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Rheinmetall 120-mm-Glattrohrkanone

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Leopard 2A6 der Koninklijke Landmacht mit der L/55-Kanone

Die Rheinmetall 120-mm-Glattrohrkanone ist eine Glattrohrkanone im Kaliber 120 Millimeter, die ursprünglich für den Einsatz in mittleren und schweren Kampfpanzern bestimmt ist. Sie wurde vom deutschen Unternehmen Rheinmetall entwickelt und wird heute vom Tochterunternehmen Rheinmetall Waffe Munition, das zur Sparte Rheinmetall Defence gehört, produziert.[1] Lizenzen für die Produktion wurden auch an andere Unternehmen in mehreren Ländern vergeben.

Die Kanone ist die erste moderne Glattrohrkanone, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der westlichen Welt entwickelt wurde, und bildet heute in vielen modernen Kampfpanzern die Hauptbewaffnung. Bisher wird sie in zwei Varianten, der L/44 und der L/55, eingesetzt. Die Entwicklung einer dritten Variante für luftverlastbare Fahrzeuge, die LLR L/47, ist abgeschlossen, wurde aber bisher noch in keinem Waffensystem eingesetzt.

Hintergrund

Prototyp des Leopard 2, für den die Kanone entwickelt wurde

Mit der Verschärfung des Kalten Krieges und dem Auftauchen neuer Kampfpanzer auf Seiten des Warschauer Paktes wuchsen Mitte der 1960er-Jahre auf Seiten der Bundeswehr Zweifel, ob die existierenden Kanonen, insbesondere die weit verbreitete gezogene 105-mm-Kanone Royal Ordnance L7, noch in der Lage wären, diese neuen Gegner erfolgreich zu bekämpfen. Diese Gegner waren insbesondere die T-64- und T-72-Panzer, die mit einer damals neuartigen Verbundpanzerung und 125-mm-Glattrohrkanonen ausgerüstet waren.

Die gemeinsame Entwicklung der USA und Deutschlands für den Kampfpanzer 70 (engl. MBT-70) scheiterte und wurde 1969 eingestellt. Nachdem sich auch die geplante 152-mm-Kanone, die zusätzlich die MGM-51 Shillelagh abfeuern konnte, als der falsche Weg herausstellte, entschloss man sich bei Rheinmetall, einen neuen Weg bei der Entwicklung der Kanone einzuschlagen, der in der Sowjetunion bereits durch die Einführung der 115-mm-Glattrohrkanone (Typ: U-5TS) beim T-62 vorgezeichnet wurde.

Siehe auch: Panzer des Kalten Krieges

Entwicklung und Aufbau

120-mm-Glattrohrkanone L/44

Blick von der Mündung aus in das Rohr einer Rheinmetall 120-mm-Glattrohrkanone

Die 120-mm-Glattrohrkanone L/44 entstand in enger Zusammenarbeit mit der Bundeswehr speziell für den Einsatz im Leopard-2-Kampfpanzer, der sich damals in der Entwicklung befand. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit bei Rheinmetall begann im Jahr 1965 unter der Federführung von Raimund Germershausen[2] und zog sich über zehn Jahre hin.[3] Entwicklungsziel war eine Kanone mit größerem Kaliber als 105 mm, die unter weitestgehender Beibehaltung der Abmessungen, leistungsfähiger und zielgenauer sein sollte.[4] Rheinmetall konnte damals nach zwei Jahren Entwicklungszeit nachweisen, dass die Glattrohrkanone flügelstabilisierte Geschosse mit großer Präzision verschießen konnte. Als die Kanone 1975 fertig war, wurde in einem trinationalen Vergleichsschießen klar, dass sie ihren westlichen Gegenstücken mit gezogenen Läufen, nämlich der US-amerikanischen 105-mm- und der britischen 110-mm-Kanone, überlegen war.[2]

Die Kanone selbst hat ein Kaliber von 120 Millimetern. Die namensgebende Kaliberlänge 44 ergibt damit eine Rohrlänge von 5280 mm, was annähernd der Länge der L7A3 des Leopard 1 entspricht.[5] Das Rohr wiegt dabei 1190 Kilogramm und die komplette Waffenanlage 3780 Kilogramm.

