Lothar Matthäus

deutscher Fußballspieler, -trainer und TV-Experte
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Oktober 2009 um 05:37 Uhr durch 200.114.246.199 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Lothar Herbert Matthäus (* 21. März 1961 in Erlangen) ist ein deutscher Fußballtrainer und ehemaliger Fußballspieler.

Lothar Matthäus
Personalia
Voller Name Lothar Herbert Matthäus
Geburtstag 21. März 1961
Geburtsort ErlangenDeutschland
Größe 174 cm
Position Mittelfeldspieler/Libero

Der frühere Mittelfeldspieler und Libero ist Rekordnationalspieler der Nationalmannschaft, sein größter Erfolg war der Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1990. Darüber hinaus wurde er Europameister, mehrfach deutscher Meister, Pokalsieger und italienischer Meister.

Spieler

Vereinskarriere

Matthäus startete seine Karriere beim FC Herzogenaurach, spielte für Borussia Mönchengladbach (1979–1984) in der Bundesliga, erlebte seine Karrierehöhepunkte beim FC Bayern München (1984–1988, 1992–2000) und von 1988 bis 1992 bei Inter Mailand in Italien. Seine aktive Karriere ließ er 2000 in den USA bei den New York New Jersey MetroStars ausklingen.

In der Saison 2004/05 gab Matthäus ein kurzzeitiges Comeback im Stadtpokal-Halbfinale für den 1. FC Lokomotive Leipzig; dieses Spiel blieb jedoch sein einziges für die Loksche.

Nationalmannschaft

Datei:Bundesarchiv Bild 183-1990-0821-011, Lothar Matthäus, Ulf Kirsten, Fußballer des Jahres.jpg
Matthäus (links) 1990 zusammen mit Ulf Kirsten bei der Ehrung zu Deutschlands Fußballer des Jahres.

Matthäus spielte zunächst als Mittelfeldspieler und später als Libero von 1980 bis 2000 150 Mal (23 Tore) für die Deutsche Fußballnationalmannschaft.

Matthäus stand bei der Europameisterschaft 1980 im Kader der deutschen Mannschaft, die das Turnier in Italien durch ein 2:1 gegen Belgien im Finale gewann und ist damit Europameister geworden. Er kam allerdings nur zu einem Einsatz, als er beim 3:2 gegen die Niederlande in der Vorrunde beim Stand von 3:0 eingewechselt (sein erster Länderspieleinsatz überhaupt) wurde. Dabei verursachte er durch ein Foul an Johnny Rep einen Elfmeter.

Zudem wurde er Vizeweltmeister 1982 und 1986. Im WM-Turnier 1986 kam Matthäus in allen Spielen zum Einsatz, wobei er im Achtelfinale gegen Marokko in der 88. Minute per Freistoß den 1:0 Siegtreffer erzielte.

1990 wurde er als Kapitän der Nationalelf Weltmeister. Matthäus nahm an allen Spielen des Turniers teil und erzielte drei Tore in der Vorrunde und den Siegtreffer im Viertelfinale per Foulelfmeter gegen die Tschechoslowakische Fußballnationalmannschaft. Die DFB-Auswahl schlug die Argentinier im Finale in Rom mit 1:0.

Im April 1992 erlitt Matthäus einen Kreuzbandriss und konnte nicht an der Europameisterschaft teilnehmen.

Nach einem Riss der Achillessehne, den Matthäus am 25. Januar 1995 bei einem Testspiel gegen Arminia Bielefeld erlitt, war er länger verletzt und erst zur EM 1996, zu der er jedoch nicht nominiert wurde, wieder fit. Matthäus hatte sich mit Bundestrainer Berti Vogts überworfen, dessen engster Vertrauter in der Mannschaft Kapitän Jürgen Klinsmann war. Zwischen Matthäus und Klinsmann, die zu dieser Zeit bei Bayern München, wie schon vorher bei Inter Mailand, in einem Verein spielten, herrschte ein erheblicher Konflikt. Im Sommer 1996 veröffentlichte Matthäus in der „Bild“-Zeitung ein „geheimes Tagebuch“, in dem er Interna aus der Bayern-Mannschaft, insbesondere von Klinsmann, öffentlich machte. Dies führte zu seiner Absetzung als Kapitän des FC Bayern München. In den folgenden beiden Spielzeiten konnte Matthäus wieder an seine alten Leistungen anknüpfen und war einer der besten Spieler der Bundesliga. Nach der verletzungsbedingten Absage von Matthias Sammer für die WM 1998 und einer Pro-Matthäus-Kampagne der „Bild“-Zeitung holte Bundestrainer Berti Vogts ihn kurz vor dem Turnier in den Kader. Im Anschluss an die enttäuschende WM übernahm Erich Ribbeck den Posten des Bundestrainers und überredete Matthäus, seine Karriere in der Nationalmannschaft fortzusetzen.

