Herchen

Ort in der Gemeinde Windeck
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Herchen ist ein Ort in der Gemeinde Windeck im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen. Bis 10. Juni 1969 bildeten die Kirchspiele Herchen und Leuscheid eine eigene Kommune, die Maire, das Amt bzw. die Gemeinde Herchen. Die Einwohnerzahl beträgt 1.175 (Stand: 31. Dezember 2008).

Herchen um 1900 mit seinen Fachwerkhäusern in Übersehn und den beiden Kirchen

Lage

Herchen liegt an der Sieg zwischen Bergischem Land und Westerwald, eingebettet in bewaldete Höhen.

Geschichte

 
Herchen gehörte auch einmal zum Kreis Siegen

Die frühere Bezeichnung von Herchen ist Herchingen, es geht also zumindest auf fränkische Gründung zurück. Die erste urkundliche Erwähnung findet 1131 zu den Rechten der Kirche Sankt Peter statt. Der auf der anderen Siegseite liegende Ortsteil Übersehn wird 1394 erstmals erwähnt. Dann wird ein vermutlich 1247 gegründetes Zisterzienserinnen-Kloster Herchen erwähnt, welches aber schon 1581 aufgelöst und dem Kloster Merten unterstellt wird. Von den Gebäuden des Klosters ist heute noch eine Bruchsteinwand und der Klosterbrunnen zu sehen. Die 1702 zum Andenken erbaute Kapelle steht noch im Ort.

1398 verpfändete Herzog Wilhelm von Berg an Graf Gerhard von Sayn die Orte Much, Herchen, Dattenfeld und Wahlscheid. Wann Herchen ausgelöst wurde, ist unbekannt.

1477 traf sich Herzog Wilhelm von Jülich-Berg mit Graf Gerhard von Sayn in Herchen, 1500 wurde ein Treffen von ihm mit dem Grafen von Wied in Herchen erwähnt.

1492 ließ Herzog Wilhelm von Jülich-Berg in Herchen vier weiße Tücher kaufen, 1645 wurden in Herchen vier Walkmühlen erwähnt.

Bis 1806 gehörte Herchen zum Amt Windeck, danach zum Kanton Eitorf.

Bereits am 5. Oktober 1932 wurde Adolf Hitler Ehrenbürger der Bürgermeisterei Herchen. Der Antrag war von Robert Ley und der starken NSDAP-Fraktion des Gemeinderates ausgegangen[1].

Bürgermeisteramt Herchen

 
Die evangelische Kirche in Herchen

Zu der früher eigenständigen Gemeinde Herchen gehörten neben dem 1808 eingegliederten Kirchspiel Leuscheid die Stromberger Mark, die Herchener Höhe und die Orte Gerressen, Neuenhof, Engelsbruch, Ohmbach, Röcklingen, Kaltbachmühle, Hoppengarten und Richardshohn. Der ehemalige Hof Ottofeld ist untergegangen.

Einwohnerzahlen der Gemeinde Herchen:

Jahr Einwohner
1808 2.728
1910 3.514
1925 3.756
1933 3.644
1939 4.018
 
Bergischer Löwe in Wappenform

Maire bzw. Bürgermeister der Gemeinde Herchen:

Jahr Bürgermeister
1811 - 15.02.1815 Johann Gerhard Anton Überzezig
1815 - 1819 Johann Peter Schildgen
1819 - 1846 Friedrich Lenz
1846 - 1851 Heinrich Wilhelm Otto
1851 - 1864 Karl Theodor Komp
1864 - 1868 Ludwig Heuser
1868 - 1871 Josef Commer
1871 - 1873 Wilhelm Gansäuer
1873 - 1887 Guido Alberty
1887 - 1893 Herr Lichtenthäler
1893 - 1930 Philipp Dörmer
1930 - 1931 Herr Manner
01.05.1931 - 13.10.1932 Walter Tersteegen
01.06.1933 - 1935 Otto Simon
1935 - 1937 Karl Schmidt
03.01.1938 - 23.09.1938 Herr Esser
23.09.1938 - 1939 Dr. Orth
01.06.1939 - 24.06.1940 Herr Brüning / Karl Schmidt
11.03.1940 - 1944 Karl Schmidt
1944 - 1946 Oberlandesgerichtspräsident Kuttenkeuler
06.02.1946 - 30.09.1946 Armin Vogel
01.10.1946 - Mai 1947 Albrecht Land
Mai 1947 - 30.04.1960 Gemeindedirektor Josef Dahmen

Das Wappen der Gemeinde Herchen zeigte den aufrechten, doppelschwänzigen bergischen Löwen.

Erholungsort

 
Das Erholungsheim Dr. Loewe wird heute als Restaurant Löwenburg betrieben.

Bereits früher war Herchen eine beliebte Sommerfrische. Belegt sind Aufenthalte des Musikers Engelbert Humperdinck, des Schriftstellers Josef Winckler, der hier den Tollen Bomberg geschrieben hat und die Gruppe des Düsseldorfer Malkastens unter Prof. Peter Innsen. Hierzu gehörten die Maler Albert B. Lüdecke, die Brüder Oswald und Andreas Achenbach, Otto Deiker und Prof. Otto Grunst, aber auch Musiker und Dichter wie Edmund Henoumont.