Das Rohr der Glattrohrkanone besteht aus einem kaltgereckten Vollrohr, das für einen Konstruktionsgasdruck von 7100 Bar ausgelegt ist. Für den Stahl wurde ein hochfester, vakuum-umgeschmolzener Stahl verwendet, der eine Autofrettage erhielt.[4] Im Vergleich zur L7A3-Kanone wurde die Dehngrenze des Stahl um mehr als 20 Prozent auf 1030 Newton pro Quadratmillimeter erhöht.[5] Zur Erhöhung der Haltbarkeit ist das Rohr innen hartverchromt. Das Rohr besitzt Rohrschutzhüllen aus doppelwandigen und ausgeschäumten GFK, um die Abweichungen durch Temperaturschwankungen möglichst gering zu halten, was durch eine Verringerung der Rohrmasse zu einer höheren Dynamik der Waffenanlage führt. Der Rauchabsauger ist ebenfalls aus GFK gefertigt. Die Lagerung der Kanone erfolgt über Schildzapfen, der Höhenrichtbereich beträgt beim Einbau im Leopard 2 minus 9 Grad bis plus 20 Grad.[6][7]

Merkava Mk4 mit der L/44-Kanone bei einem Manöver

Der Verschluss der Kanone ist ein Fallkeilverschluss mit vorgesteuerter Öffner- und Auswerfermechanik. Das Schließen erfolgt über eine Schließfeder. Bei Ausfall der Systeme kann der Verschluss auch von Hand geöffnet oder verschlossen werden. Die Abfeuerung der Waffe erfolgt elektrisch, wobei der Schlagbolzen mechanisch zurückgezogen wird. Eine induktive Notabfeuerung mittels Stoßgenerator ist möglich. Die Rücklaufeinrichtung des Rohres besteht aus zwei hydraulischen Rohrbremsen mit einer Bremshöchstkraft von 600 Kilonewton (kN). Der Rücklaufweg des Rohres ist mit nominal 340 mm (maximal 380 mm) äquivalent zur gezogenen 105-mm-Kanone.[6] Die Kanone ist dabei weder mit einer Mündungsbremse noch mit einem Mündungsfeuerdämpfer ausgerüstet.[8]

Die eigentliche Kanone ist Bestandteil einer vollstabilisierten Waffenanlage, die sich durch die große effektive Kampfentfernung, die hohe Trefferwahrscheinlichkeit beim ersten Schuss und eine gute Durchschlagsleistung auch gegen moderne Verbund- oder Reaktivpanzerungen auszeichnet. Die Kosten der gesamten Waffenanlage lagen laut ursprünglicher Preisaufstellung bei rund sieben Prozent der Gesamtkosten des Leopard 2.[9]

Da die Munition, die parallel zur Waffenanlage von Rheinmetall mitentwickelt wurde, nicht den stabilisierenden Drall eines Laufes mit Zügen und Feldern erhält, wird sie über ein Leitwerk als Aluminium (bei neueren Munitionsarten aus Stahl) stabilisiert. Die Mündungsgeschwindigkeit beträgt mit Wuchtgeschossen, beispielsweise der DM 33, bis zu 1640 Meter pro Sekunde (m/s). Die Mündungsenergie des Geschosses liegt damit bei rund 9,8 Megajoule (MJ).[10] Die Lebensdauer des Rohres wurde ursprünglich mit 500 „Standardschuss“ spezifiziert.[6] Durch die Verwendung anderer Munitionssorten, höherer Gasdrücke und abrasiverer Treibladungen sinkt die Lebensdauer allerdings auf unter 300 Schuss.

Der erste Lizenznehmer der L/44 war General Dynamics, die sie als M256 bei der „A1“-Version des M1 Abrams einführte. Sie ersetzte dort die gezogene 105-mm-Kanone M68A1. Die L/44-Kanone ist auch zur Nachrüstung und damit Kampfwertsteigerung von Leopard-1-Kampfpanzern, die ebenfalls mit einer gezogenen 105-mm-Kanone L7 ausgestattet sind, geeignet.[3]

120-mm-Glattrohrkanone L/55

Leopard 2A6M des deutschen Heeres mit der L/55-Kanone

Durch die Weiterentwicklung des internationen Panzerbaus mit der Einführung wirkungsvoller Reaktivpanzerungen in den 1980er-Jahren und die Entwicklung von rohrverschießbaren Lenkwaffen mit einer Reichweite von bis zu fünf Kilometern wurde eine Verbesserung der Feuerkraft für die Bundeswehr unumgänglich. Nachdem die Entwicklung von Rheinmetall für eine noch leistungsfähigere 140-mm-Glattrohrkanone, der sogenannten NPzK-140, keine Aussicht auf eine Serienreife hatte, wurde entschieden, die L/44 weiter zu entwickeln.[11]