Bereits vor der EM 2000 gab Matthäus bekannt, nach dem Turnier aus der Nationalmannschaft auszuscheiden. Nach dem schlechten Abschneiden der deutschen Elf wurde Matthäus in der Presse stark kritisiert. Das letzte Gruppenspiel gegen Portugal war sein letztes Länderspiel. Damit war er über 20 Jahre, so lang wie kein anderer Nationalspieler, in der Nationalmannschaft aktiv.

Trainer

Seit der Saison 2001/02 ist Matthäus als Trainer tätig.

Rapid Wien

Seine erste Station war der SK Rapid Wien (6. September 2001–10. Mai 2002). Mit den Wienern erreichte er den achten Tabellenplatz – die schlechteste Platzierung seit der Einführung der österreichischen Meisterschaft 1911 für den Verein. Anschließend wurde er wegen öffentlich getätigten, vereinsschädigenden Aussagen entlassen, ohne dass sein restliches Gehalt ausgezahlt wurde. Ein Versuch von Matthäus, das Gehalt und zusätzliche Gelder vom Verein wegen Rufschädigung einzuklagen (insgesamt ca. 2 Mio. Euro), schlug fehl.

Partizan Belgrad

Seine nächste Trainerstation war der FK Partizan Belgrad (22. Dezember 2002–13. Dezember 2003). Die Belgrader führte er zur Meisterschaft in Serbien-Montenegro und schaffte anschließend mit der Mannschaft auch die Qualifikation zur Champions League (u. a. über Newcastle United).

Nationaltrainer Ungarn

Vom 1. Januar 2004 bis zum 31. Dezember 2005 war Matthäus Nationaltrainer der ungarischen Fußballnationalmannschaft. In dieser Zeit konnte Matthäus einen Achtungserfolg erzielen, als Ungarn die DFB-Auswahl in einem Länderspiel anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des WM-Endspiels von 1954 in Bern am 6. Juni 2004 in Kaiserslautern mit 2:0 bezwang. Die Qualifikation für die WM 2006 in Deutschland wurde jedoch – allerdings in einer starken Qualifikationsgruppe – deutlich verfehlt.

2005 war Matthäus für den TV-Sender RTL 2 als Trainer der Amateurmannschaft Borussia Banana tätig.

Clube Paranaense/Brasilien

Ab Februar 2006 trainierte er kurzzeitig den brasilianischen Fußballclub Clube Atlético Paranaense und verkündete nach nur etwas mehr als einem Monat aus familiären Gründen während eines Heimaturlaubs in Europa seinen Rücktritt. Kurz zuvor hatte Matthäus aufgrund einer Schiedsrichterbeleidigung eine 30-tägige Sperre hinnehmen müssen.

Red Bull Salzburg

Im Mai 2006 unterschrieb er einen Vertrag beim FC Red Bull Salzburg und war als Co-Trainer an der Seite von Giovanni Trapattoni tätig, bis der Vorstand die Zusammenarbeit am 12. Juni 2007 wegen „unterschiedlicher Auffassungen“ beendete.

Maccabi Netanya/Israel

Mitte April 2008 unterschrieb Matthäus einen Zweijahres-Vertrag beim israelischen Erstligisten Maccabi Netanya. Er trat seine neue Trainerstelle im Juli 2008 an. Ende April 2009 gab Maccabi Netanya bekannt, dass der bis 2010 datierte Vertrag mit Lothar Matthäus zum Saisonende aufgelöst werde. Grund hierfür war nach offiziellen Angaben die wirtschaftliche Situation des Vereins.

Im Juni 2009 wurde Matthäus vom ungarischen Verein FC Fehérvár umworben, der ihm einen Zweijahresvertrag mit Option auf ein drittes Jahr anbot. Letztlich konnten sich beide Seiten aber nicht auf einen Vertrag einigen. [1]

Privates

Der gelernte Raumausstatter hat drei Kinder; zwei Töchter aus der Ehe mit seiner ersten Ehefrau Sylvia (1981–1992) und einen Sohn aus der zweiten Ehe mit Lolita Morena (1994–1999). Ab November 2003 war Loddar, wie Matthäus in den Boulevardmedien häufig genannt wird, in dritter Ehe mit der Serbin Marijana Kostić verheiratet. Ende November 2007 wurde die Trennung bekannt gegeben. Kurz darauf machte er seine Beziehung mit der 26 Jahre jüngeren gebürtigen Ukrainerin Liliana (Kristina Liliana Tchoudinova) öffentlich. Am 1. Januar 2009 heiratete er sie in Las Vegas. Es ist seine vierte Ehe.[2]

Erfolge

Mit Vereinen

Nationale Meisterschaften

Nationale Pokalwettbewerbe

Europäische Pokalwettbewerbe

  • UEFA-Pokal-Finalist 1980 mit Borussia Mönchengladbach (Eintracht Frankfurt unterlegen)
  • UEFA-Pokal-Sieger 1991 mit Inter Mailand, 1996 mit dem FC Bayern München

Die Champions League ist, neben dem Europapokal der Pokalsieger, der einzige wichtige Pokal, den Matthäus in seiner Karriere nicht gewann: 1987 erreichte er zwar das Finale des Europacups der Landesmeister und 1999 das Finale der UEFA Champions League, scheiterte allerdings mit dem FC Bayern zuerst gegen den FC Porto, und 12 Jahre später gegen Manchester United.

