Bogen (Waffe)

Distanzwaffensystem, das aus einer elastischen Abschussvorrichtung und langschaftigen Projektilen (meist Pfeilen) besteht; Verwendung als Sportgerät oder Waffe
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Februar 2004 um 12:25 Uhr durch Dylac (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Bogen ist ein alte Jagd- und Kriegswaffe. Seit ungefähr 12.000 Jahren nutzen Menschen Pfeil und Bogen für die Jagd und auch für kriegerische Auseinandersetzungen. Als älteste Bogendarstellung gilt eine Kalksteinplatte aus der Grotte des Fadets, Dept. Vienne, Frankreich aus dem späten Magdalenien. Heute gilt der Bogen meist als Jagd- und Sportgerät und zählt zu den vom deutschen Waffengesetz ausgenommenen Waffen (WaffG, Anlage 2, Abschn. 3.2.2). Im Gegensatz dazu ist die Armbrust einer Schusswaffe gleichgestellt. Die Bogenjagd ist in der Bundesrepublik Deutschland verboten.

Bis zum heutigen Tage werden Bögen benutzt und ständig weiter entwickelt. Moderne Compound- und Recurve-Bögen sind High-Tech-Geräte.

Bogenarten

Die Bögen lassen sich in folgende Grundkategorien einteilen.

Langbogen

Langbogenschütze
Henry Bodnik, Sieger in der Klasse Langbogen beim XXH Turnier 2003, Baden-Baden

Der Langbogen (engl. Longbow) ist der ursprünglichste Bogen. In seiner primitivsten Form besteht er aus einem biegsamen Holz und einer Sehne. Ein wirklicher Langbogen ist etwa so lang wie sein Schütze groß ist. Gespannt gleicht seine Form dem Buchstaben D. Die ältesten Bogenfunde stammen aus dem Mesolithikum, zu, Beispiel aus Holmegaard, Dänemark. Sie waren aus Ulmen, später vor allem aus Eibenholz gefertigt. Dieser Bogentyp war bis in die Bronzezeit geläufig.

Im Mittelalter waren vor allem Waliser und Engländer gefürchtete Bogenschützen. Mehrere Schlachten im Hundertjährigen Krieg gewannen die Engländer aufgrund ihrer überlegenen Bogenstreitmacht.

Im Gegensatz zur Jagd wurde mit den damaligen Kriegsbögen nicht gezielt, sondern auf die Salvenwirkung gesetzt. Ein durchschnittlicher englischer Bogenschütze sollte idealerweise acht Pfeile gleichzeitig in der Luft halten. Dass heißt, wenn der achte Pfeil geschossen wurde, war der erste noch nicht im Ziel. Kriegsbögen hatten ein hohes Zuggewicht, typischerweise mehr als 100 lbs. Das entspricht knapp 50 Kilopond. In den alten Chroniken wird geschrieben, dass die Pfeile dicht wie Schnee auf den Gegner nieder gingen.

Aus dem 11. Jahrhundert wird von walisischen Bogenschützen überliefert, deren Pfeile vier Zoll dicke Eichentore durchschlugen. Das wären mehr als 10 cm. Im mittelalterlichen England wurden Gesetze erlassen, welche die männliche Bevölkerung dazu verpflichteten, sich im Umgang mit dem Langbogen zu üben. Zudem mussten englische Väter ihre Söhne mit einem Langbogen ausrüsten, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht hatten.

Langbögen gibt es als Holzbogen aus einem Stück, aus mehreren Holzarten oder auch mit auf- oder eingelegten Kunststoffmaterialien.


Weiter wird heute zwischen Langbögen englischer und amerikanischer Bauart unterschieden, die englischen haben über die gesamte Länge D-förmigen Querschnitt meist mit einer Lederwicklung als Griff; die amerikanischen besitzen flache Wurfarme und einen auf die Hand geformten Griff (siehe Bild). Letztere werden auch Flachbögen genannt.


Recurve

Jagdrecurve nach dem Schuss

Dieser Bogentyp stammt vermutlich aus Asien. Im ägyptischen Theben wurden Exemplare diesen Typs gefunden, die wahrscheinlich assyrischer Herkunft waren und vermutlich aus einer Zeit von 1200 Jahren vor der Zeitenwende stammen.

Im Unterschied zum Langbogen sind beim Recurvebogen die Enden der Wurfarme so stark nach vorn gebogen, dass die Sehne anliegt. Dadurch erhält der Bogen einen höheren Wirkungsgrad. Die anliegenden Sehnen dämpfen den Handschock nach dem Schuss.

Der Recurve ist heute der typische Bogen beim olympischen Bogenschießen.


Als Kriegswaffe führte der Reflexbogen die Hunnen um 600 zu ihren Erfolgen in Europa. Ihre aus Holz, Knochen und Sehnen hergestellten Kompositbögen lösten sich im feuchten Klima West- und Mitteleuropas jedoch auf und trugen so dazu bei, sie zu stoppen.


Compound

Der Compoundbogen (engl. compound bow) wurde 1969 in den USA erfunden. Er macht sich das Flaschenzugprinzip zunutze. Dabei wird die Sehne über ein oder zwei Umlenkrollen an den Enden der Wurfarme geführt. Durch diese besondere Konstruktion nimmt die für den Auszug der Sehne notwendige Kraft erst zu und dann wieder ab. Bei vollem Auszug muss der Schütze nur 20 bis 60 % des Zuggewichts aufwenden.

Die Pfeilgeschwindigkeit bei Compoundbögen kann mehr als 340 fps (feet per second) betragen, das entspricht etwa 103 m/sec oder 370 km/h!!

Der Compoundschütze zieht die Sehne oftmals nicht mit den Fingern, sondern verwendet eine mechanische Ablasshilfe, ein so genanntes Release.

Reiterbogen

Ein Reiterbogen ist ein meist als Recurve ausgeführter kurzer Bogen, der vom Pferderücken aus geschossen werden kann.

Kyudo-Bogen

Der japanische Kyudo-Bogen ist asymmetrisch. Im Unterschied zu allen anderen Bogen wird hier der Pfeil zum Schuss auf der dem Schützen abgewandten Seite des Bogens geführt.


Literatur

  • U. Stodiek/H. Paulsen, "Mit dem Pfeil, dem Bogen..." Techniken der steinzeitlichen Jagd (Oldenburg 1996).