Bioregionalismus
Der Bioregionalismus ist eine sozioökologische, in Teilbereichen biologistische Ideologie, deren Bestreben es ist, das Leben auf der Ebene einer sogenannten Bioregion in wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und landwirtschaftlicher Weise zu gestalten. Der Begriff entstand in den frühen 1970'er Jahren in den USA und scheint seinen Ursprung in den Arbeiten von Alan van Newkirk, der den Begriff erstmals 1974 verwendete,[1] sowie Peter Berg und Raymond Dasmann.[2] Er war ursprünglich stark von der anarchistischen Tradition San Franciscos beeinflusst.
Begriff
Alan van Newkirk verstand unter einer Bioregion einen ökologischen Lebensraum, in dem "alles Leben, also Menschen Pflanzen und Tiere eine das Überleben sichernde Gemeinschaft bilden" [3]. Bioregionen sind geographische Gebiete, die in Bezug auf natürliche und anthropogener Merkmale eine gewisse Einheit bzw. Untereinheit bilden. An natürlichen Merkmalen sind insbesondere Landschaftsform, Boden, Klima, Pflanzen- und Tierwelt, hydrologischen Eigenschaften wie Wassereinzugsgebiete zu nennen. Aufgrund fließender Übergänge und der Vielzahl natürlicher Parameter werden weitere Merkmale wie soziale Systeme, Religionen, Traditionen, lokale Kulturen oder die Existenz indigener Völker hinzugezogen. [3]
Bioregion und Wirtschaft
Daniel Karsch ordnet Bioregionalismus als Deglobalisierungbewegung ein. [3]. Die Menschen innerhalb einer Bioregion sollen nachhaltig und bevorzugt mit heimischen, insbesondere nachwachsenden Rohstoffen] arbeiten und wirtschaften. Von besonderer Bedeutung sind dabei lokale Handels- und Vertriebsstrukturen sowie politisch dezentrale Strukturen.[3]
Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung ist die ökologische Landwirtschaft und die saisongerechte Vermarktung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse in lokalen Geschäften.
Politische Aspekte
In den Ursprüngen war Bioregionalismus nur ein als Schlagwort für Umwelt- und Friedensaktivisten in Nordamerika von Bedeutung. Heute wird eine breite und weltweite gesellschaftliche Palette sozialer Bewegungen und Konzepte wie Ökofeminismus, soziale Ökologie, Permakultur, linke Gruppierungen und selbst Zen-Buddhismus als Teil der bioregionalen Bewegung betrachtet [3]
Seit Mitte der 1990-er Jahre greifen Publikationen, die der Neuen Rechten angehören, das Thema Bioregionalismus verstärkt in Verbindung mit rechtsesoterischen und geopolitischen Ansätzen mit Europa im Zentrum auf. Danach seien Völker und Stämme als „biologische Gegebenheiten“ wichtiger als politische Größen wie Nation und Staat. In Deutschland haben diesen Ansatz vor allem die "Unabhängigen Ökologen Deutschlands (UÖD)" weiterentwickelt. Henning Eichberg forderte eine „Balkanisierung“ Europas. Statt der Nation stellen die UÖD die Stämme in den Mittelpunkt, die in ihrer Vielfalt wiederum das Volk bilden.[4]
Literatur
- Eduard Gugenberger und Roman Schweidlenka: Bioregionalismus – Bewegung für das 21. Jahrhundert, Packpapier-Verlag 1996, ISBN 3-931504-07-7
- Bernd Hamm, Barbara Rasche: Bioregionalismus: Ein Überblick, Schriftenreihe des Zentrums für europäische Studien der Universität Trier, 2002
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Michael Vincent McGinnis: Bioregionalism. Routledge, 1999, ISBN 9780415154451, S. 22 (online)
- ↑ Berg, Peter and Raymond Dasmann, "Reinhabiting California," The Ecologist 7, no. 10 (1977)
- ↑ a b c d e Karsch, Daniel, Alternativen zur neoliberalen Globalisierung, Verlag Univerlagtuberlin, ISBN 3798321019, 9783798321014, S. 35 (online)
- ↑ Im Februar 1997 führten die UÖD ihr Bundestreffen unter dem Motto „Das zarte Grün der Heimat. Gedanken zum Bioregionalismus“ auf der Jugendburg Ludwigstein durch. Quelle: Blick nach rechts 14/1997