Ruhrgebiet
Das Ruhrgebiet (umgangssprachlich auch: Ruhrpott oder Kohlenpott) ist ein Ballungsgebiet und besteht aus einer Reihe von im Laufe der Entwicklung zusammengewachsenen (und im nördlichen Bereich teilweise erst während der Industrialisierung entstandenen) Industriestädten. Es wird begrenzt durch die Flüsse Ruhr im Süden, Rhein im Westen und Lippe im Norden. Im Südosten grenzt es an das Sauerland im Südwesten an das Bergische Land, im Westen an die Region Niederrhein und im Norden an das Münsterland.
Im Ruhrgebiet wird ein eigener, scherzhaft auch Ruhrpott-Deutsch oder Ruhrplatt genannter Dialekt gesprochen, das sog. Ruhrdeutsch oder Deutsch des Ruhrgebietes. Es handelt sich im wesentlichen um eine Variante des Hochdeutschen mit niederdeutschen Einflüssen, wie sie um 1900 zunächst in den norddeutschen Städten entstanden ist. Damals hat man langsam auch in der gesprochenen Sprache das Plattdeutsche verlassen. Dazu kommen einige wenige, heute eher historische Lehnwörter aus dem Polnischen (z.B. Mottek für den (Bergmanns-)Hammer).
Im Allgemeinen bezeichnet man heute das Gebiets des Kommunalverbands Ruhrgebiet als Ruhrgebiet im weiteren Sinne. Zu diesem Verband gehören die kreisfreien Städte Duisburg, Oberhausen, Bottrop, Mülheim an der Ruhr, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Herne, Dortmund, Hagen und Hamm sowie die Kreise Wesel, Recklinghausen, Unna und der Ennepe-Ruhr-Kreis. Das Verbandsgebiet verteilt sich über die Regierungsbezirke Arnsberg, Düsseldorf und Münster, deren Verwaltungsstädte jedoch alle außerhalb des "Ruhrgebiets" liegen. Schon in früheren Zeiten wurden in regelmäßigen Abständen Forderungen nach einem eigenen Regierungsbezirk Ruhrgebiet laut, die sich jedoch nicht realisieren ließen. Weitergehende Ideen haben sogar eine Stadt Ruhrgebiet zum Gegenstand. In dieser Ruhrstadt würden etwa 5 bis 7 Millionen Menschen leben.
Auf einer Karte betrachtet kann man das Ruhrgebiet für eine einzige Metropole halten, da es nicht immer erkennbare Grenzen zwischen den einzelnen Städten gibt. Die Städte der Gegend sind zu einem großen Komplex zusammengewachsen, der eine (z. T. ehemalige) industrielle Landschaft von einmaliger Größe bildet. Anders als im heutigen Berlin, das ebenfalls durch rasches Zusammenwachsen kleinerer Städte während der Industrialisierung entstand, wurde im Ruhrgebiet aber der Gedanke, die Einzelstädte zu einer einzigen zusammenzufassen immer wieder verworfen. Nicht zuletzt, da das Ruhrgebiet auf der Grenze zwischen Rheinland und Westfalen seit jeher unterschiedlichen Verwaltungsbezirken zugeordnet war und ist.
Die Gegend, die in der Zeit der Industriellen Revolution zum größten industriellen Ballungszentrum Europas wuchs und die wirtschaftliche Bedeutung größtenteils der Kohle verdankte, steckt seit Beginn der Kohlekrise im Jahr 1958 in einer anhaltenden Phase des Strukturwandels, der von großen wirtschaftlichen Anpassungsschwierigkeiten gekennzeichnet ist. Die alten Industriezweige wie Steinkohleförderung und Stahlindustrie spielen heute nur noch eine untergeordnete Rolle, während die neuen Industrien wie Maschinenbau, Elektronik und nichtindustrielle Branchen wie der Dienstleistungssektor noch nicht ausreichend nachgewachsen sind.
Die Internationalen Bauaustellung Emscherpark (IBA), die von 1989 bis 1999 im Ruhrgebiet tätig war, unterstützte den Strukturwandel: In ihrem Rahmen wurden ca. zweieinhalb Milliarden Euro in die Region investiert: Alte Industriegelände wurden umgenutzt bzw. in Industriemuseen umgewandelt. Die "Route Industriekultur", die ähnlich den in Deutschland bekannten "Weinstraßen" oder "Burgenstraßen" nun die wichtigsten industriegeschichtlichen Stätten des Ruhrgebiets ansteuert, dient als Ausgangsbasis für die Vermarktung des Ruhrgebiets als Tourismusregion. Wesentlich zur infrastrukturellen Erschließung des Ruhrgebietes trägt die S-Bahn Rhein-Ruhr bei.