Borsbergstraße

Straße im Dresdner Stadtteil Striesen
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Die Borsbergstraße ist eine von Ost nach West verlaufene Straße im Dresdner Stadtteil Striesen. Benannt ist die Straße nach dem Borsberg, einem Berg im Dresdner Ortsteil Borsberg.[1]

Borsbergstraße
Wappen
Wappen
Straße in Dresden
Borsbergstraße
Borsbergstraße
Borsbergstraße Nr. 32 (Appartmenthochhaus)
Basisdaten
Ort Dresden
Ortsteil Striesen
Neugestaltet 1955–1958
Hist. Namen Straße J
Anschluss­straßen Striesener Straße,
Schandauer Straße
Querstraßen Fetscherstraße,
Anton-Graff-Straße,
Krenkelstraße,
Tittmannstraße,
Müller-Berset-Straße,
Bertolt-Brecht-Allee,
Spenerstraße
Plätze Fetscherplatz
Bauwerke Herz-Jesu-Kirche
Nutzung
Nutzergruppen Kraftverkehr, ÖPNV, Fußverkehr, Radverkehr

Geschichte

Einst führte von der Residenz zur Pillnitzer Fähre die alter Pillnitzer Chaussee, die „Straße J“ genannt wurde. Später wurde diese Teil der Borsbergstraße und fand ihre Fortsetzung in der Schandauer Straße. Als 1874 in der Johannstadt ein neues Wohnviertel entstand, ließen sich eine Brauerei, Gärtnerein, die Ziegelei Friedrich und eine Chemische Fabrik an der Straße nieder. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden auf der Straße repräsentative Jugendstilbauten errichtet.

Im Jahr 1884 wurde die Straße J ausgebaut und Straßenbahngleise verlegt. Die Straße wurde auf mehr als 22 Meter verbreitert und bepflastert. Im August des Jahres 1903 wurde die inzwischen nach dem Borsberg benannte Straße weiter ausgebaut und mit Grünsteinen zweiter Kategorie bepflastert. Am 22. August des Jahres 1904 wurde die Straße für den Verkehr freigegeben. Die Baukosten beliefen sich damals auf 107.000 Mark. Im Jahr 1905 wurde die katholische Herz-Jesu-Kirche auf der Borsbergstraße 15 geweiht.

Am 13. Februar 1945 wurde die Borsbergstraße bei den Luftangriffen auf Dresden teilweise zerstört. Erhalten blieb ein Straßenabschnitt mit villenartiger Jugendstilbebauung. Der neue Straßenzug westlich davon entstand, als 1955 in der DDR die Entscheidung getroffen wurde, das Bauwesen zu industrialisieren. Wünsche der Ästhetik waren dabei untergeordnet. Trotzdem wurde auf die vorhandene historische Bebauung Rücksicht genommen, so wurden die Baufluchten und die Höhe des Dachfirstes von der bereits vorgegebenen Bebauung übernommen.

Sie ist ein Beleg dafür, dass industrialisiertes Bauen nicht zwingend „Uniformität und Ausdruckslosigkeit“ bedeutet. Sie gilt als Paradebeispiel für den Beginn der künstlerischen Art und Weise des industrialisierten Bauens in der DDR in den 1960er-Jahren.[2] Dennoch wurde die Farbgebung der Baukörper und die Technologie der Bauweise kritisiert.

Bebauung

Die Bebauung der Borsbergstraße begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von den frühen Bauten ist heute nur noch ein teilerhaltenes Einzelgebäude des 1884 erbauten Pferdebahnhofs erhalten. Eine geschlossene Bebauung der Borsbergstraße erfolgte schließlich um 1900, als zahlreiche Jugendstilbauten entstanden. Während die westliche Bebauung villenartigen Charakter besaß, wurden die Gebäude ab der heutigen Borsbergstraße 19 in mehrgeschossiger geschlossener Bebauung realisiert. Während die Villen der Borsbergstraße 1–14 erhalten blieben, wurde der Großteil der Jugendstilbauten in geschlossener Bauweise zerstört. Heute erinnert hier nur noch der Komplex Borsbergstraße 19–21 an die ursprüngliche Bebauung.[3] Auch die an der Borsbergstraße 15 befindliche, katholische Herz-Jesus-Kirche aus dem Jahre 1905, überstand die Bombardierung Dresdens ohne große Schäden.