Die Weiterentwicklung der L/44 wurde die L/55. Sie ist nicht nur um 25 Prozent länger und ermöglicht eine noch höhere Mündungsgeschwindigkeit, sondern brachte auch andere Weiterentwicklungen mit sich. Die L/55 ist so konstruiert, dass sie gemäß dem Interface Control Document (ICD) eine identische Geometrie der Kammer aufweist wie die L/44 und mindestens für die gleichen Gasdrücke geeignet ist.[12] Damit kann Munition der L/44 auch in der L/55 verwendet werden. Außerdem war ein Entwicklungsziel, dass die neue Kanone ohne große Änderungen in den Serienturm des Leopard 2 nachgerüstet werden kann.[11] Im Jahr 1998 war sie schließlich für den Einsatz verfügbar, nachdem Rheinmetall 1997 die Erprobung zusammen mit der DM-53-Munition (auch LKE II genannt) abgeschlossen hatte.[2] Die Rohre sind ausschließlich eine Neukonstruktion, eine Verlängerung der L/44 Rohre ist nicht möglich. Die Nebeneffekte der Kopflastigkeit, das ungünstige Fahrverhalten im Gelände und bebauten Gebieten sowie die häufigere Überprüfung der Justierung mittels Feldjustieranlage wurde als vertretbar eingestuft.

Die L/55 ist für größere Gasdrücke ausgelegt, ermöglicht dadurch eine noch höhere Mündungsgeschwindigkeit und damit Durchschlagsfähigkeit der Geschosse. Außerdem wurden die Außengeometrie (Wandstärke) des Rohres sowie die Fertigungsabläufe optimiert, um das sonst ungünstige Schwingungsverhalten der Waffe bei der Schussabgabe zu verbessern. So erhält auch der hintere Teil der L/55 nun eine zweistufige Autofrettage.[11] Auf eine Hartverchromung der Laufverlängerung im Mündungsbereich wird aufgrund der Erkenntnisse über die beim Schuss entstehenden und die Lebensdauer der Verchromung beeinträchtigenden Transversalwellen verzichtet. Für die L/55 wurde auch die Feldjustieranlage weiterentwickelt, die durch eine Änderung des Feldjustierspiegels an der Rohrmündung einen besseren Schwingungsausgleich bietet. Mit der Feldjustieranlage kann der Richtschütze die Justierung der Waffenanlage überprüfen und die Veränderungen des Seelenrohres ermitteln und korrigieren.

Angepasst wurden ebenfalls die Bremskraft der Rohr-Rücklaufbremse von 600 kN auf 900 kN, die Schildzapfenlagerung im Turm sowie die Feuerleit- und Waffennachführanlage.[13] Von der alten Serienwaffe wurden bei der Umrüstung das Wiegerohr, der Rauchabsauger, das Bodenstück und der Verschlusskeil übernommen. Die Wärmeschutzhülle wurde entsprechend verlängert.

Die L/55-Variante hat ebenfalls das Kaliber 120 mm, die Länge beträgt aber 55 Kaliberlängen und damit 6600 mm. Sie ist damit 1300 mm länger als ihr Vorgänger. Das Rohr wiegt bei der L/55 1374 kg und die komplette Waffenanlage 4160 kg. Mit der neu für die L/55 entwickelten DM-53-Munition wird so eine Mündungsgeschwindigkeit von über 1750 m/s erreicht, was mehr als fünffacher Schallgeschwindigkeit entspricht. Durch die Erhöhung des Penetratorgewichtes und der Mündungsgeschwindigkeit wird damit eine Mündungsenergie von rund 13 MJ erzielt, was einer Steigerung um merh als 30 Prozent gegenüber der Kombination L/44 mit DM 33 entspricht.[10] Laut Angaben der Bundeswehr kann damit eine Durchschlagsleitung von 810 mm Panzerstahl auf eine Entfernung von 2000 m erreicht werden.[14]

Mündung einer L/55 an einem Leopard 2E. Auffallend und ein weiteres markantes Detail ist die Neukonstruktion des Feldjustierspiegels.