Diese veranstalteten hier seit Mitte der 1880er Jahre bis zuletzt 1900 jeden 2. September sogenannte Sedan-Spiele. Diese Theaterstücke mit bengalischem Feuer und auf der Sieg schwimmenden Bühnenbildern wurden bald so gerühmt, dass die Eisenbahn am Spieltag Sonderzüge einsetzte.

Später wurden in Herchen einige Gebäude für den Kuraufenthalt errichtet, denen aber kein großer Erfolg beschieden war. So zum Beispiel der Herchener Hof und die Löwenburg.

Seit 1986 ist Herchen staatlich anerkannter Erholungsort.

 
Der Aufgang zur katholischen Kirche St. Peter (Zeichnung)

Auszeichnungen

Im Landeswettbewerb Unser Dorf soll schöner werden errang Herchen 1983 Bronze, 1985 Silber und 1990 als schönstes Dorf im Rhein-Sieg-Kreis Bronze. 2006 erhielt die besondere Initiative der Frauen für die Entwicklung des Dorfes einen Sonderpreis in dem Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft; Herchen wurde Silberdorf.

Verkehrsanbindung

Herchen ist über die Landesstraße 333 und die Landesstraße 312 erreichbar. Außerdem gibt es in dem außerhalb gelegenen Ortsteil Herchen-Bahnhof Anbindung an die Siegstrecke. Hier verkehren stündlich die Züge S12 (von Au nach Düren) und der Regional-Express 9 (von Aachen nach Siegen oder Gießen).

Schulen

In Herchen gibt es neben einer Grundschule eine der wenigen Privatschulen Deutschlands, das Bodelschwingh-Internat, welche im Besitz der evangelischen Kirche ist, sie wird im Ort immer noch Päda genannt. Im Nebenort Herchen-Bahnhof besteht seit 1966 eine Realschule, die bereits 1963 provisorisch in Herchen unterhalten wurde.

Außerdem befinden sich zwei Kindergärten in Herchen.

Sehenswürdigkeiten

 
Der Thingplatz auf einem Bergsporn über dem Dorf

Neben der alten katholischen Kirche St. Peter ist der Thingplatz mit den unterhalb stehenden Kölner Kanonen geschichtsträchtig. Die evangelische Kirche wurde 1879 bzw. 1885 (Turm) erbaut. Im Haus des Gastes finden Ausstellungen und Vorstellungen statt, der dahinterliegende Skulpturenpark geht in die Anlage der Löwenburg über, wo Minigolf und Tretbootverleih angeboten werden. Das Hindenburgdenkmal bietet einen schönen Ausblick über das Siegtal. Außerhalb gelegen ist der mit einer Sage belegte Heilbrunnen.

Vereine

  • Bürger- und Verschönerungsverein Herchen
  • TuS Herchen 1922 e.V.
  • Freiwillige Feuerwehr Windeck, Löschgruppe Herchen
  • Wanderverein Herchen
  • Quartettverein Herchen
  • Reitverein Herchen
  • Karnevalsverein Rot-Weiss Herchen
  • kirchliche Vereine (evangelischer Posaunen- und Kirchenchor, katholischer Kirchenchor, Gospelchor sowie Verein für kirchliche Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen)

Veranstaltungen

 
Ein Karussell der kleinen Herchener Dorfkirmes

In Herchen gibt es einen Karnevalsumzug (immer am Karnevalssonntag) und eine kleine Kirmes im August. Außerdem findet jährlich am Muttertag ein Kurkonzert sowie am letzten Sonntag vor den Sommerferien ein Kinderfest im Kurpark statt. Während des autofreien Siegtals (Sperrung der Siegtalstraße an einem Tag im Jahr für Autos) gibt es auch in Herchen zahlreiche Stände zur Verpflegung.

Sport

Der Ort besitzt einen Haupt-Sportplatz auf der Siegseite des Bergischen Landes und einen neueren Trainingsplatz in Übersehn, beides sind Rasenplätze. Genutzt werden sie vom Turn- und Sportverein Herchen 1922 e.V. Die erste Herren-Fußballmannschaft des Ortes spielt in der Saison 2009/2010 in der Kreisklasse C/Staffel 7/Sieg/Mittelrhein. Weitere Sportarten sind Volleyball, Schwimmen (Halle des Bodelschwingh-Gymnasiums), Seniorensport, Tennis und Damengymnastik.

In der Sporthalle des Bodelschwingh-Gymnasiums trägt außerdem der Volleyball-Zweitligist 1. FC Windeck seine Heimspiele aus.

Nahe der Sieg neben der "Löwenburg" befinden sich eine Miniaturgolfanlage sowie ein Billardtisch. Zudem ist es bei entsprechender Witterung möglich, sich Tretboote auszuleihen.



Bildergalerie Herchens

Literatur

  • Gabriel Busch: Merten (Sieg), Verlag Reckinger & Co., Siegburg 1978
  • Wolf-Rüdiger Weisbach: Vom Blitzauto zur Klümpches-Tante, Verlag Kunst im Keller 1997

Einzelnachweis

  1. Karl Schröder: Aufstieg und Fall des Roberrt Ley, Bürgerverein Ruppichteroth, Verlag Franz Schmitt, Siegburg 2008, ISBN 978-3-87710-342-5, S. 79


Koordinaten: 50° 47′ N, 7° 31′ O