Materialwissenschaft und Werkstofftechnik

interdisziplinäres Fachgebiet, das sich mit der Erforschung und Entwicklung von Materialien und Werkstoffen befasst
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Unter Materialwissenschaft versteht man eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sich auf die Disziplinen Chemie, Physik, Ingenieurwesen, Mineralogie, Kristallographie und Petrologie stützt und sich mit der Erforschung, das heißt Entwurf, Herstellung, Charakterisierung und Verarbeitung von Materialien beschäftigt.

Abgrenzung der Werkstoffwissenschaft zur Materialwissenschaft

Der Begriff „Werkstoffwissenschaft“ (auch „Werkstoffkunde“) betont die anwendungsorientierten Aspekte von Materialien und ist Teil der Materialwissenschaften. Die Werkstoffkunde im engeren Sinn ist eine Ingenieurwissenschaft. Sie befasst sich mit Werkstoffen, die in Maschinen, Anlagen und Apparaten verwendet werden. Die früher vorwiegend empirisch gewonnenen Erkenntnisse der Werkstoffkunde ermöglichen die Entwicklungen von Werkstoffen entsprechend den von der Industrie geforderten chemischen und physikalischen Eigenschaften, zum Beispiel Zugfestigkeit, Korrosionsbeständigkeit, Härte oder Duktilität bzw. Sprödigkeit von Stählen, anderen Metallen, ihren Legierungen, Keramiken und Polymeren sowie Verbundwerkstoffen.

Ein wesentlicher Teilbereich der Werkstoffkunde ist die Werkstoffprüfung. Für die praktische Durchführung von Werkstoffprüfungen werden Werkstoffprüfer ausgebildet. Dies geschieht in einer staatlich anerkannten Ausbildung mit einer regulären Ausbildungsdauer von 3 1/2 Jahren.

Geschichtliche Entwicklung

Der Übergang von natürlichen Werkstoffen wie Knochen, Stein, Ton, Holz, Rinde, Elfenbein, Hanf oder Leder zu gezielt gewonnenen Werkstoffen erfolgte zum Ende der Jungsteinzeit mit dem Beginn der Kupferzeit um 4300 v. Chr., in der Kupfer, Gold und Silber, später auch Blei und Zinn gewonnen und bearbeitet wurden. Im Anschluss daran erfolgte der Übergang in die Bronzezeit ca. 2000 v. Chr., die von der Eisenzeit abgelöst wurde. Werkstofftechnisch gesehen wurde diese erst 1886 mit dem Hall-Héroult-Prozess beendet, der die großtechnische Herstellung von Aluminium möglich machte. Lange Zeit beschränkte sich das Interesse der Materialwissenschaften fast ausschließlich auf die metallischen Werkstoffe. Seit der Wiederentdeckung des Beton in den 1850 er Jahren ist, ebenso wie beispielsweise die ab 1930 in Massenfertigung produzierten ersten Polymerwerkstoffe (Kunststoffe) die Erforschung der Eigenschaften dieser Werkstoffe ein wesentliches Element der Materialwissenschaften.

Ein wesentliches Ziel der Materialwissenschaft ist die Aufklärung der Beziehungen zwischen der Struktur (Kristallstruktur und Gefüge) und den Eigenschaften der Werkstoffe herzustellen. Darauf aufbauend werden durch gezielte Strukturveränderungen gewünschte Eigenschaftsprofile eingestellt.

Forschungsthemen in der Materialwissenschaft

  • Klassifikation von Materialien
  • Synthese und Herstellung von Materialien
  • physikalische, chemische und biologische Eigenschaften von Materialien
  • Entwicklung neuer Materialien sowie deren Anwendungen

Fachgebiete

Wichtige Personen

Forschungseinrichtungen

Namhafte Forschungsinstitute, die sich mit Materialwissenschaft beschäftigen:

In Deutschland
In der Schweiz

Siehe auch

Literatur

  • Werner Schatt, Hartmut Worch: Werkstoffwissenschaft. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2003, ISBN 978-3-527-30535-3.
  • Erhard Hornbogen, Gunther Eggeler, Ewald Werner: Werkstoffe Aufbau und Eigenschaften von Keramik-, Metall-, Polymer- und Verbundwerkstoffen. Springer-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-71857-4.
  • Wolfgang Bergmann: Werkstofftechnik 1 Grundlagen. Hanser Fachbuchverlag, München 2008, ISBN 3-446-41338-3.
  • Olaf Jacobs: Werkstoffkunde. Vogel Buchverlag, Würzburg 2005, ISBN 978-3-83433152-6.
  • Markus J. Buehler, Huajan Gao: Computersimulationen in der Materialforschung. Naturwissenschaftliche Rundschau 57(11), S. 593 - 601 (2004), ISSN 0028-1050.
  • James F. Shackelford: Werkstofftechnologie für Ingenieure, Grundlagen - Prozesse - Anwendungen. Pearson Studium, München 2007, ISBN 978-3-82737303-8.