Prinzipiell kann jeder Panzer, der mit der L/44-Kanone ausgerüstet ist, auf die L/55 umgerüstet werden. Eine Ausnahme bildete hier der M1A1/M1A2 Abrams. Durch die eigene Weiterentwicklung durch General Dynamics und die damit verbundene konstruktive Auslegung führte die L/55 zu erheblichen, schwingungstechnischen Problemen. So erhielt das U.S. Army Tank-Automotive and Armaments Command (TACOM) 1998 im Rahmen des Forschungsprojekt zum Advanced Tank Armament System (ATAS) neben drei L/55 die Erlaubnis zur Lizenzfertigung von weiteren zwölf Rohren, die ab 1999 als M256 E1 für Einbauuntersuchungen genutzt wurden.[8] Nach umfangreichen Änderungen an der Waffenwiege und der elektro-hydraulischen Waffennachführanlage führte die US Army ausgiebige Schwingungstests durch, die dann aber eine Systemverträglichkeit ergaben. Aufgrund der Verwendung von KE-Munition aus abgereichertem Uran mit der L/44 erwies sich jedoch die L/55 mit Wolframcarbid-Munition im Bezug der endballistischen Leistung als gleichwertig, worauf die USA bis heute (2008) auf eine Einführung verzichteten.[15]

Am britischen Challenger 2, der bisher mit der konventionellen gezogenen L30-Kanone im Kaliber 120 mm ausgestattet ist, wird derzeit die L/55 im Rahmen des Challenger Lethality Improvement Programme (CLIP) erprobt.[16]

120-mm-Glattrohrkanone LLR L/47

Die Rh 120 LLR L/47 ist eine Weiterentwicklung der eingeführten 120-mm-Kanonen mit 47 Kaliberlängen und damit einer Rohrlänge von 5640 mm. LLR steht dabei für Light-Low Recoil (deutsch etwa: leicht, geringer Rückstoß).[17] Die verwendete Technologie und Teile der Materialien, wie der Vergütungsstahl des Rohres und Bodenstückes, wurde aus dem eingestellten Projekt von Rheinmetall zur Entwicklung der NPzK-140,[18] auf das kleinere 120-mm-Kaliber portiert.[19]

Die LLR wurde entwickelt, um die Feuerkraft und damit Durchschlagsfähigkeit der bekannten 120-mm-Glattrohrkanonen auf ein leichteres und damit luftverlastbares Waffensystem zu übertragen. Aufgrund des geringeren zulässigen Gesamtgewichts und der damit schwächeren Struktur des Trägerfahrzeuges sind umfangreiche Maßnahmen an der Waffenanlage wie beispielsweise die Verringerung von Gewicht und Rückstoß notwendig, um sie einsetzen zu können. So wurde bei der LLR der Rückstoß im Vergleich zur L/44 um 40 Prozent und das Gewicht der rücklaufenden Massen um 10 Prozent verringert. Damit einhergehend ist allerdings auch eine Verlängerung des Rücklaufes der Kanone bei der Schussabgabe. Sie ist weiterhin kompatibel zu den für die L/44 und L/55 eingeführten Munitionen, da auch sie dem ICD entsprechend konstruiert ist.

Munition

M829-Munition (APFSDS)

Entwicklung und Technik der Munition

Zur Vereinfachung der Bedienung und Verminderung von Störungen im Ausstoß der Munition wurde von Anfang an die Forderung nach einer hülsenlosen Munition aufgestellt, da nur so keine große Patronenhülse ausgestoßen werden muss, um die Kanone neu zu laden. Darüber hinaus konnte so eine Optimierung der Munition durch eine Erhöhung des Treibsatzes (auch „Antrieb“ genannt) erreicht werden, weil die abbrennende Hülse praktisch zum Teil des Antriebes wird. Die Munition wurde daher mit einer verbrennbaren Hülse entwickelt.[4] Die Hülse besteht aus einer Mischung von Zellulose, Nitrozellulose, Harz und stabilisierenden Zusätzen. Im Gegensatz zu der anfänglichen US-amerikanischen Munitionsentwicklung entschloss man sich bei Rheinmetall früh, einen Hülsenboden, den sogenannten „Hülsenstummel“, aus Stahl zu verwenden.[20] Trotz des größeren Kalibers und der höheren Leistungsfähigkeit ist die Länge und das Gewicht der neuen Munition nicht größer, als der alten 105-mm-Munition. Der Hauptgrund dafür liegt in der Weiterentwicklung des Antriebes und damit der Verwendung eines hochkalorigen Treibmittels.[5]