Bei der Bebauung der Borsbergstraße 16–32 und 23–33 in den Jahren 1955 bis 1958 wurde „erstmals in Dresden eine Großblockbauweise unter Verwendung von Ziegelschutt mit typisierten Elementen angewandt“.[4] Sowohl die Villen, als auch die Wiederbebauung in den 1950er-Jahren steht unter Denkmalschutz. Die trifft nicht auf neue Bauten auf der Borsbergstraße 34 bis 48 zu, unter denen sich zum Beispiel ein Supermarkt befindet.

  • Nr. 7: Das Mietshaus wurde 1901 für den Baumeister Hermann Otto Schurig errichtet. Ein im Hausflur befindliches Deckengemälde im Jugendstil zeigt eine sitzende Frau mit Pfau und Mädchen.[7]
  • Nr. 11: Das Mietshaus wurde um 1901 für den Bildhauer Ernst Becher erbaut, wobei die für ihre Tierdarstellungen berühmte Malerin und Bildhauerin Etha Richter dort bis zu ihrem Tod im Jahre 1977 wohnte.[8]
  • Nr. 14: In dem Haus praktizierte der jüdische Arzt Dr. Willy Katz.[9]
  • Nr. 21: Das Gebäude wurde um 1899 als viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus erbaut. Ein mittig angelegter Risalit zeigt im zweiten und dritten Obergeschoss eine Kolossalordnung die beide Geschosse mit einer durchgehenden Säulenordnung zusammenfasst.[12]
 
Appartementhochhaus Borsbergstr. 32 mit Ochsenaugen.
 
Appartmenthochhaus Striesener Ecke Marschner Straße, Johannstadt
 
Appartmenthochhaus Striesener Ecke Marschner Straße, Johannstadt
 
Lagergebäude des VEB Maschinenbau an der Spenerstr. 35 mit Ochsenaugen.
 
Café Borsberg an der Borsbergstr. 31-33 Ecke Tittmannstraße
  • Nr. 23-33/16-32: Die Gebäude wurden von 1955 bis 1958 nach Entwürden von Herbert Schneider, Wolfgang Hänsch, Gottfried Kintzer und Gerd Dettmar errichtet. Der denkmalgeschützte Komplex gilt als Beispiel für die Loslösung vom Stil der „Nationalen Tradition“ und den Übergang zu einer modernen Bauweise in der DDR.[1]

Nebenstraßen

Striesener Straße

Die Anschlusstraße der Borsbergstraße ist die Striesener Straße, an der an der Ecke Marschner Straße das Appartmenthaus der Borsbergstraße seine Wiederholung findet. Während die Fassade in Gelb und Taubenblau gehalten ist, wurden die Giebel in Rot gestaltet.

Spenerstraße

Ein anderes Beispiel für die Loslösung vom Stil der „Nationalen Tradition“ und den Übergang zu einer modernen Bauweise in der DDR [1] befindet sich an einer nach dem Theologen Philipp Jacob Spener benannten Nebenstraße der Borsbergerstraße. [13] Das achtgeschossige „Lagergebäude des VEB Maschinenbauhandel“ (auch Versorgungskontor für Maschinenbauerzeugnisse VKM Dresden) an der Spenerstraße 35[14]wurde als monolithischer Stahlbetonskelettbau mit Giebel- und Brandscheiben 1962 /1963 nach den Entwürfen von Lothar Schendel und Herbert Schwenke in Ost-West-Richtung gebaut. Es zeichnet sich durch Gestaltungselemente wie Ochsenaugen an den risalitartig hervortretenden Treppenhaustürmen sowie Stahlfensterbänder mit profilierter Betonbrüstung aus.

Tittmannstraße

An der 1893 nach dem Superintendenten der Dresdner Kreuzkirche Karl Christian Tittmann (1744-1820) benannten Straße gibt es eine platzartige Erweiterung der Fußgängerzone, wo sich auch das ehemalige Café Borsberg befindet. Das am 1. September 1959 eröffnete Café war für seine technischen Neuheiten bekannten, so für das Absenken der großflächigen Fensterscheiben im Boden, wodurch Veranda und Café eine räumliche Einheit bildeten. So wurde die Bauart wegen ihres „technizistischen Charakters“ mit „kapitalistischer Architektur“ verglichen.[2]Weitere bekannte Häuser an der Tittmannstraße sind das Wohnhaus des Dresdner Kunstwissenschaftlers Fritz Löffler an der Tittmannstr. Nr. 8, das 1945 zerstört wurde und das ehemalige Schwesternhaus an der Nr. 18-20.

