Hans Kelsen

österreichisch-US-amerikanischer Rechtswissenschaftler
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Hans Kelsen (* 11. Oktober 1881 in Prag; † 19. April 1973 in Berkeley, USA) gilt als einer der bedeutendsten Juristen des 20. Jahrhunderts. Er erbrachte insbesondere im Staatsrecht, Völkerrecht sowie als Rechtstheoretiker herausragende Beiträge. Er zählte gemeinsam mit Georg Jellinek und dem Ungar Felix Somlo zur Gruppe der österreichischen Rechtspositivisten.

Hans Kelsen, der einer jüdischen Familie entstammte, studierte in Wien Rechtswissenschaften und habilitierte sich 1911 in Staatsrecht und Rechtsphilosophie. Er war zunächst Professor in Wien (ab 1917) und Köln (ab 1930) und später, zunächst in Genf (ab 1933) und im folgenden nach seiner Emigration in die USA (1940), in Berkeley.

Kelsen stand politisch der Sozialdemokratie nahe und vertrat nach außen ein interessenpluralistisches Bild der Demokratie.

Kelsen war der Begründer der Reinen Rechtslehre, mit der er den Rechtspositivismus auf eine neue theoretische Grundlage stellte, und gilt als Mitverfasser der österreichischen Bundesverfassung von 1920.

Einer seiner Hauptgegner war Carl Schmitt.


Rechtspositivismus

Hans Kelsen vertrat eine rein formalistische Sicht. Für ihn kam es für die Geltung eines Gesetzes nicht auf den Inhalt, sondern nur auf die Form an ("Auch das ungerechteste Gesetz ist für uns verbindlich, solange es nur in der richtigen Form vobereitet und beschlossen wurde"). Gegner dieser formalistischen Sichtweise wird etwas später unter anderem Radbruch (1950) sein. Während Georg Jellinek seine Thesen aber angesichts der Eindrücke des Nazi-Regimes abschwächt und bei seinen Begründungen auch auf das Naturrecht mit seinen allgemeingültigen Regeln zurückgreift, hält Kelsen an der Reinheit fest.

Während dies auf den ersten Blick unverständlich erscheint, muß man bedenken, daß erst diese klare dogmatische Trennung es ermöglichte, daß Recht und Moral in der Lehre komplett getrennt werden und sich die Rechtswissenschaft als eigene Disziplin ethablieren konnte.

Das Problem der Kontroverse zwischen Form und Inhalt der Gesetze ist in Deutschland durch die Mauerschützenprozesse (Befehlsnotstand) wieder in das Bewusstsein der Menschen gerückt.

Zitate

Demokratie ist die jenige Staatsform, die sich am wenigsten gegen ihre Gegner wehrt. Es scheint ihr tragisches Schicksal zu sein, daß sie auch ihren ärgsten Feind an ihrer eigenen Brust nähren muß.

Hauptwerke

  • Reine Rechtslehre (1934; 2.Aufl. 1960)
  • Allgemeine Theorie der Normen
  • Österreichisches Staatsrecht
  • Vom Wesen und Wert der Demokratie (1920; 2.Aufl. 1929)
  • Allgemeine Staatslehre
  • Principles of International Law
  • Was ist Gerechtigkeit?
  • Der soziologische und der juristische Staatsbegriff (1928)
  • Hauptprobleme der Staatslehre, Wien 1993

Siehe auch

Wiener Schule (Rechtswissenschaft).