Diese Munition bietet neben der höheren Leistungsfähigkeit weitere Vorteile im Vergleich zur Patronenmunition mit Hülse: Zum einen ist die Beschusssicherheit besser, zum anderen ist die Munition wesentlich robuster; so ist die hülsenlose 120-mm-Munition selbst nach einem Fall aus eine Höhe von 2 m noch lade- und beschussfähig.[21]

Alle drei Varianten der Glattrohrkanone können eine Vielzahl von unterschiedlichen Munitionstypen und -arten verschießen, solange sie auf dem 120-mm-NATO-Standard für Glattrohrkanonen, dem STANAG 4385, basieren.[8] Da die 120-mm-Glattrohrkanone ursprünglich für den Feuerkampf von Kampfpanzern in den Einsatzszenarien des Kalten Krieges entwickelt wurde, lag der Schwerpunkt früher auf den panzerbrechenden Wuchtgeschossen und der Hohlladungsmunition.

Im Rahmen der heute vorhandenen Bedrohungssituation der asymmetrischen Kriegsführung und der veränderten Umgebungsbedingungen, wie sie beim Häuserkampf vorliegen, werden neue Munitionsarten entwickelt und eingeführt.

Munitionstypen

Verschossen werden unter anderem panzerbrechende Munition wie

  • APFSDS (Armour-Piercing Fin-Stabilized Discarding Sabot): Ein unterkalibriges Wuchtgeschoss, das einen schweren pfeilartigen Penetrator verschießt und durch seine kinetische Energie wirkt. Sie nutzen dabei einen Penetrator aus abgereichertem Uran (wie in der US-Armee) oder gesintertem Wolframcarbid (beispielsweise bei der Bundeswehr). Die Abdichtung des im Durchmesser kleineren Geschosses gegenüber dem Rohr übernimmt der Treibkäfig (heute aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff), der sich nach dem Austritt aus dem Lauf durch den erhöhten Luftwiderstand ablöst.
    Rheinmetall entwickelte im Laufe der Jahre die DM-13-, DM-23- und DM-33-Serien, die heute außer der DM 33 nicht mehr eingesetzt werden. Die Bundeswehr verwendet heute zusammen mit der L/55 die ebenfalls von Rheinmetall stammende DM-53/63-Munition.[22] Die DM 63 unterscheidet sich von der DM 53 nur leicht, ist aber mit einen temperaturunabhängigen Antrieb (TIPS = Temperature Independent Propulsion Systems) gebaut, welcher auf der SCDB-Technologie (Surface Coated Double Base Propellant, dt. etwa oberflächen-beschichteter doppel-basischer Antrieb) basiert.
    Die US-amerikanische APFSDS-Variante M829A1 wurde im Zweiten Golfkrieg bekannt durch ihre Wirksamkeit gegen die irakischen Panzer. Sie bekam daher von Panzerbesatzungen im Golfkrieg aufgrund ihrer Effektivität und als perfekter Problemlöser, hauptsächlich gegen den T-72, den Spitznamen „Silver Bullet“ (dt.: Silberkugel).[23]
  • HEAT (High-Explosive Anti-Tank): Geschosse, die nach dem normalen Hohlladungsprinzip arbeiten und mit Aufschlagzünder versehen sind
  • HEAT MP-T (High-Explosive Anti-Tank Multi Purpose – Tracer): Ein Hohlladungsmehrzweckgeschoss für leichte Bodenziele und langsame, niedrigfliegende Luftziele. Eine weitere inoffizielle Bezeichnung, vor allem für die amerikanische Variante M830 ist MPAT (Multi-Purpose Anti-Tank).[24][25]
  • HE (High-Explosive): Die klassische Sprenggranate, jedoch durch einen Zeitzünder mit Aufschlagfunktion an die Gefechtssituationen im 21. Jahrhundert angepasst; sie ist eine Reaktion auf die Schutztechnologie gegen Hohlladungsgeschosse. Sie wird unter anderem gegen leicht gepanzerte Transportfahrzeuge, Infanterie und befestigte Stellungen eingesetzt.[26]
M1A1 Abrams beim Abfeuern der lizenzgefertigten M256-Kanone

