Diskussion:Resafa

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Letzter Kommentar: vor 15 Jahren von Bertramz in Abschnitt Datierungen und andere Vermutungen

Datierungen und andere Vermutungen

Lieber Bertramz, zunächst vielen Dank für die Bearbeitung der Resafa Seite. Dein Beitrag ist gut recherchiert. Unfair finde ich, dass Du meine Beiträge samt Quellenangaben enfach gelöscht hast ohne vorher die Diskussion zu suchen.

An die IP: 1) Solange Walter Karnapp als Quelle zur Verfügung steht, besteht kein Grund, die assyrischen und biblischen Namen nicht zu erwähnen.

Walter Karnapp war Architekt und verdienter Mitarbeiter der ersten Resafa Mission unter Kollwitz. Der Bezug von Resafa auf assyrische Quellen und die Bibel ist bereits vor Karnapp in der Literatur aufgetaucht (etwa A. Musil, Palmyrene, 260). Der Ortsname Resafa kommt häufiger vor und so ist es problematisch, Quellen, die nur den Ortsnamen erwähnen, aber nicht, wo der Ort genau liegt, auf Resafa-Sergiupolis zu beziehen. Die frühesten archäologischen Funde datieren in die 70er Jahre des 1. Jahrhunderts.

2) Datierung Basilika A: ich habe mich durch das großformatige Buch von Thilo Ulbert 1986 durchgearbeitet. Er hat jeden einzelnen Stein beschrieben. Eine gründlichere Untersuchung zu egalwas habe ich selten in den Fingern gehabt. Dagegen finden sich bei Gunnar Brands nur haufenweise Einschätzungen, Vermutungen und ästhetische Vergleiche des Augenscheins, die allgemein vorsichtig formuliert werden. Ulbert scheint mir der Exaktere von beiden zu sein, der im Gegensatz zu Brands gegraben hat.

Richtig, Tilo Ulbert hat eine sehr wichtige und gründliche Arbeiten nicht nur zur 'Basilika A' vorgelegt. G. Brands hat übrigens in seinem Auftrag an den Grabungskampagnen in Resafa teilgenommen und über das Mittel der Stilanalyse der Bauplastik die Datierungen der Kirchen und des Nordtores weiter präzisieren können (Resafa VI). Zu bedenken gilt: Ulbert bezieht sich bei seiner Datierung auf eine im Chorraum der Kirche in sekundärer Versetzung aufgefundene Inschrift. Gründungsinschriften syrischer Kirchen sind normalerweise nicht in dieser Stituation versetzt, sondern eher, wie die Gründungsinschrift der Basilika B, die später gefunden worden ist, über einem der Portale. Darüber hinaus wäre die Datierung einer Weitarkadenbasilika nach der Mitte des 6. Jh. ehr ungewöhnlich.

3) Extra muros: das "Prätorium" habe ich relativiert. "Kirche als weltliche Versammlungsstätte" (??) verstehe ich nicht. Nach persönlichem Augenschein möchte ich Kirche oder Moschee definitiv ausschließen. -- Bertramz 17:46, 26. Okt. 2009 (CET)Beantworten

Die These vom "Prätorium" geht auf J. Sauvaget (Les Ghassanides et Sergiopolis, Byzantion 14, 1939, 115 ff.) zurück. Sie ist besonders beliebt, da der Bau in Resafa scheinbar das einzige wirklich nachweisbare Ghrassanidische "Prätorium" ist. Leider hat Sauvaget, um die These zu belegen, den Grundriss des Gebäudes manipuliert. Auch dazu gibt es einen sehr schönen Aufsatz von Brands (Der sogenannte Audienzsaal des al-Mundir in Resafa, Damaszener Mitteilungen 10, 1998, 211 ff.). Brands kommt hier zu dem Ergebnis, dass einerseits nichts gegen die Interpretation des Bauwerkes als Kirche spricht, es aber auf der anderen Seite überhaupt keine Anhaltspunkte dafür gibt, das Gebäude als "Prätorium" anzusprechen. Auf diesen Artikel hat E. K. Fowden reagiert (An Arab building at al-Rusafa-Sergiopolis, Damaszener Mitteilungen 12), eine der besten Kennerinnen der Ghassaniden. Sie erklärt, dass die Ghassanidenfürsten, der ja keinen ganzjährig festen Wohnsitz/Residenz hatte, für Audienzen oder Versammlungen durchaus auch Kirchen verwenden konnten.