Verkehr

 
Die Linie 19 verkehrte bis 1969 auf der Borsbergstraße, hier ein Foto aus dem Jahr 1959

Die Borsbergstraße wurde zuerst ab 1873 von Pferdeomnibussen befahren. Die Gemeinde entschloss sich rund zehn Jahre später, die Verlängerung der 10. Pferdebahnlinie zur Borsbergstraße hin zu beantragen. Die Verlängerung der damals bis zum Fetscherplatz gehenden Linie bis zur heutigen Geisingstraße wurde beschlossen und die Gleise für die Bahn verlegt. Am Mai 1884 wurde die verlängerte 10. Linie der Pferdebahngesellschaft eingeweiht.

Im Jahr 1897 fuhr die erste elektrische Straßenbahn auf der Borsbergstraße und ab 1899 ausschließlich elektrische Bahnen. Nach der Gründung der Dresdner Straßenbahn AG erhielten die einzelnen Bahnen Nummern; auf der Borsbergstraße fuhren nun die Straßenbahnen 19 und 23, letztere ab 1909 wie noch heute die Linie 10 mit Verbindung zum Hauptbahnhof.

Im Jahr 1927 fuhr erstmals ein Bus auf der Borsbergstraße, was jedoch 1930 zunächst eingestellt wurde. In den 1940er-Jahren durchfuhren drei Bahnlinien und eine Buslinie die Borsbergstraße. In Folge der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 kam der Bahnverkehr bis zum Kriegsende im Mai 1945 völlig zum Erliegen. Im Juni 1945 fuhr die Linie 19 über die Borsbergstraße, die jedoch bereits am Fetscherplatz endete. Später folgten die Linien 17 und 10. Die Linienreform im Jahr 1969 veränderten die Befahrung der Borsbergstraße. Sie wurde nun von der Linie 10 und 2 befahren und nach einer weiteren Reform bis heute von der Linie 10 und 4 befahren. Seit den 1990er-Jahren befährt zudem die Buslinie 83 einen kurzen Abschnitt der Borsbergstraße.

Literatur

  • Holger Gantz: 100 Bauwerke in Dresden: Ein Wegweiser zu Bauwerken von historischem und baukünstlerischem Rang. Schnell und Steiner, Regensburg 1997, ISBN 3-7954-1111-4.
  • Volker Helas und Gudrun Peltz: Jugendstilarchitektur in Dresden. KNOP Verlag, Dresden 1999, ISBN 3-934363-00-8.
  • Gilbert Lupfer, Berhard Sterra und Martin Wörner (Hrsg.): Architekturführer Dresden. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-496-01179-3.
  • Walter May, Werner Pampel und Hans Konrad: Architekturführer DDR, Bezirk Dresden. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1979.
  • Beate Lüsch: Wohnkomplex Borsbergstraße. In: Heidrun Laudel, Ronald Franke (Hrsg.): Bauen in Dresden im 19. und 20. Jahrhundert. Ronald Franke-Eigenverlag, Dresden 1991, S. 131–137.

Einzelnachweise

  1. a b c http://www.ostmodern.org/code/Objekte/ensembles/borsbergstrasse/FS_borsbergstrasse.htm
  2. a b Lüsch: Wohnkomplex Borsbergstraße, S. 131–137.
  3. Helas/Peltz, S.183f
  4. Lupfer et al., Nr. 238.
  5. Helas/Peltz, S. 183 (Borsbergstraße 1), Bildnr. 118
  6. Helas/Peltz, S. 183 (Borsbergstraße 2/4)
  7. Helas/Peltz, S. 183 (Borsbergstraße 7), Bildnr. 115, 117
  8. Helas/Peltz, S. 183f (Borsbergstraße 11)
  9. http://www.borsbergstrasse.de/katz.htm
  10. Helas/Peltz, S. 184 (Borsbergstraße 19) Bildnr. 120
  11. Helas/Peltz, S. 184 (Borsbergstraße 19b), Bildnr. 120
  12. Helas/Peltz, S. 184 (Borsbergstraße 21), Bildnr. 119, 120
  13. http://www.dresdner-stadtteile.de/Ost/Striesen/Strassen_Striesen/strassen_striesen.html
  14. May et al., Nr. 99 (Lagergebäude des VEB Maschinenbauhandel.) und Bild 1 u. Bild 2

Koordinaten: 51° 2′ 43″ N, 13° 46′ 32″ O