Koordinatentransformation

Bewegung einer Punktmenge im ruhenden Raum
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Bei einer Koordinatentransformation werden Koordinaten von einem Koordinatensystem in ein anderes übertragen. Formal gesehen ist dies der Übergang von den ursprünglichen Koordinaten zu den neuen Koordinaten .

Typische Transformationsvorgänge sind: Verschiebung (Translation), Drehung (Rotation) und Veränderung des Maßstabs (Skalierung).

Die können beliebige Funktionen aller sein. In der Regel verwendet man spezielle Transformationen, bei denen diese Funktionen gewissen Einschränkungen, z. B. Differenzierbarkeit oder Linearität, unterliegen.

Koordinatentransformationen können angewendet werden, wenn sich ein Problem in einem anderen Koordinatensystem leichter lösen lässt, z. B. bei der Transformation von kartesischen Koordinaten in Kugelkoordinaten oder umgekehrt.

Lineare Transformationen

Bei linearen Transformationen sind die neuen Koordinaten lineare Funktionen der ursprünglichen, also

 
 
usw.

bzw.

 

Der Ursprung des neuen Koordinatensystems stimmt dabei mit dem des alten überein.

Verschiebung (Translation)

 
Verschiebung

Eine Translation kann entweder als Verschiebung des Koordinatenursprungs oder (leichter vorstellbar) als Verschiebung der abgebildeten Objekte gedeutet werden.

Im 2D-Raum erfordert eine Translation zwei Parameter: Verschiebung in x-Richtung (tx) und in y-Richtung (ty).
Analog dazu gibt es in 3D drei Parameter: zusätzliche Verschiebung in z-Richtung (tz).

Beispiel

Wir betrachten zwei Koordinatensysteme S und S'. S ist gegenüber S' um den Vektor   verschoben.

Ein Punkt P, der im Koordinatensystem S die Koordinaten   hat, besitzt dann im Koordinatensystem S' die Koordinaten  .

Drehung (Rotation)

 
Drehung gegen den Uhrzeigersinn

Bei einer Rotation wird das Koordinatensystem gedreht.

In zwei Dimensionen gibt es nur einen Rotationswinkel als Parameter. Im 3D-Raum kann man um alle drei Koordinatenachsen drehen. Dargestellt wird eine Drehung durch eine Drehmatrix.

Beispiel

Wir betrachten zwei (hier: dreidimensionale) kartesische Koordinatensysteme S und S' mit einer gemeinsamen z-Achse und gemeinsamen Ursprung. S' sei gegenüber S um den Winkel   um die z-Achse gedreht. Ein Punkt P, der im Koordinatensystem S die Koordinaten   hat, besitzt dann im Koordinatensystem S' die Koordinaten:

  •  ,
  •  ,
  •  

Somit ergibt sich mit der Drehmatrix für eine Rotation des Koordinatensystems im Uhrzeigersinn (und damit des Punktes gegen den Uhrzeigersinn)  .

Skalierung

 
Skalierung

Bei der Skalierung werden die „Einheiten“ der Achsen geändert. Das heißt, die Zahlenwerte der Koordinaten   werden mit konstanten Faktoren   multipliziert („skaliert“)

 

Die Parameter dieser Transformation sind die   Zahlen  . Ein Spezialfall ist die „Maßstabsänderung“, bei der alle Faktoren den gleichen Wert haben

 

Die Skalierung ist ein Spezialfall der linearen Transformation, bei der alle Koordinatenwerte mit dem gleichen Faktor   multipliziert werden. Die Matrix   ist in diesem Fall   mal die Einheitsmatrix.

Scherung

 
Scherung

Bei der Scherung verändert sich der Winkel zwischen den Koordinatenachsen.

Im 2D-Raum gibt es daher einen Parameter und im 3D-Raum drei Parameter.

Affine Transformationen

Affine Transformationen bestehen aus einer oder mehreren einfachen Transformationen.

Sind beide beteiligten Koordinatensysteme linear, (d.h. im Prinzip durch einen Koordinatenursprung und gleichmäßig unterteilte Koordinatenachsen gegeben), so liegt eine affine Transformation vor. Hierbei sind die neuen Koordinaten affine Funktionen der ursprünglichen, also

 
 
usw.

Dies kann man kompakt als Matrixmultiplikation des alten Koordinatenvektors   mit der Matrix  , die die Koeffizienten   enthält, und Addition eines Vektors  , der die   enthält, darstellen

 

Die Translation ist ein Spezialfall einer affinen Transformation, bei der A die Einheitsmatrix ist.

Beispiele

Kartesische Koordinaten und Polarkoordinaten

Hauptartikel: Polarkoordinaten

Ein Punkt in der Ebene wird im kartesischen Koordinatensystem durch seine Koordinaten (x,y) und im Polarkoordinatensystem durch den Abstand   vom Ursprung und dem (positivem) Winkel   zur x-Achse bestimmt.

Dabei gilt für die Umrechnung von Polarkoordinaten in kartesische Koordinaten:

  •  
  •  

Für die Umrechnung von kartesischen Koordinaten in Polarkoordinaten gilt:

  •  
  •  
 

Weitere Anwendungen

In der Physik sind die Galilei-Transformation und die Lorentz-Transformation wichtig.

In den Geowissenschaften - insbesondere der Geodäsie und Kartografie gibt es noch weitere Transformationen, die formal Koordinatentransformationen darstellen.

Im Bereich Robotik gilt die Denavit-Hartenberg-Transformation als das Standardverfahren.

Literatur