Mit der Nationalmannschaft

Er wurde 1980 Fußball-Europameister, 1982 und 1986 Vizeweltmeister und 1990 als Kapitän der Nationalmannschaft Fußball-Weltmeister.

Persönliche Ehrungen

Matthäus ist (einziger deutscher) Weltfußballer des Jahres 1990 (inoffiziell) und 1991, Europas Fußballer des Jahres 1990 und deutscher Fußballer des Jahres 1990 und 1999. Außerdem wurde er in die FIFA 100, eine 2004 von der FIFA herausgegebene Liste mit den 125 besten lebenden Fußballern, aufgenommen.

Lothar Matthäus wurde am 27. April 2001 nach Fritz Walter, Uwe Seeler und Franz Beckenbauer der vierte Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft.

Matthäus ist seit 2001 Träger des Bayerischen Verdienstordens.

Rekorde

  • Seit dem 17. November 1993 ist er Rekordnationalspieler des DFB, an diesem Tag übertraf er mit seinem 104. Länderspiel (Deutschland – Brasilien 2:1) die von Franz Beckenbauer am 23. Februar 1977 vorgelegte Marke. Am 23. Februar 2000 überbot er mit seinem 144. Spiel den europäischen Rekord von Thomas Ravelli und war bis zum 22. August 2007 mit 150 Spielen auch europäischer Rekordnationalspieler. Er wurde von Martin Reim (Estland) abgelöst.
  • Bis zum 18. Juni 2005 war er mit 8 Elfmetertoren bester Strafstoßschütze der Nationalmannschaft, wurde dann von Michael Ballack eingeholt und am 25. Juni 2005 von ihm übertroffen.
  • Matthäus nahm an fünf Weltmeisterschaften teil und hält mit der Teilnahme an 25 WM-Spielen den Rekord der meisten WM-Einsätze. Mit 2217 Minuten überbot Paolo Maldini aber seine Spielzeit von 2052 Minuten.
  • Er ist der bisher älteste Spieler, der in der deutschen Nationalmannschaft gespielt hat. Bei seinem letzten Länderspiel war Matthäus 39 Jahre alt. Mit 38 Jahren und 128 Tagen ist er zudem der älteste Torschütze der Nationalmannschaft. Sein letztes Tor erzielte er am 28. Juli 1999 beim Confed-Cup in Mexiko gegen Neuseeland zum 2:0-Endstand.

Elfmeter

DFB-Pokal-Finale 1984

Matthäus hatte bereits vor dem Finale im DFB-Pokal 1984 seinen Wechsel von Mönchengladbach zu den Bayern bekannt gegeben. Pikanterweise fand das Finale zwischen seinem alten und seinem neuen Verein statt. Im entscheidenden Elfmeterschießen verschoss Matthäus seinen Elfmeter für Mönchengladbach und die Bayern gewannen den Pokal.

WM-Finale 1990

Im WM-Finale 1990 gegen Argentinien brach Matthäus die Schuhsohle seines Schuhes auseinander. In der Pause musste er daher ein komplett neues, nicht eingelaufenes Paar Schuhe anziehen. Als es in der 85. Minute beim Stand von 0:0 einen Elfmeter für Deutschland gab, war eigentlich Matthäus als Schütze vorgesehen. Er fühlte sich jedoch nach eigenen Angaben aufgrund des Schuhwechsels unsicher und überließ Andreas Brehme den Ball, der ihn dann sicher verwandelte und Deutschland den Weltmeistertitel einbrachte.[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Matthäus sagt Fehervar ab, kicker.de, abgerufen am 28. Juni 2009
  2. Matthäus heiratet zum vierten Mal Bericht im 20 Minuten
  3. Interview Lothar Matthäus. In: FIFA.com. Abgerufen am 17. Juli 2009.
VorgängerAmtNachfolger

Ruud Gullit
Weltfußballer des Jahres
1990, 1991

Marco van Basten

Marco van Basten
Europas Fußballer des Jahres
1990

Jean-Pierre Papin

Thomas Häßler
Oliver Bierhoff
Deutschlands Fußballer des Jahres
1990
1999

Stefan Kuntz
Oliver Kahn