests.

Aus dem Satz von Wilson (p ist genau dann eine Primzahl, wenn   ist) folgt, dass für jede Primzahl p und jede natürliche Zahl n die Kongruenz

 

erfüllt ist.

Charles Babbage bewies 1819, dass für jede Primzahl p > 2 diese Kongruenz gilt:

 

Der Mathematiker Joseph Wolstenholme (1829-1891) bewies dann 1862, dass für jede Primzahl p > 3 die folgende Kongruenz gilt:

 

Giuga

Aus dem kleinen Satz von Fermat folgt, dass für eine Primzahl p gilt:

 

Beispiel p = 5:

 

Giuga vermutete, dass auch die umgekehrte Schlussrichtung gilt, dass also eine Zahl mit dieser Eigenschaft stets prim ist. Es ist nicht geklärt, ob diese Vermutung richtig ist. Bekannt ist aber, dass ein Gegenbeispiel mehr als 10.000 Dezimalstellen haben müsste. Im Zusammenhang mit Giugas Vermutung werden die Giuga-Zahlen untersucht.

Für jede Primzahl p gilt, dass sie das Glied P(p) der Perrin-Folge teilt.

Einen ähnliche Eigenschaft, wie die zur Perrin-Folge existiert auch zur Lucas-Folge. Wenn p eine Primzahl ist, dann gilt:

 

oder einfacher ausgedrückt:

(Lp - 1) läßt sich durch p teilen, wenn p eine Primzahl ist.
p: 2 3 5 7 11 13 17 19 23 29 31 37
Lp: 3 4 11 29 199 521 3.571 9.349 64.079 1.149.851 3.010.349 54.018.521

Weiteres

Zwei natürliche Zahlen, deren Summe eine Primzahl ergeben, sind immer teilerfremd. Insbesondere ist jede Kombination zweier positiver natürlicher Zahlen, in die sich eine Primzahl additiv zerlegen lässt, teilerfremd.

Größte bekannte Primzahl

Der Grieche Euklid hat im vierten Jahrhundert vor Christus festgestellt, dass es unendlich viele Primzahlen gibt; diese Aussage wird als Satz von Euklid bezeichnet. Euklid führte einen Widerspruchsbeweis für die Richtigkeit dieses Satzes: Geht man von der Annahme aus, dass nur endlich viele Primzahlen existieren, so folgt daraus die Existenz einer weiteren Primzahl, was einen logischen Widerspruch zur Annahme darstellt. Folglich ist die Annahme falsch, und es gibt unendlich viele Primzahlen. Heute kennt man eine ganze Reihe von Beweisen für den Satz von Euklid.

Der Satz von Euklid besagt, dass es keine größte Primzahl gibt. Es ist jedoch kein Verfahren bekannt, das effizient beliebig große Primzahlen generiert, so dass es stets eine größte bekannte Primzahl gab, seitdem sich die Menschen mit Primzahlen befassen. Derzeit ist es  , eine Zahl mit 7.816.230 (dezimalen) Stellen, gefunden am 18. Februar 2005, nach 50 Tagen Rechenzeit auf einem 2,4 GHz Rechner, von Dr. Martin Nowak im Rahmen des George Woltmans GIMPS-Projekts zur Suche von Mersenne-Primzahlen. Für den ersten Primzahlbeweis einer Zahl mit mehr als 10 Millionen Dezimalstellen hat die Electronic Frontier Foundation einen Preis von 100.000 US-Dollar ausgeschrieben.

Die größte bekannte Primzahl war fast immer eine Mersenne-Primzahl, also von der Form  , da in diesem Spezialfall der Lucas-Lehmer-Test angewendet werden kann, ein im Vergleich zur allgemeinen Situation sehr schneller Primzahltest. Bei der Suche nach großen Primzahlen werden deshalb nur Zahlen diesen oder eines ähnlich geeigneten Typs auf Primalität untersucht. Man weiß, dass zwischen der größten und der zweitgrößten bekannten Primzahl (nämlich  ) mehr als   weitere, unbekannte Primzahlen liegen. Die genaue Identifikation solcher Primzahlen erfreut sich aber eines vergleichsweise geringen Interesses, da sie ungleich aufwändiger ist als beispielsweise das Auffinden einer noch größeren Mersenne-Primzahl.

Verteilung der Primzahlen

Man hat sich natürlich auch Gedanken darüber gemacht, wie viele Primzahlen es in einem begrenzten Bereich von 1 bis beispielsweise 1.000.000 gibt. Mit der Zeit wurden einige Näherungsformeln entwickelt und verbessert.

Die Funktion für die Verteilung ist  , wobei die Anzahl der Primzahlen bis zur Grenze x zurückgeliefert wird. Beispiel:

 

Verschiedene Mathematiker haben sich nun daran gemacht, Funktionen zu finden, die sich   annähern.

Der Primzahlsatz besagt, dass

 

gilt, d.h. dass der Quotient von linker und rechter Seite für   gegen 1 strebt.