Lenkflugkörper

  • LAHAT (Laser Homing AntiTank missile): LAHAT ist eine lasergesteuerte Rakete der Israel Aerospace Industries mit einer effektiven Reichweite von mehr als 6000 Metern, die aus der Bordkanone oder aus einem positionsunabhängigen Startgerät verschossen wird. Als Nutzer ist vor allem die israelische Armee bekannt.[27]

oder für den Kampf im urbanen Umfeld

  • PELE (Penetrator mit Erweitertem Lateral-Effekt, engl. Penetrator with Enhanced Lateral Effect): Eine Art Umbausatz für HE- oder KE-Geschosse, der für den Kampf im städtischen Umfeld entwickelt wurde. Durch die Verwendung zweier Materialien unterschiedlicher Dichte ist es möglich, im Ziel auch ohne Sprengstoff oder Zünder eine entsprechende Wirkung zu erzielen. Die Durchschlagsleistung, Ansprechempfindlichkeit und Splitterleistung ist laut Hersteller dabei höher als bei konventioneller Munition, jedoch mit einem geringeren Risiko eines Begleitschadens.[28]
  • Canister: Eine Art großkalibrige Schrotpatrone, gefüllt mit Wolframkugeln; sie wird gegen weiche Ziele, eingegrabene Infanterie oder auch gegen Gebäude eingesetzt (siehe auch Kartätsche)

In der Entwicklung befindet sich derzeit die

Übersicht der Nutzer

Nutzer L/44

  • Chile Chile: Leopard 2A4CHL, überholte und umgerüstete Bestände der Bundeswehr
  • Danemark Dänemark: Leopard 2A5DK, teilweise aus Bundeswehr-Beständen
  • Deutschland Deutschland: Leopard 2 bis einschließlich der A5-Ausführung[29]
  • Finnland Finnland: Leopard 2A4FIN, alle aus Bundeswehr-Beständen (nur leicht umgerüstet)
  • Israel Israel: Merkava Mk 3 und Mk 4, ursprünglich von Rheinmetall importiert, später Lizenzfertigung durch Israel Military Industries (IMI) unter der Bezeichnung MG251 (Merkava Mk. 3) und MG253 (Merkava Mk. 4).
  • Japan Japan: Typ 90: Lizenzfertigung der L/44 [30] und Typ 10: geplanter Einsatz der lizenzgefertigten L/44
  • Niederlande Niederlande: Leopard 2 bis A5
  • Norwegen Norwegen: Leopard 2A4NO, von den Niederlanden übernommene Panzer
  • Polen Polen: Leopard 2A4, aus Bundeswehr-Beständen
  • Schweiz Schweiz: Panzer 87 Leopard (vergleichbar Leopard 2A4), Lizenzfertigung der Kanone durch K+W Thun[31][32]
  • Schweden Schweden: Stridsvagn 122, eine Sonderversion des Leopard 2A5
  • Singapur Singapur: Leopard 2A4
  • Korea Sud Südkorea: K1 Typ 88: Ausgestattet mit der M256, die in Lizenz in Südkorea produziert wird
  • Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten: M1A1/M1A2 Abrams: Lizenzversion M256 von General Dynamics Landsysteme. Hauptbewaffnung des M1 Abrams seit der Version M1A1[33]