Der dirichletsche Primzahlsatz dagegen schränkt die Betrachtung auf Restklassen ein: Es sei   eine natürliche Zahl. Ist   eine ganze Zahl, die zu   nicht teilerfremd ist, so kann die arithmetische Folge

 

höchstens eine Primzahl enthalten, weil alle Folgenglieder durch den größten gemeinsamen Teiler von   und   teilbar sind. Ist   aber teilerfremd zu  , so besagt der dirichletsche Primzahlsatz, dass die Folge unendlich viele Primzahlen enthält. Beispielsweise gibt es unendlich viele Primzahlen der Form   und unendlich viele der Form   (  durchläuft jeweils die nichtnegativen natürlichen Zahlen).

Diese Aussage kann noch in der folgenden Form präzisiert werden: Es gilt

 

dabei ist   die eulersche φ-Funktion. In diesem Sinne liegen also für ein festes   in den Restklassen   mit   jeweils "gleich viele" Primzahlen.

Siehe auch: Ulam-Spirale

Formeln zur Generierung von Primzahlen

Man kennt keine Formel p(n), die beim Einsetzen von n die n.te Primzahl zurückliefert. Es gibt allerdings Formeln, bei denen eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, das die erzeugten Zahlen eine Primzahl sein könnten. Nichtsdestotrotz müssen die erzeugten Zahlen auf ihre Eigenschaft als Primzahl getestet werden.

Die beliebteste ist die der Mersenne-Zahl   bei der   eine Primzahl ist.

Auch bekannt ist eine Anwendung des Satz von Euklid, bei der auf das Primorial eine 1 aufaddiert wird:

  bei der alle aufeinanderfolgenden Primzahlen von 2 bis   miteinander multipliziert werden.

Spezielle Primzahlen

Warum ist die Zahl 1 keine Primzahl?

Die einfachste Antwort auf die Frage, warum die 1 keine Primzahl ist, zitiert die Definition:

  • Eine natürliche Zahl wird dann Primzahl genannt, wenn sie genau zwei natürliche Teiler hat.
    Die Zahl 1 hat nur einen natürlichen Teiler (die 1). Deshalb ist sie per Definition keine Primzahl.

Die folgenden Antworten gehen auf den Zweck dieser Definition ein:

  • Damit man eine eindeutige Primfaktorzerlegung bekommt (man hätte sonst beliebig viele 1-Faktoren mit drin).
  • Weil 1 eine Einheit ist (siehe den Artikel Primelement).
  • Weil man ansonsten bei nahezu allen Aussagen über Primzahlen schreiben müsste: „Für alle Primzahlen mit Ausnahme der 1 gilt...“. Beispielsweise in der Theorie der endlichen Körper.

Ein mathematisches System ist letztendlich willkürlich aus einer unendlichen Anzahl von möglichen Systemen ausgewählt. Seine Relevanz erhält es dadurch, ob es nicht-triviale Eigenschaften hat. Man erzeugt zwei verschiedene Systeme, wobei im ersten 1 eine Primzahl ist, und im zweiten nicht, und stellt dabei fest, dass das erste System sehr langweilig ist, und das zweite (in dem die 1 keine Primzahl ist) so interessant ist, dass es heute einen der wichtigsten Grundbausteine der globalen Wirtschaft bildet (siehe RSA). Man könnte nun natürlich auch ein System definieren, in dem die 2 keine Primzahl ist (oder die 3 oder die 5 ...), doch solange man das herkömmliche System noch nicht völlig verstanden hat, sind diese Systeme nur für Mathematiker interessant.

Siehe hierzu auch: Warum 1 keine Primzahl ist

Primzahllücken

Die Differenz p2 - p1 zwischen benachbarten Primzahlen p1 < p2 wird Primzahllücke genannt. Paare von Primzahlen mit dem minimalen Abstand 2 heißen Primzahlzwillinge, zum Beispiel 5 und 7 oder 11 und 13.

Allgemein schwankt die Anzahl der zusammengesetzten Zahlen zwischen zwei beliebigen aufeinanderfolgenden Primzahlen. Siehe Primzahllücke

Verallgemeinerung

In der Ringtheorie wird das Konzept der Primzahl auf die Elemente eines beliebigen kommutativen unitären Rings verallgemeinert. Die entsprechenden Begriffe sind Primelement und irreduzibles Element.

Die Primzahlen und deren Negative sind dann genau die Primelemente und auch genau die irreduziblen Elemente des Rings der ganzen Zahlen. In faktoriellen Ringen, das sind Ringe mit eindeutiger Primfaktorisierung, fallen die Begriffe Primelement und irreduzibles Element zusammen; im Allgemeinen ist die Menge der Primelemente jedoch nur eine Teilmenge der Menge der irreduziblen Elemente.

Tabellen von Primzahlen

Literatur

  • Paolo Ribenboim: The New Book of Prime Number Records. 3. Aufl., Springer Verlag, New York, 1996, ISBN 0-387-94457-5
  • Marcus du Sautoy: Die Musik der Primzahlen. Auf den Spuren des größten Rätsels der Mathematik. Verlag C.H.Beck, München, 2004, ISBN 3-406-52320-X
  • Władysław Narkiewicz: The Development of Prime Number Theory. Springer-Verlag, Berlin 2000. ISBN 3-540-66289-8

Siehe auch

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