Nutzer L/55

Literatur

  • Laurent F. Carrel, Die Schweizer Armee heute – auf dem Weg zur „Armee95“: Das aktuelle Standardwerk über die schweizerische Landesverteidigung, Ott, Bern 1992, ISBN 3-7225-6852-8.
  • Rolf Hilmes, Kampfpanzer heute und morgen: Konzepte – Systeme – Technologien, Motorbuchverlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-613-02793-0.
  • Paul-Werner Krapke: Leopard 2 sein Werden und seine Leistung, Books on Demand GmbH, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1425-1.
  • Frank Lobitz: Kampfpanzer Leopard 2: Entwicklung und Einsatz in der Bundeswehr. Jochen Vollert – Tankograd, Erlangen 2009, ISBN 978-3-936519-08-0.
Commons: Rheinmetall 120-mm-Glattrohrkanone – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rheinmetall Waffe Munition GmbH. Rheinmetall Defence, abgerufen am 24. Oktober 2009.
  2. a b c d Rheinmetall.de mit Auszügen aus der Geschichte von Rheinmetall und der Bundeswehr (abgerufen am 25. Januar 2009)
  3. a b Information zur 120-mm-Glattrohrkanone L/44 auf der Webseite von Rheinmetall Defence (abgerufen am 25. Januar 2009)
  4. a b c Paul-Werner Krapke: Leopard 2 sein Werden und seine Leistung, Seite 97, Books on Demand GmbH, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1425-1
  5. a b c Paul-Werner Krapke: Leopard 2 sein Werden und seine Leistung, Seite 99, Books on Demand GmbH, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1425-1
  6. a b c Paul-Werner Krapke: Leopard 2 sein Werden und seine Leistung, Seite 98, Books on Demand GmbH, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1425-1
  7. Angaben zum Richtbereich auf WaffenHQ (abgerufen am 25. Januar 2009)
  8. a b c Daten zur M256 auf Inetres.com (engl., abgerufen am 25. Januar 2009)
  9. Paul-Werner Krapke: Leopard 2 sein Werden und seine Leistung, Seite 125, Books on Demand GmbH, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1425-1
  10. a b Paul-Werner Krapke: Leopard 2 sein Werden und seine Leistung, Seite 9 der Ergänzung von Rolf Hilmes, Books on Demand GmbH, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1425-1
  11. a b c Paul-Werner Krapke: Leopard 2 sein Werden und seine Leistung, Seite 8 der Ergänzung von Rolf Hilmes, Books on Demand GmbH, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1425-1
  12. Webseite Army-Guide zur L/55 (engl., abgerufen am 25. Januar 2009)
  13. Information zur 120-mm-Glattrohrkanone L/55 auf der Website von Rheinmetall Defence (abgerufen am 25. Januar 2009)
  14. Typenblatt des Leopard 2 (pdf-Datei, 1,24 MB. Bundeswehr, abgerufen am 19. Oktober 2009.
  15. Rolf Hilmes, Kampfpanzer heute und morgen, Leistungsgesteigerte 120-mm-Glattrohrkanone, Seite 231 Motorbuchverlag ISBN 978-3-613-02793-0
  16. Rolf Hilmes: Kampfpanzer heute und morgen: Konzepte – Systeme – Technologien. Motorbuchverlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-613-02793-0, S. 56.
  17. Pressemitteilung auf Army Technologie zur LLR L/47 (engl., abgerufen am 25. Januar 2009)
  18. Daten zur NPzK-140 auf Jane's (engl., abgerufen am 25. Januar 2009)
  19. Information zur 120-mm-Glattrohrkanone LLR L/47 auf der Website von Rheinmetall Defence (abgerufen am 25. Januar 2009)
  20. Paul-Werner Krapke: Leopard 2 sein Werden und seine Leistung, Seite 30, Books on Demand GmbH, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1425-1
  21. Paul-Werner Krapke: Leopard 2 sein Werden und seine Leistung, Seite 100, Books on Demand GmbH, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1425-1
  22. Info zur DM 63 auf Rheinmetall Defence(abgerufen am 25. Januar 2009)
  23. FAS.org mit Silver-Bullet-Information (engl., abgerufen am 25. Januar 2009)
  24. FAS.org mit Info zur M830 (engl.)
  25. 120-mm-HEAT MP-T auf der Webseite von Rheinmetall Defence (abgerufen am 25. Januar 2009)
  26. Rheinmetall Defence mit Info zur 120-mm-HE (abgerufen am 25. Januar 2009)
  27. LAHAT auf der Webseite von Rheinmetall Defence (abgerufen am 25. Januar 2009)
  28. Information auf der Website von Rheinmetall Defence zur PELE-Munition (engl., abgerufen am 25. Januar 2009)
  29. Leopard 2 und Info zur Kanone auf FAS.org (engl., abgerufen am 25. Januar 2009)
  30. Einsatz der 120-mm-Kanone im Type 90 auf History of War (engl., abgerufen am 25. Januar 2009)
  31. Laurent F. Carrel, Die Schweizer Armee heute - auf dem Weg zur „Armee95“, Seite 159, 12. Auflage 1992, ISBN 3-7225-6852-8
  32. Paul-Werner Krapke: Leopard 2 sein Werden und seine Leistung, Seite 202, Books on Demand GmbH, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1425-1
  33. M256-Info aus FAS.org (engl., abgerufen am 25. Januar 2009)
  34. a b Paul-Werner Krapke: Leopard 2 sein Werden und seine Leistung, Seite 13 der Ergänzung von Rolf Hilmes, Books on Demand GmbH, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1425-1

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